Hallo Leute,
ich habe mich gerade dazu entschlossen meinen ersten Beitrag hier zu verfassen. Ich lese inzwischen schon einige Zeit dieses Forum und muss Euch wirklich dazu beglückwünschen – super informativ und hilfsbereit.
Da gerade in diesem Thread vielleicht meine Erfahrungen als ebenfalls relativ „frischer“ Messerselberschärfer gefragt sind, möchte ich auf diesem Wege auch etwas zur Gemeinschaft beitragen.
Angefangen hatte es bei mir vor ungefähr 4-5 Monaten. Ich griff mal wieder in meine Messerschublade und suchte mir das Beste von den schlechten Messern aus. Nachdem ich mal wieder mein Schneidgut mehr durchgequetscht habe anstatt es zu schneiden (ich hätte zum Schneiden auch ein Löffel verwenden können), überkam mich mal wieder die regelmäßige Wut noch keinen Weg gefunden zu haben Messer selber vernünftig scharf zu bekommen. Von diesen viel versprechenden Schärfwerkzeugen hatte ich inzwischen einige ausprobiert und gelinde gesagt war jedes dieser Wunderwerke einfach nur sch…..
So konnte es nicht weitergehen!!!
Also wozu gibt es das Internet. Stundenlang habe ich im Internet geforscht (ich bin dabei natürlich auch wieder über jede Menge dieser großartigen Messerschärfer gestolpert) und habe dort eigentlich nur drei Möglichkeiten entdeckt Messer vernünftig zu schärfen.
Die erste Möglichkeit bestand aus dem Freihandschleifen auf einem Wasserstein. Diese Möglichkeit hatte ich für mich jedoch ausgeschlossen, da ich mir persönlich dies nicht zugetraut hatte (Schleifwinkel halten, welchen Stein, welche Körnung, …).
Die zweite Möglichkeit bestand aus dem Spyderco Triangle Sharpmaker. Jedoch ging mir dieses System auch zu sehr in Richtung Freihandschleifen.
Die dritte Möglichkeit bestand aus dem Lansky-System. Ich habe mehrere Tage überlegt ob ich mir dieses System anschaffen sollte. Meine bisherigen Erfahrungen hatten mich äußerst skeptisch werden lassen was Versprechungen jeglicher Art angehen. So ganz billig ist das ganze nun auch nicht. Schon wieder Geld auszugeben für etwas, das dann wieder irgendwo in den Weiten des Küchenschankes verstaubt – nein, dazu hatte ich keine Lust mehr.
Aber was blieben mir für Alternativen?
Wiederum ein neues Messer kaufen, das dann auch in der Schublade landet und nach einiger Zeit genauso stumpf ist wie alle anderen – so konnte es nicht weitergehen. Also gab ich mir einen Ruck und habe mir das Lansky-System (deluxe) inkl. Tischhalter gebraucht zugelegt. Da dieses System auf dem Postweg in meine Hände gelangen sollte, nutzte ich meine Zeit sinnvoll indem ich schon mal einen alten Ledergürtel in Stücke zerlegt, auf eine alte Holzschatulle klebte und die Lederstreifen mit Stahlfix eingeschmiert habe.
Nach zwei Tagen konnte ich das Lansky dann endlich in Empfang nehmen. Schwups – am Tisch geschraubt, ein „Topmesser“ aus bestem Nirosta-Stahl rausgesucht und frisch ans Werk. Inzwischen hatte man ja auch einiges über Stahlsorten im Internet gelesen. Da besitze ich doch glatt Messer aus Nirosta – unglaublich. Womit normalerweise Spülen gebaut werden, sind teilweise meine Messer hergestellt – kopfschüttel.
Aber für den ersten Versuch stellte sich dieses Messer eigentlich als ganz gutes Lehrmaterial raus. Da das Material doch recht weich ist, musste man nicht ewig lange rumschleifen bis sich der erste Grad bildete. Also das Messer umgedreht und das Spiel wiederholen. Danach den nächst feineren Stein gewählt, die Prozedur wiederholt und danach das Ganze noch mal mit dem feinsten Stein. Natürlich konnte ich es nicht abwarten und musste unbedingt ausprobieren ob den dieses Messerchen jetzt meine Haare am Arm rasieren konnte. Diese Probe musste ich unbedingt noch vor dem Abziehen auf dem Lederriemen durchführen. Schließlich kann die Behandlung mit den Lederriemen nicht soooo viel bringen – dachte ich.
