Ausgrabungsfund nachgeschmiedet

link

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Hallo zusammen,
bei Ausgrabungen bei denen ein Bekannter von mir hier im Rhein-Neckar-Kreis mitwirkt
wurde in einem alten Bachbett der Rest eines Messers gefunden.
Da das Messer vom Landesdenkmalamt in ein Museum zur Restauration geschickt wird
sollte ich es für ihn nach schmieden.
Die Klinge ist abgebrochen und ziemlich an gerostet aber man sieht noch dass das Messer recht schwer und stabil war, Die Messermitte hat eine Breite von 8mm.Die Spitze wurde vermutlich mit Gewalt abgebrochen, der Stumpf hat eine starke Biegung vor der Bruchstelle. Eine Griffschale aus Knochen ist gut erhalten.
Auf dem Griff sind noch Ringmuster als Verzierung zu erkennen.
Vermutlich stammt es aus der Zeit 1450 -1500.
 

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AW: Ausgrabungsfund nach geschmiedet

Die Spitze ist nicht mehr vorhanden, so konnten wir nur Vermutungen anstellen wie sie ausgesehen hat.
Gesamtlänge: 225mm
Breite Griff: 28-37mm
Klingen breite: 28-20mm
Klingen stärke: 8-3mm
Gewicht ca.: 300g

Da es ihm hauptsächlich auf die Optik ankam sind die Materialien und die Herstellung
eher Moderner Art auch hab ich mich nicht ganz an historische Vorlagen gehalten.
 

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Die Klinge habe ich nachträglich noch mal abgeändert, die Fehlschärfe sollte bis zum Griff gehen.
Bei den ersten niet versuchen ist mir eine Griffschale gerissen deshalb sind diese geklebt.
 

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Eine Lederscheide ist nicht mehr erhalten, diese hab ich nach Vorlagen aus dem 14. Jahrhundert
Gefertigt.


Gruß Link
 

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Zuletzt bearbeitet:
AW: Ausgrabungsfund nach geschmiedet

Hallo Link

Klasse Dokumentation!!!! So was sieht man nicht alle Tage!

Dann auch noch mindestens genauso gut nachgebaut! Da hat man direkt das Gefühl, es könnte auch das restaurierte Original sein... aber die machen sicher keine Spitze mehr dran. Ist so also noch schöner....

Danke fürs Dokumentieren und zeigen!!! Ich bin begeistert!!!

Gruß Ulli
 
Auch von mir alle Daumen hoch, ich mag sowas sehr und vor allem wen es auch noch ein historisches Vorbild hat!

Vielen Dank fürs zeigen!!

Tschau Torsten
 
Auch von mir besten Dank für´s Zeigen.

Vielleicht stellst Du, wenn möglich, auch ein Bild vom restaurierten Original rein?


Gruß Frank
 
Danke für die lehrreiche Doku:super:
Ein-im wahrsten Sinne des Wortes- zeitloses Messerdesign, dass auch noch im 21 Jahrhundert nen schlanken Fuß macht:steirer:

Vielen Dank dafür
Excalibur
 
Meine Hochachtung für deinen Mut zur Interpretation eines Historischen Messers.
Es ist so gut wie unmöglich sich in die Laune/Möglichkeiten, eines Schmiedes vor 500 Jahren hinein zu versetzen. Er hatte dieselben Zielvorgaben wie einer von uns heute. Einen Kunde der einen Preis nannte, seine Materialien, wahrscheinlich lokal hergestelltes Halbzeug (vermutlich Renneisen mit schwer voraussehbaren Eigenschaften) und schlussendlich seinen eigenen Fähigkeiten.
Ziel war sicher ein Werkzeug welches seinen Aufgaben gerecht werden musste herzustellen.
Dabei dürfen wir nicht vergessen dass es die "Bling Bling" rostfreien, scharfkantigen,homogenen, und mit planen Flächen versehenen Klingen, Vorstellungen so gut wie nicht gab, außer man war König. Vom Preis reden wir besser nicht.

