Artelier Perceval L 10 Pistazie Review

güNef

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Grüss Euch,

ich möchte hier meine neueste frankophile Leidenschaft vorstellen, ein Atelier Perceval L 10



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Das hier gezeigte L 10 unterscheidet sich vom L 08 (http://www.messerforum.net/showthread.php?107028-Perceval-L-08-Pistazie&highlight=perceval) durch den verlängerten Klingenrücken,ein Fortsatz der als „Öffnungslinse“ bezeichnet wird. So wird aus einem „Zweihandmesser“ mit einem konstruktiven Kniff ein „Einhandmesser“

Herstellungsland: Frankreich, Ort: Thiers, Region Auverge

Die Materialien: (Herstellerangaben)

Die Klinge:

Klingenlänge: 95 mm
Breite: 20 mm
Stärke: 2,45 mm
Stahl 19C27 (Sandvik) - Kryogenbehandlung (Carbonanteil 0,95%)
Rockwell-Härte: 57 HRC, Flachschliff, langsam geschliffen und mit aufgerautem Büffelleder poliert. Die Montage der Klinge erfolgt auf berylliumhaltigen Bronzescheiben



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Gewicht: laut Küchenwaage 72 gr.

Das Griffmaterial:

Pistazienholz,
der Pistacia Terebinthus aus der Familie der Sumachgewächse ist ein französisches Holz aus der Mittelmeerregion. Dieser drei bis fünf Meter hohe Hartholz-Strauch wird häufig für Schreiner- und Intarsienarbeiten verwendet und wie man sieht auch für Messergriffschalen ;)



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Die Verpackung:

Geliefert wird in einer stabilen Geschenkkartonverpackung, das Obermaterial besteht aus hellgrauem Leinen, die Messerbezeichnung ist in das Leinen geprägt, sieht schlicht und gleichzeitig edel aus, dieser Eindruck zieht sich wie eine rote Linie durch die gesamte Präsentation.



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Nach Entnahme des Messers und Entfernung der Einlage findet sich am Boden der Verpackung eine sauber gearbeitete Stecklederscheide mit geprägtem Firmenlogo. Die Scheide ist im Lieferumfang enthalten.



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Der erste Eindruck:

Ist beim Entnehmen aus der Verpackung mehr als zufriedenstellend,die Griffschalen sind exakt angepasst, Maserung und Oberflächen sind fehlerfrei, wie es scheint ist das Holz mit viel Sorgfalt ausgewählt und bearbeitet worden. Keine Risse oder sonstige Oberflächenverletzungen. Das einhändige Öffnen erfolgt über einen Metallstift, eigentlich eine sorgfältig ausgeformte Verlängerung vom Klingenrücken, die „Öffnungslinse“ Das funktioniert prima. Der Liner verriegelt bei voll geöffneter Klinge sicher im ersten Drittel, die Öffnungslinse verschwindet vollständig im Griff. Kein Grat, nix steht über, alles sehr ordentlich gemacht. Die Holzgriffschalen sind demontierbar, das erleichtert die Reinigung, trotzdem Vorsicht bei Holzgriffschalen und zuviel Wasser:D
Die Klinge steht wie eine Eins, da wackelt nix, Null Spiel in alle Richtungen. Ein gut eingestellter Klingengang rundet das saubere Bild ab, die Endkontrolle scheint zu funktionieren.



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Das Messer wir ab Werk rasierscharf ausgeliefert. Die Klingenform, wie eigentlich das gesamte Erscheinungsbild des Messers demonstriert eindrucksvoll zeitlose Eleganz, das können sie, die Franzosen. Eine große Portion Sozialverträglichkeit ist im Kauf inkludiert.



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Das L10 gilt ja eigentlich als der klassische Begleiter der Schäfer im Piemont, macht aber als EDC im urbanen Raum auch eine gute Figur. Der natürliche Lebensraum des schönen Taschenmessers ist aber sicher die gepflegte Brotzeit nach französischem Vorbild, das Zerteilen von Käse und Baguette, das Zerkleinern von frischen Früchten und nach dem Mahl noch schnell ein Zündholz angespitzt und als Zahnstocher genützt, ist alles möglich, also genau das Richtige für die französischen Momente im Leben;),gewiss mehr ein Messer für den Lebemann und nix für Worker oder Survivalfreaks. Mit dem Klingenrücken der Messerspitze lässt sich auch vorzüglich ein Pfeifenkopf ausräumen, ich hab’s probiert;) Wer damit ein Baumhaus bauen möchte, liegt devinitiv und absolut falsch und sollte sich bitte anderwertig umsehen.



