Bastardschwert - mein Erstes

Garagen Schmied

Mitglied
Beiträge
20
Hallo zusammen. Ich durchforste seit geraumer Zeit das Forum nach Antworten ohne die benötigten Angaben zu finden...
Ich bin 51 Jahre alt und habe durch Arbeitslosigkeit das Schmieden wiederentdeckt. 😃
Erstmal ein grosses Dankeschön an alle die dieses Forum am Leben erhalten.
Zum Thema; ich habe meinen ersten Schwertrohling geschmiedet und bin mir nun bei den weiteren Arbeitsschritten unsicher.
Material: 1.2235; Klingenlänge 1010mm, Erl 190mm, am Kreuz 8mm und am Ort 5mm dick. Es soll ein Anderthalbhänder werden mit Endmassen von 5mm am Kreuz und 2.5mm am Ort.
Zur Frage; soll ich die Hohlkehle vor oder nach dem Härten anbringen? (Schleifen)
Ich bin dankbar für jegliche Anmerkungen zum Schwertbau.
Grüsse Don
( garagenschmied.jimdofree.com)
 
Servus Don, cooles Projekt, wäre lustig mit ein paar Bildern. Nur damit dus weisst, ich bin auch kein Profi sondern gerade mit Schwert Nr 2 beschäftigt, aber lasse dich gerne an meinen bisher gewonnenen Erfahrungen teilhaben.
Ich würde dir dazu raten die Hohlkehle nach dem Härten anzubringen. Bei meinem ersten Schwert habe ich die Hohlkehle geschmiedet (ich ging damals davon aus das man das so machte ganz früher, was scheinbar aber nicht unbedingt der Fall ist), das Problem hierbei ist das es schwierig ist die Dicke in der Hohlkehle genau konstant zu halten, und alle Unregelmässigkeiten führen leicht zu Härteverzug. Mein erstes Schwert hat sich beim Härten gebogen wie ne Banane. Das kann man auch richten, einen kurze Zeit nach dem Abschrecken und auch beim Anlassen ein bissl, aber das Beste ist ja den Härteverzug so gering wie möglich zu halten. Weiter find ich das du dein Schwert vorm Härten näher an Endmass bringen kannst, 3mm wegzuschleifen ist ja kein Spass und Endhärte verlierts du wahrscheinlich auch, ein mm Übermass sollte dick reichen finde ich. Hast du die Schneiden geschmiedet oder willst du die komplett schleifen? Wie dus auch machst ist Symmetrie von Vorteil. Bei Youtube gibts einige gute Videos, ich selber finde "Men at arms reforged", "your edge" und "that works" interessant, die zeigen und erklären viel, allerdings auf Englisch, obs ein deutsches Equivalent gibt weiss ich nicht. Ich hoffe das hilft dir ein wenig, ich wünsch die jedenfalls viel Spass und Erfolg! :super:
Grüsse aus SChweden
 
Hallo Wolfgang78 herzlichen Dank für Deine Ausführungen und Tipps. Ich werde mir die Videos auf jeden Fall ansehen.(I also understand a little bit english) Leider drücke ich mich immer wieder vor dem PC daher sind noch keine Bilder auf meiner Website...im Moment habe ich einen schönen Rohling, ohne Schneide da ich noch überlege ob ich diese schmiede oder schleife, mit 1010mm Länge, am Ort noch 5mm und am Kreuz 8mm dick somit bleiben mir beide Optionen offen. Eigentlich will ich die Schneiden Schmieden obwohl dann der Rohling entweder in Dicke oder Länge zunimmt. Ich bin auch der Meinung das das Anbringen der Hohlkehle nach dem Härten von Vorteil sein kann bezügl. Verzug aber andererseits ist das Schleifen nach dem Härten auch nicht ohne da auf die Wärmeeinbringung geachtet werden muss...daher meine Unschlüssigkeit. Da ich als Metallbauschlosser mit dem Richten von Metallen Erfahrung habe tendiere ich eher zum Anbringen vor dem Härten. Mit genug technischem gebastle sollte mir eine symetrische Hohlkehle gelingen. Ich habe schon an einem 'Dummy' geübt den Stahl zu härten und vor allem diesen auch korrekt auf Anlassfarbe zu bringen. Ich habe weder Ofen noch sonstige Gehilfen nur meinen 50mm Bandschleifer und die selbstgebaute Gasesse.
Was machst Du für ein Schwert? Brrrr, Schweden, tolle Menschen und Natur aber alles gefroren . :) Türen Tore Motoren, war da mal am Arbeiten...ich mags lieber wärmer.:)
So, jetzt schau ich nach den Videos. Wünsch Dir n schönen Abend
 
