Konstruktion und Verarbeitung
In den Abmessungen ist das Acies mit dem Sebenza vergleichbar. Offen sind beide genau gleich lang, das Acies ist geschlossen nen Tacken kürzer und hat ein paar Millimeter mehr Scheidenlänge. Auch der Griff ist vergleichbar breit, bei beiden Messern ist der Griff knapp über 11mm dick.
Mein Sebenza, das auf dem Bild, hat noch eine BG42 Klinge und Hohlschliff - gibts ja auch schon flach geschliffen. Das Acies hat einen Flachschliff, der bis kurz vor dem Daumenpin über die gesamte Klingenbreite hochgezogen ist. Ich mag das

, das gibt eine schnittfreudige Schneidengeometrie. Und mit dem nach unten gezogenen Klingenrücken eine schön feine Spitze.
Der ZDP-189 ist ein von Hitachi pulvermetallurgisch hergestellter Stahl, mit 3% Kohlenstoff, 20% Chrom, 1% Molybden und 0,3% Vanadium. Die Diskussion um Karbidgrößen und Schneidenstabilität lasse ich hier mal aus - meine Alltagserfahrung mit dem ZDP-189 im Spyderco Stretch ist, dass (zumindest die Klinge des Sypderco) die Klinge ein bisserl Geduld beim Schärfen braucht, sehr schnitthaltig ist und problemlos auf eine Schärfe gebracht werden kann, die Haare rasiert. Und beim Schneiden - nicht hebeln, und auch nichts schneiden, wofür man besser die Blechschere nimmt - hatte ich auch noch keine Ausbrüche. Das reicht mir.
Fakt ist, der Stahl ist relativ teuer und wird sich auch nicht gerade leicht bearbeiten lassen. Was man natürlich mitbezahlt. Ohne dass man jetzt irgendeine herausragende Eigenschaft erhält, die beim Arbeiten mit einem Messer einen besonderen Vorteil bringt. Jomei. Ich mag solche abgedrehten Stähle. Muss ich nicht bei allen Messern haben, aber in einigen

Ich würde mir auch einen Folder mit Hartmetallklinge kaufen. Ob das sinnvoll ist, so what, wenns Spaß macht.
Das Acies kommt jedenfalls rattenscharf geschliffen. Die Klinge ist sauber satiniert, Schliff quer zur Klinge.
Über den Lock muss man wenig sagen - der sitzt satt etwa bis zur Hälfte der Klingenrampe, die nicht gerade, sondern mit einem Radius gefräst wurde. Die Klinge hat in keine Richtung Spiel, auch nicht, wenn die Feder keinen Druck auf die Klinge ausübt. Der Klingengang ist sauber und weich. Und auch nach dem Zerlegen und Zusammenbau passt alles wieder, wie im Neuzustand. Spricht für eine sehr saubere Konstruktion.
Konstruktion/Details
Wie man sehen kann, ist die Achse herkömmlich konstruiert, läuft also nicht, wie beim Sebenza, auf Maß in einer Buchse, sondern man kann den Klingengang mit der Achsschraube einstellen. Sinnvollerweise verhindert das sechseckige Endstück, dass sich die Achse dabei mit dreht. Beilagscheiben aus Bronze ermöglichen einen straffen, aber weichen Klingengang.
Der Liner hält die Klinge fest und spielfrei im Rahmen - Detentball und die Aussparung in der Klinge sind passgenau. Gehört auch so, ist aber nicht immer so

. Auch frisst sich die Feder nicht in der Rampe fest - über die recht tiefe Aussparung im Liner kommt man beim Entriegeln mit dem Daumen bequem an den Liner ran.
Damit die Feder nicht allzu streng läuft, wurde hinten ein Bereich ausgefräst - 1,2mm Titan blieben noch stehen. Die Klinge lässt sich so bequem entriegeln, ohne dass die Federkraft schon "labberig" wirkt.
Der verschraubte Anschlag verhindert dabei, dass grobmotorische Dösbaddel die Verschlussfeder über das normale Maß hinaus nach außen biegen - kennt man ja von den Messern von Rick Hinderer. Hinten sieht man die beiden Gewindelöcher zur Montage des Clips für Tip-Up.
Der Clip ist recht pfiffig - durch die gebogene Form sitzt das Messer sehr tief in der Tasche. Man sieht vom Messer gar nichts mehr, nur den Clipbügel. Die Spannung ist auch ok, recht stramm, um das Messer sicher festzuhalten. Aber man bekommt es noch bequem in die Tasche, ohne am Clip fummeln zu müssen.
Mal was anderes sind auch die Daumenhebel. Kenne ich in der Form von manchen Kershaw. Hat wahrscheinlich auch wieder ein berühmter Messermacher entworfen, den ich gerade nicht kenne. Wie auch immer, die Pins haben eine gerfiffelte Schräge, auf der der Daumen beim Öffnen aufliegt. Funktioniert

Ok, ich hab schon geschätze 48935 Messer mit allen möglichen Daumenpins auf bekommen. Aber irgendeinen Vorteil wird das schon haben.
Wichtiger ists, dass der Pin auf einem Radius läuft, den ich auch mit dem Daumen abdecken kann. Damit ich nicht beim Öffnen umgreifen muss. Das muss ich beim Acies nicht

, passt.
Wie man im nächsten Bild sieht, wurde der Rahmen für die maximale Klingenlänge sehr gut ausgenutzt. Praktisch sitzt die Klinge sogar noch einen Tacken näher am Rand, ist aber noch weit genug im Rahmen, so dass man sich nicht an der Spitze verletzen kann. Müsst ihr mir glauben, zeigen kann ich das nicht

, weil beim zerlegten Messer die starke Feder die Klinge von der Achse hebt. Und festpappen wollte ich das dann doch nicht, nur für ein Foto.
Wenn das Acies geschlossen ist, liegt die Klingenwurzel komplett innerhalb des Rahmens, keine hervorstehende Kante, die sich in der Tasche verhaken kann.
Die Verarbeitung des Acies Titanium ist top, gibt ein sattes Gefühl in der Hand und ist mit dem Sebenza vergleichbar. Das Sebenza hat die etwas aufwändigere Konstruktion der Klingenachse voraus. Beim Seb ist der Klingenrücken komplett verrundet, beim Acies sind nur die Kanten gebrochen. Finish, Anschliff, die Lage der Klinge genau in Griffmitte und die gesamte Haptik - da nehmen sich beide Messer nichts.