Bauanleitung und Versuche Messergriffe im Japanstyle

The Cooker

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Hab über die Suchfunktion nicht viel gefunden und wer seine Griffe selber machen will wird das bestimmt interessant finden.
Vieleicht bekomm auch ich einige Tipps und Verbesserungsvorschläge.

Der eigentliche Anlass war mein erster Griff den ich aus Bocote machen wollte und ihn dermaßen versaut habe das er leider im Abfall gelandet ist. Also ab ins Donaumoos spazieren (im Frühjahr wird eh überall rausgeholzt) und ein paar schöne Höller gesucht.... die Volge siehe unten.



Hier hab ich versucht das Messer mit Bambusschnitzel und Flachsfasern, in flüssigem Zucker getränkt und direkt nach dem karamelisieren ins vor gebohrte Loch eingebrannt sitzt zwar Bombenfest allerdings gibts recht große Brandspuren wie man sehen kann.



8-Kant mal ohne Zwinge. Die Hornscheiben wurden aus einem Rinderhornansatz herausgesägt, 2 stunden in Wasser gekocht, zwichen zwei Bretter gespannt zum flach pressen und 3h bei 100°C ab in den Backofen, danach Backofentüre auf und über Nacht liegen gelassen.
Vor dem weiteren Verarbeiten wurden die Hornscheiben mit 240er Schleifpapier plan geschliffen. Die Bauteile wurden mit einem 6er Holzdübel und 2k Kleber von Pattex verklebt eingespannt und über Nacht getrocknet.
Im Anschluss daran wurde die Grifform 2x auf ein Stück Papier gezeichnet ausgeschnitten und mit jeweils 2 Reißnägeln hinten und vorne auf den Griff befestigt.
Ab auf den Bandschleifer und vorsichtig nach und nach an die Griffform herantasten. Man sollte wegen dem Horn nicht mit zu viel Druck schleifen und immer wieder Pausen einlegen sonst gibts wie auf dem nächsten Foto böse und hässliche verschmorte Stellen auf dem Horn.




Hier wurde ein Stück Rinderhorn abgesägt der Innendurchmesser aufgezeichnet und ausgeschnitten, mit Reißnägel vorne aufgeklebt und mit dem Tellerschleifer in Form geschliffen bis auf die letzten 1-2mm.
Die Feinarbeit mit immer wieder überprüfen der Passgenauigkeit mit Raspel, Feile und Schleifpapier. Sehr mühseelig aber je geduldiger man ist desto größer ist am schluss die Belohnung wie man auf dem nächsten Bild sehen kann.


Dieser Griff wurde mal aufgrund der gebogenen Holzform frei Hand geschliffen und der Optik wegen mit einem Lötkolben noch 2 Ringe eingebrannt.


Nach dem Schleifen Den Griff sauber mit Klebeband abkleben und das Horn auf hochglanz polieren.
Zum schluss den Griff mit aushärtendem Öl versiegeln dass mach ich denkbar einfach:
Griff und Leinöl in einen durchsichtigen Plastikbeutel und im Betrieb ran ans Vakoumiergerät, im vakoumierten Zustand einige Tage liegen lassen, herausnehmen und einige Tage trocknen lassen.

Weitere Möglichkeit:
Griff mit Leinöl oder Leinölfirnis in ein Einmachglas, dieses in einen Topf mit Wasser stellen und auf 60°C erhitzen, Deckel drauf und Topf ausschalten. Nach 1-2 Tagen das Einmachglas umdrehen und solange stehen lassen bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen. Deckel öffnen, Griff raus nehmen und trocknen lassen.

Einfachste und langwierigste Methode:
Griff in einen Behälter mit Leinöl oder Leinölfirnis, Griff rein legen und beschweren das er komplett untertaucht und so lange drin liegen lassen bis der Griff nicht mehr schwimmt (das kann mehrere Wochen Dauern oder Monate dauern).

Als nächstes will ich dann mal etwas Anspruchsvoller gehen mit Zwischenstücke aus Knochen, Alluminium....

liebe Grüße
 
Hallo Cooker,
Tolle Doku, gefällt mir sehr. Die Griffe sehen sehr hübsch aus, muss ich auch mal versuchen.
Aber könntest du noch vielleicht ein paar Worte zu der Sache mit dem flüssigen Zucker, karamellisieren und so weiter verlieren?
Meine Griffe habe ich bisher entweder zuerst gebohrt und dann aufgebranntder mit 2K-Kleber verklebt und getempert. Deine Methode hört sich sehr interessant an. Hab ich noch nie gehört.
viel Erfolg weiterhin,
Michael
 
Das mit dem Zucker war ein Versuch da ich eine Alternative zum ursprünglich traditionellem japanischem einbrennen gesucht habe was bei Spitzenklasse Messern auf Wunsch des Kunden unter anderem mit Rochenhaut praktiziert wird. Rochenhaut ist mir zu teuer daher hab ich mal dieses versucht was zum Teil auch Ureinwohner Afrikas mit Rohrzucker machen.

