Abkühlen in Wasser - Nicht Härten!

Bernhard1984

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Ich habe eine Frage:

Habe heute eine Damastklinge aus C60, 75Ni8 und 1.2842 geschmiedet.

Nach dem Schmieden habe ich 4mal normalisiert (Klinge erwärmt bis nicht magnetisch und an Luft abkühlen lassen bis sie nicht mehr glühte)

Beim letzten Durchgang habe ich den Rohling als er nur noch dunkelrot, eher braun, im Dunkeln glühte, in Wasser abgeschreckt (Kurz eingetaucht und gleich wieder raus) das ganze 3 Mal.

Er war vor dem "Abschrecken" komplett magnetisch, das heißt ja, dass sich alles wieder in Perlit umgewandelt hat.

Habe ich vielleicht durch das schnelle Abkühlen irgendetwas "kaputt" gemacht?

Den Rohling habe ich in der Esse abkühlen lassen. Bis man den Rohling in der Esse anfassen kann, dauert 3-4 Stunden.
 
Macht es dem Stahl etwas aus, wenn man ihn unterhalb der Härtetemperatur schnell abkühlt? Gibt es vielleicht Risse, große Spannungen oder sonst. Schäden?

Ich schätze, dass ich ihn auf ca. 300-400°C abgekühlt habe und danach habe ich ihn wieder in den Ofen zum weichgeglühen getan.
 
Das würde ich auch gern mal wissen. Mir ist es passiert das ich eine Federstahl-Schwertklinge an der Angel bei ca. 300-400°C ins wasser getaucht habe, und dann habe ich an der anderen Seite weitergeschmiedet, dabei ist an der Angel ein Stück abgebrochen.... Aber warum? Bei der Temperatur ist es doch nicht gehärtet...:argw:

MfG
Hjalmar Frohsinn
 
Beim letzten Durchgang habe ich den Rohling als er nur noch dunkelrot, eher braun, im Dunkeln glühte, in Wasser abgeschreckt (Kurz eingetaucht und gleich wieder raus) das ganze 3 Mal.

Er war vor dem "Abschrecken" komplett magnetisch, das heißt ja, dass sich alles wieder in Perlit umgewandelt hat.

Habe ich vielleicht durch das schnelle Abkühlen irgendetwas "kaputt" gemacht?

Den Rohling habe ich in der Esse abkühlen lassen. Bis man den Rohling in der Esse anfassen kann, dauert 3-4 Stunden.


Das der Stahl wieder magnetisch war bedeutet nicht zwingend, daß er wieder perlitisch war, es bedeutet vielmehr, daß der Stahl wieder unter den Curiepunkt abgekühlt war und der Austenit sich wieder zurückgewandelt hat.

Das kann bei einer Abkühlgeschwindigkeit die langsam genug war wieder ein Perlitisches Gefüge sein.
Bei den von dir verwendeten Stählen und den beim Messerschmieden üblichen geringen Querschnitten kann der Stahl aber durchaus auch beim abkühlen an der Luft Martensit bilden.
Diese Stähle, sowie auch die 'Federstahähle' ob Silizium oder Vanadiumlegiert sind aber besser im Öl als im Wasser zu härten.
Wasserhärten kann zu Rissbildung führen, da zu schroff in der Abschreckwirkung.

Bei deinem Vorgehen kann der Stahl schon hart geworden sein, es entspricht in gewisser Weise einem gebrochenen Härten, nur daß du zuerst an Luft und dann im Wasser abkühlst und nicht zuerst in Wasser/Öl/Salzbad und dann an der Luft.
Es ergeben sich dabei evtl. andere Gefügestrukturen (ist aber spekulativ ob du durch den Banitbereich runtergekühlt hast )
Wenn du dabei bis auf Raumtemperatur runterkühlst und den Stahl dann liegen lässt, kann dabei was kaputtgehen (Spannungasrisse ! )

Beim Härten kommt es nicht darauf an, den Stahl nur unter seine Härtetemperatur zu bringen um nichts mehr im Gefüge passieren zu lassen.

Es kommt vielmehr darauf an bei welchen Temperaturen der Stahl Martensit zu bilden beginnt (Martensit start und wo die Martensitbildung abgeschlossen ist (Martensit stop)
Bei den niedrig legierten Stählen und den C-Stählen beginnt das im Bereich von um die 400 bis 300 ° C runter und endet bei 200 bis 100 ° C (gaanz grob und Pauschal gesagt)

Man muss nur schnell genug bis dahin, oder darunter abkühlen um im Stahl Martensit und andere Strukturen zu erzeugen


Wenn du danach wieder anlässt, ob im Ofen, der Esse oder aus der eigenen Restwärme der Klinge heraus, dann dürfte dabei nichts passiert sein.

