Ich mach dann mal den Anfang.
Ich hatte das Vergnügen, das Griffin als Zweiter zu testen, vielen herzlichen, ehrlichen Dank an dieser Stelle an die Organisatoren, namentlich Pitter und Dirk Wanger von www.messerundco.de. Das Messer ist noch kaum auf dem Markt und ich empfinde es als Privileg.
Das Interesse an diesem Messer kann ich an drei Punkten festmachen. Einmal einen Klingenstahl aus Nitrobe77 in der Hand zu halten und zweitens, mal einen Verschluss abseits des überall anzutreffenden Liner-Locks zu testen und kennenzulernen. Drittens sieht es gut aus, fast schon ein bisschen elegeant, das hätte ich gerne immer dabei. Achja, Titan ist auch cool, viertens. Aah, Kugellager, fünftens.
Das Griffin kam in einer kleinen Box, mit Luftpolsterfolie umwickelt, bei mir an. Die Verarbeitung ist tadellos, die Klinge steht mittig, Kugellager kugelt, Mechanik funktioniert vorbildlich.
Als Größenvergleich muss mein Knockout herhalten:
Mein Review habe ich nach ein paar Stichpunkten gegliedert. Fangen wir an mit dem
[Stahl]
Der Nitrobe77 ist mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Soweit, dass das Wort Stickstoff eine Rolle spielt, war mir durch den Namen schon klar und das reichte, mein Interesse zu wecken. Der Nitrobe77 ist ein PM-Stahl mit der Zusammensetzung:
C 0,10
CR 14,5
Mo 3,0
V 0,1
N 0,9
Nb 0,5
Man erkennt, dass der Kohlenstoffanteil mit Stickstoff substituiert wurde, ein bisschen Niob macht sich in einem Messerstahl auch ganz gut, wie zb SB1/Niolox und Konsorten zeigen. Ich habe mich für eine Beurteilung an Berufenere als mich gewandt, in dem Fall an Herbert hier aus dem Forum. Ich gebe hier also nicht mit meinem Wissen an.
Durch die Substitution des Kohlenstoffes durch Stickstoff wird zum einen die Korrosionsbeständigkeit enorm erhöht und zum Anderen können dadurch auch höchste Härtewerte erreicht werden. Da Stickstoff massiv Austenit stabilisiert, ist Tiefkühlen obligat. Angelassen wird im Sekundärhärtemaximum bei 500°C, damit sich die Sonderkarbide/nitride ausscheiden. Sonderkarbide versucht man normalerweise zu vermeiden, weil Kohlenstoff für Schneidzwecke ungünstige Karbide ausscheidet. Hier fehlt der Kohlenstoff und es bleiben die kleinen und feinen, vor allem die vom Niob gebildeten Nitride.
Dass Realsteel die Wärmebehandlung im Griff hat, wenn sie so einen Stahl nehmen, davon gehen wir mal aus. Wir hätten hier also einen höchst korrosionsbeständigen, zähen, wegen dem geringen C-Gehalt und hoch härtbaren Stahl. Überzeugt mich.
Weiter geht es mit der
[Klinge]
Hochgezogener Flachschliff. Spitze Spitze. Daumenriffelung an der richtigen Stelle.
Mehr gibt es für mich nicht zu sagen, das Ding hat alles, was es für den feinen Schnitt braucht, so liebe ich das. Zur "Riesenschleifkerbe" komme ich später.
Nun kommen der
[Verschluss und das Kugellager]
Das Messer arretiert im geöffneten Zustand zuverlässig mit einem button lock. Ich habe allerdings auch nicht auf Tischkanten gekloppt oder Bäume gefällt, um die Grenzen des "zuverlässig" zu erforschen. Das überlasse ich gerne Anderen.
Beim Öffnen sorgt der Verschluss für einen angenehmen und vernünftigen Anfangswiderstand, welcher bei liner locks vom Detendball übernommen wird. Die Klinge sollte eigentlich nicht aus Versehen aufgehen, nur mit ordnentlich Schlacks aus dem Handgelenk schwingt sie auf.
Zusätzlich gibt es noch einen Schieberegler, der die Klinge in geöffnetem und auch in geschlossenem Zustand sichert. Den zu überwinden würde auf jeden Fall eher die Zerstörung des Messer nach sich ziehen, als dass der Riegel nachgibt. Das Material, aus der Verriegelungsbolzen besteht, scheint ziemlich weich zu sein, wie man auf dem nächsten Bild vielleicht erkennen kann. Keine Ahnung, ob das irgendwann die Funktion beeinträchtigt.
Wie lässt sich das Griffin denn nun öffnen, wie ist die user experience?
