Per se dunkle Stahlsorten gibt es nicht. Es kommt immer auf die Kombination an. Stahl X kann in Verbindung mit Stahl Y dunkel zeichnen, in Verbindung mit Stahl Z aber hell. Das ist letztlich eine Frage der elektrochemischen Spannungsreihe- das "edlere" Material wird weniger und langsamer angegriffen und bleibt hell, das andere wird dunkler. Richtig ist, daß hoher C-Gehalt und hoher Mangangehalt grundsätzlich zu dunklerem Ätzmuster führen. Ein einfaches Beispiel soll klarmachen, wie und weshalb derselbe Stahl mal hell und mal dunkel erscheinen kann.
Bei sonst gleicher Legierung zeichnet die C-reichere Variante dunkel. Das kann man sehr schön durch Aufkohlen eines Baustahls demonstrieren. Wenn man einen aufgekohlten Stab durchschneidet und die Schnittfläche anätzt, wird man einen dunklen Rand und ein helles Inneres vorfinden. Das gibt es übrigens auch bei Wälzlagerringen. Die meisten bestehen aus den bekannten Wälzlagerstählen, es gibt aber auch welche, bei denen Vergütungsstähle aufgekohlt werden. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt es sich also, Wälzlager durchzuschneiden und an der Schnittseite anzuätzen. Zeigt sie sich gleichmäßig dunkel, so ist es ein homogener Werkzeugstahl, zeigt sie einen dunklen Rand bei hellem Kern, so liegt ein aufgekohlter Stahl vor, der für sich genommen für Messerklingen nur ganz bedingt geeignet ist.
Zurück zum Ätzmuster: Bei einer Kombination Feile mit sauberem Baustahl in der Dreiklagentechnik wird die Feile wegen des höheren C-Gehalts dunkel ätzen-wobei es in den Übergangszonen zu optisch sehr interessanten Phänomenen kommen kann.
Wird die Feile dagegen mit 1.2842 kombiniert, so bleibt sie hell und die Lagen 1.2842 werden dunkel, weil eben der 1.2842 mit 2 % wesentlich mehr Mangan enthält, als der Feilenstahl.
Da sich der C-Gehalt bei höherer Lagenzahl im Damast ausgleicht, spielt er für die Musterbildung keine Rolle. Wichtiger sind die Mangan- und/ oder Nickelanteile. Achtet man darauf, daß eine der Komponenten deutlich mehr von einem dieser Elemente enthält als die andere, wird man ein deutliches Muster erzielen.
Als Ätzmittel verwende ich ausschließlich Eisen III Chlorid und zwar am liebsten in der fertigen Mischung, wie sie in den Wasserwerken zur Fettbindung eingesetzt wird. Die kann man sogar noch mehr fachverdünnen und sie ätzt immer noch gut. Hier gilt wie oft-weniger ist mehr- zu konzentrierte Ätzmittel wirken durch Passivierung schwächer als stärker verdünnte.
Wenn jemand mit anderen Ätzmitteln arbeiten will, soll er das ruhig tun-und die Sicherheitsvorkehrungen strikt beachten. Ich kann aber eigentlich nicht einsehen, weshalb man sich die Sache schwer und gefährlich machen soll, wenn es doch einfach, gefahrlos und umweltverträglich geht.
MfG U. Gerfin