Balliges Bullhorn - Navaja Caza Joker Toro 3

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Buenas tardes amigos,

gestern das Cabo Pau Santo, heute Navaja Caza Joker. Und beide der gleichen Quelle entsprungen. Habe nämlich in Vila Real beim Anglershop an der Marina vorgestern nicht nur das portugiesische Cabo mitgenommen, sondern auch das spanische Jagd-Taschenmesser Navaja Caza Joker Toro 3. Was für ein Glücksgriff! Olli, unser alter Torwart-Titan, hätte gesagt: „*Was* für ‚ne Wurst!“

Exkurs out of topic:

Man kann ja der Auffassung sein, billige Messer erhöhen ausschließlich das Gewicht, sind daher folglich „unvernünftig“. Die Frage, die sich mir nun stellt, lautet: Ab wieviel Euros fangen „vernünftige Messer“ an? Gibt es überhaupt „vernünftige“ Messer und wenn, wer will schon ständig vernünftig sein? Dazu kommt dann noch die Frage, ob ein 20-Euro-Messer nicht nur ein reines Gewichtsproblem sondern zusätzlich dann auch reine Ressourcenverschwendung ist. Wir meinen: Nee – jedenfalls bezogen auf Spanien und Portugal! Spanier machen nicht so ein Bohei um Dinge des täglichen Gebrauchs. Der einfache Mann/die einfache Frau muß sie auch bezahlen können. In Portugal dann, dem mit Abstand ärmsten Land Europas, beträgt der Mindestlohn (wenn man überhaupt Arbeit hat) etwa 2,40 Euro. Darum können hier bei diesen Stundenlöhnen auch mal - unter Nutzwert-Gesichtspunkten betrachtet - gute Messer preiswert sein. Bleibt die Frage, was der Einzelne als GUT ansieht und ferner, ob ein Messer, welches z.B. 20 Mal mehr kostet auch 20 Mal so gut ist. Dann wäre da noch die Frage zu klären, ob es nicht auch ein erhebliches Vergnügen sein kann, 20 nicht ganz so perfekte Messer zu bestellen, auszupacken, anzutesten usw., anstatt einmal den (auf jeden Fall auch bald vorübergehenden) Maximal-Org zu kriegen. Ich persönlich restauriere mittlerweile auch sehr gern Alteisen (gestern erst wieder), die manche in die Mülltonne hauen würden. Finito Exkurs.

Und zurück zum Glücksgriff. Als ich vorgestern das elegante und knackenscharfe kleine Cabo Pau Santo erwarb, konnte ich (suchtgeleitet) auch das Joker nicht in der Vitrine lassen. Es sprang mir einfach so ins Gesicht und da ich ja mittlerweile „Experte“ in Sachen Bullen- oder auch Rinderhorn bin (der Aufkleber auf dem Griff deutete allerdings diesbezüglich vereinfachend mit „ASTA AUTENTICA“ in diese Richtung), griff ich voll in selbiges, bezahlte (mehr Messer waren es aber wirklich nicht) und entschwand.

Der tief in die Klinge eingearbeitete Schriftzug „Joker“ verlieh dem ordentlich großen Taschenmesser ohne Nagelhieb eine solide Note. Nun aber zur eigentlichen Sahne: Die Klinge war und ist die/das Schärfste, was mir seit langem untergekommen ist. Das 2-mm-Prachtstück ist zudem aus 420-steel gefertigt und ist BALLIG geschliffen. Ich erinnere mich an einen thread hier irgendwo in den Weiten des Forums, wo jemand in höchsten Tönen von balligen Klingen schwärmt. Ich verstehe jetzt, warum! Als Einstand habe ich ihm (dem Joker) eine kleine Tomate vorgehalten. Leicht feixend hat er sie in EXAKT 34 Scheibchen zerlegt. Kannste durchgucken!

Am nächsten Morgen, also gestern, fiel mir dann auf, daß Gabeln im messerforum deutlich unterrepräsentiert bzw. überwiegend unerwähnt sind. Dem haben wir nach der erfolgreichen Apfel-Sparschälung vermittels eines kleinen Messer-an-Gabel-Posings abgeholfen.

Da ich ja mittlerweile auch gelernt habe, daß man balligen Klingen nicht mit dem Sharpmaker kommen sollte, habe ich außer einer sehr zurückhaltenden Stöckchen-Anspitzung von weiteren, sonst obligatorischen, stressenden Faktoren Abstand genommen. Möchte der Balligkeit nicht durch „Fehlschärfung“ verlustig werden. Erst mal Lederzeug besorgen (Compound Kit Travel oder so).