Ich habe Flügellanzen, und Schwerter in den Händen gehabt die wirklich aus keinem schlechtem Hause kamen ,tausende von Euros gekostet haben, mit teils aufwändigem Aufbau denen wir in diesem Forum hier mit einem "meine Fresse" begegnen würden was symetrie und Präzision betrifft.
Dennoch sollte man sich daran erinnern dass ein Klingenschmied kein Klingenschleifer war!
Der Schleifer oder Klingenfeger, hat aus dem Ihm vorgelegten Objekt Schärfe und Optik verliehen, ganz nach Geldbörse und Fähigkeit des Schmiedes.
Mir steht die Rekonstruktion eines Dolches aus dem vorderen mittel des 12ten Jahrhunderts bevor , mit Bronze Knauf und Parierstange. Knauf und Parierstange sind mit "Körnereindrücken" verziert. Diese sind ziemlich unregelmässig eingeschlagen. Trotzdem werde ich die Rekonstruktion genau so wieder geben, auf die Gefahr hin dass Ihr mir unterstellen werdet ich hätte ein schlechtes Augenmass:cool:

Gruß unsel
 
Interessantes Projekt!
Mich wundert, dass das Original 8 mm dick war. Ich hätte vermutet, dass damals das Material besonders teuer war, und deshalb daran gespart wurde, wo es nur ging. Der Schmied schien der „Jürgen Schanz des Mittelalters“ gewesen zu sein :D Einen wirklichen Sinn scheint die übertriebene Dicke ja nicht zu haben, oder? Zumal der Erl ja getapert zu sein scheint - scheinbar haben sie doch irgendwie drauf geachtet, Material zu sparen. Warum dann aber trotzdem so verschwenderisch?
Ein Bild vom restaurierten Original würde mich übrigens auch interessieren, wenn du da irgendwie rankommen kannst.
 
Das war mal eine interessante Aufgabe, ein so altes Messer zu rekonstruieren.

In meinen Augen hast Du es super gemacht, klasse Arbeit!!
Auch wie Du die Doku hier präsentiert hast, ist allerste Sahne.

Danke hierfür!

Wenn das alte Messer sprechen könnte, warum es eine abgebrochene Spitze hat, etc.
Wäre hoch interessant zu erfahren...
 
Möglich das der Verwendungszweck, eine solche Klingenstärke rechtfertigt. Möglicherweise, ließ die Stahlqualität aber auch nicht zu, eine dünne Klinge zu Schmieden weil die dazu nötigen Erze fehlten, die ja möglicherweise noch per Direkte Reduktion Verhüttet wurden.

unsel
 
Moin,
mittelalterliche Messerklingen hatten meist aufgesohlte oder eingesetzte Schneidleisten (vermutlich um gut raffiniertes, härtbares Material zu sparen)
da macht ein kräftiger Messerrücken ggf. durchaus Sinn.
Schöne, dass du den Schliff noch nachgearbeitet hast, Messer mit heutigem Rikasso sind mir nicht bekannt. Zudem hatten die Klingen in der Regel einen 0-Schliff oder waren leicht ballig.

Gruß,
Timm
 
Wahrscheinlich wurde das Messer Jahrzehnte benutzt bevor die Spitze brach und auch ständig nachgeschliffen dadurch lässt sich eine ursprüngliche Klingenform nicht mehr nachvollziehen.
Vermutlich war die Klinge länger und auch breiter, ähnlich wie ein heutiges Küchenmesser
Der breite Rücken würde bei groben Arbeiten auf dem Feld oder im Hof Sinn machen.
Was mich irritiert, ist dass der Griff nicht nur nach hinten Konisch zuläuft, was OK wäre,
sondern auch von den oben 8mm nach unten Richtung Schneide sich auf 3mm verjüngt.
Das bedeutet derjenige der den Griff montierte hatte keine gerade Fläche als Auflage sondern musste jede Griffschale speziell anpassen.
Vermutlich konnten Schmied und Griffmacher sich nicht leiden.:hmpf:
Wenn ich Bilder bekomme werde ich sie natürlich hier einstellen, wird aber wahrscheinlich einige Zeit vergehen.
Ich hab das zweite Messer jetzt auch fertig, das soll später mal neben dem Original in der Vitrine liegen.
Gruß Link
 

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Ich durfte die beiden Messer ja beim Besuch bei Dir in der Hand halten. Schöne Stücke und lagen gut in der Hand man konnte fühlen das die Messer wirklich für den Gebrauch gemacht worden waren.
Gruss
Roland
 
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