Ätzen Medium? / möglichst dunkle Stahlsorten?

NeidlicherStahl

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Hallo,

kann mir bitte jemand einen oder ein paar;) möglichst sehr dunkel zu ätzende Stähle empfehlen?

Derzeit nutze ich die Stähle 12767 und 12842, als ätzmedium verwende ich 99%tige Schwefelsäure (ätze damit aber irgendwie total ungleichmäßig und fleckig sieht "fies" aus^^).

Ich hätte noch die möglichkeit günstig an 30%tige Salzsäure zu kommen damit hab ichs noch nicht versucht.
Vllt habe ich auch bei der Vorbehandlung die falsche Oberfläche gehabt.

Danke euch

Gruß aus dem Land der tausend Feuer, dem allezit veregneten Siegerland^^

Siggi
 
Ich denke es liegt mehr am Ätzmedium als am Stahl.... Probiere mal Eisen-III Chlorid, notfalls mal ein Körnchen über die nasse und warme Klinge reiben, da wird es in Sekunden schwarz... OK, der 1.2842 steht bei der "Farbgebung" auch nicht so auf meiner Lieblingsliste, da er mehr grau als schwarz wird... Probier's einfach mal mit den Haushaltsmitteln wie Zitronensäure oder Eisen-III Chlorid... Zitronensäure bei Drospa und das Eisen-III Chlorid aus der Elektro-Abteilung von Conrad... Aber als Siegerländer kannste natürlich auch mal bei Steiner in Eiserfeld nachfragen... Sonst probiere halt mal den 1.2510. Ist mit dem 1.2842 absolut vergleichbar, hat aber weniger Mangan und sieht daher nicht ganz so grau aus...
 
Schwefelsäure, zumal in der Konzentration, ist in meinen Augen der letzte Mist zum Ätzen. Das Zeug ist extrem gefährlich, umständlich zu handeln und die Ätzung wird, wie Du schon festgestellt hast, fleckig. Ich weiß, auch ein paar Freunde von mir, wie Peter Stienen beispielsweise, schwören drauf (wenn auch nicht konzentriert) und werden mir widersprechen. Aber ich würde das Zeug nicht in meine Bude lassen. Ich habe mit all diesen Sachen zu miese Erfahrungen, u.a. im Chemie-LK, wo es mal fast eine Mitschülerin das Leben gekostet hat.

Ich benutze lieber Eisen-III-chlorid. Man braucht gegebenenfalls etwas mehr Zeit für das Ätzen, aber es ist ungefährlich, sehr gut zu kontrollieren und die Ätzungen werden tadellos. Die beiden schwärzesten härtbaren Stähle, die ich bisher gefunden habe sind 1.2842 und 1.2510 (kaum Unterschied).

Achim
 
99%-ige Schwefelsäure ist denkbar ungeeignet zum ätzen von Stahl. Eisen wird von konz. Schwefelsäure passiviert, d.h. nicht angegriffen. Konz. Schwefelsäure kann daher sogar in Behältern aus Eisen gelagert werden.
Verdünnte H2SO4 greift Eisen aber recht gut an, daher würde ich vorschlagen, einfach die Säure mit Wasser zu verdünnen, so auf 15-30%. Aber Vorsicht! Immer die Säure in einem dünnen Strahl ins Wasser (am besten dest. Wasser) gießen, dabei gut umrühen. Die Lösung erwärmt sich dabei kräftig und kann sogar überkochen, spritzen! Schutzbrille ist absolut Pflicht! Konz. H2SO4 ist übrigens extrem gefährlich, verkohlt prima alles organische wie z.B Haut, Kleidung etc.

