Aufarbeitung eines alten Hubertus Messer

christophmc

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Hallo zusammen,

ich habe von einem Kollegen einen laut eigener Angabe "hoffnungslosen" Fall bekommen. Es war das Messer seines bereits verstorbenen Vaters, welches nach langer Zeit in der Garage aufgetaucht war.
Der segmentierte Griff aus Messing, Lederscheiben, etwas das wie Fieber aussah aber wahrscheinlich keines war, Hirschhorn und ein Abschluss aus Alu war komplett verdreht und auseinander.
Die Klinge war auch entsprechen vergammelt.
Laut Aussage des Kollegen hatte sein Vater das Messer zu seinem 18. Geburtstag erhalten, damit müsste es 58 Jahre alt sein.
Hier der Ursprungszustand:
 

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Obwohl ich eigentlich an einem so alten Stück nichts verändern würde, bat mich mein Kollege, es doch aufzuarbeiten. Das habe dann auch versucht umzusetzen ohne viel Material abzutragen.
Die Befestigung des Erls war mit einer Art Weichlot, welches ich zunächst ausbohren musste. Nach dem Zusammenbau habe ich das entstandene Loch mit schwarzem Sekundenkleber wieder verschlossen.
Die Klinge habe ich vorsichtig komplett überschliffen und wieder geschärft, erwartungsgemäß hat das Messer eine schön fiese Schärfe angenommen (geschärft bis Körnung 10000).

Ich bin an allen Infos zu diesem Messer brennend Interessiert, besonders auch Infos zu der damals üblichen Scheide, da diese nicht mehr vorhanden ist.

Hier die Bilder nach der Überarbeitung:


Gruß

Christoph
 

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Hi,das Messer hast Du ja wieder prima hinbekommen.Es erinnert mich an meine Jugend,so oder mit einem Griff aus Lederscheiben sahen famals alle unsere Messer aus.Zur Scheide.Eine Steckscheide in der nur die Klinge steckte unterhalb des Knaufes wurde es mit einem schmalen Lederriemen mit Druckknopf gehalten.Ich kann mich noch erinnern dass wenn sich der Knauf einmal gelockert hattte es sehr schwierig war ihn wieder dauerhaft zu befestigen.Hoffe Du kannst mit meiner beschreibung etwas anfangen.
Gr.P
 
Hallo, wie der Zufall es will, habe ich letzte Wochein der Garage meines Vaters das Messer wiedergefunden, das ich in meiner Jugend Anfang der Siebziger immer "ausgeliehen" habe. Zustand ähnlich wie das von dir
aufgearbeitete.Ich wünschte, ich wäre schon so weit. Der Griff besteht voll aus Lederscheiben. Klingenstempel "Hubertus Solingen". Dieser Typ wird heute noch so vertrieben. Siehe dazu auch Messermagazin 02/2005.
Die Scheide ist recht einfach gehalten und so wie von Peter geschildert gefertigt.

Gruß von der Flensburger Förde!
 
Peter42 schrieb:
...Zur Scheide.Eine Steckscheide in der nur die Klinge steckte unterhalb des Knaufes wurde es mit einem schmalen Lederriemen mit Druckknopf gehalten...

Stimmt, so sah die Scheide meines Kindermessers in den 50er-Jahren (das ich leider nicht mehr finde) auch aus:
Sie bestand aus zwei Lederstücken, wobei das körperseitige vom Knauf bis zur Spitze reichte (im Griffbereich ziemlich schmal), während das äussere Stück nur vom Griffabschluss bis zur Messerspitze reichte. Die beiden Stücke waren ohne Keder zusammengenäht, evtl. mit einer Niete am Abschluss.
Am Knauf war ein schmales Lederband quer angenäht mit einem Druckknopf, so dass es um den Knauf herum reichte und ihn hielt. Zur Halterung am Gürtel gab es keine Schlaufe, sondern das Leder war nur längs zwei mal eingeschnitten, so dass der Gürtel durchgezogen werden konnte.
 
