Rock'n'Roll
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Boa tarde,
was die “Drogería” für Portugal, ist die “Ferretería“ in Spanien. Camilo betreibt eine solche in Ayamonte - und zwar in der Calle Trajano 13, einem magischen Ort also. Das ist ziemlich genau 11 Kilometer vom Roadhouse entfernt. Gestern mal eben über den Guadiana und einen kleinen Abstecher nach Ayamonte - nur mal so gucken. Wieder einmal. Das Angebot in Camilos „Gerümpelschuppen“ war und ist atemberaubend. Alles was schneidet, hiebt und sticht, liegt auf kleinstem Raum gestapelt. Vom Fußboden bis zur Decke, Schaufenster, Displays, Theke, Regale, diffuse hintere Räumlichkeiten - alles voller (nationaler und internationaler) Eisen der einschneidensten und schärfsten Sorte. Hauseigene Metzgerbeile, Opinels der Größe „erstaunlich“, das gesamte Victorinox-Programm, Swiss Tools und so weiter und so fort.
Am besten Fernhalten von diesem Refugium der Begierde. Wir sind dann auch zügig wieder abgehauen, allerdings nicht ohne das Dingo! Dieses ist, wie uns versichert wurde, ein Schneidgerät spanischer Herkunft, das Griffschalen aus Perlmutt nebst zwei Messingpins je Seite besitzt, über der Klingenachse „Stahlkappen“ trägt und auch ansonsten ein Gerät der härteren Art ist. Die mit Nagelhieb zu öffnende Klinge trägt den Namen „Dingo“ nebst Konterfei eines ebensolchen. Dingos stammen ja bekanntlich von ausgewilderten australischen Hunden ab und haben mittlerweile deutlich größere und stärkere Zähne als diese. Genau deswegen, vermutlich um seinem Namen auch gerecht zu werden, hat das Dingo einen Kompagnon in Form einer wahrhaft bösen Säge neben sich im Griff liegen, die ebenso wie die sauscharfe Klinge aus 440-Stahl besteht und zu großer Vorsicht anrät. Während die Klinge per Backlock verriegelt, ist die Säge als Slipjoint unterwegs.
Von unserem Ausflug zurück, haben wir mal die Klinge angetestet. Die junge Spitze eines Schilfrohres als Vorspeise verabreicht, haben wir dem hungrigen Biest dann richtig was zu fressen vorgeworfen: Ein dünnes Hartholz-Schalbrett, welches mit einer Betonschicht zugesaut war, mußte von ihm zunächst teilweise von demselben befreit und das Brettchen dann in eine ansprechende Form gebracht werden. Eine Art Wildschwein hatten wir uns vorgestellt. Mit dem ersten Ergebnis waren wir nicht ganz zufrieden. Es erschien uns etwas Überlänge zu haben und so übergaben wir das Viech den erbarmungslos zubeißenden Sägezähnen des Dingo. Kurz vor dem finalen Cut hielten wir inne. Der noch stehengebliebene Steg gefiel uns, denn wir hatten in einem Anfall kreativen Wahns plötzlich ein „Wildschwein mit Anhänger“ vor Augen, das wir mit der Klinge des Dingo in seine endgültige, uns ansprechende Form beförderten.
Zugegebenermaßen war das Betondings eine Gemeinheit dem Dingo gegenüber , was es bei näherer Inaugenscheinnahme verständlicherweise auch mit ein paar klitzekleinen „serrations“ in der Klinge quittiert hatte. Aber trotz dieser Mikroblessuren war es noch ein Abendbrotteufel, der wie nichts durch Gurken und Tomaten glitt, Gurken vorher auch schälte und Anlaß zur Freude gab.
Nach dem Abendbrot haben wir uns dann die Keramik des Sharpmakers vorgenommen und einer Generalspülung unterzogen, die sie dringend nötig hatte. Die Schärfprozesse der letzten Tage hatten deutlichste Spuren hinterlassen und begannen, das Schärfeergebnis zu beeinträchtigen. Etwas heißes Wasser, Spüli und ein neuer Topfschwamm sorgten für erfreulich einfache und gründliche Säuberung. Jetzt mußte das Dingo dran glauben. Mikro-Serrations werden im Roadhouse nicht mehr geduldet. Diese Zeiten sind endgültig vorbei!! Nach unaufwendiger Sharpmaker-Behandlung sah unser Dingo aus wie neu, schnitt, wie der Frisör es gerne sieht und bekam, wie wir, Ruhe für den gestrigen Tag.