Meine Zuckergeschichte:

Topf aufstellen (am besten einen alten oder das scheuern in Kauf nehmen) Zucker rein (ich hab braunen Rohrzucker genommen) und unter ständigem rühren flüssig machen (nicht braun).
den Griffschaft in den flüssigen Zucker Tauchen und sofort Flachsfasern drum rum wickeln, Zucker hart werden lassen und wieder in den flüssigen Zucker tauchen, sofort sehr sehr dünne Bambusschnipsel andrücken oder drum rum wickeln, Zucker hart werden lassen und das ganze nochmal mit den Flachsfasern wiederholen.

Das Griffloch sollte 1-2mm größer als der Schaft vorgebohrt sein.

Wenn dann das ganze Zucker-Bambus-Flachs-Zeugs trocken und hart ist mit nem Gasbrenner (ich hab den Lurch) langsam eritzen bis der Zucker schön karamelisiert ist (dabei verbindet sich der Flachs und der Restzuckeranteil vom Bambus mit dem Rohrzuckerkaramel zu einem Bombenfesten Kleber), rein in das Griffloch und feste rein drücken kurz Klinge gerade richten und sofort das Restkaramel das am Griffloch raus kommt mit nem Schlitzschraubenzieher glatt streichen und reste wegspachteln.

Ich hab das nur mal aus Interesse gemacht, denn zum Kücheneinsatz ist sowas weniger geeignet da selbst der gebrannte Zuckerkaramel sich früher oder später wegen feuchtigkeit und beim Abwaschen sich auflösen wird....
Aus diesem Grund hab ich dann doch noch ne versiegelung mit 2 K Kleber oben drauf gestrichen.

Ich werde auch zuküftig alle Klingen mit 2K Kleber einkleben, Die Zuckermethode war nur mal so aus Neugier um es mal gemacht zu haben.

liebe Grüße
 






Rinderhornspitze, Rinderhornscheibe, Buche, Rinderhornscheibe.
Zusammengesetzt mit einem durchgehenden 6er Dübel.
Horn auf Hochglanz poliert mit Dremel und Polierpaste von Dick, Spiegelglanzfinnish mit Schwabbelscheibe.

Griffform Oval

Liebe Grüße

Das mit Abstand der schönste den ich bisher gebastelt hab, Zur Zeit befindet er sich im Einmachglas mit Leinöl.
 
Bauanleitung

Das mit dem Zucker war ein Versuch, da ich eine Alternative zum ursprünglich traditionellen japanischen Einbrennen gesucht habe........ Zucker rein (ich hab braunen Rohrzucker genommen)....... (nicht braun)......den Griffschaft in den flüssigen Zucker tauchen......Das Griffloch sollte 1-2mm größer als der Schaft vorgebohrt sein......
Damit wir alle wissen, wovon Du sprichst, solltest Du die übliche Terminologie verwenden. Ich vermute, dass Du mit 'Griffschaft' etwas ganz Anderes meinst, nämlich die Angel oder den Erl, speziell den Spitzerl.

Wir haben hier im Forum einen Thread mit den genauen Bezeichnungen der Klingen- und Messerbauteile, den ich Dir zur Lektüre empfehle.

Gruß

sanjuro
 
Danke für deine Doku! Ich freue mich schon darauf, mehr zu sehen.

Eine Frage sei mir vielleicht erlaubt: Wie schleifst du die einzelnen Scheiben plan und parallel, aus denen du die Griffe machst? Damit habe ich meine Schwierigkeiten..

Viele Grüße! tom
 
Ich bin mir auch nicht sicher, was das mit dem Zucker soll... Woher hast du denn das mit der Rochenhaut?

In Japan werden die Löcher eigentlich nur vorgebohrt und dann mit entsprechend geformten Eisen aufgeweitet. Bei der Hochzeit von Griff und Klinge erwärmt man dann nur noch die äußerste Spitze der Angel und treibt dann den Griff auf.

Von irgendwelchem Rumgeklebe hab ich da noch nie was gelesen. Weder bei der Zwinge noch bei der Klinge. Das hält alles mit Reibung.


Ookami
 
Ich versteh das inhaltlich schon mal nicht und sprachlich kommt mir der Beitrag auch nicht näher. Geht das nur mir so?


-chinoook
 
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