Abu
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Deutscher Absinth, ist das nicht schon kulturelle Aneignung? Aber das Etikett war für das Thema zu inspirierend.
Und nein, Absinth ist keine frz. Erfindung. Es waren mal wieder die Schwyzer, die der Welt diese hochprozentige Kräutermedizin gegen Leid von Körper und Seele schenkten. PERNOD erwarb die Rezeptur und erhielt mittels Hektolitern Kampfkraft und Moral frz. Legionäre im Algerienkrieg des 19. Jhdt. Von einem bakteriellen, heimtückischen Feind in schlechtem Wasser hatten die Legionäre buchstäblich die Hosen voll.
Wieder in der Heimat, mochten sie auch nicht auf ihre „Grüne Fee“ genannte medizinische Vorsorge verzichten. Absinth wurde en vogue, Nationalgetränk, durchzog die Gesellschaft, besonders die prekäre, wurde Laster, gar feministisch: der erste Alkohol, der Frauen in der Öffentlichkeit erlaubt war. Er gab brotlosen Künstlern Inspiration und nahm ihnen das Hungergefühl. Bis zum Verbot! Die Exzesse waren offenkundig, die Weinlobby dichtete den Ingredienzen zudem toxische Wirkung an. „Die Menge macht das Gift“, wusste schon Paracelsus, und jener Alkohol war zudem billig und schlecht!
Alkohol + Messer + Streit sind eine gefährliche Mixtur. Ungewöhnlich ist eher, dass sich einer im Zorn selbst das Ohr verstümmelt. Wenn er van Gogh heißt, bleibt die schmerzhafte Episode der Nachwelt erhalten, wie seine Bilder. Auf denen er u.a. auch die geliebte „Grüne Fee“ und seine Selbstverstümmelung verewigt hat.
Nein, der mittellose Maler hat sich dabei gewiss nicht meines feinen Messers bedient. Perray Nogent war damals bereits viel zu renommiert, wir finden ihn unter den Exponenten der Weltausstellung 1862 in London.
Aus welcher Periode Vater/Sohn das Messer stammt, kann ich nicht sagen. Dass es meisterliche Merkmale aufweist, allemal.
Der Griff im Navettestil ist aus einem Stück Elfenbein, wie Schmuck gefasst in die geschmiedete Mechanik aus Damast. Der zarte Korkenzieher eher für „Medizin“ als Rotwein; man beachte die im Griff versenkte Tasche - wunderbar.
Überall kleine Verzierungen, an der Klingenachse glänzen Sternchen.
Sag niemals „Nagelhau“ zu dieser prominent auf der Klinge platzierten Öffnungshilfe, eine Zierde für sich, wie die schöne Damastklinge.
Die Ringzugmechanik wirkt primitiv, war aber sehr traditionell, bewährt. Man findet sie zB heute noch bei Messern von J. Mongin.
Die frz. Kulturgeschichte hält für uns immer wieder Bekömmliches bereit: feine Messer, schmackhaften Käse und einen bekömmlichen Tropfen für den genussvollen Abgang. Santé - aber nicht zu tief ins Glas gucken und an Paracelsus denken!
Abu
Und nein, Absinth ist keine frz. Erfindung. Es waren mal wieder die Schwyzer, die der Welt diese hochprozentige Kräutermedizin gegen Leid von Körper und Seele schenkten. PERNOD erwarb die Rezeptur und erhielt mittels Hektolitern Kampfkraft und Moral frz. Legionäre im Algerienkrieg des 19. Jhdt. Von einem bakteriellen, heimtückischen Feind in schlechtem Wasser hatten die Legionäre buchstäblich die Hosen voll.
Wieder in der Heimat, mochten sie auch nicht auf ihre „Grüne Fee“ genannte medizinische Vorsorge verzichten. Absinth wurde en vogue, Nationalgetränk, durchzog die Gesellschaft, besonders die prekäre, wurde Laster, gar feministisch: der erste Alkohol, der Frauen in der Öffentlichkeit erlaubt war. Er gab brotlosen Künstlern Inspiration und nahm ihnen das Hungergefühl. Bis zum Verbot! Die Exzesse waren offenkundig, die Weinlobby dichtete den Ingredienzen zudem toxische Wirkung an. „Die Menge macht das Gift“, wusste schon Paracelsus, und jener Alkohol war zudem billig und schlecht!
Alkohol + Messer + Streit sind eine gefährliche Mixtur. Ungewöhnlich ist eher, dass sich einer im Zorn selbst das Ohr verstümmelt. Wenn er van Gogh heißt, bleibt die schmerzhafte Episode der Nachwelt erhalten, wie seine Bilder. Auf denen er u.a. auch die geliebte „Grüne Fee“ und seine Selbstverstümmelung verewigt hat.
Nein, der mittellose Maler hat sich dabei gewiss nicht meines feinen Messers bedient. Perray Nogent war damals bereits viel zu renommiert, wir finden ihn unter den Exponenten der Weltausstellung 1862 in London.
Aus welcher Periode Vater/Sohn das Messer stammt, kann ich nicht sagen. Dass es meisterliche Merkmale aufweist, allemal.
Der Griff im Navettestil ist aus einem Stück Elfenbein, wie Schmuck gefasst in die geschmiedete Mechanik aus Damast. Der zarte Korkenzieher eher für „Medizin“ als Rotwein; man beachte die im Griff versenkte Tasche - wunderbar.
Überall kleine Verzierungen, an der Klingenachse glänzen Sternchen.
Sag niemals „Nagelhau“ zu dieser prominent auf der Klinge platzierten Öffnungshilfe, eine Zierde für sich, wie die schöne Damastklinge.
Die Ringzugmechanik wirkt primitiv, war aber sehr traditionell, bewährt. Man findet sie zB heute noch bei Messern von J. Mongin.
Die frz. Kulturgeschichte hält für uns immer wieder Bekömmliches bereit: feine Messer, schmackhaften Käse und einen bekömmlichen Tropfen für den genussvollen Abgang. Santé - aber nicht zu tief ins Glas gucken und an Paracelsus denken!
Abu