Altdeutsche Buckelsklinge im Test

torel

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Ich habe kürzlich ein altes Backenbesteck mit altdeutscher Buckelsklinge aus älterer Produktion etwas aufgearbeitet.

Die Backenbestecke werden aus einem Stück mit dem Griff geschmiedet. Sie sind dadurch recht massiv und schwer (was ich gut finde).

In den Aussparungen des Heftes ist bei vorliegendem Exemplar Holz eingelassen (genietet).

Das gute Stück stammt von den Gebr. Christians aus Solingen, gegründet 1824, immer noch existent: http://www.gebrchristians.de

Die Klinge besteht aus Karbonstahl und ist glücklicherweise gut erhalten mit nur geringen Oxydationsspuren.

Die rustikale Form der Klinge wurde schon in den fünfziger Jahren als altmodisch angesehen. Mir gefällt sie jedenfalls.

Beim Schärfen der Klinge konnte ich feststellen, dass sie leicht eine hervorragende Schärfe annimmt. Es scheint sich um Stahl mit feinem Gefüge zu handeln. Vielleicht noch der gute alte Tiegelgussstahl.

Zudem hat die Klinge eine leicht konvexe Geometrie, was ebenfalls zu guten Schneideigenschaften beiträgt. In Solingen war das "Walken" der Klingen, also das Anbringen der konvexen bzw. leicht gewölbten Form der Klingenflanken einst Standard gewesen

Die geschwungene Form der Klinge wirkt sich auf die Schneideigenschaften ebenfalls günstig aus.

Weiterhin ist mir aufgefallen, dass der Stahl nur mäßig auf Obstsäuren reagiert, selbst Erdbeeren haben kaum Spuren hinterlassen. Da habe ich schon ganz andere unappetitliche Sachen mit Karbonstahl erlebt. Wieder ein Pluspunkt.

Fazit: ein hervorragendes Messer für die Brotzeit oder anderes. Solingens guter Ruf begründete sich wohl u.a. auf solche Qualitäten...
 

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Guten Abend torel,

meinen Glückwunsch zu deinem Messer. Ich selbst habe bei uns in der Familie 6 dieser gewöhnlichen Brotzeitmesser von Herder im Gebrauch.
Diese sind ebenfalls nicht schlecht, aber können mit deinem Messer nicht konkurieren.
Die Form des Messer mag zwar dem einen oder anderen Zeitgenossen altmodisch erscheinen, aber durchdacht war sie allemal, viel besseres für eine Scheibe Brot ihrer Verwendung zuzuführen ist nicht nachgekommen.
Ich hoffe daß ich in Zukunft auch Glück habe was diese Messer betrifft.

Viele Grüße
Roman M.
 
Eigentlich wollte ich mich zurück halten,kann es aber nun doch nicht. :mad:
Solche schönen Messer habe ich nämlich auch seit ein paar Jahren. Freue mich, dass auch mal solch altes Alltagsbesteck gezeigt wird.
Mein Set ist nicht aus Solingen, sondern von C. Krespach Hoflieferant Mainz . Eine Klinge ist gezahnt, gehört eventuell nicht dazu, weiss ich nicht. Für den Gebrauch habe ich noch so ein komplettes Besteck (6 Gabeln und Messer) aus Solingen.





Eine Anzeige aus den 20er Jahren.
Gruß Ingo
 
@torel
Sehr schöne Messer - bedanken möchte ich mich aber in erster Linie für den klasse Aufsatz über rostfreien Stahl, sehr gut gemacht! :super:
Kleiner Verbesserungsvorschlag: beim Öffnen der Verlinkungen sollte ein extra Fenster aufgehen - derzeit muß beim Zurückgehen jedesmal der Aufsatz neu geladen werden.
Gruß, rastenkratzer
 
@rastenkratzer

Danke für den netten Kommentar. Ich schau, ob ich das mit den Links hinkriege. Die Seite habe ich heute jedenfalls noch um ein Thema erweitert.
 
Hier mal ein Besteck mit Buckelsklingen, das bei mir im Alltagsgebrauch ist.

Da es rostend ist, habe ich das Vergnügen, es einmal die Woche zu "putzen". Hierzu verwende ich einen speziellen Polierschwamm und Elsterglanz, das ich schon in der Kindheit für alle Arten Metall zum Polieren/Putzen nahm.
Eine schön glänzende Klinge erreiche ich aber bei den alten Messern nicht mehr.

Der Hersteller ist unbekannt, es steht nur ganz allgemein Garantie Solingen drauf.

Wie ich in einem anderen Beitrag hier im Forum schon las, es gibt keine besseren Klingenform, um sich ein Brot oder eine Semmel zu schmieren.
Gruß Ingo
 
Zuletzt bearbeitet:
auch ich habe einige alte Messer mit Buckelsklinge von Gebr. Weyersberg im täglichen Gebrauch. Leicht zu schärfen und einfach ein gutes Gebrauchsmesser bei Tisch.

