1. Messer machen - einige Fragen

tobsucht_

Mitglied
Beiträge
255
Hallo,

bin vor einiger Zeit auf eure Seite gestoßen, und bin mittlerweile auch schon angesteckt. Nun möchte ich auch ein Messer machen.
Das hier hab ich schon gesehen: http://www.messerforum.net/showthread.php?t=5347

Das ist mein erster Entwurf:

Jede konstruktiver Kritik erwünscht.

Ich bin noch am überlegen, welchen Stahl ich nehmen soll
2842 hat angeblich gute mech. Eigenschaften aber er rostet eben.
Wie muss man ein nicht rostfreies messer behandeln dass es nich schnell rostet (habe auch vor das Messer draußen zu verwenden)
2379 ist laut Forum schwerer zu bearbeiten (braucht man spezielle Werkzeuge oder Bohrer?), aber rostträge, wie schauts hier mit den mech. Eigenschaften aus?
Was würdet ihr empfehlen? (auch andere vorschläge sind Willkommen)

Gibt es in Österreich eine Firma die den Stahl verkauft?

Danke schon im Voraus, tolles Forum!
 
Hallo,

wenns rostfrei sein soll kann ich 440a als Anfängerstahl empfehlen, kostet nicht die Welt und lässt sich mit "Hausmitteln" recht ordentlich verarbeiten.
Die etwas edlere Variante wäre RWL34 lässt sich auch noch recht gut verarbeiten ist jedoch deutl. teurer als 440a.
 
Hallo, hab jetz bei http://www.wolf-borger-messer.de/ gesucht und den 4110 (anscheinend der 440a) und den 4034 gefunden. Die gibt's gebeizt und geschliffen, wo ist da der Unterschied?
Gibt es einen anderen Händler, eventuell in Österreich, der diesen Stahl in Passenden abmesungen verkauft?

lg
 
Gebeizt dürfte halt ohne Zunder sein, aber mit Walzhaut. Das ist eine unregelmäßige Oberfläche, von der ich gleich mal ein Bild reinstelle:
stockrem_anmalen.JPG

Geschliffen heißt, dass die Oberfläche blank geschliffen ist, und du somit die Walzhaut nicht mehr abschleifen musst (was sehr nervig ist ;)).
Sebastian

edit:

Wie muss man ein nicht rostfreies messer behandeln dass es nich schnell rostet (habe auch vor das Messer draußen zu verwenden)
Ganz einfach: Nicht nass lassen, sondern immer schön abtrocknen. Nachdem zu Obst oder Gemüse mit geschnitten hast, oder irgendetwas wo Säure drin ist (Fruchtsäure z.B.), aber auch nach Kontakt mit Fleisch, einfach säubern. In der Praxis heisst das: Brot schneiden, oder einfach darauf abwischen. Oder ne Serviette nehmen. In der 'Wildnis' wird das heissen: Extra Lappen mitnehmen, der am Besten vorher noch in Öl getränkt wurde, und wenn du vorhast das Messer für längere nicht zu Nutzen, einmal drüberwischen. Für Hartgesottene, einmal über die Hose ziehen, dass es sauber und trocken ist.

2379 ist laut Forum schwerer zu bearbeiten (braucht man spezielle Werkzeuge oder Bohrer?), aber rostträge, wie schauts hier mit den mech. Eigenschaften aus?
Ich habe bei meinem ersten Beiden den 1.2379 verwendet und muss sagen, muss nicht nochmal sein. Spezielle Werkzeuge brauchst du dennoch nicht wirklich.
Die mechanischen Eigenschaften... Naja, also bei meienn beiden wurde er nicht ordentlich scharf. Nicht "richtig" scharf, also nicht rasierscharf. Für einen User für den Wald reicht es sicher. Mag unter Anderem auch dran gelegen haben, dass meine Schliffe damals etwas 'komisch' waren.
Ich persönlich würde dir dennoch vom D2 abraten.