Diese Messer

sind wohl echt millionenfach unterwegs gewesen.
Im örtlichen Stadtwald habe ich das hier ausgebuddelt.
Der Stahl ist noch ganz prima, wogegen das Griffmaterial schon recht vergammelt ist.
Ich schätze das Messer auf die 60er Jahre und der Wald ist ein recht feuchter Mischwald.
Das Messer lag ca. 30cm tief mit anderen Kleinigkeiten und Spielsachen vergraben.
Vermutlich haben Kinder damals ihre "Schätze" dort eingebuddelt.

Bofu1.jpg

Bofu2.jpg

Bofu3.jpg
 
Hi,
wenn es geklappt hat sollte hier jetzt das Bild einer Messerscheide sein die so ähnlich ist wie die zu dem Messer.
Gr.P.
Bild ist aus The Practical Book of Knives v.Ken Warner
 
hi,

wer weiß woraus die nicht rostfreien klingen hergestellt wurden ck60?
hab noch zwei dieser teile hier rumliegen,werden ultra scharf,und halten recht lang die schneide.
 
klassische deutsche Fahrtenmesser

als kleiner Nachtrag:

diese klassischen deutschen Fahrtenmesser wurden von vielen Solinger Herstellern in fast identischer Ausführung mit Klingen von 7cm bis 15 cm gefertigt.
Der Griff bestand aus VULCANIT / Fulcanfiber oder Ballonitscheiben in Verbindung mit Lederscheiben, der Aluminiumkopf als Griffabschluß wurde mit dem Erl durch flüssiges Blei verbunden.
Die Klingenrohlinge wurden für fast alle Solinger Hersteller in derselben Gesenkschmiede geschmiedet und es wurde für die "rostenden" Gußstahlklingen C30 "Bessemer-Stahl" und für die rostfreien 4034 verwendet - diese Qualitäten sollen auch für PUMA Fahrtenmesser benutzt worden sein, um dann als PUMASTER-STEEL bezeichnet zu werden.
Die Marke HUBERTUS wurde erst Anfang der 1950er Jahre für diese Fahrtenmesser genutzt, vorher wurde der Firmenname des Gründers verwendet: KUNO RITTER.

Das von "luftauge" beschreibene Markenzeichen eines "Seelöwen o.Ä." kommt mir bekannt vor - aber leider habe ich es bisher nicht in irgendwelchen Unterlagen entdecken können. Ich glaube, dass es auch von einem Solinger Hersteller stammt.
 
Hallo
Wenn ich diese Messer hier sehe kommt mir sofort meine Pfadfinder-Zeit in den Sinn. Damals hatten bei uns alle solche "Pfadi"-Messer. Diese hatten zusätzlich auf dem Klingenrücken noch eine Säge. Die Scheide ist ähnlich wie oben beschrieben.



Viele Grüsse
Pius
 
Ich kannte die bisher auch nur als Kinder/Pfadfindermesser, oft in erbärmlicher Qualität (siehe Souvenirstände im Alpenraum u.ä.). Hab jetz aber mal ein "großes" altes ersteigert, rein aus Neugier:

aa53_1.jpg


Ich bin beeindruckt: das Messer ist extrem solide verarbeitet, in sehr gutem Zustand, Klinge 13 cm, 145 g schwer, ein echter Kaliber, auch für schwere Arbeiten gedacht. Der Klingenrücken misst am Heft 4 mm und verjüngt sich zur Spitze hin auf 1 mm, die Klinge ist nicht angelaufen oder rostig, riecht aber ganz typisch nach Kohlenstoff, besonders bei Kontakt mit Lebensmitteln. Was kann der Stahl? Das Ding wieder scharf zu bekommen, war kein Problem.

Sehr schönes Horn am Griff, die klassischen Fiberplatten, der Alu-Knauf, die angedeutete Bowieform der Klinge... originel waren die damals ja nicht gerade.. :hmpf: leider ist nur "Solingen" eingeprägt und die Scheide fehlt.

Ist dieser Typ ausgestorben? Mir gefällt das Messer, es ist ein schöner deutscher Traditionstypus, die Skandinavier bauen heute noch ihre überlieferten Modelle milionenfach. Warum die Solinger nicht? Ich kenne von Solinger Marken aktuell nur die Puma-Horngriff-Messer als rustikale Jagdmesser, die aber ihre eigene Optik haben, und natürlich die Trachtennicker. Baut noch jemand diese "Fiberring-Horn-Aluknopf"-Teile?

