Bearbeiten der Klinge mit dem Bandschleifer nach dem Härten

JaHu

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Hallo zusammen,

bei meinen bisher gemachten Messern habe ich nach dem Härten der Klinge immer nur noch mit Schleifpapier oder eben Schleifsteinen gearbeitet um den Anschliff an die Klinge zu machen.
Da ich vor dem Härten immer mindestens 0,5mm an der Schneidfase stehen lasse (Scandianschliff), um ein verziehen beim Härten zu verhindern, ist das eine relativ zeitaufwändige Arbeit.

Jetzt habe ich auf Youtube die Videos von Entrek Knives (Ray Ennis) durch Zufall gesehen.
Dieser Messermacher härtet die Messer noch bevor er überhaupt die Form der Klinge aus dem Flachstahl sägt oder schleift.
Er macht die gesamte Bearbeitung, außer das Bohren der Grifflöcher, erst nach dem Härten.

Auch der letzte Anschliff der Schneidfase wird am Bandschleifer mit spürhenden Funken erledigt.
Ich dachte bisher man sollte nach dem Härten jegliche Bearbeitung unterlassen bei der die Klinge warm wird, also über 100-200 grad, was ja am Bandschleifer schnell passieren kann.

Wie macht ihr das? Ist das eventuell nur bei bestimmten Stählen möglich, Ray Ennis verwendet 440C und erwähnt glaube ich eine Anlasstemperatur von 400 grad.
Bei den Stählen die ich verarbeite (1.2842, 1.2510, 1.3505) liegen die Anlasstemperaturen ja meist schon bei 150-200 grad.

Mfg JaHu
 
Servus.

Ich habe mir diese Frage auch ewig gestellt bis ich dann sehr günstig zu einem ordentlichen Bandschleifer mit Frequenzumrichter gekommen bin.

Ich würde mich an gehärteten Stahl nur mit Frequenzumrichter heranwagen. Das A und O sind scharfe gute Schleifbänder. Zu viel Druck sollte nicht ausgeübt werden. Am schnellsten überhitzt die Klingenspitze (Hitzestau).

Aus gehärtetem Vollmaterial eine Form herauszuschleifen am Bandschleifer? Nicht gut. Hier fehlt einfach eine prozessgerechte Kühlung. Da reicht es nicht wenn man das Band betröpfelt. Da muss man mit Druck genau auf die Kontaktfläche zw. Band und Stahl spritzen (bei höheren Geschwindigkeiten).

Vom Schärfen auf dem Bandschleifer halte ich auch nichts. Da wird immer ein zu großer Restgrat bleiben und ausserdem überhitzt man garantiert die letzte Schneidenspitze. Das siehst du gar nicht.

lG Olli
 
Hallo centurio,

das bedeutet du arbeitest dann mit einem neuen Band und niedriger Bandgeschwindigkeit, wenn ich das richtig verstanden habe.
 
N'Abend,

ich hatte mir die selbe Frage gestellt, allerdings für Küchenmesser im jap. Stil die ich stock removal aus 1.1274 Federstahlblech herstelle. Diese haben einen sehr dünnen Anschliff der Klingenflanken zur Schneide hin, aber man muss eben einiges stehen lassen, damit sich die Klingen beim Härten nicht verziehen (und sie tun es doch :hmpf: ). Gerade bei Santokus ist die zu bearbeitende Fläche für den spitzen Klingenwinkel doch recht groß und man bekommt schnell viel Hitze in das Messer. Einfach eine Schneide dranzuknallen wenn noch 0,4mm stehen geht aber auch nicht.
Ich habe mir also eine Springbrunnenpumpe und einen Gelenkschlauch besorgt, neben dem Bandschleifer steht ein Wassereimer in dem die Pumpe hängt. Per FU regle ich die Geschwindigkeit des Bandes auf ca. 8m/s (knapp unter Hälfte) und richte den Wasserstrahl genau mittig auf das Band, ganz knapp oberhalb der zukünftigen Schneide. Das Ergebnis: Ich kann mit gutem Abtrag und Funkenflug schleifen, ohne zu viel Hitze ins Messer zu bringen. Einziger Nachteil: Das ist eine Riesensauerei!
Für mich war es die beste Idee seit langem, man kann ruhig etwas mehr Material an der Schneide stehen lassen und danach zügig mit dem Bandschleifer den Rest erledigen, ohne Angst haben zu müssen, dass man sich die Klinge ruiniert.