Was würdet ihr empfehlen? (auch andere vorschläge sind Willkommen)
Ich persönlich rate dir zu einem Stahl in der Richtung 1.2842 und ein wenig Pflege, oder aber zu einem etwas 'besseren' rostfreien Stahl, z.B. SB1 (bei Jürgen Schanz zu kriegen) oder RWL34. Diese dürften schärfer werden als der D2... Wobei meine Erfahrungen mit dem RWL34 gleich Null sind und ich den SB1 gerade in mehreren Projekten verwende, allerdings noch keine scharfe Klinge fertig habe. Und soweit wie ich das beim Flexen des SB1 gemerkt habe, ist er etwas nervig zu bearbeiten... es fühlte sich an als seien meine Scheiben stumpf...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe da keine Hülsen, sondern Pins... Das ist ganz einfach. Man kann Rundprofile versch. Metalle online kaufen, oder auch im Bauhaus... Sowohl in massiv, wie dort auf dem Bild, als auch in hohl, z.B. um das als Fangriemenloch zu verwenden.
Einfach ein Loch an der ensprechenden Stelle in den Flacherl sowie in die Griffschalen bohren, den Pin beim verkleben reinstecken und mitverkleben, und ggf. noch an den Enden etwas überstehen lassen und stauchen (vernieten), den Überstand danach abschleifen. Fertig!
Sebastian
P.S.: Nach alldem was ich gehört habe, würde ich Herrn Gobec blind vertrauen... Ob der dir den Stahl härtet weiss ich nicht, Mail ihm doch einfach mal. Vielleicht kann er dir auch noch Verarbeitungstipps geben. Ansonsten ist Jürgen Schanz (in D) eine gute Adresse, er härtet dir praktisch alles, und das sehr günstig. Nur das Porto knallt dann wieder :D also mach lieber gleich mehrere Klingen fertig, damit sich das lohnt ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
In Österreich fällt mir noch Steirereisen / Armin Stütz ein. ein. Bei ihm bekommst Du auf jeden Fall alle Böhlerstähle (wie N690).
Und was das Härten anbetrifft, ist es doch am einfachsten, wenn Du direkt an Stefan Gobec wendest !?
Die "Hülsen" sind vermutlich einfach nur Messing-Rundmaterial.

Grüße Rainer
 
Zuletzt bearbeitet:
Tschuldigung habe mich falsch ausgedrückt, ich hab den Messingteil zwischen Klinge und Griff gemeint, dieser Fingerschutz.

lg
 
Achso, du meinst die Backen...
Klar doch.
Also, du organisierst dir Messingflachmaterial (Schrottplatz, online,...) und schleifst das in Form. Soweit dürfte das klar sein ;) Dabei ist es hilfreich wenn beide Backen zusammengesteckt werden, denn dann kann man die Übergänge/Abschlüsse vorn und hinten gleich gestalten, indem man sie einmal zusammengesteckt schleift. Dann einfach mitverkleben und Pins durchmachen. Das Holz so perfekt anpassen, dass keine Klebefuge sichtbar ist :D Ein gerader Übergang von Backe zu Schale ist da etwas praktischer.
Wenn keine Pins zu sehen sein sollen, rate ich zu versteckten Pins. Dabei wird von der Rückseite ein Loch reingebohrt, welches nicht durchgebohrt wird, sondern nur zu ca. 1/2 bis 2/3 der Dicke. Hier kann nun ein Pins hineingesteckt werden, der mit gaanz wenig übermaß stramm sitzt. Dann einfach zusamenstecken und draufhauen, der Pin wird gestaucht, dadurch dicker und hält die Backe. Alternativ, und von mir bevorzugt, gerade am Anfang deiner Messermacherkarriere, ist das Kleben, wobei du auch das Stauchen der Pins weglassen kannst. Sie werden einfach auf Maß abgelängt oder etwas kürzer, reingesteckt und mitverklebt. Da der Kleber die Backen hält, müssen sie nur die Scherkräfte abfangen, und das können sie auch so.
Ich hoffe mein Geschwafel ist halbwegs verständlich :D Schau sonst mal in mein Tutorial rein, da ist das beschrieben, die einfachere Variante mit durchgehenden Pins. Zu sehen gibt's die hier!
Sebastian
 
Hi,

danke für die ausfühliche Antwort.

Kann man dieses Bild für den Klingenschliff benutzen (Bild ist von Victorinox)?
Nach dem was ich so mitbekommen hab, ist 30° für den Schnittwinkel für ein Allzweckmesser OK?
Wie Groß sollte der Klingenwinkel sein?

Meine namentlichen Bezeichnungen für die Winkel sind hier drauf:


lg
 
Den "Klingenwinkel" legt man eigentlich nicht unbedingt in Grad fest. Er ergibt sich aus der Klingenstärke und daraus, wie weit Du den Anschliff hochziehst. Wenn du gute Schneideigenschaften willst, empfiehlt es sich, den Anschliff komplett oder bis auf wenige mm (ist auch eine Designfrage) hochzuziehen. An der künftigen Schneide schleifst du auf das gewünschte Maß vor dem Härten aus (auch dazu wird in der Suche was zu finden sein).

