Auf der Werkbank: Halbintegral im korsischen Stil

Norbert

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Liebe Leute,

die Abende werden länger und Solingen ist nicht mehr fern.
In Vorschau möchte ich Euch zeigen, was im Moment bei mir auf der Werkbank liegt und auf
Vollendung wartet.
Bitte entschuldigt die Qualität der Photos,
teilweise sind sie vor wenigen Minuten bei recht schlechtem Licht entstanden.

Es wird ein Halbintegral im mediterranen Stil, angelehnt an die korsischen Stilette,
wie sie vom 18. bis ins ausgehende 19. Jhd. unter den dort tätigen Freischärlern und
Halsabschneidern beliebt waren.
Den Klingenrohling hat Achim Wirtz vor etwa zwei Jahren geschmiedet, der Damast besteht
aus zwei Strängen unterschiedlichem Mosaikdamast, die zusammen tordiert wurden.
Anschließend wurde der Block in der Mitte getrennt und Rücken an Rücken verschweißt, so
dass das Innere der Torsion auf den Flanken zu liegen kam.
Herausgekommen ist ein hübsches, subtiles Muster, dem auf jeden Fall mit ein bißchen mehr
Mühe bei der Erstellung der Photos Tribut gezollt werden sollte.

Nach dem Schmieden habe ich dann übernommen.
Die Übergange zum Griff sind gefeilt, die engsten Rinnen habe ich ebenso wie das kleine
Herz (Diagonale ca. 3mm) mit der Laubsäge ausgearbeitet. So kleine Feilen habe ich einfach
nicht, aber im gewissen Maße läßt sich ein geeignetes Laubsägeblatt auch als Feile
verwenden.

Neu für mich war die Herstellung des Griffteils komplett aus Scheiben. es wechseln sich
Mammutelfenbein, 0,5mm Silber und Ebenholz ab. Wie ersichtlich, habe ich den Griff
vormontiert, resp. geklebt, um den Griff separat bearbeiten zu können. Die Dicke der
Scheiben nimmt zum Knauf hin ab. Weil die Griffhöhe in der gleichen Richtung wächst,
entsteht der Eindruck einer ausgeglichenen Massenverteilung (je niedriger, desto dicker).
Da das Silberblech optisch die Dicke der Elfenbeinscheiben verbreitert, sind diese stets ein
bißchen schmäler als die benachbarten Ebenholzstücke.
Nach gründlicher Vorarbeit ließ sich der Staple tadellos zwingen, die Klebespalte sind
quasi vernachlässigbar und die Abweichung der Gesamtparallelität des verklebten Stapels lag
im Zehntelbereich. Hatte ich nicht erwartet.
Vor und hinter dem Griffstück kommt jeweils ein 2,5mm Blech Mokume aus fünf Schichten Ag/Cu.
Jetzt fehlt noch der Knauf aus Mosaikdamast und dann natürlich eine entsprechende Lederscheide,
für die ich vermutlich schwarzes und beiges Rochenleder verwenden werde.

Den Fortschritt der Arbeit werde ich weiterhin und bei besserem Licht dokumentieren.
 

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Das, Norbert, ist schweine...!
Da verschlägt es mir glatt die Sprache.
Ein Grund mehr sich auf Solingen zu freuen.
 
Hi Meister der Feile

Tadellos ,freue mich schon auf deinen Tisch in Solingen.

Soviel fuzelskram mit dem Ganzen Feilen... das hast du einfach drauf. :super:

Gruß Murat
 
Erstklassige Arbeit, Norbert.
Ich finde es absolut toll hier immer mehr Messer zu sehen, die die stilistische Vielfalt der Messerszene bereichern.
Ich freu mich schon es in Solingen live zu sehn.

Grüsse Zarci
 
Einfach HERZallerliebst !

Ich werde, als Frischling hier, versuchen dieses Jahr zum 1. Mal nach Solingen zu kommen, ist ja nicht so weit weg ;)

Dann bin ich mal gespannt wie das Messer im wirklichen Leben aussieht.

Mach´s gut.

Martin
 
Hallo Norbert,

tolle Klinge, aber der Griff, der haut ganz schön rein :super: wird sicher eine TOLLE optik wenn es fertig ist.

xxa/Franz
 
WOOOW!
Das find ich ja mal richtig super, vor Allem das Herzchen begeistert mich ungemein. Das sind so kleine Deteils, die aus irgendwas etwas besonderes machen.
Macht mir Freude soetwas zu sehen.

