Das Härten von 2-Lagenklingen ist per se problematisch und zwar unabhängig von der asymmetrischen Form. Die mag ihr Teil zum Verzug beitragen, entscheidend ist aber das unterschiedliche Verhalten der beiden Schichten beim Härten. Der weiße Papierstahl wird martensitisch und wächst um bis zu 1 %, die Eisenlage bleibt im wesentlichen unverändert. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein Verbiegen vom Stahl zum Eisen hin.
Dem kann man wie beschrieben worden ist, durch Vorbiegen in die andere Richtung begegnen. Daß man genau den Grad des Vorbiegens erwischt, bei dem die Klinge sich ganz gerade ziehen würde, ist aber eher ein Zufall. Man wird also um ein echtes Richten doch nicht herumkommen.
Dazu gibt es mehrere bewährte Methoden.
1. Man behandelt die Klinge, als wäre es ein verzogener Monostahl. Das Richten findet dann bei etwa 100 Grad beim Umwandeln vom tetragonalen in den kubischen Martensit statt. Ich gehe dabei wie folgt vor: Ich spanne eine Schmiedezange mit den Armen in den Schraubstock, sodaß diese als Widerlager dienen können. Die Klinge wird zwischen diese beiden Zangenarme gebracht und mit der Lötlampe am Rücken vorsichtig erhitzt. Da es hier nur um das Erreichen von etwa 100 Grad geht, muß das vorsichtig geschehen. Wenn am Rücken Wasser leicht zu zischen anfängt, biegt man die Klinge federnd in Richtung der geraden Linie und etwas darüber hinaus. Bald bemerkt man, daß sie sich plastisch verformt. Man kontrolliert und beendet den Vorgang, wenn man die perfekte Gerade erreicht hat. Das kostet Nerven, funktioniert aber gut und hat den Vorteil, daß man, da die Anlaßtemperatur nicht einmal erreicht wurde, keine Härteeinbußen hinnehmen muß.
2. Überwiegt der weiche Anteil gegenüber dem gehärteten massemässig deutlich, geht es ganz einfach. Man legt die Klinge mit der konkaven Seite auf einen Holzblock und gibt ihr mit einem Hammer einen kräftigen Schlag. Das wird wiederholt, bis alles kerzengerade ist. Das klingt roh, funktioniert aber bei überwiegender weicher Schicht zuverlässig.
3. Etwas sachter geht es, wenn man auf der Eisenseite mit einem spitzen Hämmerchen kleine Kerben einschlägt. Durch die Streckung des Eisens wird der Stahl mitgebogen und gerade.
4. Eine Kombinationsmethode besteht darin, daß man die Klinge mit der konkaven Seite auf ein kräftiges Eisenstück, das in die Gegenrichtung konkav gebogen ist, legt und mit einer Gripzange etwas über die Gerade verbiegt. In diesem Zustand legt man das in den Anlaßofen/Backofen bei etwa 100 Grad. Nach etwa 5 Minuten wird entspannt und kontrolliert. Bei Bedarf wird etwas weiter gebogen und der Vorgang wiederholt, bis die Klinge gerade ist.
Halten sich Stahl und Eisen massemäßig etwa die Waage, wird Methode 4 die sicherste sein. Wenn die Klinge bereits voll angelassen ist, kann man die Richtfähigkeit beim Übergang vom tetragonalen zum kubischen Martensit nicht mehr nutzen. Dann hilft Bracchialgewalt und Gottvertrauen -siehe Methode 2. Sicherer ist es, weichzuglühen, vorzubiegen und noch auftretenden Verzug nach Methode 1 oder 4 zu beseitigen.
Das Härten und Anlassen zweilagiger Klingen ist ein Feld voller Überraschungen. Ich habe mal beobachtet, wie ein Freund- ein sehr bekannter Stahlfachmann- eine solche Klinge härtete. Als er sie aus dem Öl herauszog, war sie zu seiner Überraschung in Richtung Stahl vorgebogen. Da sie genug weiche Masse hatte, richtete er sie schnell gerade. Dann setzte sich aber der Martensit gegenüber dem weichen Material durch und bog die Klinge weiter und weiter und weiter...
Das sind so die Gelegenheiten, wo sich wahre Freundschaft zeigt- beim einen, wenn er sich das Lachen verbeißen kann, beim andern, wenn er das Grinsen ohne Zornausbruch erträgt.