Am heutigen Morgen galt der erste Blick dem status quo. Auf dem Tresen reihten sich einige zur Zeit in Küchen-Gebrauch befindliche Schneidutensilien neben dem einen und anderen Hölzchen und dem Dingo in Gemeinschaft mit dem kleinen „Portuguise-No-Name-Slipjoint“ aus Carlos‘ Händen. Der Apfelschälprozeß war eine - dem Sharpmaker geschuldete - Freude und nach ein paar schnellen „shots“ aus der Hüfte waren wir mal weg. Wir hatten dem gefräßigen Dingo vorher noch einen Hundeknochen zwischen die Zähne gesteckt. Dieser war aber scheinbar nicht nach seinem Geschmack.
Vorbei an Fischerbooten und hungrigen Möwenhorden gelangten wir zu Augusto (das mit der Bank waren wir nicht - ehrlich!), nahmen den Espresso und machten noch einen Abstecher zur alten Werft. Als wir am Guadiana dann dem direkten Konkurrenten des Dingo in Form einer motorbetriebenen Stihl begegneten, sind wir der direkten Konfrontation in Form eines Vergleichssägens dann doch aus dem Weg gegangen und haben stattdessen zum Abschluß in aller Ruhe noch den abgebrochenen Zweig eines Feigenbaums in ein handschmeichelndes Hölzchen verwandelt. No „chippings“ at all.
Wir sind begeistert von den Säge-, Schneid- und Schnitzeigenschaften dieses rattenscharfen spanischen Brockens, der ein wertvoller Begleiter in unserer Jacken-, oder Hosentasche werden wird und auf unserer Prioritätenskala sofort einen der vorderen Plätze eingenommen hat. Vierfingergriff (bei dem man in den Fingerinnenflächen den leichten, aber akzeptablen Druck der jeweils geschlossenen Säge bzw. Klinge verspürt), leichtes Klingenspiel bei geschlossener Klinge/Säge, welches in geöffnetem Zustand verschwindet. Sägezähne schräg nach hinten zur Klingenachse hin zeigend. Flaschenöffner am Ende des Sägeblatts. Gewicht wie Spyderco Techno. Gesamteindruck, Haptik, Verarbeitung - von einigen leicht scharfen Kanten abgesehen - zufriedenstellend. Man bedenke auch hier wieder den Preis von 25,- Euro .
Das Spanische Dingo
Länge geschlossen: 9,2 cm
Länge bei geöffneter Klinge: 16,2 cm
Klingenlänge: 7 cm (davon scharf 6,5 cm)
Klingenhöhe: max. 1,5 cm auf Null zulaufend
Klingen- /Sägestahl: Stainless 440, Flachschliff
Klingenstärke: 2 cm auf Null zulaufend
Länge bei geöffneter Säge: 16,4 cm
Sägeblattlänge: 7,2 cm (davon Säge 4,5 cm, der übrige Teil Flaschenöffner)
Sägeblatthöhe: 1,3 cm (nach vorn verjüngend auf 0,5 cm; nach hinten stehende 2 Reihen Sägezähne)
Sägeblattstärke: 2 cm durchgehend
Grifflänge: 9,2 cm
Griffhöhe: Ab Klingenachse von 1,8 cm über 1,5 cm in der Mitte auf 2 cm am Ende zulaufend
Griffdicke: Von 1,2 cm an der Klingenachse auf 1,5 cm am Messerende zulaufend.