Weiß jemand vielleicht noch, in welcher Preisklasse so ein Messer früher spielte? Es wirkt auf mich sehr wertig, wird aber ein Massenprodukt gewesen sein. Muss sich ja nicht ausschließen. Sollte mich wohl mal mit Solinger Messergeschihte befassen... ;)
 
Hallo Messerfreunde!

Ich habe auch so ein Messer. Zur Frage nach der Scheide: Die oben angeführte Beschreibung passt perfekt! Das Leder hat eine hellbraunen, naturbelassenen Farbton und eine "Hubertus Solingen Prägung"

Bei mir ist das allerdings eine Kombination mit einem kleinen Campingbeil, das hinter dem Messer, sozusagen zwischen Bein und Messerscheide aufbewahrt wurde. (kleines Beil mit Hammerkopf, Kerbe zum Nägel rausziehen und Schlitzschraubenzieher am Griffende).
Das Messer ist wie von euch schon erwähnt von recht guter Qualität, das Beil finde ich ist ziemlich weich, das habe ich als Bub zig mal mit einer Feile nachgeschliffen.
Zum Preis: Ich kann mich noch gut erinnern, daß diese Kombi vor ca 25 Jahren weit über 500 österreichische Schillinge, also gute 400€ gekostet hat.

Das Messer verwende ich selber, das Beil stelle ich ab und an auch meinen Töchtern(unter Aufsicht)zur Verfügung.
Weicht jetzt etwas vom Thema ab, aber: durch die Kleinheit ist das Beil bestends geeignet um als Kind den Umgang damit zu erlernen.

LG aus Ö, Siegi
 
Sehr schönes Messer das Du da hast und die Aufareitung finde ich sehr gelungen!
Ich habe genau das gleiche, vor etwa 20 Jahren mal von einem Nachbarn geschenkt bekommen.
Die Lederscheide (falls meine original sein sollt) reicht bei weitem nicht an die Qualität des Messers heran. Die Scheide meines Messers sieht so aus, als wäre da mal eine Wetzsteintasche befestigt gewesen.

Grüsse
surfer
 
Fahrtenmesser, war: AW: Aufarbeitung eines alten Hubertus Messer

Hallo in die Runde,

...zu dem Messerchen kann ich auch noch ein Bild beisteuern.

Fahrtenm_RK.jpg


...Fundstück: Ich bin als sechsjähriger auf einem Sandberg spielend da rein gelatscht und dann lag es jahrelang im Werkzeugkasten meines Vaters.

Auf der Fehlschärfe ist ein Seitenverkehrtes "R" mit einem angesetzten "K" innerhalb eines unten offenen Rechteckes (die Seite die fehlt verbindet das Füßchen vom R mit dem Füßchen vom K) und einer aufgesetzten Krone eingeprägt und ferner die Qualitätsangabe "Rostfrei". Ob das Messer hier in Solingen gefertigt wurde ist für mich nicht ersichtlich. Auf der Klinge ist ganz blaß eine eingeätzte stehende Figur zu erkennen, die ein Messer hält.

Im Web habe ich noch ein "Rehwappen" gefunden, das genauso aussieht.

15742156.jpg


Stefan

der Vollständigkeit halber hier die Links zu den beiden anderen threads, in denen es um das Messer geht:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=36359
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=35337
 
Ich habe eigentlich fast das gleiche Messer, es gehörte meinem Vater, der es als Kind mitunter als Wurfmesser missbraucht hat. Die Schraube im Alu-Knauf ist nicht mehr ganz fest, dementsprechend wackelt der Griff... Der Hersteller war Herder glaube ich.
Was mich früher schon an dem Teil gestört hat, war der Handschutz, er schien mir viel zu dünn für die doch vernünftig dimensionierte Klinge. Der Hirschhorngriff bestand aus zwei vernieteten Hälften.
Vielleicht versuche ich meines auch mal zu reparieren, wenn ich es denn wiederfinde:)
 
Das Messer erinnert micht an mein ca. 10 Jahre altes Linder Traveller (auch aus Solingen). Die Klingenform ist fast identisch und der Schaft auch mit einer Aluschraube fixiert.


Greets Ric
 
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