Gruß

MythBuster
 
Per se dunkle Stahlsorten gibt es nicht. Es kommt immer auf die Kombination an. Stahl X kann in Verbindung mit Stahl Y dunkel zeichnen, in Verbindung mit Stahl Z aber hell. Das ist letztlich eine Frage der elektrochemischen Spannungsreihe- das "edlere" Material wird weniger und langsamer angegriffen und bleibt hell, das andere wird dunkler. Richtig ist, daß hoher C-Gehalt und hoher Mangangehalt grundsätzlich zu dunklerem Ätzmuster führen. Ein einfaches Beispiel soll klarmachen, wie und weshalb derselbe Stahl mal hell und mal dunkel erscheinen kann.
Bei sonst gleicher Legierung zeichnet die C-reichere Variante dunkel. Das kann man sehr schön durch Aufkohlen eines Baustahls demonstrieren. Wenn man einen aufgekohlten Stab durchschneidet und die Schnittfläche anätzt, wird man einen dunklen Rand und ein helles Inneres vorfinden. Das gibt es übrigens auch bei Wälzlagerringen. Die meisten bestehen aus den bekannten Wälzlagerstählen, es gibt aber auch welche, bei denen Vergütungsstähle aufgekohlt werden. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt es sich also, Wälzlager durchzuschneiden und an der Schnittseite anzuätzen. Zeigt sie sich gleichmäßig dunkel, so ist es ein homogener Werkzeugstahl, zeigt sie einen dunklen Rand bei hellem Kern, so liegt ein aufgekohlter Stahl vor, der für sich genommen für Messerklingen nur ganz bedingt geeignet ist.
Zurück zum Ätzmuster: Bei einer Kombination Feile mit sauberem Baustahl in der Dreiklagentechnik wird die Feile wegen des höheren C-Gehalts dunkel ätzen-wobei es in den Übergangszonen zu optisch sehr interessanten Phänomenen kommen kann.
Wird die Feile dagegen mit 1.2842 kombiniert, so bleibt sie hell und die Lagen 1.2842 werden dunkel, weil eben der 1.2842 mit 2 % wesentlich mehr Mangan enthält, als der Feilenstahl.
Da sich der C-Gehalt bei höherer Lagenzahl im Damast ausgleicht, spielt er für die Musterbildung keine Rolle. Wichtiger sind die Mangan- und/ oder Nickelanteile. Achtet man darauf, daß eine der Komponenten deutlich mehr von einem dieser Elemente enthält als die andere, wird man ein deutliches Muster erzielen.
Als Ätzmittel verwende ich ausschließlich Eisen III Chlorid und zwar am liebsten in der fertigen Mischung, wie sie in den Wasserwerken zur Fettbindung eingesetzt wird. Die kann man sogar noch mehr fachverdünnen und sie ätzt immer noch gut. Hier gilt wie oft-weniger ist mehr- zu konzentrierte Ätzmittel wirken durch Passivierung schwächer als stärker verdünnte.
Wenn jemand mit anderen Ätzmitteln arbeiten will, soll er das ruhig tun-und die Sicherheitsvorkehrungen strikt beachten. Ich kann aber eigentlich nicht einsehen, weshalb man sich die Sache schwer und gefährlich machen soll, wenn es doch einfach, gefahrlos und umweltverträglich geht.
MfG U. Gerfin
 
Hallo,

Vielen Dank für die rasche und rege Antwortserie, dieses Forum ist ein Segen für Schmiedeanfänger.

Ok Eisen III chlorid aus Eiserfeld hört sich gut an wohne 10 km entfernt, bin fast nciht mehr überascht dass sogar das bei uns in der Nähe ist, haben nen guten Werkzeugstahlhandel, nen Siegerländer Kohlemeiler und nen Edelholzhandel im 20km Umkreis, wird mir fast unheimlich so ganz ohne Versorgungsprobleme.

Denke lasse die Schwefelsäure dann lieber da stehen wo sie ist, wäre durch meine Arbeit sonst gut drangekommen, habe aber schon erste Bekanntschaft mit kochender Schwefelsäure aufm Unterarm gemacht.

Hier maln Link des Stahlhandels vllt hilft er jemandem aus der Nähe weiter, praktische Abmessungen flach / rund
zu vernünftigen Preisen und auch bei geringer Abnahmemenge.

http://www.geruk.com/

(arbeite nicht dort also keine Werbung^^)

Danke nochmal,

MfG Siggi
 
... Wenn jemand mit anderen Ätzmitteln arbeiten will, soll er das ruhig tun-und die Sicherheitsvorkehrungen strikt beachten. Ich kann aber eigentlich nicht einsehen, weshalb man sich die Sache schwer und gefährlich machen soll, wenn es doch einfach, gefahrlos und umweltverträglich geht.
MfG U. Gerfin
Grundsätzlich hast Du natürlich recht, nur die Einstufung des Arbeit: Mit Schwefelsäure schwer, mit Eisendreichlorid leicht, kann ich nicht unterschreiben.
Der Aufwand bei Eisendreichlorid die Klinge einwandfrei vorzubereiten mit entfetten oder alle Vorarbeiten mit Handschuhen und ohne jegliche Möglichkeit der Fettkontamination durchzuführen ist m.E. so hoch,daß ich lieber etwas vorsichtiger mit der 30%igen warmen Schwefelsäure umgehe, die selbst noch dann einwandfrei ätzt, wenn ich vorher die Klinge mit Öl feingeschliffen und dann nur abgewischt habe.
 
