Die Vorgänge beim Schneiden, der Einfluss des Stahls und andere grundsätzliche Basics sind recht gut in dem Buch von Roman Landes, Messerklingen und Stahl beschrieben.
Im Netz gib es bei knifesteelnerds viele Artikel, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Eine umfassende Antwort wird man aber nicht finden, denn letztlich gehen die Erwartungen durchaus auseinander - was für den einen noch scharf ist, findet der andere schon nicht mehr tragbar. Oder einem ist lieber, dass man schnell und unkompliziert nachschärfen kann, dem anderen ist Schnitthaltigkeit lieber. Ohne Erfahrungen, was einem bisher gut oder auch nicht gefallen hat, wird es schwer, nur vom Papier her eine Wahl zu treffen - die Geschmäcker und Anforderungen können sehr unterschiedlich ausfallen.
Ganz grundsätzlich ist Stahl ein so robustes Material, dass keiner der für Klingen gebräuchlichen Stähle total versagen würde und nicht geeignet wäre - es aber doch sehr große, merkliche Unterschiede im Verschleißverhalten im Gebrauch gibt; und auch die Nachschärfbarkeit deutlich unterschiedlich ausfällt.
Das Ganze bewegt sich zwischen folgenden Extrempolen:
Auf der einen Seite recht einfache Stähle wie z.B. C60 oder C70, Federstahl oder im rostträgen Bereich 1.4034 und noch anderen, die ich hier nicht alle aufführen kann. Diese Stähle werden ausreichend hart, haben aber kaum im Gefüge eingebundene 'Karbide' (Verbindung von Kohlenstoff mit Legierungselementen wie im Wesentlichen V, W, Cr, Mo oder auch einfach nur Eisen/ Fe), die wie Zähne im Zahnfleisch die Verschleißfestigkeit deutlich erhöhen.
Diese Stähle werden einfach und schnell sehr scharf, halten diese Schärfe aber nicht lange. Dafür sind sie sehr 'zäh' und halten auch die Belastung unter 'Schock' (wichtig bei Macheten, Äxten und Werkzeugen für schlagende Beanspruchung) sehr gut aus.
Am anderen Ende sind die Stähle mit viel Kohlestoff und Legierungselementen, die Karbide bilden. Maxamet, CPM S90V und Böhler M390 sind hier Paradebeispiele für dieses Polende. Hier liegen im Stahl nach dem Härten bis aus dem Bauch heraus etwa 20% Karbide als harte Teilchen im Gefüge vor, die die Verschleißfestigkeit enorm erhöhen - sowohl beim Nutzen als auch beim Nachschärfen. Diese Karbide sind teilweise so hart, dass der Einsatz von Diamantschleifmitteln beim Schärfen sinnvoll ist und es trotzdem zeitlich deutlich aufwändiger als bei einfacheren Stählen ist. Weiter wird das Gefüge in dem Sinn gröber, dass diese Karbide bei steigendem Gehalt nicht nur von der Menge zunehmen, sondern deren Größe auch anwächst. Im Gebrauch sind sie empfindlicher gegen feinste Ausbrüche an der Schneidkante (was etwas Aufmaß in der Schneidenstärke und vom Schneidenwinkel bedeutet, also die Schneidfähigkeit beeinflusst) und auch wesentlich weniger zäh bei schlagender Beanspruchung der Klinge. Es lässt sich bei sorgfältigem Schärfen zwar eine tadellose Anfangsschärfe erzielen, aber die hält weniger lang als bei an sich einfacheren Stählen. Man bekommt relativ schnell dann eine 'Gebrauchsschärfe', die eine gewisse Rauigkeit bedeutet. Damit kann man immer noch gut durch den Alltag kommen (und viel länger als mit einfachen Stählen), aber wer gerne eine feine Schärfe hat, der wird damit nicht unbedingt glücklich.
So kann man das, ganz vereinfacht, wohl darstellen. Wo Du Dich jetzt an wohlsten fühlst, musst Du entscheiden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du für Dein Vorhaben nach einem sinnvollen Kompromiss aus feiner Schneide/ Nachschärfbarkeit und Schnitthaltigkeit suchst. Im rostträgen Bereich kämen aus meiner Sicht Niolox (SB1), Magnacut, RWL34/ CPM154 als gute Kompromisse in Frage. Für feinere Schneiden könnte auch 14c28 oder AEB-L bei weniger Schnitthaltigkeit interessant sein. Im nicht rostträgen Bereich würde ich auf die wolfram-legierten Stähle wie 1.2519, 1.2419(05), 1.2442 setzen oder auch Vanadis 4E.
Das sind alles Stähle, die eine sehr schön feine Schärfe annehmen und auch eine Zeit lang gut halten und sich recht gut nachschärfen lassen. Sicher ist die Liste nicht vollständig und wenn man sich in Richtung der Extrempole bewegt, kommen schnell noch andere Stähle auf den Plan, aber das führt jetzt zu weit, wenn man nicht weiß, was Du erwartest.
Viele Grüße,
Torsten