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Der geneigte Leser könnte sich natürlich an dem verlängerten Klingenrücken mokieren und mit einem „ Das ruiniert ja die saubere Linie“
quittieren, mag schon sein aber,das ist zum Einen eine Frage des Geschmackes und zum anderen, darf ich als Österreicher ja ein solches Messer führen.....:D
Dazu möchte ich anmerken, wenn das Messer richtig in der Steckscheide sitzt stört weder der verlängerte Rücken, noch lässt sich das L10 mit einer Hand aus der Scheide ziehen, das sitzt exakt und fest.



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Die Steckscheide:

sitzt, passt und hat keine Luft, wer pingelig ist der könnte die nicht 100% symetrische Naht beanstanden, für mich gut genug.



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Volumina und Grössenvergleich:



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In Summe und Subjektiv:

Ein elegantes Taschenmesser mit einem simplen aber klug gemachten Öffnungsmechanismus der Funktioniert. Die saubere Verarbeitung trägt zum stimmigen Erscheinungsbild bei. Der Preis liegt aber mit knapp 180,- Euro bereits in einem Bereich wo ich eine fehlerfreie/fehlerarme Fertigung vorraussetze. Konzeptbedingt kein Clip, da könnte ich mir eine Lösung Clip/Lederscheide gut vorstellen, da sich das Messer in großzügig geschnittenen Hosensäcken querlegt, ist irgendwie lästig.
Das Messer wird in drei verschiedenen Varianten angeboten, garniert mit vielen unterschiedlichen Griffmaterialien, da ist für jeden was dabei. Dazu gibt’s lebenslange Garantie

Kritik:

Bis jetzt nix, aber jedes Messer zeigt erst im täglichen Gebrauch sein wahres Gesicht und nur schön sein ist mir zu wenig.
Ein Dauertest wird’s zeigen, Info’s folgen in regelmässigen Abständen.

Danke fürs Lesen,

Gruss, güNef
 
Zuletzt bearbeitet:
Da es mir die stählernen Franzosen eh angetan haben, sind solche Rewiew´s sind das Salz
in der Wunde, danke dafür.:super:

Gruß
Iron0808
 
Guten Abend,

sehr schön fotografiert, und auch entsprechend feiner Text dazu.
Wird dem Messer definitiv gerecht.
Mich reizt ja eher noch das L-08, aber vielleicht reizt mich danach doch noch das L-10.
(Wußte nicht, daß das L-10 verriegelt, aber ich hab gerade auf der Herstellerhomepage gesehen, daß das L-09 die nicht verriegelnde Version ist)
 
Schöne Bilder, tolles Review und klasse Messer! :super:


Das Messer ist komplett zerlegbar und leicht zu reinigen
Leider nicht ganz, die Liner sind vernietet.

L-08_Liner.JPG
 
Ahoi,
vielen Dank für das appetitanregende Review, das sicher für mich mit Folgekosten verbunden sein wird:jammer:
Toller Text und echt schicke Bilder- und Deine kleine Anhäufung von Vergleichsmessern ist ja auch nicht gerade von Pappe....:D

Cheers und danke fürs Zeigen
Excalibur
 
Servus,

freut mich das die Vorstellung gefällt. Ich bin jetzt seit über einem Monat täglich mit dem L10 unterwegs, selbst im Urlaub war das Teil mit, allerdings nicht für gröbere Einsätze. Wie angekündigt ein kurzer Zwischenbericht unter Alltagsbedingungen:

Die rasierschärfe "Out of the Box" ist weitgehend verbraucht, Papier schneiden geht noch ohne rupfen, Zeitungs-oder Zigarrettenpapier nicht mehr. Verwendet habe ich das Messer zur Brotzeit, als Brieföffner und gelegentlich eine Verpackung geöffnet und Bleistifte/Zahnstocher angespitzt, keine gröberen Arbeiten. Der Klingengang ist noch ein wenig geschmeidiger geworden, hat sich eingearbeitet. Kein Klingenspiel spürbar.

@Dusk "Leider nicht ganz, die Liner sind vernietet"

Genau das habe ich auch beim Reinigen im Urlaub bemerkt, hat mich überrascht, ich war ziemlich sicher das gelesen zu haben. Vertrauen ist gut Kontrolle wie man sieht besser, Danke, ist im Review bereits korrigiert:rolleyes:

Das Abnehmen der Griffschalen erleichtert die Reinigung und schützt die Holzgriffschalen. Die Achsschraube wird dadurch zugänglich.



