120W4 oder 120WV4

Hagen1981

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Moin Jungs, ich hab da mal ne ganz dumme Frage ;-)
Ich hab hier noch etwas 120W4 (sollte zumindest solchiger sein, wenn net isses 120WV4) rumliegen und ich komme auch noch 120WV4 ran...

Der WV4 hat ja noch etwas Vanadium, was der Kornfeinung zugute kommt, was man aber durch zuviel Wärme trotzdem wieder versauen kann, wie bei jedem guten Stahl...

Aber abgesehen vom Vanadiumanteil sind die Stähle doch recht ähnlich, durch den Wolframanteil von ca 1,5-2% sind beide Warmfest (eine Freude beim ausrecken) und sehr verschleissfest, gibt es irgendwelche markanten Unterschiede in Verarbeitbarkeit und Leistung bei diesen Güten?

LG
Basti
 
1.2414 und 1.2516 sind, wie Du richtig sagst, bis auf den Vanadingehalt von ca. 0,1 % im wesentlichen gleich. Kornfeinung durch das bißchen Vanadium wird sich beim Erschmelzen und Vergießen durch die Keimwirkung ergeben können. Bei der weiteren Verarbeitung ergeben sich keine wirklichen Unterschiede. 1.2414 wird alternativ mit und ohne einen Spritzer Chrom erschmolzen. Der Wolframgehalt liegt bei beiden um 1 %.
Beides sind vorzügliche Stähle. Einen Unterschied wird man bei der Verwendung als Klingenwerkstoff nicht feststellen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Danke für die Antwort, dass wollte ich wissen :)

Btw. UPS! stimmt, der Multiplikator ist ja 4.... wie kam ich da auf die 2 %?!?
}:] *muh*

Dann sollte ich mal gucken, dass ich meinen Händler nochmal um ein wenig des guten Stoffes erleichtern kann, bevors ein andrer tutet

Grüssle
Basti :)
 
Kornfeinung durch das bißchen Vanadium wird sich beim Erschmelzen und Vergießen durch die Keimwirkung ergeben können. Bei der weiteren Verarbeitung ergeben sich keine wirklichen Unterschiede.
Kann man das allgemein auch bei niedriger legierten Stählen wie beispielsweise C105 vs. 100V1 oder C125 vs. 1.2210 Sagen?

Dann sollte ich mal gucken, dass ich meinen Händler nochmal um ein wenig des guten Stoffes erleichtern kann, bevors ein andrer tutet
Notfalls gibt es hier ja auch einen Händler der den 115W8 in größeren Mengen da hat ;-)

Grüße,
Eisenbrenner
 
Zum Beitrag 4:
Stähle, die im C- Gehalt in etwa gleich sind und in der sonstigen Legierung nur geringe Unterschiede aufweisen, haben auch ähnliche Eigenschaften.
Gewisse Unterschiede gibt es aber doch. Gerade Deine Beispiele zeigen das.
1.1545 ist ein hochreiner C-Stahl, der in größeren Dimensionen nur 2-3 mm tief einhärtet und von ca. 750-800 Grad zu härten ist.
1.2833 liegt im C-Gehalt in etwa gleich, Mangan und Silizium sind marginal höher vertreten. Der einzge wirkliche Unterschied sind die 0,1-0,15 % Vanadium- und die machen doch einen kleinen Unterschied- die wenigen Vanadiumkarbide wirken als Keime, sowohl bei der Erstarrung als auch beim Härten. Der Stahl verträgt also etwas höhere Härtetemperaturen und kann gezielt auf eine noch geringere oder etwas höhere Einhärtungstiefe eingestellt werden.
Bei den Stählen 1.1663 und 1.2210 sind die Unterschiede noch deutlicher- 0,5-0,8 % Chrom und 0,1 % Van führen selbst bei den üblichen Abmessungen für die Proben-25 mm vierkant- zu Ölhärtbarkeit bei deutlich höheren Härtetemperaturen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hallöle... ich mal wieder :)

@ U. Gerfin

Ich hab in einem anderen Thread (ich glaube das war der Silberstahl-Thread) gelesen, dass Du 1.2210 als nicht optimal bzw. weniger gut geeignet betrachtest für unsere Zwecke also für Messer, darf ich anfragen warum Du den Stahl nicht so sonderlich magst bzw. welche Gründe Du dafür hast? Ich hab den 2210 auch schon in Klingen (im Damast und als Schneidleiste auf C45 aufgesohlt) verwendet und bin bis auf die Verzugsneigung des Stahls eigentlich sehr mit der erbrachten Leistung zufrieden. weit über 60 HRC und mit C45-Rücken bricht er auch nicht mehr so leicht und er bringt eine sehr scharfe und auch recht feine Schneide, da er trotz allem niedrig legiert ist, aber gegenüber reinen C-Stählen etwas verschleissfester.
Würde mich eifnach mal interessieren :)

Danke dir
 
@U.Gerfin
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Damit hab ich auch wieder etwas außerhalb des Messemachens gelernt.

