Anlassen ohne Ofen

Kandelaber

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Hallo,

Mir ist beim letzten Schmieden ein Messer etwas zu lang geraten. Nun passt es nicht mehr in meinen kleinen Ofen den ich normalerweise zum Anlassen benutze.
Was gibt es noch für Methoden lange Messer oder sogar Schwerter eine Stunde auf 200°C zu halten?
Hab mal irgendwo was von einer Sandkiste mit erhitzem Sand gelesen...
Weiss jemand was dazu? ...vielleicht die Katana Experten?

Gruß

Kandelaber
 
Kandelaber schrieb:
Was gibt es noch für Methoden lange Messer oder sogar Schwerter eine Stunde auf 200°C zu halten?

Bis "Mittelgross" ;) - Elektro Backofen. Wenn er was taugt, stimmt auch die eingestellte Temperatur recht genau. Kann man ja ein Backofenthermometer reinlegen. Das sollte bis 270°C gehen, selbstreinigende Backöfen werden noch a bisserl wärmer.

Grüße
Pitter

BTW,bei 200°C geht noch ein Kuchen unten rein. Abdecken nicht vergessen :)
 
ok schon klar ...ich gebs zu! ich benutz auch den großen Backofen...und da passt das große Messer 2 mal rein.

Eigentlich geht es mir um Schwerter. Wollte nicht als größenwahsinniger Anfänger auffallen und dachte mir deshalb das ich die eigentliche Frage geschickt hinter der Backkofengeschichte verstecke.

Wie läßt man ein Schwert an? wodrinn bei 200°C eine Stunde lang erwärmen?

???

Kandelaber
 
Wenn Du ein Schwert vernünftig härten kannst- mindestens beide Schneiden auf die geeignete gleichmäßige Härtetemperatur bringen- ist das Anlassen kein Problem. Beim Anlassen sind die Faktoren Zeit und Temperatur von Bedeutung und stehen in einem Austauschverhältnis. Als Faustregel kann man sagen, daß durch die Erhöhung der Anlasstemperatur um 25 Grad sich die Anlassdauer halbiert, bei ungefähr gleicher Wirkung. Ganz identisch ist das nicht, man sagt, daß ein längeres Anlassen auf niedrigerer Temperatur bessere Zähigkeitswerte ergibt, was man aber angeblich durch Blitzanlassen bei hoher Temperatur dann doch wieder toppen kann (???). Das braucht Dich hier aber erst mal nicht zu kümmern. Die Anlassfarben sind ebenfalls von beiden Faktoren- Zeit und Temperatur- abhängig und auch in ähnlicher Weise. Ob ein strohgelb angelassenes Werkzeug ca. 6 Stunden bei 160 Grad angelassen wurde oder ein paar Minuten bei 220 Grad macht also keinen großen Unterschied. Wichtiger ist sicher der verwendete Stahl und seine Wärmebehandlung. Bei übereutektoiden Stählen muß für die erforderliche Zähigkeit und Elastizität höher angelassen werden als bei untereutektoiden. Da kann ich Dir also mangels Materialkenntnis nicht raten.
Wenn Du an Hand des verwendeten Materials im klaren bist, wie hoch angelassen werden soll, kann das auf beliebige Weise geschehen: zartes Abfahren mit der Lötlampe, bis die erwünschten Farbe erscheint, Auflegen auf einen erhitzten Stahlklotz, heißes Blech mit Sand über dem Schmiedefeuer, Erwärmen in der Strahlungshitze des Feuers sind brauchbare Methoden. Wenn Du den verwendeten stahl und den beabsichtigten Verwendungszweck mitteilst, kann man mehr dazu sagen.
MfG. U. Gerfin
 
hm ist bisher nur ein generelles überlegen. Hab aber etliche Meter Stahlseil rumliegen aus denen ich plane irgendwann mal ein Schwert zu schmieden oder es zumindest zu versuchen....die ersten Schritte muss man ja irgendwann mal machen.
Deshalb fange ich jetzt schon einmal an es in Gedanken durchzuspielen und die nötigen Werkzeuge /Arbeitsabläufe dafür zu durchdenken. Wie ich mich kenne wird es dann bestimmt noch ein Jahr oder länger dauern bis ich es realisiert kriege.
Und im Moment beschäftigt mich das Anlassen eines etwa 1 Meter langen Gegenstandes. Ich denke ohne den Pizzabackofen von der Pizzeria die Strasse hoch zu bemühen ist es nicht ganz so einfach 1 Meter Stahl kontrolliert (per Thermometer) auf eine gleichbleibende Temp für längere Zeit zu bringen. Ich denke in einem temperierten Sandkasten dürfte es einfacher sein die Farben zu sehen als in einem Kohlefeuer. (Nur wie temperieren?)