Gruß Martin
 
Toll daß es noch solche alten Teile gibt!!!
Wir glauben das Rad muß mann noch mal erfinden Denkste die Leute damals hatten Messer die heute jedem neu erfundenem Messer im nichts hinterherstehen außer im rostfrei.
Gruß Chris
 
Und hier die Buckelsklinge in einer etwas eleganteren Form von J.A. Henckels.

Die Klinge ist, wenn auch nicht stark ausgeprägt, nagelgehend. Der Griff ist aus Silber oder versilbert.

Es handelt sich um ein Metallheftbesteck. Die Klinge wird hier im Regelfall mit Kropf und Erlstumpf im Gesenk geschmiedet. Der Erlstumpf wird dann zu einem Spitzerl ausgeschmiedet und schließlich in das Metallheft eingelassen.

Die Karbonstahlklinge ist in einem für das Alter guten Zustand, fast ohne Korrosionsspuren. Bestecke werden wohl immer besser gepflegt oder gelagert als andere Schneidwaren.

Hat sonst noch jemand alte oder neue Buckelsklingen im Gebrauch?
 

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Noch ein paar Infos:

Neben der Windmühle und Eichenlaub (die jetzt zur Windmühle gehören) stellt hier noch ein kleiner Solinger Hersteller Buckelsklingen her:
http://www.kellerstahlwaren.de/detail.php?nr=2600-B&sessid=RdmIo0xiVlQraRAt48431244095443&shid=1

Sie haben auch den Solinger Dünnschliff und schöne Griffe aus Bubinga-Holz. Die Griff-Konstruktion ist vielleicht etwas "primitiv" (also in einen Teil des Griffes eine Nut reinsägen und ein Stück ausgestanzten Flachstahl reinstecken ist nicht gerade die hohe Kunst der Besteckherstellung, ist aber nicht bös gemeint) und nicht ganz spaltenfrei am Griff-Klingenübergang. Dafür ist es recht günstig. Und mag die Buckelsklinge auch im Vergleich klobig wirken, die breite Form macht sie äußerst praktisch. Ein Bild der Buckesklinge aus dem Keller ist angefügt.

Die FAZ hat sich hier in einem kleinen Artikel der Windmühlen-Buckelsklinge gewidmet: http://www.faz.net/print/Auto/So-glatt-wie-durch-Butter

Und einen Ausschnit aus einer älteren Anzeige der Firma August Merten, zu der die Marke Eichenlaub ursprünglich gehört hat. Die Buckelsklinge hat hier die Bezeichnung "Ur-Altdeutsch", die Klingenform wird offensichtlich für sehr alt gehalten.

So, wer zukünftig seine Brotzeiten ohne zünftige uraltdeutsche Buckeslklingen absolviert, ist selber schuld;)
 

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Wirklich sehr schön, schade dass solche Messer nur noch selten zu bekommen sind. Ein solches Set verleiht einem gedeckten Tisch auch gleich ein ganz anderers Flair, das moderne Bestecke in dieser Form nicht vermitteln, weil sie fast schon zu "klinisch-steril" wirken. Im Gegensatz dazu strahlen diese Messer noch die gewisse Eleganz der Jahrhundertwende aus.
 
Die Buckelsklinge hat hier die Bezeichnung "Ur-Altdeutsch", die Klingenform wird offensichtlich für sehr alt gehalten.

Wegen des Alters der Buckelsklinge habe ich etwas in meinen Unterlagen gestöbert. Das älteste, das ich bisher finden konnte, war ein Auszug aus einem Musterbuch der Firma Wolff (Solingen)-Gräfrath um 1850, abgebildet im Buch "Spezialmesser" von Hanns-Ulrich Haedeke.

Im Musterbuch von Schmimmelbusch von 1789 ist die Klingenform nicht abgebildet (allerdings fehlen da auch ein paar Seiten, die irgendwelche Banausen mal rausgerissen haben).
 

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Hier mal wieder ein Besteck mit Buckelsklinge, von J.A. Henckels. Klinge verchromt, Griff Ebenholz und Neusilberzwinge. Die Gabel gesprägt D.R.G.M.
 

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Ich hol das Thema mal raus wegen diesen Buckelsklingen.
Sind meine Größten.
Klinge 13,5 cm, gesamt 24,5 cm lang.
Material der Griffe? Plaste,Bakelit? Keine Ahnung.
Marke, wie zu sehen "Stern". Kennt jemand einen Besteck-Hersteller namens Stern?
Gruß Ingo



Das Set gabs übrigens für 8 Euro voriges Jahr.
 
... "Stern". Kennt jemand einen Besteck-Hersteller namens Stern?
Gruß Ingo .

Ich kenne zwar keinen "Besteck-Hersteller namens Stern",
ABER:
1895 wurde von der Firma F.W. Backhaus in Haan (Nachbarort von Solingen) die Wortmarke "STERN" für Messerschmiedewaren beim Rechspatent- & Markenamt registriert.
Die Firma hatte später auch einen Firmensitz in Solingen.

FWBackhaus.jpg


Grüße
cut
 
Klasse Cut, ich danke Dir für die Info!
Ich finde diese alten Klingen einfach klasse. Biete grad wieder auf welche, drückt mir die Daumen.
Gruß Ingo
 
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