Anfänger versucht sich an CK75, hat aber noch Fragen

McGuiver

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Hallo,

ich habe so einige Fragen zu meinem ersten Messerprojekt. Habe mich schon fleißig im Forum umgesehen und viele gute Anregungen gefunden, doch wie das immer so ist, werfen Antworten manchmal noch mehr Fragen auf.
Stahl ist ein CK75 (1.1248), geschmiedet wird im Kohlenfeuer und leider ist kein Härteofen vorhanden, so dass ich versuchen werde die Härtetemperatur mittels Magnet festzustellen.

Ablauf wollte ich so gestallten, ist aber eigentlich ja klar: Schmieden der Grundform, "scharf Normalisieren", Weichglühen, Schleifen auf Endform, Härten, Anlassen und Finish. Soweit die Theorie.

Da nach meinem Schmiedeversuch das Gefüge, nennen wir es mal, suboptimal sein wird, kommen wir auch schon zu meinen Fragen. Sollte beim "Scharfen Normalisieren" die Temperatur so gewählt werden, das die Klinge nicht mehr magnetisch ist? Denn das "Scharfe Normalisieren" ist ja eine Mehrfachhärtung.(hab ja nur den Magnettest und die Farbe um Temperaturen einzuschätzen und als Anfänger trau ich mir das mit der Glühfarbe noch nicht zu und ob etwas an einem Magneten haftet oder nicht, merke selbst ich)
Was mich auch schon zur nächsten Frage bringt. Magnet sollte ja mit irgendwas verlängert werden, denn Hitze können die ja bekanntlich nicht so. Was für Magneten nutzt ihr überhaupt dazu (Neodym, Ferrit,...), denn duch das Verlängern geht ja schon etwa an Kraft verlohren? Wie lang sollte so eine Verlängerung sein? Denn heiß wird die ja auch! Reicht eine punktuelle Messung mittels Magnet oder sollte die Verlängerung so aussehen, dass sie eine möglichst große Fläche abdeckt? In welchen Zeitabständen Magnetismus "messen"?
Zum Weichglühen: gibt es was schnelleres als die "Rohrmethode"? Denn über Nacht meine Esse draußen lassen auf einem frei zugänglichen Grundstück wollte ich jetzt nicht.
Zum Härten: Sobald der Magnet nicht mehr haftet raus aus dem Feuer und rein ins gute Salatöl oder noch etwas im Feuer lassen?
Ab dann, denke ich, komme ich zurecht.

Frage deshalb, weil ich einige Messer als Wheinachtsgeschenke machen wollte. Mir ist schon klar dass das sicher keine perfekten Messer werden, aber zum verschenken, sollen sie dem, zu was ich an Perfektion in der Lage bin zu leisten, auch entsprechen.


Danke schon mal!
 
Ablauf wollte ich so gestallten, ist aber eigentlich ja klar: Schmieden der Grundform, "scharf Normalisieren", Weichglühen, Schleifen auf Endform, Härten, Anlassen und Finish. Soweit die Theorie.
Soweit auch in Ordnung.

Da nach meinem Schmiedeversuch das Gefüge, nennen wir es mal, suboptimal sein wird, kommen wir auch schon zu meinen Fragen. Sollte beim "Scharfen Normalisieren" die Temperatur so gewählt werden, das die Klinge nicht mehr magnetisch ist? Denn das "Scharfe Normalisieren" ist ja eine Mehrfachhärtung.(hab ja nur den Magnettest und die Farbe um Temperaturen einzuschätzen und als Anfänger trau ich mir das mit der Glühfarbe noch nicht zu und ob etwas an einem Magneten haftet oder nicht, merke selbst ich)
Das muss keineswegs so sein, übe lieber das Einhalten der oberen Grenze an Baustahl.
Über das scharfe Normalisieren wurde hier schon einiges geschrieben, ebenso die Magnetprobe.
Letztere funktioniert bei Stählen ab ~0,8% C. Könnte also noch gut gehen wird aber evtl. etwas zu niedrig angesetzt sein. Musst du wahrscheinlich an Probestücken ein paar mal ausprobieren. Die Datenblätter sprechen von 810-840° bei Ölhärtung.
Für das Scharfe normalisieren ist die Magnetprobe auf jeden fall in Ordnung.
Sicherer wären hier wahrscheinlich andere Temperaturindikatoren, z.B. Salz.
Der Magnet muss stark genug sein.

