Hallo zusammen,
nach den ersten Fotos in anderen Threads möchte ich zu meinen beiden Iracil Bunkas hier noch eine Kurzvorstellung wagen.
Auf den Macher aufmerksam gemacht hat mich @Dirk_H - danke schon mal dafür!
Im folgenden ein paar Rahmendaten zu Iracil:
Michael versteht das Messermachen als Hobby, seine Messer sollen Gebrauchsgegenstände und keine Vitrinenstücke sein. Er sagt selbst, dass er die Preisgestaltung bei hauptberuflicher Ausübung nicht aufrecht erhalten könnte. Die meisten seiner Messer schmiedet er aus 100Cr6 Flachmaterial mit 4,6mm Stärke, es gibt wohl auch noch dickere Optionen im Portfolio - auf alternative Stähle möchte er im Moment so wie ich das verstanden habe gern verzichten. Gehärtet wird nach Protokoll auf ca. 61HRC. Die mir bekannten Messer sind mit Steckerl in voller Materialstärke ausgeführt und eingeklebt. Die Messer werden am Bandschleifer vorgeschliffen und dann von Hand auf Schleifpapier final und mit Längsfinish bearbeitet. Ansässig ist Michael im Großraum Augsburg.
Nachdem ich mein umgearbeitetes Kiwi-Bunka an meine Eltern verschenkt hatte und schon klar war, dass das als Ersatz dienende Schanz Custom wohl etwas länger bis zu mir braucht kam es mir gerade recht, dass Michael eine verfügbare Arbeit zu verkaufen hatte, die genau auf diese Wunschgröße passt. Nach kurzer Abstimmung habe ich dann das folgende Bunka gekauft mit diesen technischen Daten:
Klingenabmessungen l x h x b: 190mm x 60mm x 4,6mm Erl
Stahl 100Cr6
Gewicht 182g
Griff aus Olivenholz
Schliff ballig
Fotos:
Der Ersteindruck war sehr positiv, tolle Verarbeitung, sauber verrundete Kanten, ordentlicher Taper. Makel: krummer Rücken und leichte Welligkeit im Längsfinish. Für den Preis definitiv nix, was ernsthaft zu kritisieren wäre. Leider ließ dann die Ernüchterung nicht lange auf sich warten, bei den ersten Schnibbeleien fand ich den Schneidwiderstand entgegen der Messwerte an der Wate extrem hoch, weshalb ich zunächst das Längsfinish in Verdacht hatte. Auch hier wieder ein Danke an @Dirk_H , der sich bereit erklärt hat, mein Messer mit seinen zu vergleichen.
Das Ergebnis, das Messer ist an der Wate zu dick um mehr Schneidfreude aufkommen zu lassen. Lehre daraus: in Zukunft lieber den Kugelschreibertest statt den Messschieber nutzen. Michael hat sich dann gern dazu bereit erklärt, das Bunka weiter auszudünnen und siehe da:
Auch das Längsfinish hat davon erheblich profitiert. Dieses Exemplar ist noch eins seiner früheren Werke, mittlerweile hat sich - wie ich dann auch am 2. Messer deutlich zeigen kann - ein bisschen was geändert. Zum einen ist die Schmiedehaut unbearbeitet belassen, zum anderen hat Michael das Klingenfinish und den balligen Schliff weiter verbessert.
Insgesamt habe ich mit dem Bunka nun ein sehr schneidfreudiges Schubschnitt-Messer, das bedingt durch den nicht zu balligen Schliff insbesondere bei hohem, festen Schnittgut etwas an Performance einbüßt. Durch die knackig dünne Spitze ist es aber ein absoluter Zwiebelkiller. Das recht flache Profil mit der leicht nach oben gezogenen Spitze taugt mir als im Wiegeschnitt völlig talentbefreiter Mensch sehr und könnte sogar noch etwas flacher sein - nachdem das aber kein Custom-Auftrag war möchte ich das auch nicht als Kritik sehen.
Hier nun die technischen Daten zu meinem 2. Bunka, das ein Custom Auftrag war:
Klingenabmessungen l x h x b: 160mm x 52mm x 4,6mm Erl
Stahl 100Cr6
Gewicht 147g
Griff aus Cocobolo + Grenadill
Schliff ballig
Der Griff ist eine Sonderform nach meinen Wünschen basierend auf seinem Westerngriff, die Vorgabe wurde da nahezu perfekt getroffen, leider war meine Zeichnung nicht ganz optimal
ich nähere mich aber an
Nun auch hier wieder die Foto-Flut:
In der Summe hat Michael ganz offensichtlich zwischen den beiden Messern in seinem Handwerk erhebliche Fortschritte gemacht. Die Verarbeitung ist bis auf minimale Kleberrückstände am Erl nach meiner Auffassung makellos, an der Wate ist es ähnlich dünn wie mein nachträglich ausgedünntes Bunka1 und der Griff ist der aktuell bequemste in meinem gesamten Lineup.