Das hat unter dem Strich dazu geführt, daß ich das gute Stück so an die 350 mal auf und zu gemacht habe, um zu prüfen, ob es immer noch so scharf ist, dann den üblichen portugiesischen Messersüchtigen vorgelegt und schließlich in Grund und Boden fotografiert. Keine Sorge, lade ich nicht alle hoch! Wir haben also den einfachen Rundgang gemacht: Vorbei an den Fischern, über den Strand zu Augusto, dort jede Menge Messer-rumzeigen-und-diskutieren, später zur Werft, bei Carlos einen Blick in die „relevante“ portugiesische Presse geworfen und dann zurück ins Roadhouse. Dort am Abend der Endtest in Form einer Konfrontation des Joker mit einer 8,5-cm-Tomate: 11 von 10 möglichen Punkten. Es wurde langsam dunkel.

Das Joker ist ein EDC für alle Fälle, wie wir finden. Ordentlich groß, um den „normalen“ Anforderungen z.B. eines Lebens im „Outback“ einer 45-Quadratmeter-Dachwohnung, wie Stullen schmieren, Käse schneiden, Obst schälen, auch Kartoffeln, Paket aufschneiden, mit rumfentern, ballig schärfen üben, seinen Kindern wieder wegnehmen …. Hat nach unseren intensiven Testreihen vergleichsweise die Eigenschaften eines Carbon-Opinel No. 8, dieses aber mit Edelstahlvorteil und erhöhtem Schmeichelfaktor durch Full Bull Horn Handle. Liegt dazu noch besser in der Hand. Klinge nicht zentriert. Wieder der alte „wewurt“ vermutlich! Und Größenvergleich mit Small Sebenza zeigt, woran man/frau ist. Johnny war übrigens auch sehr angetan vom Joker, wie deutlich zu sehen ist.

Eine vergleichbare Schärfe haben unter meinen „vernünftigen“ Foldern nur das Small Sebenza, das Spyderco Techno und das Para-Military 2 (mehr habe ich - bisher noch - nicht). Diese Schärfe wird nicht ewig halten, aber was hält schon ewig und wieso sollte ich sonst den Sharpmaker gekauft haben!? Kurz nochmal zurück zum kleinen Taschenschmeichler Cabo Pau Santo von gestern: Etwa genau so scharf, aber NUR NO-NAME-INOX. Wenn jemand die momentanen spanisch-portugiesischen Messereien für übertrieben halten sollte, empfehlen wir einen Testkauf zur Verifizierung. Die Dinger kommen ja zu Preisen, die bei einigen Geräten gerade mal für’s Porto reichen. Das Joker als Vollbulle z.B. kommt im Internet für akzeptable 19,90 €.

Was im übrigen das Porto angeht, war ich so clever und habe bei meiner aktuellen Order, die gerade auf dem Weg von Frankfurt nach Portugal unterwegs ist, soviel ausgegeben, daß keins anfällt :hehe:


Navaja Caza Joker Toro 3 (NA-78)

Länge geschlossen: 10 cm
Länge geöffnet: 18 cm
Klingenlänge: 8 cm (davon sehr scharf 7 cm)
Klingendicke: 2 mm auf Null zulaufend
Klingenhöhe: 2 cm max. auf Null zulaufend
Klingenmaterial: INOX 420, ballig/konvex geschliffen
Grifflänge: 10 cm, bequemer Vierfingergriff, keine Ecken, keine Kanten
Griffdicke: 1,5 cm
Griffhöhe: 2 cm max.
Griffmaterial: Asta autentica (Bull horn, Rinderhorn), matt geschliffen, mit 3 Messingpins je Seite
Gewicht: 65 gr. und nach Selbsttest hosentaschen-tauglich
Herkunft: Cuchilleria Deportiva Joker, Albacete Spanien


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Nach alledem dann sleeping “from dusk til dawn” mit Tito & Tarantulas “Cucarachas Enojadas” (Angry Cockroaches). Heute morgen früh aus den Federn, wichtige Dinge erledigen und gerade eben auf dem Dach des Roadhouse die Solarmodule auf 45° gestellt, damit die auch hier langsam niedriger stehende Sonne - sie scheint wieder - Energie abliefern kann für die nächsten postings :rolleyes:….

Hasta luego

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