1.2562 als Filetiermesser

Laketrout

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Das Ganze ist ein Experiment.
Was denkt ihr, ist der Stahl geeignet für ein Filetiermesser ? Muss ich mit einem Klingenbruch rechnen ?

Als Fischer brauche ich natürlich ab und zu ein Filetiermesser. Da wollte ich schon lange mal ein eigenes machen.
Den 1.2562 habe ich gewählt in der Hoffnung, dass das Messer lange scharf bleibt. Ein Filetiermesser muss natürlich auch biegsam sein.

Ich habe mit der Wärmebehandlung versucht den 1.2562 so hin zu bekommen, das er hart und doch noch flexibel ist.
Habe ich also bei 860 Grad gehärtet, Resultat stolze 68 HRC.
Danach habe ich ihn 3 mal 30 Minuten angelassen bei 240, 260 und zum Schluss 280 Grad. Dazwischen habe ich jeweils die Härte gemessen.
Ich muss sagen der Stahl hält die Härte wirklich gut. Endresultat : 64 HRC

Danach hat ein Kollege die Klinge gekühlt auf 0.85 mm plan geschliffen.


Die Daten :
Länge Total : 295 mm, Griff: 120 mm, Klinge : 175 mm
Klingenstärke am Rücken 0.85 mm
Griff: Flieder aus dem eigenen Garten, stabilisiert in Lein- und Tungoel
Schliffwinkel: 22 Grad

79502-Filetierer-3-jpg

79500-Filetierer-1-jpg

Viele Grüsse
Roland
 
Hallo Roland
interessantes Projekt!

Das erste Bild zeigt ja, dass du es geschafft hast, das Gefüge fein zu erhalten.

"Was denkt ihr, ist der Stahl geeignet für ein Filetiermesser ? Muss ich mit einem Klingenbruch rechnen ?"

Auf jeden Fall bin ich auf deine Erfahrung gespannt, die Idee, etwas für meinen fischenden Schwager zu bauen, geistert bei mir auch im Hinterkopf herum.



lieben Gruß
Alex
 
:super:

... Klingenbruch komplett wohl bestimmt nicht - das zeigt ja schon das erste Foto :D
Wie gut die Schärfe hält, das wird sich zeigen. Bei ~64HRC wird sich die Schneide aber wohl eher nicht umlegen, sondern sich (wenn überhaupt) Mikroausbrüche an der Schneide ergeben. Dem kannst Du aber dann mit Änderung des Anschliffwinkels der Schneide oder aber (zur Not) durch Abschleifen an der kompletten Schneide (um eine größere Breite am Schneidenanschliff zu bekommen) begegnen.

64 HRC sind schon ein Wort - für diese Härte ist die Stahlwahl absolut die Richtige (weder ledeburitische Stähle wie z.B. D2 noch untereutektoide <0,7%C sind da sinnvoll). Innerhalb dieser sinnvollen Stahlgruppe hängt die Neigung zu Ausbrüchen dann aber mehr von sauberer Härtung, Schneidengeometrie (Winkel, Breite am Anschliff) und der Härte ab, als von den Unterschieden zwischen verschiedenen Legierungen. Irgendwo ab 58-59 HRC sinkt die 'Zähigkeit' im Bruchbiegeversuch mit jedem Grad HRC deutlich.

Ob diese Härte generell der richtige Ansatz ist, da scheiden sich die Geister. Das muss jeder für sich ausprobieren.
Grundbedingung ist bedachtes Arbeiten mit dem Messer. Ausbrüche an der Schneide sind aufwändiger in der Beseitigung als Umlegen und Abnutzung.
Für mich aus dem Bauch heraus würde ich für ein solches Messer am liebsten einen 1.3505 (Kuegllager) oder 1.2008 (Feile) bei 200°C angelassen (dürften so 62-63HRC ergeben) wählen. 200°C Anlasstemperatur deshalb, um einer möglichen Beeinträchtigung der 'Zähigkeit' durch Blauversprödung im Anlassbereich 250-300°C vorzubeugen. Das sind aber oftmals Feinheiten aus der Theorie, die hinter den o.g. Stellrädchen Klingengeometrie und sauberer Härtung hinten anstehen.

Ich gehe mal davon aus, dass Du mit dem gebauten Messer viel Freude haben wirst und über Anpassung von Schneidenwinkel aund Stärke am Anschliff vlt. auftretende Probleme so in den Griff bekommst, dass keine Wünsche offen bleiben.

Kompliment für Deine Arbeit und viel Spaß mit dem Messer!

Gruß,
Torsten

BTW: was wird denn filetiert?
 
Ein Schneidwinkel von ca. 30 grad + ist zu empfehlen wegen der Gräten! Dann sollte auch das abtrennen von den Köpfen kein Problem darstellen.

Desweiteren wird die Klinge aus dem Stahl (da habe ich selbst mehrere davon, selbstgemacht, Koraat/Xerxes) falls korrekt wärmebehandelt eher zum umlegen tendieren als zu Ausbrüchen, der Stahl ist doch sehr zäh für die enorme Härte (Mein Gyuto hat gemessene 67HRC, und da kommt es nur bei brachialem Gebrauch max zu einer umgelegten Schneide.

Grüße Wastl.
 
Desweiteren wird die Klinge aus dem Stahl (da habe ich selbst mehrere davon, selbstgemacht, Koraat/Xerxes) falls korrekt wärmebehandelt eher zum umlegen tendieren als zu Ausbrüchen, der Stahl ist doch sehr zäh für die enorme Härte (Mein Gyuto hat gemessene 67HRC, und da kommt es nur bei brachialem Gebrauch max zu einer umgelegten Schneide.

Klingegeometrie spielt aber auch eine erhebliche Rolle. 0,85mm am Rücken, dann noch Schneidflanken angeschliffen - das ergibt schon eine sehr geringe Breite an der Schneide.
meine Erfahrungen mit 15n20 (Klingenrücken 1,3mm) und sehr dünner Klinge hat zu einem Ausbruch geführt. Gut, anderes Material und möglicherweise auch Fehler im Gefüge, lässt sich alles nicht ausschließen und ist bestimmt damit ein Äpfel-Birnen-Vergleich (obwohl ich nicht unsorgfältig war und vor Härtung verschiedene Härte- und Bruchproben gemacht habe, bis Temperatur und Haltezeit passten).

...von daher würde ich mich sehr über eine Rückmeldung freuen, wie das Messer sich in der Praxis schlägt!

Viele Grüße,
Torsten
 
Ein Schneidwinkel von ca. 30 grad + ist zu empfehlen wegen der Gräten! Dann sollte auch das abtrennen von den Köpfen kein Problem darstellen.
Dafür ist es nicht gedacht.
Haupteinsatzzweck: Bauchgräten entfernen und Haut vom Fleisch trennen, dafür muss es so biegsam sein. Auch mal kleinere Gräten durchtrennen wie im Bereich der Brustflosse sollte es können.

Die gröberen Arbeiten wie Rückgrat durchtrennen machen wir nur noch mit einem Messer mit Wellenschliff.
 
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