ausgefallener Messerstahl S390 - was haltet ihr davon

Adrien

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Hi,
würde es sich lohnen ein Messer aus einem richtig fiesen Schnellarbeitsstahl zu machen?
Ich dachte an was pulvermetallurgisches a la S390PM. Das Zeug zerhaut einem fast die Werkzeuge und wird irrsinnig hart. Außerdem hat es sehr hohe Anteile an Wolfram und wird (wahrscheinlich) äußerst scharf. Der Stahl wird für Schneid-und Stanzwerkzeuge verwendet. Ich dachte deshalb, dass man aus ihm vielleicht eine schöne scharfe Klinge machen könnte.
Gruß Adrien
 
Das Datenblatt von Böhler sagt eigentlich alles, was man über den Stahl wissen muß. Es ist eine Fortentwicklung des Stahles 1.3202, der für höchsten Verschleißwiderstand zur Bearbeitung stark abnutzender Werkstoffe bei hoher Warmhärte entwickelt wurde.
Durch die PM-Hersttellung ist die Zähigkeit (trotz des dafür eher schädlichen Kobaltanteils) bei hoher Härte sehr gut- besser als beim allround-Schnellarbeitsstahl 3343 alias S 6-5-2.
Ich hätte keine Bedenken, ihn mit Höchsthärte einzusetzen-allerdings in dem Rahmen, für den er geschaffen wurde.
"Äußerst scharfe Schneiden", die hinreichend belastbar sind, gibt er sicher nicht her. Dazu braucht man sich nur das Gefügebild im Datenblatt anzuschauen, das im Maßstab 1 : 100 vorliegt. 1 mm auf dem Bild entsprechen also 10 my im Originalmaßstab. Leicht erkennbar sind die schön gleichmäßig verteilten Karbide- das was man als weiße Einschlüsse sieht- im Bild um 1 mm groß, in der Realität also um 10 my. Hinzu kommt der hohe Anteil der Karbide an der Gesamtmasse.
Man kann sich die Auswirkung dieser Struktur sehr plastisch vor Augen führen, indem man das Gefügebild herunterlädt, 10-fach vergrößert und im gewünschten Schneidenwinkel knickt. Dann zeigt sich, daß die Vielzahl der doch recht großen Karbide in kleinen Schneidenwinkeln keine ausreichende Einbettung in der Grundmasse haben und ausbrechen werden.
Bei einem Schneidenwinkel ab 40 Grad kann man von ausreichender Stabilität ausgehen. Die damit erreichbare Schärfe wird der Stahl lange halten.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
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