Aufarbeitung eines Altenbach Dreiteilers

Quadrat

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Schon Anfang Mai konnte ich einen wirklich bemitleidenswerten Dreiteiler von Altenbach vom Flohmarkt erstehen.
Ich war zunächst mal am Überlegen, ob ich das Messer überhaupt mitnehme, auch wenn es nur 1€ gekostet hat.

Denn der Zustand war wirklich richtig mies. Verbogene Hauptklinge, von innen komplett zugerostet.
Dazu ein übles Klingenspiel und eine teilweise lose Knochenbeschalung mit Rissen.

Beide Klingen waren natürlich auch sehr verschliffen und stumpf.
Außerdem ließen sich beide Klingen, wie auch der Korkenzieher kaum öffnen und schließen aufgrund des Rostes.

Aber irgendie kann ich es immer nicht über's Herz bringen, solche alten "Schätze" ihrem Schicksal zu überlassen.

Trotzdem war es am Ende sogar noch mehr Zeit und Arbeit, die ich in das Messer stecken musste, als mir lieb war.
Aber das Ergebnis lässt mich dann schließlich doch aufatmen.

DSC08302.jpg


Mein primäres Anliegen war es, das enorme Klingenspiel auszumerzen, was mir auch zu wirklich 100% gelang.

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Die Knochenbeschalung wurde gereinigt, an den Schadstellen ausgebessert und die Risse mit 2k-Epoxid-Kleber verklebt.

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Nachdem ich die Hauptklinge mit der "Schanz"-Methode wieder gerichtet hatte, wurde diese (wie auch die kleine Klinge) mit einem neuen Finish versehen.
Beide Klingen erhielten eine neue Schneidphase und wurden sauber geschärft.

DSC08306.jpg


Schließlich wurden Messingliner, Neusilberbacken und der ganze Rest schön poliert.
Eine finale Ölung für's Messer war der letzte Arbeitsschritt, auch, um die alten Knochenschalen wieder zu etwas Glanz zu verhelfen.

Vielleicht kann die Schwarmintelligenz oder unser Experte @cut hier noch eine Alterseingrenzung vornehmen.
Ich würde das Messer ganz locker so um 1950 herum datieren.

DSC08307.jpg


Ehrlich gesagt war ich bei diesem Patienten vorher nicht sicher, ob ich ihn wieder hinbekomme.
Schlussendlich bin ich aber absolut zufrieden, wenn man die Ausgangssubstanz betrachtet.

DSC08308.jpg


Abschließend noch mal ein direkter Vorher-Nachher-Vergleich auf einen Blick:

DSC07905.jpg
 
Mit der Angabe "Rostfreie Klinge" würde ich es eventuell sogar ein Stück vor 1950 datieren wollen ... diese Angabe war eine gewisse Zeitlang mal en vogue. Vielleicht kann das Klingenmuseum in Solingen da bessere Auskunft geben?
 
Großes Lob! Den Einsatz und die Herausvorderung so ein Schätzchen wieder brauchbar und schön hinzubekommen kann ich voll und ganz nachvollziehen! Klasse!
Aber was ist den bitte die ,,Schanz" Methode???
 
Großes Lob! Den Einsatz und die Herausvorderung so ein Schätzchen wieder brauchbar und schön hinzubekommen kann ich voll und ganz nachvollziehen! Klasse!

Vielen Dank für dein Lob. So eine Aufarbeitung ist aus rationaler Sicht eigentlich nicht nachvollziehbar.
Ein bisschen "Messervernarrtheit" muss man dafür schon besitzen.

Aber was ist den bitte die ,,Schanz" Methode???

Jürgen Schanz zeigt hier, wie er eine Klinge richtet:

 
(y)
Genau so mache ich das auch.
Nur dass ich als Amboss "nur" ein Stück plan geschliffene Eisenbahnschiene habe...
Am besten funktioniert hier ein ballig geschliffener Hammerkopf. Der normale Schlosserhammer ist plangeschliffen...


Gruß, Andreas
 
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