Schwefelsäure, zumal in der Konzentration, ist in meinen Augen der letzte Mist zum Ätzen. Das Zeug ist extrem gefährlich, umständlich zu handeln und die Ätzung wird, wie Du schon festgestellt hast, fleckig. Ich weiß, auch ein paar Freunde von mir, wie Peter Stienen beispielsweise, schwören drauf (wenn auch nicht konzentriert) und werden mir widersprechen.

Durch die Ätzoptik unterscheiden sich die Klingen nochmal zusätzlich voneinander.
Ich bin da mehr für die bunte Vielfalt.
28-32% Schwefelsäure, Salpetersäure, Zitronensaftkonzentrat und EisenIIIChlorid benutze ich für verschiedene Ätzoptiken.

Schwefelsäure - klare, hochglänzende Ätzoptik
Salpetersäure - rustikale mattglänzende Ätzoptik
EisenIIIChlorid - klare mattglänzende Ätzoptik
Zitronensafzkonzentrat - klare mattglanzoptik mit bordeauxrotem Schimmer im schwarzem Bereich

Ergebnisse bei gleicher Legierung und WB.

Persönlich gefällt mir in der Regel die Schwefelsäureoptik, darum schwöre ich drauf.;)

Gruß aus der Schmiede,
Peter
 
Hi,
Habe ja noch nen Rest im Keller stehen, werde es dann doch nochmal mit sauberer Oberfläche verdünnt und mit viel Respekt vor den "Eigenschaften" versuchen. Aber wird trotzdem intressant sein mal mit Eisenchlorid zu experimentieren, mal sehen was sich in der Optik tut.

Thxalot
 
Danke für den Hinweis, Peter. Rezepte gibt es noch endlos. Mit Eisenchlorid in Olivenöl beispielsweise wurden früher Damastläufe brüniert. Funktioniert auch bei Klingen tadellos (wenn man weiß, wie es geht). Dann wird die ganze Sache natürlich nicht hellgrau/dunkelgrau sondern hellbraun/dunkelbraun.
 
Vorarbeiten vor dem Ätzen mit Fe III C ? Ich wüßte gar nicht, was ich da machen sollte. Bei mir geht das so, daß ich die Klinge sauber schleife- aus Qualitätsgründen natürlich naß- mit Haushaltspapier abwische und zunächst 12 sec. in das Ätzmittel stecke. Dann wird mit feinem Papier abgerieben und 24 sec eingetaucht-das reicht meistens schon, um das gewünschte Muster zu erzeugen. Gefällt es mir noch nicht, so wird eben länger eingetaucht. Mehr als 120 sec habe ich aber meiner Erinnerung nach nie benutzt. Ich muß allerdings dazu sagen, daß ich Reliefätzungen nicht mache.
Peters Beitrag finde ich hochinteressant. Ich finde es auch durchaus in Ordnung und wichtig, möglichst umfangreich zu experimentieren. Ich selbst werde aber lieber bei andern Sachen spielen.
MfG U. Gerfin
 
Hallo zusammen,
mir wurde vor Uhrzeiten im Schmiedecafe mal Feinätzkristalle empfohlen. Was ist den mit denen?

"Feinkristall

Das absolut saubere und problemlose Ätzmittel - die ideale Alternative zu Eisen-III-Chlorid. Unübertroffene Konturenschärfe, geringste Unterätzung. Völlig frei von Ammonium. Kristallisiert nicht aus - daher ist die Ätzlösung mehrfach verwendbar."

...steht in der Conrad Anzeige.

Nur wurden die hier noch gar nicht erwähnt? Wieso'n blos:confused:... oder gehen Feinätzkristalle nicht, wenn man dunkel ätzen will???

Schöne Grüße aus Bielefeld,...

der Nic
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Nic,

Eukalypt hat damals den Feinäztkristall empfohlen. Er verwendet es rein um die gewünschte Ätztiefe herzustellen. Für den Kontrast nimmt er danach also eine andere Säure.

Vielleicht schreibt er hier ja nochmal was dazu.