Klyschtoff
 
N’Abend Zusammen,

vielen Dank für die lobenden Worte.
Anbei noch ein paar Photos des heutigen Zustands in leicht verbesserter Qualität,
allerdings sind die Arbeiten nur im Detail voran geschritten.

Wenn das Thema auch noch dazu beiträgt, mehr Leute nach Solingen zu locken, na
wunderbar, ich kann nur sagen, die MMM ist immer eine Reise wert.

Achim: Stell Dich nicht so an, das Meiste vom Griff hab ich brav bei mir zuhause geraspelt.
Raspeln stinkt allerdings nicht so wie bandschleifen. Wobei das Gemisch Ebenholz und
Mammut durchaus seinen olfaktorischen Reiz hat.

Hobby: Das Herz hat ausschließlich seine ästhetische Berechtigung. Es ist meines Wissens
auch nicht historisch verbürgt. Es markiert im Übergang zwischen Zwinge und Klinge die
Stelle, ab der es später scharf wird und ist die gestalterische Fortsetzung der äußeren
Einbuchtung in der Klingenkontur. Diese lässt sich gut mit dem Finger erspüren und
signalisiert haptisch das Ende der Handschmeichlerei.

Bei Fortschritt gibts neue Bilder.
 

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hallo norbert,

auf dies messer bin ich `in natura` auch gespannt!

ist schon erstaunlich:
das klingenmuster und die formen am übergang sind geschwungen,
griff muster und kontur geometrisch und kantig-
und trotzdem -oder deshalb? -paßt es perfekt zusammen.
da lohnt sich auch ein dritter und vierter blick...:super:

gerhard

ps.: hat doch mal einer geschrieben:
`` gutes design muß immer einen stachel haben, sonst wird es langweilig .``
 
Guten Abend und vielen Dank Allerseits!

Redcloud: Dass es einen ausgeprägten Kontrast zwischen hart/weich rund/eckig im Messer gibt,
habe ich nicht so nicht bedacht. Nur den Schwarz-weiß Kontrast hab ich schon immer gemocht,
zum Beispiel auch bei den gleichfarbigen Schachbrettfliesen, wie man sie auf alten Küchenböden findet.

Gleichwohl habe ich mich entschlossen den Griff auch achteckig zu lassen.
Das lag bislang noch nicht fest, ich habe auch Skizzen mit ovalem Griff gemacht,
denke aber das Eckige machts.
 
Guten Abend Zusammen,

endlich kann ich hier Fortschritte melden, eben gerade ist das Stück quasi fertig geworden. Es fehlt nur noch die Ölung des Griffes und das Schärfen der Klinge. Für passable Photos ist aber leider zu spät, ich muss Euch noch etwas auf die Folter spannen.
Dafür gibts zwei Bilder vom im Bau befindlichen Griff. Die Mokumescheibe habe ich direkt zusammen mit der Messingmutter und der Abschlußplatte aus Mosaikdamast verlötet. Der Griff hat schon annähernd die Endform.

Nur noch ein wenig Geduld.
 

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So,
nach der gestrigen,
zugegebenermaßen etwas dürftigen Aktualisierung sind hier die Bilder des fertigen Messers.

Die Klingenlänge beträgt 180mm, die Gesamtlänge ist 315mm.
Griffquerschnitt vorne 20x17mm, hinten 27x19mm,
Der Schwerpunkt liegt kurz vor der vorderen Mokumescheibe.

Jetzt heißt es, eine angemessene Lederscheide dazu zu basteln.
 

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Hallo Norbert,

ein wunderbares Messer. Dieser black and white-Effekt hat was. Auch ich bin sehr gespannt, wie es in Natura aussieht. Als Scheide könnte ich mir eine schlichte schwarze Lederscheide vielleicht mit einem kleinen geflochtenen weißem Lederband an der Spitze vorstellen ?

achtungsvolle Grüße

hhirsch
 
grüss dich norbert,

endlich fertig, endlich kann ich was schreiben. :rolleyes:

bekannterweise bin ich ein großer fan deiner werke.

diesmal hast du dich selbst überholt. diese qualität sieht man nicht sehr häufig hier. abgesehen vom spektakulären design, kunsthandwerklich vom feinsten.
- gilt natürlich auch für den schmied. ;)

ich liebe achteckige griffe.

grüsse, ..
 
:staun: WOW!:staun:
da bin ich allerdings auch mal auf die Lederscheide gespannt. Klasse Messer. Und wieder ein Grund mehr in SG aufzuschlagen.

Dizzy
 
hallo norbert,

davon träumt jeder stilbewußte korse für seine nächste vendetta...:hehe:

im ernst- ist echt toll geworden!:super:

gerhard
 
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