Das liest sich nicht wirklich gut.
Wir sollen hier eine Gleichung mit vielen Unbekannten und kaum exakten Vorgaben lösen.
Unbekannte:
1. Dimension des Gesenks : 125 x 80 x X.
Ist X die Dicke, sind also 125 x 80 x 25 mm erhitzt worden und was ist der Rest, der nicht auf Härtetemperatur kam ?
Die genaue Dimension ist nicht so wichtig, es ist immerhin ein ordentlicher Brocken.
2. Form des Gesenks
Sind scharfe Kanten, dünne Stege, deutliche Querschnittänderungen vorhanden?
Wäre das der Fall, so wäre die Wasserhärtung sehr problematisch.
3. Härtetemperatur
In der Esse auf rot-orange erhitzt. Das kann alles in einem Rahmen von 850 (noch in Ordnung) bis 950 Grad sein -das wäre deutlich zu heiß gewesen.
4. Haltezeit ?
Beim langsamen Erhitzen eines so großen Blocks wird das keine entscheidende Rolle spielen.
5. Verweildauer in den Eimern
Im Eimer 1, bis das Wasser kochte, die Kühlwirkung also schon stark nachließ, dann in Eimer 2 bis 300 Grad ???.
6. Temperaturkontrolle
Wie kannst Du festlegen, daß die Temperatur beim Herausnehmen aus dem zweiten Eimer noch 300 Grad war ?.
Kochte das Wasser auch im zweiten Eimer ?.
War die Temperatur nach dem Herausnehmen aus dem zweiten Eimer gleichmäßig- in der Flächenmitte und an den Kanten identisch ?.
Ohne Kenntnis dieser Faktoren ist schwer zu sagen, was bei dem Härten herausgekommen ist.
Was ist jetzt zu tun ?.
Auf keinen Fall würde ich das Gesenk ohne Anlassen einsetzen.
Da es sich um einen recht umwandlungsträgen Stahl handelt, kann es sein, daß Du beim Abkühlen im kochenden Wasser an der Perlitnase vorbeigekommen bist und sich beim Unterschreiten des Ms-Punktes tatsächlich Martensit gebildet hat. Ob sich der durch die Restwärme ausreichend angelassen hat um nicht beim ersten Einsatz -oder wenig später- vor Wut zu zerspringen, kann man nicht sicher sagen.
Deshalb: Als erstes: Prüfung ob es überhaupt g l e i c h m ä ß i g zu einer Härtung gekommen ist. Es könnte beispielsweise sein, daß die Kanten hart geworden sind, die Flächenmitte dagegen nicht.
Das kann man mit einer neuen, nicht zu groben g u t e n Feile prüfen.
Greift die Feile ohne merkenswerten Widerstand, so ist die Härtung völlig fehlgeschlagen. Das hätte den Vorteil, daß an dem Gesenk mangels Härtespannungen nichts verdorben ist. Man kann es also noch einmal- und diesmal richtig - härten.
Am wichtigsten wäre mir dabei eine exakte Temperaturkontrolle und ich würde in Öl härten (lassen).
Einen solchen Brocken in einem Eimer Öl härten, geht sicher nicht- das kann man sehr leicht an einer Mischrechnung der Massen und Temperaturen erkennen.
Greift die Feile an den Kanten nur mit Widerstand, so ist noch nichts gewonnen- auch die Flächenmitte muß hart sein. Falls man da mit der Feile nicht hinkommt und mit Hausmitteln arbeiten will, kann man sich Prüfstäbchen aus einer kleinen Rundfeile machen. Die Stäbchen werden spitz geschliffen, gehärtet und nach Tabelle angelassen. Bei 300 Grad bleiben bei den Stäbchen noch ca 55 HRC übrig. Wenn sie die Flächenmitte kratzen, ist sie also weicher.
Harte Kanten und eine weiche Fläche wären auch kein gutes Ergebnis des Härtens.
Abhilfe: siehe oben.
Greift die Feile an den Kanten nur schwer und auch das Probestäbchen kratzt an der Mitte nicht, ist das Gesenk hart genug und gebrauchsfertig bis auf ein zur Sicherheit erforderliches Anlassen.
Greift die Feile an den Kanten auch mit Druck überhaupt nicht, hast Du ein Wunder vollbracht- das wäre bei der Behandlung und diesem Stahl keinesfalls zu erwarten.
Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin selbst ein großer Freund des "do it yourself", ich möchte aber nicht, daß aus einem fehlgeschlagenen Härteversuch Enttäuschungen, Gefahren und Unfälle entstehen.
Freundliche Grüße
U. Gerfin