Gruß

Simon
 
Hallo Zusammen,

ja korrekt, ich verwende zum Vorätzen Seno Feinätzkristall, den Kontrast mache ich anschließend mit Eisendreichlorid. Beim Ätzen mit feinätzkristall habe ich festgestellt das es ähnlich schnell wie mit Schwefelsäure (ca. 20%, 20°C) geht, jedoch sind die geätzten Flächen wesentlich glatter als bei Schwefelsäureätzung. Beim Arbeiten mit Feinätzkristall sollte man sich nicht erschrecken, die Klinge kommt Kupferrot aus dem Bad, nach dem abwaschen und überpolieren kann man dann den Kontrast erkennen. Je nach gewünschter tiefe Ätze ich zwishen 30Sec. und 60Min. mit mehrfachen spühlgängen um die Ätztiefe zu kontrollieren.

Auch interessant ist die verträglichkeit mit vielen Holzsorten, bei Eisenholz oder Nussbaum hatte ich keine probleme mit Quellen oder anätzen beim Ätzen von Parierelementen und Flacherlen.

Einfach ausprobieren;)


Schöne Grüße, David
 
Ah...okay! Macht Sinn,

denn schließlich ging es bei mir ja auch um ein Muster, was tiefgeäzt werden musste und nicht um farblichen Kontrast, aber wenn das echt so gut funktioniert....mh... ich brauche Feinätzkristalle:D
(konnte es noch nicht ausprobieren, weil ich fürs ABI lernen musste)

Also denn machts jut,

der Schnic
 
Auch interessant ist die verträglichkeit mit vielen Holzsorten, bei Eisenholz oder Nussbaum hatte ich keine probleme mit Quellen oder anätzen beim Ätzen von Parierelementen und Flacherlen.

Einfach ausprobieren;)

Das passt jetzt hier nicht ganz rein aber:

Heißt das nun doch das du/man bei z.B. Damast-Flacherl Messern den Griff MIT dem Holz in die Säure taucht :staun:
Mir ist das auch schon in den Sinn gekommen, ich war/bin mir aber immer noch unsicher zwecks den möglichen Problemen. Bei Eisendreichlorid kann sich das Holz doch auf verfärben oder?

Noch was - ätzt du nach dem Finishen des Holzes (Öl-Behandlung/Politur) oder davor?

Gruß

Simon
 
Hallo Simon,

eigentlich nicht, aber bei Messern mit Damastklinge und Backen ist es ein einfacher und Zeitspahrender Weg alles zusammen nach der Montage zu Ätzen. Es hat funktioniert, das Holz ist nicht gequollen, ich hatte es vorher bereits mit meiner Ölmischung Vakuumimprägniert und nach dem Ätzen nochmal mit Öl nachpoliert. Auch bei Oryxhorn hat es ohne Quellen funktioniert. Siehe Bilder im Anhang. Ich mag Flacherkonstruktionen nicht besonders gern, wenn möglich vermeide ich sowas. Mit Spitzerlkonstruktionen kommt man erst garnicht in die bedrängniss sowas zu machen.


Schöne Grüße, David
 

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Hallo zusammen,

Sorry wenn ich mich an den alten Beitrag hänge.Ich habe nämlich noch ne Frage zur Entsorgung der Eisen III Chlorid / Wasser Mischung. Muss die fachmännisch entsorgt werden oder geht es über starke Verdünnung in den "Hausmüll"?

Kann ich das gemisch auch lagern und für die nächste Klinge verwenden?

Danke vorab

B123
 
Hallo,

du kannst die gebrauchsfertige Lösung wiederverwenden. Wenn das gewünschte Ätzergebnis nicht mehr befriedigend ist, musst du es halt neu ansetzen.
Die fertige Mischung darfst du jedenfalls nicht in den Ausguss kippen, das ist nämlich alles Andere als Bio. Entweder in 5 oder 10 Liter Kanistern sammeln und zur Entsorgung bringen, Schadstoffmobil oder Ähnliches, oder an einem sicheren Ort offen eintrocknen lassen und dann nur die Feststöffe zur Entsorgung bringen. Als Privatperson sollte dies kostenlos sein, ähnlich wie Farbabfälle und solche Sachen.

Ansonsten empfehle ich zum Ätzen Citronensäure, gibts als Entkalker im Supermarkt bei den Putzmitteln und kann in Pulverform mit heißem bis kochendem Wasser angesetzt werden. Das Ätzergebnis find ich hervorragen, weil es nicht so sehr tief ätzt wie die anderen genannten Mittel. Die Rest kann man dann prima noch zum Entkalken der Kaffeemaschine verwenden und dann mit Wasser verdünnt ohne schlechtes Gewissen im Ausguss entsorgen.

Viele Grüße

PP
 
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