Griffmaterial: Perlmutt mit 2 Messingpins je Seite
(A few) Pictures of a Spanish Dingo
Wir finden, 26 Fotos von einem Messer, das bei Camilo, Hausnummer 13 erworben wurde, das ist wirkliche Magie. Was Johnny auf die Dauer vom Dingo hält, bleibt abzuwarten. Ob er eifersüchtig wird … Ist es männlich, ist es weiblich??? Die Sex Pistols jedenfalls hauen „Road Runner„ raus und wir lieben den täglichen
Rock’n’Roll
was die “Drogería” für Portugal, ist die “Ferretería“ in Spanien. Camilo betreibt eine solche in Ayamonte - und zwar in der Calle Trajano 13, einem magischen Ort also. Das ist ziemlich genau 11 Kilometer vom Roadhouse entfernt. Gestern mal eben über den Guadiana und einen kleinen Abstecher nach Ayamonte - nur mal so gucken. Wieder einmal. Das Angebot in Camilos „Gerümpelschuppen“ war und ist atemberaubend. Alles was schneidet, hiebt und sticht, liegt auf kleinstem Raum gestapelt. Vom Fußboden bis zur Decke, Schaufenster, Displays, Theke, Regale, diffuse hintere Räumlichkeiten - alles voller (nationaler und internationaler) Eisen der einschneidensten und schärfsten Sorte. Hauseigene Metzgerbeile, Opinels der Größe „erstaunlich“, das gesamte Victorinox-Programm, Swiss Tools und so weiter und so fort.
Am besten Fernhalten von diesem Refugium der Begierde. Wir sind dann auch zügig wieder abgehauen, allerdings nicht ohne das Dingo! Dieses ist, wie uns versichert wurde, ein Schneidgerät spanischer Herkunft, das Griffschalen aus Perlmutt nebst zwei Messingpins je Seite besitzt, über der Klingenachse „Stahlkappen“ trägt und auch ansonsten ein Gerät der härteren Art ist. Die mit Nagelhieb zu öffnende Klinge trägt den Namen „Dingo“ nebst Konterfei eines ebensolchen. Dingos stammen ja bekanntlich von ausgewilderten australischen Hunden ab und haben mittlerweile deutlich größere und stärkere Zähne als diese. Genau deswegen, vermutlich um seinem Namen auch gerecht zu werden, hat das Dingo einen Kompagnon in Form einer wahrhaft bösen Säge neben sich im Griff liegen, die ebenso wie die sauscharfe Klinge aus 440-Stahl besteht und zu großer Vorsicht anrät. Während die Klinge per Backlock verriegelt, ist die Säge als Slipjoint unterwegs.
Von unserem Ausflug zurück, haben wir mal die Klinge angetestet. Die junge Spitze eines Schilfrohres als Vorspeise verabreicht, haben wir dem hungrigen Biest dann richtig was zu fressen vorgeworfen: Ein dünnes Hartholz-Schalbrett, welches mit einer Betonschicht zugesaut war, mußte von ihm zunächst teilweise von demselben befreit und das Brettchen dann in eine ansprechende Form gebracht werden. Eine Art Wildschwein hatten wir uns vorgestellt. Mit dem ersten Ergebnis waren wir nicht ganz zufrieden. Es erschien uns etwas Überlänge zu haben und so übergaben wir das Viech den erbarmungslos zubeißenden Sägezähnen des Dingo. Kurz vor dem finalen Cut hielten wir inne. Der noch stehengebliebene Steg gefiel uns, denn wir hatten in einem Anfall kreativen Wahns plötzlich ein „Wildschwein mit Anhänger“ vor Augen, das wir mit der Klinge des Dingo in seine endgültige, uns ansprechende Form beförderten.
Zugegebenermaßen war das Betondings eine Gemeinheit dem Dingo gegenüber , was es bei näherer Inaugenscheinnahme verständlicherweise auch mit ein paar klitzekleinen „serrations“ in der Klinge quittiert hatte. Aber trotz dieser Mikroblessuren war es noch ein Abendbrotteufel, der wie nichts durch Gurken und Tomaten glitt, Gurken vorher auch schälte und Anlaß zur Freude gab.
Nach dem Abendbrot haben wir uns dann die Keramik des Sharpmakers vorgenommen und einer Generalspülung unterzogen, die sie dringend nötig hatte. Die Schärfprozesse der letzten Tage hatten deutlichste Spuren hinterlassen und begannen, das Schärfeergebnis zu beeinträchtigen. Etwas heißes Wasser, Spüli und ein neuer Topfschwamm sorgten für erfreulich einfache und gründliche Säuberung. Jetzt mußte das Dingo dran glauben. Mikro-Serrations werden im Roadhouse nicht mehr geduldet. Diese Zeiten sind endgültig vorbei!! Nach unaufwendiger Sharpmaker-Behandlung sah unser Dingo aus wie neu, schnitt, wie der Frisör es gerne sieht und bekam, wie wir, Ruhe für den gestrigen Tag.
