ja genau, Ulrich, Deine Aussagen präzisieren das noch einmal.
Zum Einfluß von Temperatur und Zeit muß man sagen, dass diese Anlassfarben ja Oxidschichten sind, die durch Dicke und Ausprägung Lichtreflexion bestimmen und per Interferenz die Farbe. Ist die Mindesttemperatur errreicht, kann die Schicht wachsen, und die Farbe kann sich dann natürlich wieder ändern, man hat ja auch einen anderen "Anlaßeffekt", also die eingebrachte Energie gehorcht einer Larson-Miller-Beziehung und sind damit in gewissen Grenzen austauschbar.
Die "Wirkung" P ist demnach mit T für Temperatur, t für die Zeit, C als materialspezifische Konstante, für Stahl C=20:
P=T(C+ln t)
also geht die Zeit nur logarithmisch und bei großen Werten fast gar nicht mehr ein.
Auch hatten wir ja schon im Rahmen des Lehrganges "Kleiner Stahlschlüssel" darüber gesprochen, dass bei Anwesenheit von Legierungselementen die Oxidschichten anders sind als bei C-Stählen. Insofern ist die Anlassfarbe immer mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln und als Abschätzung zu verstehen.
Interessant ist schon die Zuordnung
SAE 1040 etc, in der Tat sind die beiden Endziffern die C-Gehalte, und 10 sagt, dass es un- bis niedriglegierte Stähle sind. Also C40, etc. kommt schon hin.
Ich weiß, dass viele Leute bei C-Stählen "auf Farbe" anlassen, und auch nur kurz. Ich persönlich mag es kontrollierter und steuerbarer, also mit Ofen und Uhr. Dennoch, wer seine Stähle gut kennt, kommt so klar.
Was die Bezeichnungen und die Farben angeht, so erzeugt schon die Umwandlung in pdf Verfälschungen. Ich würde mir das Original auf der website ansehen.