Auch auf dem Brett performt es schon deutlich besser als sein älterer Bruder, die justierte Balligkeit spielt da die Vorzüge gnadenlos aus. Auch der bedingt durch die insbesondere niedrigere, aber auch kürzere Klinge bei gleichem Ausgangsmaterial stärkere Taper wird hier sicher mit dazu helfen. Obwohl das Messer etwas schneller oberhalb der Wate Materialstärke aufbaut schneidet es deutlich leichter. Selbst der Zugschnitt ist bei einigen Lebensmitteln nun auch leichtgängig möglich. Auch das etwas flachere Profil taugt mir besser, dieses ist zwar an das erstgenannte angelehnt, wurde aber eher aus dem hinteren Bereich der Klinge übernommen.
In der Summe ein für mich absolut zufriedenstellendes Gesamtpaket, das mir Iracil bei meinem Custom abgeliefert hat.
Mittlerweile durfte ich auch noch ein drittes Exemplar von ihm in den Händen halten:
Dieses ist historisch gesehen zwischen meinen beiden entstanden, was auch optisch nachvollziehbar ist. Nachdem es sich nicht um mein Messer handelt werde ich mich hinsichtlich Äußerungen vornehm zurückhalten abgesehen davon, dass ich mit Ausnahme vom Griff sehr angetan war.
Zum Abschluss noch meine kurze Meinung + Erfahrung zum 100Cr6 Stahl bei Michaels WBH:
- Lässt sich vergleichbar angenehm schleifen wie 1.2842
- Hält die Schärfe tendenziell etwas länger
- Ist weniger reaktiv als dieser, aber mehr reaktiv als mein 1.2519 von Kamon
- Reagiert schnell mit nassem Holz und sollte deshalb nicht auf dem nassen Schneidbrett liegen gelassen werden (was man ohnehin m.E. nicht tun sollte...)
- Sehr duktil, wie ich anhand einer verbogenen Spitze beim 1. Bunka lernen durfte
- In Summe für mich eine für den Privatgebrauch sehr gute Stahlwahl, wobei das Thema gerade dort uU etwas überbewertet wird
Mein persönliches Fazit:
Ich sehe Michaels Stärken insbesondere bei flachen Profilen (Schubschnitt + Choppen) und Messern mit verglichen zu Standardware hohen Klingen. Dort scheint er sich wohl zu fühlen, zumindest soweit ich das an 3 Exemplaren bewerten kann. Die Lieferzeit war zumindest bei meinem Custom erstaunlich schnell und die Kommunikation (auf Instagram) verglichen zu anderen Erfahrungen, die ich gemacht habe, sehr angenehm. Auch das Preisgefüge ist im Verhältnis zum gebotenen für mich sehr fair.
In dem Sinne, danke fürs lesen!
nach den ersten Fotos in anderen Threads möchte ich zu meinen beiden Iracil Bunkas hier noch eine Kurzvorstellung wagen.
Auf den Macher aufmerksam gemacht hat mich @Dirk_H - danke schon mal dafür!
Im folgenden ein paar Rahmendaten zu Iracil:
Michael versteht das Messermachen als Hobby, seine Messer sollen Gebrauchsgegenstände und keine Vitrinenstücke sein. Er sagt selbst, dass er die Preisgestaltung bei hauptberuflicher Ausübung nicht aufrecht erhalten könnte. Die meisten seiner Messer schmiedet er aus 100Cr6 Flachmaterial mit 4,6mm Stärke, es gibt wohl auch noch dickere Optionen im Portfolio - auf alternative Stähle möchte er im Moment so wie ich das verstanden habe gern verzichten. Gehärtet wird nach Protokoll auf ca. 61HRC. Die mir bekannten Messer sind mit Steckerl in voller Materialstärke ausgeführt und eingeklebt. Die Messer werden am Bandschleifer vorgeschliffen und dann von Hand auf Schleifpapier final und mit Längsfinish bearbeitet. Ansässig ist Michael im Großraum Augsburg.
Nachdem ich mein umgearbeitetes Kiwi-Bunka an meine Eltern verschenkt hatte und schon klar war, dass das als Ersatz dienende Schanz Custom wohl etwas länger bis zu mir braucht kam es mir gerade recht, dass Michael eine verfügbare Arbeit zu verkaufen hatte, die genau auf diese Wunschgröße passt. Nach kurzer Abstimmung habe ich dann das folgende Bunka gekauft mit diesen technischen Daten:
Klingenabmessungen l x h x b: 190mm x 60mm x 4,6mm Erl
Stahl 100Cr6
Gewicht 182g
Griff aus Olivenholz
Schliff ballig
Fotos:
Der Ersteindruck war sehr positiv, tolle Verarbeitung, sauber verrundete Kanten, ordentlicher Taper. Makel: krummer Rücken und leichte Welligkeit im Längsfinish. Für den Preis definitiv nix, was ernsthaft zu kritisieren wäre. Leider ließ dann die Ernüchterung nicht lange auf sich warten, bei den ersten Schnibbeleien fand ich den Schneidwiderstand entgegen der Messwerte an der Wate extrem hoch, weshalb ich zunächst das Längsfinish in Verdacht hatte. Auch hier wieder ein Danke an @Dirk_H , der sich bereit erklärt hat, mein Messer mit seinen zu vergleichen.