Am heutigen Morgen galt der erste Blick dem status quo. Auf dem Tresen reihten sich einige zur Zeit in Küchen-Gebrauch befindliche Schneidutensilien neben dem einen und anderen Hölzchen und dem Dingo in Gemeinschaft mit dem kleinen „Portuguise-No-Name-Slipjoint“ aus Carlos‘ Händen. Der Apfelschälprozeß war eine - dem Sharpmaker geschuldete - Freude und nach ein paar schnellen „shots“ aus der Hüfte waren wir mal weg. Wir hatten dem gefräßigen Dingo vorher noch einen Hundeknochen zwischen die Zähne gesteckt. Dieser war aber scheinbar nicht nach seinem Geschmack.
Vorbei an Fischerbooten und hungrigen Möwenhorden gelangten wir zu Augusto (das mit der Bank waren wir nicht - ehrlich!), nahmen den Espresso und machten noch einen Abstecher zur alten Werft. Als wir am Guadiana dann dem direkten Konkurrenten des Dingo in Form einer motorbetriebenen Stihl begegneten, sind wir der direkten Konfrontation in Form eines Vergleichssägens dann doch aus dem Weg gegangen und haben stattdessen zum Abschluß in aller Ruhe noch den abgebrochenen Zweig eines Feigenbaums in ein handschmeichelndes Hölzchen verwandelt. No „chippings“ at all.
Wir sind begeistert von den Säge-, Schneid- und Schnitzeigenschaften dieses rattenscharfen spanischen Brockens, der ein wertvoller Begleiter in unserer Jacken-, oder Hosentasche werden wird und auf unserer Prioritätenskala sofort einen der vorderen Plätze eingenommen hat. Vierfingergriff (bei dem man in den Fingerinnenflächen den leichten, aber akzeptablen Druck der jeweils geschlossenen Säge bzw. Klinge verspürt), leichtes Klingenspiel bei geschlossener Klinge/Säge, welches in geöffnetem Zustand verschwindet. Sägezähne schräg nach hinten zur Klingenachse hin zeigend. Flaschenöffner am Ende des Sägeblatts. Gewicht wie Spyderco Techno. Gesamteindruck, Haptik, Verarbeitung - von einigen leicht scharfen Kanten abgesehen - zufriedenstellend. Man bedenke auch hier wieder den Preis von 25,- Euro .
Das Spanische Dingo
Länge geschlossen: 9,2 cm
Länge bei geöffneter Klinge: 16,2 cm
Klingenlänge: 7 cm (davon scharf 6,5 cm)
Klingenhöhe: max. 1,5 cm auf Null zulaufend
Klingen- /Sägestahl: Stainless 440, Flachschliff
Klingenstärke: 2 cm auf Null zulaufend
Länge bei geöffneter Säge: 16,4 cm
Sägeblattlänge: 7,2 cm (davon Säge 4,5 cm, der übrige Teil Flaschenöffner)
Sägeblatthöhe: 1,3 cm (nach vorn verjüngend auf 0,5 cm; nach hinten stehende 2 Reihen Sägezähne)
Sägeblattstärke: 2 cm durchgehend
Grifflänge: 9,2 cm
Griffhöhe: Ab Klingenachse von 1,8 cm über 1,5 cm in der Mitte auf 2 cm am Ende zulaufend
Griffdicke: Von 1,2 cm an der Klingenachse auf 1,5 cm am Messerende zulaufend.
Griffmaterial: Perlmutt mit 2 Messingpins je Seite
(A few) Pictures of a Spanish Dingo
Wir finden, 26 Fotos von einem Messer, das bei Camilo, Hausnummer 13 erworben wurde, das ist wirkliche Magie. Was Johnny auf die Dauer vom Dingo hält, bleibt abzuwarten. Ob er eifersüchtig wird … Ist es männlich, ist es weiblich??? Die Sex Pistols jedenfalls hauen „Road Runner„ raus und wir lieben den täglichen
Rock’n’Roll