Beil - Axt gefunden und restauriert

Humppa

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Servus Leute!

Ich habe vor einiger Zeit bei meiner Oma in der Werkstatt ein relativ großes Beil bzw. eine große und seltsame Axt gefunden.

Ich habe bereits via Google "Behaubeil" und "Behauaxt" gesucht und nichts gefunden. Zumindest nichts, was auch nur entfernt dem gefundenen nahe kommt. Hinzu kommt noch ein Schmiedestempel, mit dem ich gar nichts anfangen kann. Der Schmied könnte theoretisch aus Oberösterreich (Bezirk Braunau) kommen oder aus dem gesamten Innviertel.

Ich habe den Rost entfernt und das Teil neu bestielt.

Hier das Werkzeug mit neuem Stiel und entferntem Rost

IMG_0992.jpg


Das Werkzeug als Größenvergleich mit dem Mora 711, ziemlich riesig, Gewicht etwa 4 Kilogramm

IMG_0996.jpg


Hier noch ein Bild des Schmiedestempels "K. B." mit drei Punkten nach dem "B"

IMG_0993.jpg


Das Teil müsste entweder handgeschmiedet oder hammergeschmiedet sein, genau kann ich das nicht sagen

Die Vorderseite

IMG_0994.jpg


Die Rückseite

IMG_0995.jpg


Ich hoffe ich erhalte eine Antwort auf die Fragen:

1. Was ist das für ein Werkzeug?
2. Kennt jemand die Schmiede bzw. kann mit der Schmiedemarke etwas anfangen (an wen kann ich mich dazu wenden?)
3. Ist das Teil hammer- oder handgeschmiedet?

Freue mich schon auf eure Beiträge!

Gruß
Andi
 
Beil gefunden und restauriert

.......Ich habe vor einiger Zeit bei meiner Oma in der Werkstatt ein relativ großes Beil .......gefunden......
Das ist ziemlich sicher ein Behaubeil (eine Axt hätte einen langen Stiel für BEIDHÄNDIGE Arbeit). Die Form weist nach meiner Meinung auf ein altes Stück hin, wie man es manchmal in Museen finden kann. Die Schneide ist feuerverschweißt, und natürlich kann niemand mehr sagen, ob ein einzelner Schmied oder einer mit Zuschläger das Werkzeug gemacht hat. Ohne weiteres könnte auch ein mechanischer (wasserkraftgetriebener) Hammer geholfen haben - wer kann das wissen?

Der Link zu Gränsfors zeigt, dass auch heute noch solche historischen Stücke geschmiedet werden.

Beile in dieser Art wurden übrigens auch manchmal durch Recycling von alten Waffen gefertigt. So finden sich gelegentlich Klingen von alten Hellebarden in sog. Wiesenbeilen wieder, und ich würde nicht ausschließen, dass bei Deinem Werkzeug nicht auch eine große alte Klinge verarbeitet wurde!

Gruß

sanjuro
 
Servus!

Nunja, ich kann dazu noch angeben, dass der Großvater meiner Oma (!!!) Zimmermann war. Das Beil könnte daher wirklich noch aus dieser Zeit stammen.
Ich habe schon einiges gesehen, aber so etwas ist mir bislang noch nicht untergekommen. Das Gewicht allein beträgt in etwa 4 bis 5 kg.

Könnt ihr mir vielleicht sagen, wo ich eine Quelle für den Schmiedestempel finden kann? Der Stempel war bzw. soweit ich weiß gleich einer Unterschrift und wird daher wohl nur einmal vergeben worden sein.

Wie gesagt, ich tippe mal stark auf den Raum Oberösterreich, genauer Innviertel, noch genauer Bezirk Braunau am Inn. :steirer:

Aber danke schon mal für die Antworten, jetzt weiß ich wenigstens dass es sich um ein Behaubeil für Balken gehandelt hat.

Ob das Ding jemals wieder einsatzfähig sein wird, weiß ich nicht, da die Klinge in der Mitte eine ziemlich grobe Scharte aufweist. Macht das Teil aber auch etwas rustikal :cool:

Beste Grüße
Andi
 
Schönes Stück. Unter "Beschlagbeil" bzw "Beschlagaxt" findest du etwas mehr.

Das Ding ist eine Beschlagaxt für Rechtshänder (eine Seite ist flach und der Griff um einige Grad versetzt). Der Haken war zum Ranziehen von Balken.