Grüße Rainer
 
Ergänzung:

Je höher der Anschliff gezogen wird, desto besser dringt die Klinge in das Schnittgut ein. Wenn du eine 4mm dicke Klinge hast, und der Anschliff nur 1 cm hoch gezogen ist, brichst bzw. spaltest du das Schnittgut eher. Wenn deine Klinge 2mm dick ist, und der Anschliff 3 cm hoch ist, wird wunderhübsch geschnitten, nichts gebrochen.

Du musst darauf achten, die Schneide nicht komplett scharf zu schleifen, bevor die Klinge zum Härten geht.
Der "Klingenwinkel" nennt sich Primärfase (mit "f"! Die Meisten schreiben "Ph"ase, lerne es lieber gleich richtig...), der Schnittwinkel (also der ganz schmale, der die Schneide ergibt) nennt sich Sekundärfase. Du schleifst vor dem Härten nur die Primärfase, und diese bleibt an der Schneide noch ~0,2-0,5mm dick. Dies dient dazu, dass dieser dünne Bereich nicht bei den hohen Temperaturen beim Härten verbrennt und unbrauchbar wird.
Die Sekundärfase wird erst nach dem Härten angeschliffen.

Sebastian
 
Danke für die Tipps!

Ich hab heute die Materialien vom Gobec bekommen, war echt schnell da!
Natülich sofort losgelegt, und nach etwa 5 Stunden Feilen und Sägen (alles händisch, mein Bandschleifer ist hin, hab ich heute gemerkt :eek:) hab ich jetzt den Rohling vor mir



Ich habe dann währen dem Bearbeiten noch einige Kleinigkeiten geändert, konstruktive Kritik erwünscht!

Kann man die Primärfase auch mit der Feile herstellen, sonst muss ich mir einen Bandschleifer zulegen?

Ach ja, Darf man die Schlitze am Klingenrücken mit der Flex machen, das Bohren hat wie erwartet nicht funktioniert

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Natürlich kannst du das mit der Feile machen und die Rillen da hinten kannst du auch einflexen. Wenn du keine Feilen mit feinem Hieb sonder nur eine Schruppfeile hast würde ich dir allerdings davon abraten, da du sonst sehr viel finishen musst, wenn du den Anschliff mit der Feile machen willst, besorg dir ein kleines Sortiment an Feilen mit unterschiedlichen Hieben. Ein Bandschleifer ist so eine Sache: Prinzipiell erleichtert er die Arbeit schon, aber du musst viel üben bis du den Anschliff mit dem Bandschleifer so hinkriegst wie du es willst.
mfg
Moritz
 
Sieht doch schon sehr gut aus!
Klar, feile den Anschliff ruhig. Ein gutes Tutorial dafür hat Walter Pelzer mal geschrieben. Seine Seite http://www.starbeam.de ist anscheinend überholt worden, sodass leider das Tutorial unauffindbar bleibt. Vielleich kann er dir das nochmal schicken. Darin wird auch erklärt, wie du den Winkel gleichmäßig hinbekommst, und einige nützliche Tipps gibt's auch.
Zu den Rillen: Frag mal im Bekanntenkreis ob jemand einen Dremel oder ein vergleichbares Gerät hat. Geht verhältnismäßig schnell und ist mit flexibler Welle gut zu kontrollieren.
Sebastian

edit: Es gibt auch von Dremel so kleine Fräser, die nen Durchmesser von ca. 5-6 mm haben... kosten ein paar Euro, kannst du in deine Bohrmaschine tun, und dann die Riffel reinfräsen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da sind auch Schleifsteine bei, so zylindrische... Müsste auch gehen. Alternativ eine dicke Trennscheibe, oder irgendwas anderes in der Form. Alles besser als Feilen...
Sebastian
 
Sehr gu sieht das schon aus. Schön, wenn man so lange am Stück arbeiten kann. Ich kann meistens nur abends nach der Arbeit 1-2 Stunden ran - leider

@ Blacky: Warum nicht auch die Rillen feilen, mit einer kleinen Rundfeile müsste das doch auch gut gehn. Sowas hab ich auch schon gemacht...

Freue mich schon auf weitere Bilder von dem guten Stück! :hehe:

Grüße

pathfinder
 
Naja, wenn er schon den Dremel hat, sollte er sich seine Kräfte ruhig für die Primärfase aufheben :D
 
Zurück