Magnet sollte ja mit irgendwas verlängert werden, denn Hitze können die ja bekanntlich nicht so. Was für Magneten nutzt ihr überhaupt dazu (Neodym, Ferrit,...), denn duch das Verlängern geht ja schon etwa an Kraft verlohren?
Die Antwort gibts du dir doch hier schon selbst, achte auf die Hitzebeständigkeit der Legierung.
Wie lang sollte so eine Verlängerung sein? Denn heiß wird die ja auch! Reicht eine punktuelle Messung mittels Magnet oder sollte die Verlängerung so aussehen, dass sie eine möglichst große Fläche abdeckt? In welchen Zeitabständen Magnetismus "messen"?
Hauptsächlich solltest du halt noch mit dem Magneten arbeiten können. Es geht auch ohne Verlängerung wenn du sehr schnell arbeitest und kühlst. Aber der Magnet leidet trozdem etwas.
Punktuell reicht, du erkennst die Hitzeverteilung an den Farben. An mehreren Punkten messen ist sicherer.
Die Enden sind besonders kritisch.
Zum Härten: Sobald der Magnet nicht mehr haftet raus aus dem Feuer und rein ins gute Salatöl oder noch etwas im Feuer lassen?
Ab dann, denke ich, komme ich zurecht.
Lange halten musst du nicht, warte aber lieber noch ein paar Sekunden oder gehe noch ein klein wenig höher mit der Temperatur.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Danke für die Antwort Eisenbrenner,

ich dachte schon es hätte niemand etwas dazu zu sagen.

Ich werde mal an einem Probestück ausprobieren wie das mit der Magnetprobe klappt und als Referenz teste ich auch mit Salz, um besser einschätzen zu können ab welcher Temperatur der Stahl seine magnetischen Eigenschaften verliert.
Wann bringt man denn das Salz auf? Kann mir vorstellen dass wenn man es schon wärend dem Erhitzen in der Esse aufbringt recht ungenau ist, da das Salz dann evtl. schon schmilzt, weil die Umgebungstemperatur ja höher ist als die des Stahls.
Als Magneten werde ich wohl einen Ferrit- (Temperturfest bis 250°C) oder AlNiCo-Magneten (Temperaturfest bis 500 °C) benutzen, mit einer Verlängerung sollten die schon einwenig halten, muß mir nur noch über die Haftkraft Gedanken machen.
Andere Möglichkeiten wie Tempilstik ziehe ich auch in Betracht nur wirft die Anwendung sicher die gleichen Probleme auf wie die des Salzes. Über kurz oder lang komme ich wohl beim Härten um einen Ofen nicht herum, mir wird nur bei den Anschaffungskosten schwindelig :glgl:!
 
Über kurz oder lang komme ich wohl beim Härten um einen Ofen nicht herum, mir wird nur bei den Anschaffungskosten schwindelig :glgl:!

Mit ein wenig Geduld bekommst du einen gebrauchten Härteofen relativ günstig .Einfach immer mal im Net suchen.
Ich habe für einen gebrauchten Heraeus kr 170 unter 100 eus bezahlt, da war der Transport mit Spedition fast genauso teuer.

Gruß Carsten
 
Über kurz oder lang komme ich wohl beim Härten um einen Ofen nicht herum, mir wird nur bei den Anschaffungskosten schwindelig
Kommt auf die Stähle an: z.B. C105, 1.2210, Feile, 1.2842 (etc.) gehen mit viel Übung wunderbar in der Esse. Man kann sich hier auch für beinahe umsonst eine längliche Härte-Esse mit Holzkohle basteln, bei der die Ränder etwas hochgezogen sind. (z.B. Washtubeforge).
Holzkohle würde ich auch immer für das Härten empfehlen, da sie keine so hohen Flammen gibt, sehr gleichmäßig mit der Hitze ist und sehr gut Regelbar.
Luftzufuhr sollte minnimal ausreichend sein, die Hitzeverteilung sehr gleichmäßig.
Das Salz funktioniert in der Kohle-Esse auch gut da man ja offen härtet und so die Hitze von unten kommt.
Auftragen kannst du es (mit einem langen Löffel) nach belieben spätestens aber nach unmagnetisch.

Solltes du mal auf eine Gasesse umsteigen kannst du damit nochmal besser auch höher legiertes wärmebehandeln (1.2552, 1.2442, 1.3505, 1.2519, etc.).

Grüße,
Eisenbrenner
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

ich habe schon öfter einen Magnet aus einem alten Lautsprecher benutzt. Dieser hat das tadellos weg gesteckt. Du kontrollierst ja nur kurz und lässt den Stahl nicht ewig auf dem Magneten liegen.

Gruß Christian
 
Tipp: ganz tolle Magneten kann man auch aus alten Festplatten ausbauen, die sind schon richtig stark (ich denke mal neodym)
 
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