-Walter
 
Ich habe schon einiges gesehen, aber so etwas ist mir bislang noch nicht untergekommen. Das Gewicht allein beträgt in etwa 4 bis 5 kg.

Das ist ein gutes und sinnvolles Gewicht für so ein Werkzeug.

Ob das Ding jemals wieder einsatzfähig sein wird, weiß ich nicht, da die Klinge in der Mitte eine ziemlich grobe Scharte aufweist.

Die Scharte ist nicht hübsch, aber wenn man die Axt ordentlich schärft und die flache Seite dann auch wirklich flach ist, sollte nichts gegen eine fachgerechte Verwendung sprechen.

Der Haken war zum Ranziehen von Balken.
Der Haken dient zum Drehen des Holzes.
Um aus einem Baumstamm einen Balken, bzw. ein Kantholz zu schlagen wird er auf Böcke gelegt und dann nacheinander auf vier Seiten bebeilt/behauen.
D.h. man muss das zarte Stückchen Holz dreimal um 90° drehen. Da ist so ein Wendehaken eine nützliche Sache.
Einen Balken zieht man nicht, - der wird getragen.

Gruß
chamenos
 
Behaubeil gefunden

.......Könnt ihr mir vielleicht sagen, wo ich eine Quelle für den Schmiedestempel finden kann? Der Stempel war bzw. soweit ich weiß, gleich einer Unterschrift und wird daher wohl nur einmal vergeben worden sein......
Ob das Ding jemals wieder einsatzfähig sein wird, weiß ich nicht, da die Klinge in der Mitte eine ziemlich grobe Scharte aufweist.......
Schmiedemarken wurden nicht vergeben, sondern man hat sie für den eigenen Bedarf angefertigt oder anfertigen lassen. Da die kleineren Betriebe regional verkauften, gibt es wohl auch keine zentralen Archive, in denen man sie wiederfinden könnte. Chancen auf Informationen sehe ich in den Handwerkskammern und in den Museen. In Solingen gibt es z.B. Verzeichnisse für dort ansässige Betriebe.

So ein altes Werkzeug hat seine Arbeitszeit doch mehr als hinter sich! Die dicke Scharte in der Schneide ist ja schon ein Zeichen unsachgemäßer Verwendung, und vermutlich musst Du damit gar keine Balken mehr behauen. Ohnehin kannst Du mit einem solchen Teil (meist um 3 kg schwer) ohne lange Übung gar nicht ausdauernd arbeiten!

Schütze es also gegen Rost und bewahre es als Andenken auf!

Gruß

sanjuro
 
Last edited:
AW: Behaubeil gefunden

Ohnehin kannst Du mit einem solchen Teil (meist um 3 kg schwer) ohne langjährige Übung gar nicht arbeiten - EINHÄNDIG!

Die Technik bringe ich dir an einem "kurzen" Wochenende bei.
Der Rest ist dann eine Mischung aus Übung und der Qualität des zur Verfügung stehenden Rohmaterials.

Und Balken werden beidhändig behauen. Das geht gar nicht mit einer Hand.
Na eigentlich eher "wurden" behauen. Außer für ein paar aufwändige Restaurierungen machen dass sonst nur noch ein paar echte Fans.

Gruß
chamenos
 
Hi Leute!

Danke für die vielen nützlichen Infos.

Ich bezweifle auch, dass ich das Teil jemals in seiner ursprünglichen Funktion verwenden werde (bin ja auch kein Zimmermann). Die Scharte ist unschön und mag durch unsachgemäßen Gebrauch entstanden sein oder aber es ist irgendwo runtergefallen etc. Das ist Spekulation.

Das mit dem Schmiedestempel habe ich nicht gewusst. Aber danke Dir, sanjuro für den Hinweis. Ich denke, ich werds mal mit der oberösterreichischen Handwerkskammer probieren, vielleicht existieren da ja noch Unterlagen.

Beste Grüße
Andi
 
Gratuliere zu dem Fund!

Den kleineren Bruder einer solche Beschlagaxt, ein kleines Behaubeil habe ich regelmäßig in Gebrauch, wenn es darum geht, Bogenrohlinge grob in Form zu hauen. Gekauft habe ich das Teil vor wenigen Jahren bei einer österreichischen Firma namens Müller.

Haebbie

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