Benchmade 520 Mel Pardue: Bericht vom Neuzugang
Gestern kam das gute Stück via Thomas Wahl an.
Ich war ja sehr gespannt. Ausgepackt und sehr überrascht. Erster Eindruck: ganz schön schwer. Zweiter Eindruck: das liegt aber satt in der Hand.
Ich habe als EDC oft das Benchmade 710 McHenry & Williams. Demgegenüber ist das 520 spürbar gewichtiger. (Ungefähr so wie das LCC von Microtech - wem's was sagt.)
Der Griff liegt gut in meinen mittelgroßen Händen und ich habe den Eindruck, dass es auch in noch größere Hände gut reinpassen würde. Es fasst sich sehr angenehm an, die matte Oberfläche ist haptisch durchaus so spürbar wie das matte Schwarz sichtbar. Die "Zahnung" auf den Griffschalen gibt den Fingern guten Halt. Das Griffgefühl ist natürlich metallisch kühl. (Ob es daher mit bloßen Fingern in großer Kälte angenehm ist, glaube ich nicht. Es macht aber auch in Handschuhen eine ganz gute Figur.)
Die Klingenform wirkt sehr kräftig. Bei fast gleich langem Griff (im Vergleich zum 710, dessen Griff nur ganz wenig länger ist) ist die Klinge sichtbar kürzer. Durch die breitere und andere Form wird dieser Eindruck sehr unterstützt. Die Klingenform des 520 wirkt vielleicht weniger "elegant" dafür aber sehr alltagstauglich und "friedlicher".
Der Anschliff ist genau mittig (was nicht selbstverständlich ist, auch nicht bei Benchmade). Die "false edge" trifft genau an der Stelle die Klingenoberkante, an der die Phase der Schneide beginnt. Es kommt rasierscharf aus der Box. Klingenspiel konnte ich keins feststellen.
Der beargwohnte herausstehende Klingenfuß stört bei der Handhabung nicht. Er liegt in einer Linie mit der unteren Kante des als Handschutz auslaufenden Griffs. Da wo der Griff langpasst, kommt dann auch der Rest (einschließlich Klingenfuß) gut vorbei. Das Argument ist also eher ein geschmacklich-ästhetisches, theoretisches oder eines von Leuten, die das geschlossene Messer an Netzen oder Faserknäulen vorbei verstauen müssen.
Es gibt trotzdem was zu meckern und das ist der Clip. Der Clip ist der "Standard-Benchmade-Clip" (ich formuliere es mal so, denn er sieht genauso aus, wie der an meinem 710). Und das ist wörtlich gemeint: Er sieht genauso aus, wie der vom 710. Das habe ich gebraucht gekauft und oft einstecken. Die Kanten sind also etwas aufgehellt und ein paar Spuren auf der Oberfläche gibt es auch. Da frag ich mich, ob die die Clips im Werk in der Kiste erstmal so richtig durchschütteln. Oder ist das ein "used-look" wie bei Jeans?
Was aber eigentlich gravierender sein dürfte: clipt man das Messer in die Tasche, hört und spürt man das sägende Geräusch, welches das (an der Stelle zwar abgestumpfte, aber doch wirksame) "Sägezahndesign" der Griffschalen und der aufliegende Griff mit dem Stoff produzieren. Das klingt nach einem Hosenkiller. Der Sitz ist dadurch sicher sehr sicher

, aber wie lange die Hose das mitmacht, das frage ich mich etwas.
Summa summarum: Das ganze Messer gefällt und verströmt einen soliden, kraftvollen Eindruck. Ein sicherer Begleiter für den Tag, kein Gentleman- und Anzug-Messer oder sonstigen feinen Zwirn.
(Man könnte sagen (ist nicht ganz p.c.): "ein Messer für Kerle".

)