Hallo Don,
ich habe nochmal nachgedacht und es ist wohl besser die Spitze der Klinge dicker zu lassen vorm Härten, ist dann leichter eine gleichmässige Temperatur zu erreichen. Das kriegst du sicher hin, auf die eine oder andere Weise. Über Wärmeentwicklung beim Schleifen braucht man sich glaube ich keine allzu grossen Gedanken machen, solange man die Klinge festhalten kann ohne sich furchtbar die Finger zu verbrennen passiert da glaube ich nichts, wenn man nicht gerade lange an ein und der selben Stelle schleift unds am anderern Ende festhält. Ein gutes Buch zu diesem Thema ist übrigens "The complete Bladesmith", gibts leider auch nur auf Englisch aber wenn man sich Zeit lässt kann man das schon verstehen.
Mein laufendes Schwertprojekt gibts hier zu sehen: https://www.messerforum.net/showthread.php?140268-Projekt-Zweih%E4nder
Wie gesagt, viel Spass und Erfolg, bin gespannt wies weitergeht :)
 
Hi Wolfgang, jep zu dünn gibt nur mehr Verzug. Die Klinge ist nun, nachdem ich die Schneiden geschmiedet habe, 4mm am Ort und gute 6mm am Kreuz dick. Die Schneiden sind ca.3mm dick. War echt eine Herausforderung die Klinge gerade zu halten...wie machst Du das? Zuerst die 'linke' Seite vorne und hinten oder links vorne dann rechts vorne?(hoffe du verstehst wie ich's meine) Ich machte erst die vordere ein Stück, also links dann rechts und dann die hintere links und rechts. Mit dem Schleifen hast Du recht. Ich habe die Hohlkehle an meinem 'Dummy' auch so geschliffen und gespürt wenn's zu heiss wurde. Dein Zweihänder ist ja jetzt schon schick, hast Du inzwischen gehärtet? Schmiedest Du ausschliesslich mit Kohle? Falls Du noch nach historischen Massen von Schwertern suchst guck mal hier: Oakeshott auf wikki oder bei Zornhau.de Am Wochenende geht's weiter. Habe begonnen das Parier aus Inox zu schmieden. Nicht ganz einfach da was zu bewegen...Den Knauf habe ich noch vor mir. Bezüglich den Bildern meine ich Martensit zu sehen, komisch nur die Ausrichtung.(evt,noch von der Feder?) Hast Du die Teile mal angelassen und das Gefüge danach gesehen? Wenn ich die Spitze vom Dummy aus dem Holz bekomme stelle ich ein Foto vom Gefüge (allerdings angelassen) auf meine Website. Den Rohling des Schwertes findest du da auch. Freu mich schon wieder auf Samstag. :) Inzwischen schau ich die paar hundert Videos die Du mir vorgeschlagen hast.:D
 