@Hagen1981
Hast du den Thread noch als Link?
Ich Habe da einen Thread in Erinnerung in dem eben der 1.2210 als der (relativ!) "schlechtere" Silberstahl genannt wurde - verglichen zu einem leicht Wolframlegierten, welcher auch unter diese Bezeichnung fällt.
 
Mir kam da noch ne ganz andere Frage zu Wolframlegierten Stählen, die ja warmfester sind, als andere Werkzeugstähle...

Wenn ich z.B. einen der beiden oben genannten 120er in Damast packe und eine Klinge daraus schmiede, dann muss ich doch auch die ganze Klinge mit den Werten des Wolframstahls anlassen (C-Stähle und niedriglegierte W-freie Stähle kann man auch mit 100° anlassen für maximale Härtewerte, für Wolframstähle hab ich bislang maximal 150 gefunden...)
D.h. ich müsste einen entsprechenden Damast, den ich normalerweise auf 150° zweimal 1,5 Stunden anlassen würde um ca 61-63HRC zu erhalten auf mindestens 200-250° anlassen, damit sich sicher keine Härterisse im Nachhinein bilden.
Das würde aber auch bedeuten, dass zumindest die Wolframfreie Seite des Pakets etwas weniger Härte zurückbehalten würde, als der wolframhaltige Bestandteil (ich weiss, dass der C-Gehalt ausgeglichen wird und die Ansprungshärte damit gleich ist).

Und noch eine doofe Frage nebenher... ich habe schobn öfter das Problem gehabt, bzw. beobachtet, dass der Stahl bei erreichen der Härtetemperatur anfängt "Blasen" zu werfen und dies auch nach dem Abschrecken beibehält, sieht dann in etwa aus wie ein Stück ungleichmässiges Tränenblech oder eben als ob er Warzen hätte (gibts sowas wie Eisenwindpocken? :irre: ), die sind auch ausgesprochen hart und verhältnismässig schwierig wieder planzuschleifen.
Jetzt die Frage dazu: Was genau macht denn mein Stahl da und habe ich da vielleicht die Härtetemperatur überschritten und das Kornwachstum angeregt, oder kommt der Blödsinn einfach von der Gefügeumwandlung? Es kann schon echt ärgerlich sein, wenn man ein Messer schon sehr fein vorgeschliffen hat, in die Esse mit Härteaufsatz legt und dann sehen kann, dass man sich direkt aufs Nacharbeiten einstellen kann ;-)

Grüssle aus Baden
Basti
 
In dem früheren Beitrag habe ich 1.2210 mit 1.2516 verglichen.
Der wesentliche Legierungsbestandteil beim 1.2210 ist Chrom (0,5-0,8 %). Unterstützt durch das Vanadium macht es den Stahl schon bei den genormten Abmessungen -25 mm vierkant-ölhärtbar. Gewaltige Unterschiede zwischen den beiden Stählen liegen sicher nicht vor.
Mir ist der 1.2516 lieber, weil er etwas höher anspringt, etwas anlaßbeständiger ist und-für mich ausschlaggebend- besser zu verschweißen ist.

Zur zweiten Frage:
Es ist richtig, daß bei üblichen Wärmebehandlungen die substitutiv wirkenden Legierungselemente im Gegensatz zu den interstitiell eingelagerten (C und N) nicht wandern.
Bei Damaststählen mit wolframhaltigen Lagen kann es also durchaus so sein, daß diese Lagen ein anderes Anlaßverhalten zeigen als die Lagen aus mehr oder weniger reinen C-Stählen.
Beim Anlassen richte ich mich dabei grundsätzlich nach dem anlaßbeständigeren Stahl.
Die Unterschiede sollte man aber auch nicht überbewerten: Wenn man im Stahlschlüssel die Härtewerte bei verschiedenen Anlaßtemperaturen vergleicht, stellt man fest, daß bei ähnlichem C-Gehalt die Härtewerte maximal 2 HRC-Einheiten auseinanderliegen.
Damit kann man gut leben.

Anlaßtemperaturen von 100 bis 150 Grad halte ich grundsätzlich für zu niedrig. Um 200 sollten es bei unlegierten und leicht legierten Stählen schon sein.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Ja, das der 2516 besser ist als der 2210, das steht wohl ausser Frage, nur eben finde ich den 1.2210 dennoch alles andere als schlecht, denn er nimmt eben sehr gut Härte an und verschweisst auch ganz gut. Finde ich zumindest... mag aber auch sein, dass es daran liegt, dass ich da direkt von der Rundstange schweisse, also ohne ihn vorher umzuschmieden.

Übrigens wird explizit für den 2210 auch eine Anlasstemperatur von 100° angegeben um 64HRC zu erhalten. ich nutze gerne 180° beim ersten und etwas niedriger aso ca 150 beim zweiten Anlassen. Bislang hatte ich keine Probleme damit. Aber ich kanns ja auch mal ein bissi höher schrauben :)
Mal gucken

Danke dir für deine Antwort U.


P.S. die Härtepickel hat bislang noch keiner gehabt? Kommen bei mir vor allem bei unlegiertem Material vor, also C45 und aufwärts
 
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