Das erklärt dann im Prinzip auch warum bei Hjalmar, die die Schaertangel abgebrochen ist.


gruß

Peter
 
Also der Rohling ist zwischen 6-7mm dick.

Am Montag werde ich ihn unter die Parallelschleifmaschine packen, und schauen, ob es irgendwo Risse gibt.

Oder wie kann ich am besten feststellen ob er Risse hat?
 
Das kommt drauf an wie groß evtl. vorhandene Risse sind.

Nach dem Planen sollten fürs Auge sichtbare Risse als feine dunkle Linien zu erkennen sein.
Evtl. mal mit Tuschierfarbe nachhelfen ob was sichtbar wird.

Auch durch erneutes Glühen kann man Risse sichtbar machen. Diese kühlen schneller aus und erscheinen als dunkle Linien im glühenden Stahl.

Sieht man nichts, kann man evtl. unterm Mikroskop oder mit einer guten Lupe was erkennen.

Aber alles was nicht an der Oberfläche liegt, wirst du nur nach dem Schleifen der Klinge, oder nach dem Härten, oder garnicht erkennen.

Da kannst nur du entscheiden, wie gefährdet die Klinge durch die Glühbehandlung ist.
Kann alles wunderbar glattgehen oder es kommt an beliebieger Stelle zum Gau.





Peter
 
Der Rohling hat alles gut überstanden!

Es gibt keine Risse!

Ich habe den Rohling auch geäzt, und da viel mir auf, dass der C60 wesentlich dunkler wurde als der 1.2842. Der 75Ni8 blieb wie gewohnt silbern.

Hat es damit zu tun, dass jeder Stahl im Damast anders reagiert?
 
Das ist komisch der 2842 hat mehr C-Gehalt und mehr MN also müsste er der dunkle Stahl sein.
Hast Du die Stähle ganz sicher nicht vertauscht?
Gruß Chris
 
Hallo Bernhard !
Du hast mit der Vermutung, daß jeder Stahl in unterschiedlichen Zusammensetzungen unterschiedlich auf den Säureangriff reagiert, völlig recht. Dazu habe ich schon mehrfach und ausführlich Stellung genommen. Im Prinzip ist es eine Frage der elektrochemischen Spannungsreihe. Der Stahl, der auf die Säure empfindlicher reagiert, wird dunkel, der andere bleibt heller. Es ist also ohne weiteres möglich, daß ein bestimmter Stahl in der Kombination mit dem Stahl X dunkel zeichnet und in Kombination mit Stahl Y hell.
In der Regel zeichnen nickellegierte Stähle hell. Wenn Du aber den Ni 8 mit Reinnickel kombinieren würdest, würde er dunkel zeichnen. Das würde länger dauern, als bei empfindlicheren Stählen- mechanisch wäre eine solche Kombination sowieso Unfug.
MfG U. Gerfin
 
Die Stähle habe ich nicht vertauscht. Der 1.2842 sollte die Schneidlage werden, was aber durch einen schiefen Hammerkopf gründlich misslang.
Damit ich wenigstens ein symmetrisches Messer erhalte, habe ich alles nochmal gefaltet und ausgeschmiedet. Wenn der Rohling geschliffen ist, wird man die 1.2842 Schicht lediglich nahe des Messerrückens sehen.

Auf dem ersten Bild sieht man die dicke Lage 1.2842 die sehr hell ist, wohin gegen der C60 dunkel ist.

 
Wenns nur kurz geätzt ist und das Material ungehärtet war, dann kann es manchmal zu komischen Effekten kommen. Ich habe dann auch schon erlebt, dass die Nickelstahl-Lagen aus unerfindlichen Gründen dunkler waren als der Rest. Bei tieferem Ätzen hat sich das aber dann wieder gegeben.

Wolltest Du eine Sandwichkonstruktion machen? Dann ist es besser für die Mitte redlich dickes Material zu nehmen.
 
Durch den schiefen Hammerkopf hat sich das Packet beim schlagen gedreht, sodass die Mittellage aus der Mitte zu den Kanten lief. Die Schicht war nicht mehr parallel zur Außenseite, sondern verlief diagonal. Dann habe ich es nochmal gefaltet und es wurde quasi ein symmetrisches "V", das man jetzt sieht. Dadurch, dass ich unterschiedlich viel Material weggeschliffen habe, sieht man auf der ersten Seite wesentlich mehr vom 1.2842 als auf der anderen.

Normale Sanwichkombinationen werde ich demnächste auch Probieren.
 
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