Hallo Don, schöne Internetseite hast du und machst tolle Sachen, Hut ab! Dein Dummy hält ja offenbar einiges aus, da geht bestimmt nichts schief.
Beim Schneiden schmieden arbeite ich von der Fehlschärfe nach vorne u schmiede Stück für Stück auf beiden Seiten, also Abschnitte von einigen cm. Wenn ich so 20 cm fertig habe wärme ich den gesamten Abschnit auf Schmiedetemperatur und richte das ganze wenn nötig. Beim Schmieden halte ich die Klinge quer zu mir, und halte sie im gewünschten Schneidenwinkel zur Ambossfläche, also z.b 20 Grad, der Hammer trifft dann ebenfalls im gleichen Winkel, und zwar auf der von mir abgewandten Seite. Ich drehe die Klinge recht häufig, damit es schön gleichmässig wird. Das machst du ja bestimmt auch so, ich dachte nur ich beschreibs so genau wie ich kann. Im complete Bladesmith steht das man die Schläge per Seite zählen soll, das hab ich aber noch nie gemacht sondern gehe nach Gefühl. Schmieden tu ich in der Kohlenesse, mit Koks als Brennstoff. Die grosse Esse auf den Bildern nehme ich nur für die Wärmebehandlung, und dafür nehme ich Holzkohle, weil die nicht soviel Sauerstoff braucht wie Koks.
Freut mich das das Schwert dir gefällt, gehärtet ists noch nicht, ich will erst noch ein kleines bisschen schleifen und mehr Holzkohle brauch ich auch noch. Ich habe immer ein paar Projekte unterwegs, gerade sinds noch drei Äxte die bald fertig werden und leider habe ich nicht so viel Zeit wie ich gerne hätte:(
Angelassen habe ich das Probestück noch nicht, aber das Gefügge ist scheinbar ok, ich habe im Schmiedeforum ein eigenes Thema dazu gemacht und Antwort bekommen. Danke für den Tip mit Oakeshott, das kannte ich noch nicht und werds mir bald mal anschauen :super:
Ich wünsch dir auf jedenfalls viel Spass am Samstag, wahrscheinlich hast du mich bald überholt. :D Bin gespannt wies weitergeht!
 
Hallo Wolfgang , ich habs endlich geschafft. In den letzten 3 Wochen, ich hatte Ferien, konnte ich das Schwert fertig stellen. Trotz einigen Wiedrigkeiten ist das Schwert gut gelungen. Es liegt, trotz seiner 1,6kg, gut in der Hand und Vibrationspunkte sowie Knotenpunkte liegen in guten Positionen meine ich. Details sind auf garagenschmied.jimdofree.com zu finden. Ich hoffe auch du bist vorangekommen mit deinem Projekt. Lg
16.7.20 Nachtrag Traurig aber wahr. Bei Testschlägen auf einen, mit Aluminium beschlagenem Tisch, ist der 'Erl' beim Ansatz des Knaufes gebrochen. Ich habe die ganze Nacht nach Gründen für das Versagen gesucht und bin zu folgendem Schluss gekommen;
Konstruktionsbedingt musste ich den Erl verlängern und habe dies mit einem Stück Stahl, das ich verschweisst habe, auch gemacht.
Das Stück war etwa 70mm lang und ca. 6mm im Durchmesser.( hab mir da schon Gedanken gemacht ob 8mm nicht besser wären)
Nun, ich bin mir nicht 100% sicher aber ich meine der Bruch kommt eher von der FEHLENDEN WÄRMEBEHANDLUNG nach dem Schweissen. Jede Schweissung ergibt eine örtliche Aufhärtung des Materials und da der Erl zusammen mit dem Knauf die ganzen Kräfte eines Hiebes aufnehmen ist meiner genau da gebrochen..Üüübelst, bin echt niedergeschlagen. Am Wochenende mach ich die Reparatur. Knauf neu aufbohren, Griff entfernen, Spickel mit Dorn für Knauf ausschneiden und verschweissen und dann wärmebehandeln,sprich Normalisieren. Dann ein paar harte Tests. Melde mich wieder LG
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Don, ich habe mir dein Schwert gerade nochmal angeschaut, ist echt toll geworden finde ich, super Arbeit, schönes Finish, und auch die Scheide ist ja ein echter Hingucker. Super das es überhaupt gelungen ist, ist ja doch alles nicht so einfach:super: Sehr schade das es dir abgebrochen ist, was für ein Material hast du den zum Verlängern verwendet? Im Heft reicht es ja eigentlich mit normalem Eisen, bei historischen Klingenwaffen war der Erl scheinbar öfter als nicht aus Eisen und mit der Klinge feuerverschweisst, habe ich jedenfalls so verstanden. Normalisieren ist bestimmt eine gute Idee, scheinbar ist ein weiteres wichtiges Detail dass der Übergang von der Klinge zum Erl abgerundet ist und nicht scharfkantig, und das dort der dickste Punkt der gesamten Klinge ist, alles wegen Spannungen und Vibrationen. Wahrscheinlich weisst du das alles schon selber, ist ja auch nur mein gesammeltes Youtube- Wissen, ich wollte es nur erwähnt haben falls doch was neues dabei ist. Aber das kriegst du schon hin, davon bin ich überzeugt;)
Meine eigenen Schwertprojekte gehen eher langsam voran, ich habe leider nicht so viel Zeit wie ich gerne hätte, wir haben Pferde und heizen mit Holz, das Haus ist alt und blablabla, und ne Arbeit habe ich auch noch:hopelessness:
Und ab und an muss ich einfach schmieden, kann nicht immer nur schleifen, drum mach ich zwischendurch mal ein Beilchen. Dein Beitrag hat mich allerdings dazu inspiriert erst mal mein erstes Schwert fertig zu machen, ich schleife die Hohlkehle und die Klinge nochmal gleichmässiger und überlege ob ich es nochmal neu härte, ich habe seit dem ersten Mal ein bisschen was dazu gelernt und hoffe das ich ein besseres Materialgefüge und weniger Härteverzug bewerkstelligen kann. Aber genug von mir, ich wünsch dir viel Erfolg mit deiner Reperatur und bin gespannt wies läuft! Grüsse aus Schweden!
 