Nun ja, wie gesagt: Das Messer am Arm angesetzt und versucht zu rasieren – und siehe da, es passierte nichts!
So was Blödes. Da bearbeitet man ein Messer ne halbe Stunde, hat eigentlich ein ganz gutes Gefühl und dennoch soll sich kein Erfolg einstellen. Okay, ich hatte ja gelesen, dass der Lederriemen auch seinen Sinn haben sollte. Also das Messer geschnappt und über das Leder einige Male abgezogen. Nicht wirklich voller Hoffnung setzte ich das Messer erneut an, um die Rasierprobe zu vollziehen. Und wirklich, es ziepte zwar noch aber mein sagenumwobenes Nirosta-Messer rasierte einigermaßen meine Haare am Unterarm. Ich fühlte wie mein Herz vor Freude begann zu hüpfen – was für ein Gefühl. Ich hatte ein System gefunden womit ich endlich meine Messer scharf bekommen konnte.
Also direkt in die Küche gesprintet, eine Tomate und ein Brettchen rausgesucht und das Messer angesetzt.
Hey, Du blöde Tomate. Wieso zerfällst Du denn schon bevor ich eigentlich so richtig anfangen will zu schneiden.
Tja, da lag sie nun – die Tomate. In zwei Teile geteilt und die beiden Hälften noch schaukelnd auf dem Brettchen. Was für eine Erfahrung. Man kann wirklich Tomaten schneiden ohne zumindest 50% derselben in Ketchup zu verwandeln.
So, nun hatte ich im Laufe der Zeit wohl so an die 20-30 Messer geschärft. Für kleine Messer ist das Lansky-System wirklich gut. Für größere Messer (über 8-10 cm Klingenlänge) ist es jedoch aufgrund des benötigten Umspannens und der kleinen Schleifsteine sehr zeitaufwendig ein Messer zu schärfen. Für mein Kochmesser (ca. 20 cm Klingenlänge) habe ich für den ersten Schliff (der Schleifwinkel passte nicht 100%ig) gut und gerne 1,5 Stunden benötigt. Gut das Nachschärfen geht schon schneller, aber wirklich schnell ist es nicht.
Aber inzwischen fühlte ich mich bereit um das Schleifen freihand zu probieren. Inzwischen war das schwammige Gefühl gewichen wann man aufhören kann mit dem Schleifen und man erkennt die Anzeichen dafür einen feineren Stein verwenden zu können oder den Schleifvorgang beenden zu können. Die Erfahrung lehrt halt den durch das Schleifen entstanden Grad zu fühlen und beurteilen zu können.
Inzwischen benutze ich einen japanischen Wasserstein (1000/6000) (an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön an Leos Messerseite!). Der einzige Aspekt, der zum Freihandschleifen noch dazu kommt ist halt den Schleifwinkel zu halten. Aber da man sich nicht mehr gross auf andere Sachen konzentrieren muss, klappt das eigentlich ohne Probleme. Mit dieser Art des Schleifens bekommt man die Messer sogar noch ein Touch schärfer und vor allem man benötigt nur noch ein Viertel der Zeit!
Also mir macht es inzwischen wirklich richtig Spaß meine Messer scharf zu halten und zu pflegen. Das wäre für mich noch vor einem halben Jahr undenkbar gewesen.
Ich kann nur jedem empfehlen seine Messer selbst zu schärfen. Es ist wirklich nicht schwierig und das Aha-Erlebnis ist enorm. Den Weg, den ich gegangen bin, kann ich ebenfalls uneingeschränkt empfehlen. Mit dem Lansky-System und einem Abziehleder ist es für jeden möglich eine Schärfe zu erzielen, mit der man rasieren kann. Nachdem man die ersten Erfahrungen gesammelt hat, steht dem Schärfen auf einem Wasserstein auch nichts mehr im Wege.
Sollte jemand Probleme haben mit dem Lansky-System die Schärfe zu erreichen, schreibe ich gerne mal eine detaillierte Anleitung (auf was sollte man achten, was hat es mit dem Grad auf sich, wann sollte man umspannen, …) wie ich mit dem System meine Messer geschärft habe. Jedoch sollte dafür wirklich Bedarf vorhanden sein. Es wird mit Sicherheit mehrere Seiten füllen, um den Schleifvorgang detailliert zu beschreiben.
So das soll erstmal reichen. Ich hoffe, dass ich der Gemeinschaft wieder einen kleinen Teil von dem zurückgeben konnte, der mir so sehr geholfen hat endlich scharfe Messer zu besitzen.
Bodo