Hallo Hans Peter,
hpkb schrieb:
Hallo Badger1875
In der Theorie hast du fast recht, die Praxis ist manchmal anders. Jede Woche habe ich rund 80 Schüler mit 2-4 Stunden in der Schmiede. Da kommt so einiges an Fehlern zusammen. Durch Fehler lernen die Schüler aber auch. Nun schmieden wir seit drei Monaten fast ausschließlich Messer.
Ab und zu ist eine Klinge dabei die nach wenigen Zügen eine neue Pferd Feile glatt poliert aussehen läßt. Andere Klingen sind fast glasspröde aber releativ weich. Wiederum Andere sind weich und plastisch verformbar. Ich rede nicht von den verbrannten Teilen.
Wie ist das alles zu erklären?
Ich schmiede jetzt seit 18 Jahren Klingen und verwende fast ausschließlich unlegierte Kohlenstoff- oder Federstähle. In den Anfängen meiner Schmiedekarriere war ich bei meinen Freunden der Schmied, der die Messer macht, die brechen", bis ich mit der Wärmebehandlung nach dem Schmieden angefangen habe! Den letzten Kick suche ich zwar immer noch, bin aber mit der Unterstützung und Zusammenarbeit von ArminII schon ein gutes Stück auf meinem Weg weiter gekommen: glaube mir, ich weiß von was ich rede, ich habe schon genügend Fehler gemacht, aus denen ich lernen konnte und ich bin mit Sicherheit noch nicht fertig damit!
hpkb schrieb:
Wenn die Schüler besser mit dem Feuer umgehen können und sich an die Glühfarben halten, treten diese Fehler fast nicht mehr auf.
Lufthärten kann nicht sein bei 4mm Stärke und fast reinem Kohlenstoffstahl oder?
Wer kontrolliert denn während dem kompletten Schmiedeverlauf bei allen Klingen die Temperaturen?
Was ist denn mit einfach neben dem Feuer abgelegten Teilen, die so ganz gemoütlich vor sich hin auskühlen können?
Ist bekannt, das die ganzen Härte- und auch Temperaturangaben der Hersteller bis auf wenige Ausnahmen sich auf relativ große Querschnitte (25mm x 25mm) beziehen?
Was sind denn schon 4mm? Der wichtige Temperaturunterschied und somit der Übergang von weich nach hart geht bei der Dicke rasant schnell an der Luft, selbst
auf den Kohlen in einem niedrigen Schmiedefeuer reicht es nicht aus, das Material weich zu halten.
hpkb schrieb:
Das Heilmittel ist aber fast immer das Gleiche, korrekte Wärmeführung und/oder durch weichglühen die Fehler beseitigen.
Hier gibts Du Dir die Antwort ja schon selber, die nach dem Schmieden folgende Wärmebehandlung macht aus dem grobkörnigen Material wieder das was wir wollen: nämlich den feinkörnigen zähharten Stahl der die guten Klingen ausmacht!
hpkb schrieb:
Feuerverschweißen ist noch mal ein anderes Thema, Schüler müßen mindestens ein Jahr regelmäßig bei mir üben bis sie es einigermaßen können. Versuche das Feuerverschweißen im regulären Unterricht zu integrieren habe ich fast aufgegeben, zu viele scheiterten.
Auch ich habe lange gebraucht bis ich es konnte und bin heute noch kein Meister, es gibt immer noch was zu lernen....

....aber nur die Übung macht´s. Ich hatte niemand er mir gezeigt hat wie es geht, ich bekam die Theorie von einem Schmiedemeister erklärt, der die Praxis auch noch nie konnteund der zweite konnte es aus dem Effeff, konnte es mir aber nicht erklären. Hierauf bauten sich meine Versuche auf und mit der Zeit wurde was ganz brauchbares draus. Ein Damaszenerstahl - Kurs beim Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Schwaben brachte mich dann nochmal ein gutes Stück weiter und seitdem bin ich immer am Üben.
Probier mal Deine "Lehrschweißungen" im Unterricht mit Reineisen der Fa. Angele in Reinstetten/ Ochsenhausen (
www.angele.de), dieses Zeug funktioniert schon fast mit einem Feuerzeug....
Ansonsten kann ich mich nur meinen Mitrednern anschliessen.
Grüße aus dem (ehemals) sonnigen Süden
Badger