12C27 und Schnitthaltigkeit

lebemann

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Ich habe mir vor ein paar Monaten für den täglichen Gebrauch als EDC ein Laguiole mit einer Klinge aus dem für diese Messerart so typischen 12C27 zugelegt ( siehe hier )und bin leider mit der Schnitthaltigkeit so überhaupt nicht zufrieden. Die Klinge lässt sich gut schärfen und ich nehme einen relativ moderaten Winkel von etwa 18° (genaue Einhaltung des immer gleichen Winkels wegen Verwendung eines DMT-Schärfsets gewährleistet). Das Ergebnis ist eine ausreichend Scharfe Klinge - aber leider nur für eine ziemlich kurze Zeit. Wähle ich einen stumpferen Winkel, wird die Klinge halt auch nicht wirklich scharf (logisch) - die Schnitthaltigkeit verbessert sich dadurch aber auch nicht wesentlich.

Das Messer wird meist für Brotzeiten und in der Küche verwendet und es juckt mich schon, wenn ich nach der Vorbereitung eines Abendessens das Messer neu abziehen muss. Im Ergebnis bedeutet dies, dass ich das Laguiole häufiger in der Vitrine lasse und mein Opinel Carbone No 10 als EDC trage.

Meiner Meinung nach ist die KLinge einfach zu Weich - in einigen Katalogen wird die Härte von 12C27 allerdings mit 57 - 59 HRC, in anderen aber auch nur mit etwa 54 - 56 HRC angegeben. Auf welchen Wert Arthaud Chosson seine Klingen bringt weiß ich natürlich nicht.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit 12C27-Klingen?
 
ich glaube das liegt eher an laguiole als am sandvik.
der sandvik nimmt zw. 54 und 58 HRC an und das sind unterschiede.
ich hatte klingen aus sandvik mit 58 HRC(eine sogar 59)und die waren ausgezeichnet.
der stahl ist meiner meinung nach für zb. jagdmesser ungeeignet,nicht fest genug,aber für feine ziehende schnitte wie skalpelle(feather)und rasierklingen(gilette)oder auch küchenmesser sehr gut.
.....und die spitze ist beim laguiole eh immer stumpf weil die schon seit dekaden auf der feder aufschlägt:mad:
....du solltest vielleicht auch das schärfmittel mal wechseln,DMT ist nicht gerade gut und die einhaltung des winkels hast du bestimmt instinktiv schon drauf(danke DMT)
...und die normalstahl klingen von laguiole(müsste C 60 sein)sind auch total schlapp!also bleibt nur die biene übrig und die ist natürlich hübsch
bon jour daniel
 
Ich hatte einmal das Eka T 8. Da hatte das Eka super im Griff, gebraucht und super geschärft im Forum erworben und die Schnitthaltigkeit war mehr als annehmbar. :super:
Inzwischen besitzt es mein Bruder und ich trauere dem Messer öfters mal nach................
Also am Stahl selber liegt es nicht unbedingt, sondern eher an der WB?!
Natürlich spielt sich das nur innerhalb der möglichen Werte für den Stahl ab.
 
Das Problem liegt nur an der Wärmebehandlung. Ich habe den 12C27 schon auf über 60 HRC gehärtet. Ganz wichtig ist ein zwei- maliges tiefkühlen, dann ist das ein toller Stahl.

Bei Industriemessern wird absichtlich nicht die volle Härte angesteuert, da es sonst bei unsachgemäßem Gebrauch Ausbrüche geben würde, was zu Reklamationen führt.

Roman hat es auf einem Treffen mal auf den Punkt gebracht:

Ein industriell hergestelltes Messer muss so konzipiert sein, das auch der "dümmst mögliche User" damit klar kommt, ohne es kaputt zu machen (DMU):D

Man muss halt wissen was man will, eine Klinge, die jeden Missbrauch erträgt, dafür aber schnell stumpf wird, jedoch leicht nachschärfbar ist.

Oder eine Klinge, die die Schneide lange hält, dafür aber bei Missbrauch auch mal ausbricht. Natürlich ist so eine Wärmebahandlung auch teuer.
 
Am Stahl liegt das unbefriedigende Ergebnis sicher nicht. 12C27 ist ja im Kern nichts anderes als Sandvikens Variante des 1.4034 mit auf 0,6 % angehobenem C-Gehalt und engeren Legierungsgrenzen für Si und Man. Entgegen der verbreiteten Geringschätzung ist schon der 1.4034 ein guter Messerstahl. Ich habe dazu schon öfter Stellung genommen und verweise zur Ergänzung auf die Ausführungen in Romans Buch und auf Dr. Verhoeven.
Deshalb hier nur kurz eine Überlegung: Alle korrosionsbeständigen Stähle sind in der Elastizität und Schneidkantenstabilität vergleichbaren Werkzeugstählen unterlegen. Deshalb wird Daniel dort auch keinen Stahl finden, der seinem 1.2519 gleichzusetzen wäre.
Professionelle Messerhersteller konstruieren ihre Klingen aber eben nicht nach den speziellen Wünschen und Anforderungen eines Kunden- der im günstigsten Fall auch wirklich weiß, was er will und der mit Messern umgehen kann- sondern für Otto Normalverbraucher. Der will ein möglichst unzerstörbares Messer, es soll sich lieber biegen als brechen und leicht zu schärfen soll es auch sein. Die logische Folge ist, daß viele kommerzielle Messer sozusagen "idiotensicher" gehärtet werden, also weit unter der Härte, die sie erreichen könnten und die bei vernünftiger Handhabung auch sicher wäre. Gerade bei korrosionsbeständigen Stählen ist das Problem zu beachten, daß sie gegen Kälte empfindlich sind, und beim Schneiden von Tiefkühlgut relativ leicht brechen.
Selbst ohne Tiefkühlung könnte der 12C27 nach dem Anlassen 60 HRC erreichen und würde dann sicher zufriedenstellend "abschneiden".
MfG U. Gerfin
 
In der Tat, Ulrich. Der 4034 ist ein sehr guter - und meist völlig unterschätzter - Messerstahl. 12C27 ist eine konsequente Weiterentwicklung aber nichts geheimnisvolles. Jeder Stahl will halt angemessen behandelt sein.
 
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