Guten Morgen Wolfgang. Danke für dein feedback. Das Schneiden und Punzieren des 1.5mm dicken Leders war nicht einfach aber das Resultat gefällt mir auch. Die Reparatur des Erls ist abgeschlossen und müsste halten...ich habe nun ein Stück 80CrV 2 angeschweisst und die Schweissung auch normalisiert. Zuvor hatte ich, da ich zu einem Ende kommen wollte, einfach ein Stück angeschweisst das so rumlag...es war ein Stück Damast das aber Fehlschweissungen aufwies! Alle Übergänge sind natürlich gerundet da ansonsten in den scharfkantigen Ecken Spannungsspitzen entstehen würden. (die Spannungen laufen in die Kerben und sammeln sich dort, vergleichbar mit Wasser.) In der Schweisstechnik DAS Thema um eben das Versagen des Bauteils zu verhindern.
Die Rep verlief nicht ganz nach Plan da ich beim arbeiten die Klinge versaute und beim anbringen der finalen Lederwicklung zu faul war die Bohrmaschine zu holen um ein Zahnstocherloch für die Enden des Leders zu bohren. Ich habs mit ner Ahle gemacht und dabei, durch Druck ausüben, einen Teil des Erls vom Harz gelöst...Als ich die Wicklung beendet hatte und meinte ich hätte es geschafft machte das Schwert ein ganz leises klickklack wenn man es am Griff hielt, kaum hörbar aber es war da. Kurzum, alles demontiert inkl.Griff und das ganze mit viel Epoxidharz erneut verklebt. Meine 3 Wochen Ferien stecken nun im Schwert aber es hält und klickt nicht mehr. Bezüglich Klingengeometrie herrscht noch Unsicherheit. Die ballige Schneide fühlt sich zwar sehr scharf an aber schneidet noch nicht mal Papier. Tests an Wasserflaschen verliefen gut wobei die ballige Schneide mehr wie ein Hebel wirkt.
Die Klingengeometrie liegt zwischen 25 und 30 grad. Da der Kunde damit ein (totes) Schwein köpfen will muss ich wohl noch Tests mit Fleisch machen obwohl; Finger schneiden kanns bereits...übrigens reite ich sehr gerne, Western style auf nem Quarterhorse irgendwo in der Wildnis, gibt beinahe nichts schöneres. Grüsse aus der heissen Schweiz
 
Zurück