AFP - Stahl

kuhmra

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Hallo,
hätte die Möglichkeit an kleinere Mengen von AFP- Stahl zu kommen. Genauer gesagt 30MnVS6 ( 1.1302 ). Zusammensetzung 0,26 bis 0,33% C; 0,15 bis 0,8% Si; 1,2 bis 1,6% Mn; max. 0,025% P; 0,02 bis 0,06% S; max. 0,3% Cr; max. 0,08% Mo; 0,08 bis 0,2% V. Zugfestigkeit liegt bei 750 bis 950N/mm. Im Internet habe ich hierzu fast nichts gefunden.

Meine Fragen: Ist das Material zum Schmieden von Klingen zu gebrauchen?
Eher etwas für Haumesser, oder auch für feine Klingen?
Welche Härte lässt sich erreichen?

Der Kohlenstoffgehalt ist ja nicht so hoch, vielleicht bringen aber die anderen Legierungsbestandteile etwas. Der Stahl wird im Motorenbau eingesetzt, hauptsächlich zur Herstellung von Pleuel.
 
Servus
Also ich denke nicht, dass dieser Stahl zum Schmieden von Messerklingen zu gebrauchen ist. Dafür hat er einfach zu wenig c, was durch die anderen Legierungselemente -meines Wissens nach- auch nicht ausgeglichen werden kann. Aber für Dekodamast wär das sicher was nettes.
mfg
Moritz
 
Der AFP-Stahl sieht dem CK30 (1.1178) "recht ähnlich" (CK30 = etwas weniger Si, etwas mehr Mn, kein V) .... Ich würde fast davon ausgehen, dass man den kaum hart bekommt.
 
Hallo,

hab das hier gefunden:

Zwischen 0,15 und 0,6 % C ist die maximale Härte (ohne jegliches Anlasen)

35 + 50*(%C) HRC (+-2)

... wäre also bei 0,3 % C etwa 50 HRC.

Weiß nicht, wie stark sich noch Mn + Si auswirken, aber richtig hart wirds wohl nicht...

Gruß,
Daniel
 
Hallo

Da ich mir schon etwas länger Gedanken über den Stahl mache:

http://www.wkm.mw.tum.de/Lehre/Download/WfMuA/2_Stahl.pdf

Ich finde den Stahl zumindest interessant.
Habe aber keine Ahnung, ob er z.B. was für Damast taugt.
Ich will das irgendwann mal ausprobieren.
Offenbar war der eine oder andere ja schon erfolgreich. Ich erinnere mich an Beiträge, wie BMW-Pleuel, Zündapp Kurbelwelle usw.

Wenn einer der Wissenden etwas dazu beizutragen hat, könnte das schon sehr hilfreich sein.

Stefan
 
Hallo,

meines Wissens nach sind AFP-Stähle ausscheidungshärtende ferritisch-perlitische Stähle. Diese Stähle wurden für die industrielle Großserienproduktion von Schmiedeteilen entwickelt. Durch eine gesteuerte Abkühlung aus der Schmiedewärme wird die Bildung von Ausscheidungen im Stahl induziert und damit eine Festigkeitssteigerung erreicht.

Diese Stähle sollten somit geschmiedet werden können. Ob aber die Härte für eine gute Klinge ausreichend sein wird oder ob diese Stähle für Damast geeignet sind, kann ich nicht beantworten.


Gruß, Helge
 
Hallo Stefan !
Das pdf, das Du eingestellt hast, ist sehr interessant und beantwortet Deine Frage schon mit ausreichender Deutlichkeit. Der angesprochene AFP- Stahl ist für Damast durchaus geeignet. Da er keine die Schweißung behindernden Elemente enthält, gibt es bei der Feuerschweißbarkeit keine Bedenken. Durch den recht hohen Mangangehalt ist mit einer deutlichen Musterbildung zu rechnen, wenn das Material mit einem Stahl mit niedrigem Mangangehalt kombiniert wird. In Kombination mit einem im C- Gehalt ähnlichen Stahl würde sich eine zähe Deckschicht ergeben, kombiniert mit einem geeigneten Werkzeugstahl - Feile, Wälzlager o.ä.-käme ein recht robuster Damast mit schon ordentlicher Schneidleistung heraus. Mit 1.2842 sollte man den Stahl nicht kombinieren, weil der Mangangehalt in beiden Stählen zu ähnlich ist. Darunter würde das Muster leiden.
Ideal ist der Stahl allerdings auch wieder nicht. Er ist vom Aufbau her so zusammengesetzt, daß über Ausscheidungsvorgänge bei hoher Zähigkeit hohe Festigkeiten erreicht werden können. Das setzt hohe Anlaßtemperaturen voraus, die im Damast nicht möglich wären, ohne die Härte zu sehr herabzusetzen. Was mir auch nicht gefällt, ist der recht hohe Schwefelgehalt, der für die bessere Zerspanbarkeit nötig ist, die mechanischen Eigenschaften aber eher negativ beeinflußt.
Kombinationen von Werkzeugstahl mit passenden Vergütungsstählen scheinen mir in der Regel sinnvoller.
Ein paar generelle Regeln über den Einfluß der gängigen Legierungselemente im Damast können in fast allen Fällen als Richtlinie weiterhelfen:
1. Kohlenstoff erschwert die Schweißung an sich nicht, da seine Oxyde durch das Flußmittel abgeführt werden können. Da mit steigendem C- Gehalt aber der Schmelzpunkt sinkt, verengt sich das Temperaturfenster, in dem geschweißt werden kann.
2. Nickel, Mangan und Molybdän sind für die Schweißbarkeit eher günstig, weil ihre Oxyde leicht gelöst und entfernt werden können. Nickel und Mangan sind auch kräftige Musterbildner. 1.2842 ist deshalb ein gerne verwendeter Damastpartner.
3. Wolfram, Silizium und Chrom behindern in steigender Reihenfolge die Feuerschweißbarkeit. Bei Chrom wird es ab 2-3 % schon schwierig, 3 % Wolfram sind noch ganz gut beherrschbar. Vanadium soll die Schweißbarkeit noch stärker als Chrom behindern, in den üblichen geringen Beimengungen, spielt es keine Rolle.
Wenn man unbedingt Werkstoffe mit schwerlöslichen Oxyden schweißen will, ist es wichtig, deren Bildung überhaupt zu verhindern. Die einfachste Methode dafür wäre, die metallisch blanken Ausgangsstoffe preß in ein passendes Vierkantrohr zu schlagen, sodaß kein Sauerstoff eindringen kann und die Rohröffnungen zu verschließen. Um leistungsmäßig hochwertige Damaste zu machen, braucht man die Kombinationen mit den schwierigen Werkstoffen aber sowieso nicht.
MfG U. Gerfin
 
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