Das Ergebnis, das Messer ist an der Wate zu dick um mehr Schneidfreude aufkommen zu lassen. Lehre daraus: in Zukunft lieber den Kugelschreibertest statt den Messschieber nutzen. Michael hat sich dann gern dazu bereit erklärt, das Bunka weiter auszudünnen und siehe da:
Auch das Längsfinish hat davon erheblich profitiert. Dieses Exemplar ist noch eins seiner früheren Werke, mittlerweile hat sich - wie ich dann auch am 2. Messer deutlich zeigen kann - ein bisschen was geändert. Zum einen ist die Schmiedehaut unbearbeitet belassen, zum anderen hat Michael das Klingenfinish und den balligen Schliff weiter verbessert.
Insgesamt habe ich mit dem Bunka nun ein sehr schneidfreudiges Schubschnitt-Messer, das bedingt durch den nicht zu balligen Schliff insbesondere bei hohem, festen Schnittgut etwas an Performance einbüßt. Durch die knackig dünne Spitze ist es aber ein absoluter Zwiebelkiller. Das recht flache Profil mit der leicht nach oben gezogenen Spitze taugt mir als im Wiegeschnitt völlig talentbefreiter Mensch sehr und könnte sogar noch etwas flacher sein - nachdem das aber kein Custom-Auftrag war möchte ich das auch nicht als Kritik sehen.
Hier nun die technischen Daten zu meinem 2. Bunka, das ein Custom Auftrag war:
Klingenabmessungen l x h x b: 160mm x 52mm x 4,6mm Erl
Stahl 100Cr6
Gewicht 147g
Griff aus Cocobolo + Grenadill
Schliff ballig
Der Griff ist eine Sonderform nach meinen Wünschen basierend auf seinem Westerngriff, die Vorgabe wurde da nahezu perfekt getroffen, leider war meine Zeichnung nicht ganz optimal
Nun auch hier wieder die Foto-Flut:
In der Summe hat Michael ganz offensichtlich zwischen den beiden Messern in seinem Handwerk erhebliche Fortschritte gemacht. Die Verarbeitung ist bis auf minimale Kleberrückstände am Erl nach meiner Auffassung makellos, an der Wate ist es ähnlich dünn wie mein nachträglich ausgedünntes Bunka1 und der Griff ist der aktuell bequemste in meinem gesamten Lineup.
Auch auf dem Brett performt es schon deutlich besser als sein älterer Bruder, die justierte Balligkeit spielt da die Vorzüge gnadenlos aus. Auch der bedingt durch die insbesondere niedrigere, aber auch kürzere Klinge bei gleichem Ausgangsmaterial stärkere Taper wird hier sicher mit dazu helfen. Obwohl das Messer etwas schneller oberhalb der Wate Materialstärke aufbaut schneidet es deutlich leichter. Selbst der Zugschnitt ist bei einigen Lebensmitteln nun auch leichtgängig möglich. Auch das etwas flachere Profil taugt mir besser, dieses ist zwar an das erstgenannte angelehnt, wurde aber eher aus dem hinteren Bereich der Klinge übernommen.
In der Summe ein für mich absolut zufriedenstellendes Gesamtpaket, das mir Iracil bei meinem Custom abgeliefert hat.
Mittlerweile durfte ich auch noch ein drittes Exemplar von ihm in den Händen halten:
Dieses ist historisch gesehen zwischen meinen beiden entstanden, was auch optisch nachvollziehbar ist. Nachdem es sich nicht um mein Messer handelt werde ich mich hinsichtlich Äußerungen vornehm zurückhalten abgesehen davon, dass ich mit Ausnahme vom Griff sehr angetan war.
Zum Abschluss noch meine kurze Meinung + Erfahrung zum 100Cr6 Stahl bei Michaels WBH:
- Lässt sich vergleichbar angenehm schleifen wie 1.2842
- Hält die Schärfe tendenziell etwas länger
- Ist weniger reaktiv als dieser, aber mehr reaktiv als mein 1.2519 von Kamon
- Reagiert schnell mit nassem Holz und sollte deshalb nicht auf dem nassen Schneidbrett liegen gelassen werden (was man ohnehin m.E. nicht tun sollte...)
- Sehr duktil, wie ich anhand einer verbogenen Spitze beim 1. Bunka lernen durfte
- In Summe für mich eine für den Privatgebrauch sehr gute Stahlwahl, wobei das Thema gerade dort uU etwas überbewertet wird
Mein persönliches Fazit:
Ich sehe Michaels Stärken insbesondere bei flachen Profilen (Schubschnitt + Choppen) und Messern mit verglichen zu Standardware hohen Klingen. Dort scheint er sich wohl zu fühlen, zumindest soweit ich das an 3 Exemplaren bewerten kann. Die Lieferzeit war zumindest bei meinem Custom erstaunlich schnell und die Kommunikation (auf Instagram) verglichen zu anderen Erfahrungen, die ich gemacht habe, sehr angenehm. Auch das Preisgefüge ist im Verhältnis zum gebotenen für mich sehr fair.
In dem Sinne, danke fürs lesen!