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Wie man sieht gibt's ein perfektes Finish nur an der Oberfläche, die Platinen sind verkratzt und unbehandelt. Spielt natürlich mit montierten Schalen keine Rolle, hätte den Qualitätseindruck aber noch verstärkt.

Hier die Rückseite einer Griffschale, die Vertiefung für die Achsschraube ist korrekt, alle Bohrungen in Ordnung



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Die Lederscheide gewinnt langsam an Kontur und Patina, alle Nähte noch fest, sehr schön.



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Ich mag das Messer sehr, bis jetzt noch kein Impuls es gegen ein anderes auszutauschen. In einigen Wochen gibt's einen Abschlussbericht.



Ahoi,

Deine kleine Anhäufung von Vergleichsmessern ist ja auch nicht gerade von Pappe....:D

Wir Messerleut zeigen doch alle gerne was wir haben:haemisch:

Gruß, Günter
 
Zuletzt bearbeitet:
Find ich schön daß du dir mit diesem Review so viel Mühe machst:super:. Echt klasse. Wenn jemand unschlüssig war das Ding zu kaufen ist er jetzt definitiv schlauer. Danke dir
Gruss Patrick
 
Wie zufrieden bist Du jetzt eigentlich mit der Schnitthaltigkeit von Deinem L-10?

Wie man sieht gibt's ein perfektes Finish nur an der Oberfläche, die Platinen sind verkratzt und unbehandelt. Spielt natürlich mit montierten Schalen keine Rolle, hätte den Qualitätseindruck aber noch verstärkt.
Ist mir ehrlich gesagt lieber, wie wenn sie darauf geachtet hätten und das Messer nochmal teurer geworden wäre. Und ich finde es hat auch irgendwie was, wenn man die "Entstehungsgeschichte" auf den Linern sehen kann. :)
 
Wie zufrieden bist Du jetzt eigentlich mit der Schnitthaltigkeit von Deinem L-10?

Servus,

Rasierschärfe ist bald aufgebraucht, "Gebrauchsschärfe" hält deutlich länger. Richtig stumpf ist meines nie geworden, es lässt sich, wie du schon festgestellt hast, einfach schärfen, daher zieh ich es bei Bedarf über meinen Sharpening Compound Kit, das reicht für meine Zwecke völlig:




Gruß, güNef
 
Servus,

so, nach über vier Monaten und fast täglichem Gebrauch als Brotzeitmesser/Brieföffner/Bleispitzer und für alle zarten Schneidaufgaben mein Fazit:

Die Griffschalen blieben unverändert, keine Risse, nirgends verzogen, passen wie am ersten Tag. Meine Pflege ist auch ein wenig unkonventionell und vom Pfeifenrauchen übernommen. Am Nasenrücken und an der Stirn bildet die Haut einen Fettfilm den der geneigte Pfeifenraucher während er pafft, mit den Fingern langsam in den warmen Pfeifenkopf einreibt. Das Holz gewinnt dadurch an Glanz und Tiefe, die Maserung wird hervorgehoben und der Besitzer wächst so buchstäblich mit seiner Pfeife zusammen, Partner fürs Leben also.;) Das Gleiche mache ich mit den Pistazienschalen von meinem L10, Leinöl ist nicht immer nötig. :)

Hin und wieder schärfe ich mit Schleifpaste/Leder nach, siehe hier, das Ergebnis ist für mich völlig zufriedenstellend. Gebrauchspuren an der Klinge halten sich in Grenzen, feine Kratzer, völlig normal,keine Ausbrüche.

Der letzte nicht besprochene Bereich ist die Reinigung, das Perceval ist zwar offen konstruiert, aber einfach unter fliessendem Wasser abspülen, oder gar tauchen ist mit Holzschalen nicht zu empfehlen, siehe hier

Hier habe ich eine kurze Fotoreihe gemacht (leider nur Smartphonebilder bei miesem Licht am Arbeitsplatz) mit demontierten Griffschalen im Ultraschallbad,
danach gespült mit VE-Wasser(Vollentsalzt), gefolgt von einer Trocknung durch Druckluft und einem guten Tropfen Öl.

Foto1099.jpg Foto1100.jpg Foto1103.jpg Foto1106E001.jpg Foto1107.jpg

Das Messer ist jetzt nicht nur sauber, sondern rein :D, funktioniert tadellos und sieht Tip-Top aus und die Lederscheide wird mit zunehmenden Gebrauch auch immer individueller.

