Hallo zusammen,
das Messer ist heute angekommen, hier meine Kurzvorstellung. Ich bin nicht so erfahren wie ihr, aber ein paar Japaner zum Vergleich hatte ich schon in der Hand
Hier sind mal die Fotos, ich hoffe dass das so funktioniert:
https://flic.kr/s/aHsm5tFSzW
Im Großen und Ganzen gefällt mir das Messer sehr gut, es kommt in Rotschutzpapier mit einem kleinen Fläschchen Kamelienöl. Das versprochene Zertifikat war nicht dabei, schnüff. Macht aber nichts - es hat das, was ich mir erhofft hatte: ein sehr handgemachtes Flair, ohne gar so garstig zu sein wie die Fujiwara-Teruyasu-Messer.
Dennoch ist es bei Weitem nicht perfekt verarbeitet: Am Griff klafft eine recht große Lücke, auch sind an verschiedenen Stellen kleinere Unebenheiten in der Verarbeitung zu erkennen.
Die Klinge ist wirklich nur an der Unterkante scharf. Bei anderen Nakiris war die vordere Rundung auch geschärft, was das Messer deutlich flexibler im Einsatz macht. Ob diese Machart der traditionellen Ausrichtung oder doch eher einer gewissen Schlampigkeit geschuldet ist, kann ich nicht sagen... ich tendiere aber zu letzterem. Auch allgemein ist es nicht besonders scharf geschliffen, ein Blatt Druckerpapier schneidet es gerade noch so im Zugschnitt.
Bitte nicht falsch verstehen: all das ist nicht schlimm und recht leicht von Hand zu beheben. Ich gehe davon aus, dass dies zum insgesamt relativ erschwinglichen Preis von 200€ beiträgt... wenn jemand die Zeit investiert hätte, dies alles zu perfektionieren, kämen wohl nochmal 50-100€ dazu... oder?
Was für mich noch unerwartet ist: Das Messer ist ein ziemlicher Klotz. Eigentlich wollte ich ein agiles, laserhaftes Messer wie das T-F Nakiri es auch war (130g auf 165mm). Dieses hier wiegt 200g auf 180mm, und hat ein sehr substanzielles Feeling... zum Zwiebeln schnippeln wohl fast nicht mehr agil genug. Dass es stark klingenlastig ist, liegt bei solchen Messern wohl in der Natur der Sache. Das war ursprünglich auf der Homepage widersprüchlich angegeben, es standen einmal 130g und einmal 200g dran. Das wurde mittlerweile auf meinen Hinweis hin behoben.
Trotzdem sieht die Geometrie durchaus leistungsfähig aus: Es gibt keine ruckartigen Übergänge und es dünnt schön gleichmäßig aus. Alles in allem aber keinesfalls laserverdächtig.
Die Schneide hat keinen wirklichen Flachpunkt, was mich ein wenig überrascht hat. Um eine Ziehharmonika zu vermeiden, wird also eine leichte Rollbewegung nötig sein. Aber ansonsten ist die Kurve sehr regelmäßig ausgeführt. Das alles ist natürlich etwas theoretisch, da ich noch nicht damit geschnippelt habe.
Hab mal versucht, die Geometrie im Video etwas zu erfassen. Lang wird es ja nicht mehr so glänzen *g*
Summa Summarum: Ein wertiges Messer mit viel Charakter und insgesamt guter Verarbeitung. Die kleinen Unvollkommenheiten sind für mich verzeihbar und mit etwas Interesse und Geschick auch selber zu beheben. Das von dir angestrebte Gyuto dürfte zarter sein, da es ja doch leichter ist, obwohl deutlich länger. Wenn man ein schönes, handgemachtes Messer will, dem man dies auch ansieht, dann ist dies ein Messer, dem man durchaus mal einen Blick widmen kann.
Ich werde berichten, wenn ich eine Weile damit gearbeitet habe.. jetzt erstmal an die Steine damit.
Nachtrag: Also, Gemüsecurry für 4 Personen ist fertig *g* Hab nur auf dem 5000er etwas abgezogen vorher, und die Schärfe ist sehr praxisnah. Nicht so extrem wie bei den TF Messern, aber dafür beißt sich das Messer auch nicht so ins Brett, eigentlich ganz gut so. Reaktivität ist gar nicht so wild, diese ist drastisch geringer als beim Misono Sweden.
Detlef, sollte es dich mal in Richtung Nordbayern verschlagen, kannst du auch mal vorbeikommen und das Messer persönlich begutachten