VG und frohes Schaffen,
Marius
 
Also das was der hHerr Ennis da macht würde ich als puren Schwachsinn bezeichnen - sorry, das macht einfach keinen Sinn.
Ein wenig nachschleifen kann man problemlos auch bei gehärteten Klingen machen, mit den enstprechenden Bändern und etwas Feingefühl.
Aber gehärtet aus dem Vollen arbeiten ? Was soll das bringen ? , ausser das man einen Haufen mehr Zeit, eine Menge mehr Schleifbänder und die Gefahr der Zerstörung der der Härtung auf sich nimmt ? das macht genau so wenig Sinn wie irgendwelche Ölhärter vor dem härten bis K1200 zu finishen..
 
Ein Hauptargument, das ich diesbezüglich mal gehört habe, war, dass man eben keinen Verzug hat. Das war zumindest der Grund, warum bei Dalibor Bergam aus dem vollen, harten Material geschliffen wird.

Ansonsten interessiert es vielleicht auch den ein oder anderen, dass BRKT ähnlich arbeitet und nach dem Härten ziemlich "funkend" geschliffen wird. https://www.youtube.com/watch?v=iXqS6PSyqe8

Grüße, Alex
 
Ok, dann bin ich ja beruhigt das meine bisherige Arbeitsweise nicht ganz verkehrt war.
In dem Beitrag der von WeißAuchNet genannt wurde werden eigentlich so ziemlich alle meiner Fragen beantwortet. Danke dafür.

Ich fand es aber trotzdem beeindruckend mit welcher Geschwindigkeit die Kontur der Klinge aus dem Vollen geschliffen wird, und auch wie schnell der Klingenanschliff erledigt ist (hier unter 2 Minuten)

Gruß Jahu
 
Ein Hauptargument, das ich diesbezüglich mal gehört habe, war, dass man eben keinen Verzug hat. Das war zumindest der Grund, warum bei Dalibor Bergam aus dem vollen, harten Material geschliffen wird.

Ansonsten interessiert es vielleicht auch den ein oder anderen, dass BRKT ähnlich arbeitet und nach dem Härten ziemlich "funkend" geschliffen wird. https://www.youtube.com/watch?v=iXqS6PSyqe8

Grüße, Alex
viele Funken heissen nicht automatisch das viel Wärme entsteht. Mit einem stumpfen Schleifband funkt nicht viel aber der Stahl ist trotzdem sofort Blau (ausserdem kommts natürlich noch auf den Stahl und seine Legierungsbestandteile an)
 
@alexKremer,
dann sollten die Herren sich mal eine gescheite Härterei suchen :D:D
sorry, das ist kein Argument..


Diese aus dem vollen Schleiferei kann man mit gesteuerten Schleifmaschinen machen, das ist aber auch eine ganz andere Nummer...

@JaHu,
unter 2 min für den Anschliff aus dem gehärteten Material ? nö.
 
Im Küchenmesserforum gibt es mindestens einen renommierten MM der die Schneide nach dem Härten anlegt. Ein Argument war die Schädigung der äußeren Schicht des Stahles beim Härten. So gesehen wäre die Frage, wie viel Material beim Finishen entfernt werden muss?
 
Verstehe ich das richtig? Jürgen härtet mit 3mm starker Schneide :confused:

Edit

Denke schon und in seinem letzten Posting erklärt er ja auch, wie. Das "Geheimnis" liegt in der Ausrüstung. Er schleift so was nicht mit dem Bandschleifer, sondern mit automatischen Schleifmaschinen unter ständigem Kühlmitteleinsatz. Macht die gesamte Messerindustrie übrigens genau so. Rohlinge konturieren, Löcher bohren, dann härten und abschliessend die Schneidflächen "unter Wasser" schleifen. Mit Schleifen am Bandschleifer hat das mal gar nix zu tun.
 
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