O.K Das Härten stell ich mir auch schwer vor, aber da vertrau ich auf meine Esse. Eventuell bau ich mir dafür nochmal eine neue Esse mit etwa einem Meter Länge.

Aber wie ist das genau beim Anlassen?
Bisher konnte ich solche Farbeffekte an Werkstücken immer nur in kleinen Bereichen auftreten sehen? Muss eine Klinge beim Anlassen über die gesamte Klingenlänge gelb sein? oder reicht es wenn sich irgendwo ein gelber "Streifen" bildet?

Gruß

Kandelaber

P.S. Danke für die Antworten!
 
:ahaa:

Ich stelle mir da was ganz komisches vor, so was wie einen
Räucherofen. Ein ofenrohr unten eine Öffnung für Holzkohle
verschliessbare Luftlöcher zur temperaturregelung
ein Ofentermometer und reinhängen so müsste das doch gehen!? :hehe:
 
Hallo,
So ähnlich funktioniert ein Backhaus, da wird mit Luftzügen die Temperatur geregelt.
Wenn in so einem Ofen richtig angeheizt wird hält sich eine Temperatur von 250°-300°
über mehrere Stunden.Die Hitze ist gleichmäßig verteilt und je nach Bauweise kannst du auch Teile über einen Meter anlassen.
Eine einfache Bauweise dürfte zum Anlassen ausreichen: Ziegelsteine in Form eines Rundbogens übereinandersetzen in der Mitte ein Rohr als Abzug,alles mit Erde zuschütten und als Tür ein Ytongstein.Ein Stabthermometer zum Temperaturmessen. Mit dem Türstein und einer Abdeckung
auf dem Abzug reguliert man die Temperatur.
Und mit der Resthitze des Ofens kannst du deine Pizza selber machen. :p
Gruß Link
 
Die gewünschte Anlassfarbe muß selbstverständlich gleichmäßig über die gesamte Klinge zu sehen sein, es sei denn man will bewußt unterschiedliche Zonen erzeugen. Das ist schon mehrfach besprochen worden und ist kein wirkliches Problem. Die Idee mit dem "Stahlbackofen" ist nicht schlecht. Ihr Nachteil liegt darin, daß man im Ofen nicht exakt sehen kann, welche Anlassfarbe gerade vorliegt.
Wenn man es profimäßig machen will, sollte man sich eine von der Größe her passende Stahlwanne- am besten V 2 A- machen und in darin ein Salzbad - zu erhalten über Degussa oder wohl auch in einer normal ausgestatteten Härterei- auf die gewünschte Temperatur erhitzen. Da gibt es dann keine Probleme mit ungleichmäßigen Temperaturen. Das Erhitzen geht ohne weiteres über dem Schmiedefeuer und die Temperatur müßte mit einem passenden Thermometer kontrolliert werden.
Wenn die Klinge noch nicht so dünn ausgeschliffen ist, daß die Schneiden beim Erhitzen schneller heiß werden, als der Klingenkörper, spricht auch nichts dagegen, das Anlassen durch die Strahlungshitze des Schmiedefeuers zu bewirken.
MfG. U. Gerfin
 
ein Anlassen im heißen Öl wäre auch eine Möglichkeit.
eine lange Wanne mit Öl füllen, aufkochen, das ergiebt eine temperatur von 180°C muß etwas länger angelassen werden und stinkt aber funktioniert.

peter po0lnau
 
Anlassen einer Schwertklinge ...
... wenn es ein- oder zweimal sein soll - gehe zu Deinem Dorfbäcker und frag´ ihn ob Du die Klinge für die gefragte Zeit in den Backherd legen darfst.
Gewöhnlich haben diese Herren nichts dagegen, wenn sie ihre Öfen leer haben - da ist immer noch genug Temperatur für unsere "Späße" drinn´.
Bitte nicht lachen.
Servus - Reinhold.
 
Gut! danke für die Antworten. Über dem offenen Feuer anzulassen stell ich mir schwierig vor; werde aber sicher Versuche damit mal machen. Das Ölbad erscheint mir mittlerweile als am ehesten realisierbare Möglichkeit, aber den Bäcker oder Pizzaofen behalte ich im Kopf für den Notfall :)

Gruß

Kandelaber
 
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