Die Frage, welcher Stahl "der Beste" ist, wird immer wieder gestellt- und kann nie wirklich beantwortet werden.
Um einer Antwort auch nur ein bißchen näher zu kommen, müßte man mindestens drei Fragen vorab beantworten können:
1. Einsatzzweck
2. Wärmebehandlung
3. Anwenderverhalten
Wenn diese Punkte geklärt sind, kann man mit einiger Sicherheit bestimmen, aus welcher Kategorie ein Stahl zu wählen ist.
Da hier nach rostbeständigen Stählen gefragt wird, sollen auch nur diese behandelt werden.
Untereutektoidische Stähle für rostbeständige Messerklingen scheiden von vornherein aus, da sie zu weich wären.
Die übereutektoidischen liegen im Legierungsbereich des alten- und gut bewährten -1.4034, mal mit etwas mehr Chrom für erhöhte Korrosionsbeständigkeit-spülmaschinentauglich- mal mit etwas mehr C- um ein bißchen mehr Härte herauszukitzeln.
Über die Idealbalance zwischen Chrom- und C-Gehalt hat Verhoeven ausführlich berichtet-das sollte man selbst nachlesen, es lohnt sich !.
In diese Kategorie fallen a l l e korrosionsbeständigen Stähle mit ca. 0,4-0,65 % C und 13-15 % Chrom.
Es sind für korrosionsbeständige Klingen hervorragende Werkstoffe mit gelungenem Kompromiss wünschenswerter Eigenschaften.
Man darf nun aber nicht glauben, daß die Unterschiede innerhalb dieser Kategorie riesengroß sind.
Auch der 1.4034 läßt sich auf 60 HRC härten und besitzt -richtig behandelt- ausreichende Korrosionsbeständigkeit.
Mit etwas mehr C- und etwas mehr Chrom lassen sich 2-3 HRC-Einheiten an zusätzlicher Härte herausholen und ein bißchen mehr Korrosionsbeständigkeit.
Der Unterschied ist aber nicht so groß, daß er nicht durch eine schlechte Wärmebehandlung verwischt und in sein Gegenteil verkehrt werden könnte.
Bei Stählen mit um 1 % C und 14-18 % Chrom sind wir im Bereich der Ledeburitstähle mit meist großen Primärkarbiden.
Diese Stähle sind wesentlich verschleißfester, als die der ersten Kategorie, wesentlich bruchempfindlicher-speziell im feinen Schneidenbereich- und wesentlichg schlechter zu schärfen.
Auch hier sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Stählen relativ gering, ausgenommen die PM-Qualitäten mit ihrer wesentlich feineren Karbidstruktur und dadurch besseren mechanischen Eigenschaften.
Damit ist auch die Frage nach den Eigenschaften und Eignungen von ATS 34 und Sandvik 14C28N beantwortet.
Der Sandvik-Stahl ist ein Spitzenprodukt der Kategorie 1, der durch die zusätzliche Legierung mit Stickstoff Härte und Korrosionsbeständigkeit gewinnt- Für mich kommt er dem Ideal eines korrosionsbeständigen Messerstahls sehr nahe.
Die Angaben von Sandviken kann man ruhig für bare Münze nehmen. Das ist eine Weltfirma, die sich hüten wird, ihren guten Ruf durch leicht zu widerlegendes Geschwätz zu ruinieren.
Die Angaben zur e m p f o h l e n e n Härte beziehen sich nicht auf die Ansprunghärte, sondern auf den Bereich, in dem der Stahl sinnvoll eingesetzt werden kann. Als Ansprunghärte für so kleine Dimensionen wie Messerklingen ist sicher mehr als 62 HRC zu erreichen.
ATS 34 gehört der 2. Kategorie an-damit ist eigentrlich alles gesagt: Sehr verschleißfest, nicht so robust und schlechter zu schärfen als der Stahl von Sandviken.
Müßte ich Sisalkabel oder Kartons tonnenweise zerlegen, wäre der ATS 34 der Stahl meiner Wahl- aber auch nur dafür.
Freundliche Grüße
U. Gerfin