Wer ein elegantes Messer für den oben genannten Einsatzbereich sucht und sorgfältig damit umgeht hat einen langjährigen Begleiter gefunden.

Gruß, güNef
 
Danke für Deinen Reinigungsbericht, denke das Messer wird jetzt richtig sauber sein!:) So ausführlich reinige ich mein Perceval nicht, abspülen und gelgentlich etwas Ballistol auf die Klinge muss reichen.
Pistazien Holz reagiert recht empfindlich auf Wasser, ich würde an Deiner Stelle die Griffe also zumindest einmal "richtig" ölen. Habe mir dazu Drechsleröl gekauft. Hat zwar ein paar Euro gekostet, reicht aber bei dem geringen Verbrauch einige Jahre. Auf Grund der empfindlichen Pistazien Griffe bin ich jetzt auch dazu übergegangen mein L-08 mit Grenadill Griffen als EDC zu verwenden, da muss ich mir dann weniger Gedanken machen. Trotzdem achte ich immer noch darauf, dass der Griff kein Wasser abbekommt. Beim Scheiden von Obst und Gemüse manchmal garnicht mal so leicht. ;)

Hast Du auf Deiner Klinge eigentlich auch schon eine Patina?
 
Das ist interessant, meine Klinge sieht mittlerweile so aus und mit Spülen bekomme ich es nicht weg. Vielleicht mit Nevr Dull, da es mich aber nicht wirklich stört, habe ich es noch nicht versucht. :)

Patina.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

Das ist interessant, meine Klinge sieht mittlerweile so aus

sieht mir aus wie "an der Luft abgetrocknet" und nicht mit einem Tuch? Wenn dir die Flecken irgendwann zu viel werden hilft Helios Brillant, die darin enthaltenen Poliermittel sind so fein, das du mit freiem Auge an der Klinge keine "Polierspuren" sehen kannst.

Gruß, güNef
 
huah ihr habt es geschafft... in 2 -3 Monaten (sollte ich meine Ziele erreichen) werde ich auch ein Besitzer eines L10 sein :D
 
Ein toller Review...ein ein sehr schickes Messer! :super:

Vielleicht hab ich es überlesen (hoffe nicht). Aus welchem
Material sind die Liner?
 
sieht mir aus wie "an der Luft abgetrocknet" und nicht mit einem Tuch?
Eigentlich trockne ich es immer direkt nach dem Spülen ab. Aber wie gesagt, es stört mich auch nicht. ;)

huah ihr habt es geschafft... in 2 -3 Monaten (sollte ich meine Ziele erreichen) werde ich auch ein Besitzer eines L10 sein
Hehe, für welche Griffe hast Du Dich denn entschieden?

Titanliner hätten die optisch/haptische Performance noch mal nach oben und das Gewicht nach unten abgerundet.
Hatte mich auch schon gefragt, warum Perceval bei den feststehenden Messern "nur" den 12C27 verwendet. Bei Messerpreisen von bis zu 5000€ denke ich aber hat das weniger mit dem vielleicht 10€ teureren Stahl zu tun und eher den Grund, dass ein moderner pulvermetallurgischer Stahl einfach nicht zu den ansonsten klassischen Messern passen würde. Und ich vermute auch aus dem Grund haben sie sich auch gegen Titan Liner entschieden.
 
Servus,

mal wieder ein Update, es gibt neues zu berichten ;). Da das L10 immer noch eins meiner Lieblingsmesser ist und vor kurzem das Bombur Spezial Etui seine Geburtsstunde hatte, war das für mich Anlass zur Freude :D. Die Original Steckscheide vom L10 ist ordentlich gefertigt und recht fesch anzusehen, aber sie legt sich im Hosensack immer quer. Mit knapp 13cm Länge vom Angelanfang bis zum Griffende ist das L10 einfach zu groß um als Sackmesser durchzugehen. Jetzt hat mein Perceval einen kongenialen Partner gefunden, hier bitte, die L10/Bombur Spezial-Kombi:

P1050912.JPG


P1050911.JPG


P1050908.JPG


Das Leder ist fantastisch, es generiert Patina bei jeder Berührung. Der Clip erlaubt meine bevorzugte Trageweise, jetzt ist das Setup erst komplett :super:.

Ich würde sagen, Messer ohne Clip haben ihren Schrecken verloren :D:D:D.

Gruß güNef
 
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