Hier war ich auf meine erste kugelgelagerte Erfahrung gespannt. Was soll ich sagen, das macht Spass. Die Klinge pendelt nach Knopfdruck, brav der Schwerkraft gehorchend. Das Geräusch unterscheidet sich natürlich gegenüber einem Messer mit Bronzescheiben. Man hört etwas Kratzendes, hervorgerufen von dem Kugelkontakt mit Klinge und Griff, während Scheiben etwas mehr flüstern(wenn denn mal kein Dreck drin ist).
Da das Kugellager von Realsteel besonders beworben wird, war ich natürlich neugierig und hab es mal geöffnet, von der Clipseite her, um bei dem Zusammenbau wegen den 2 kleinen Federn weniger Stress zu haben:
Die Aussenringe haben mehrere Funktionen. Sie halten Dreck von aussen fern. Sie halten die Pomade innen drin. Sie geben der Klinge mehr Stabilität gegen Klingenspiel. Auf der von Facebookseite von Realsteel gibt es noch ein paar erläuternde CAD-Skizzen von Verschluss und Kugellager, falls es jemand interessiert.
[Clip]
Ist da. Sitz stramm. Ziemlich stramm. Spielt sich das noch ein? Keine Ahnung, habe mit Titan noch keine Erfahrungswerte. Sitzt soweit ganz gut in der Tasche, gerne noch ein Bild dazu.
Das Wichtigste dann zum Schluss, die
[Handlage]
Mein Fazit dazu vorweg. Ich hätte das Griffin, wäre es meines gewesen, bestimmt ein paar Mal in die Ecke gepfeffert. Und das, obwohl die Adjektive, für meinen Charakter von Anderen beschrieben, eher phlegmatisch und ausgeglichen wären. Dieser Klapper wollte einfach nicht in meine Hand!
Aber der Reihe nach.
Die meisten Griffarten, wie sie auch alle heissen mögen, waren ok.
- Ich halte ein Messer entweder zum Weg-vom-Körper-Schnitzen im Hebelgriff vor der Brust, kein Problem mit dem Griffin
- Geführtes normales Schneiden, Zeigefinger auf der Klinge, kein Problem, läuft.
- Weg vom Körper, Daumen auf der Klinge, geht.
- Weg vom Körper, Faustgriff: Stell ich mich zu doof an? Übersehe ich irgendeine designtechnische Finesse?
Der Griff ist durch die geschwungene Mulde so gestaltet, dass meine Hand beim Faustgriff weit nach hinten rutscht. Einmal in Bild festgehalten:
Abstand Finger zu Beginn vom scharfen Teil der Klinge sind ca 4cm! Das ist ein viel zu großer Hebel, um es noch kompfortabel nennen zu können. Zum Vergleich mal wieder mein Kershaw, da sind es deutlich unter 2cm. Sind meine Hände zu groß mit ca 9.5 Handschuhgröße? Ich bin gespannt, was meine Mittester zu berichten wissen werden.
Beim Thema Schneidhebel angekommen, und weil ich gerade beim Meckern bin: Die Riesenschleifkerbe. Ist das ein Choil?
Mein Finger passt da auf jeden Fall nicht rein, ohne dass ich mich schneide. Also alleine dem Designkonzept geschuldet? Mein erster Gedanke war, dass die Verschlusssicherung so viel Platz einnimmt und im geschlossenem Zustand die Klinge sonst aufschlagen würde. Aber das kann eigentlich nicht sein, so wie ich das sehe, wäre da noch genug Gestaltungsspielraum. Oder?
Ich schließe damit meinen Bericht. Das Realsteel Griffin hat eigentlich alle Zutaten, die nötig wären, um Spaß zu machen. Mir hat die Handlage zu schaffen gemacht, das hat mir den Spass deutlich gemindert. Zu Gunsten des Griffin und zur Abminderung meines harten Urteils will ich meine Unerfahrenheit mit Klappmessern anführen und bin gespannt, was die Tester nach mir zu sagen haben werden.
Ich bin um eine gute Erfahrung reicher, danke nochmal für die Möglichkeit zum Testen.
alex
Ich hatte das Vergnügen, das Griffin als Zweiter zu testen, vielen herzlichen, ehrlichen Dank an dieser Stelle an die Organisatoren, namentlich Pitter und Dirk Wanger von www.messerundco.de. Das Messer ist noch kaum auf dem Markt und ich empfinde es als Privileg.
Das Interesse an diesem Messer kann ich an drei Punkten festmachen. Einmal einen Klingenstahl aus Nitrobe77 in der Hand zu halten und zweitens, mal einen Verschluss abseits des überall anzutreffenden Liner-Locks zu testen und kennenzulernen. Drittens sieht es gut aus, fast schon ein bisschen elegeant, das hätte ich gerne immer dabei. Achja, Titan ist auch cool, viertens. Aah, Kugellager, fünftens.
Das Griffin kam in einer kleinen Box, mit Luftpolsterfolie umwickelt, bei mir an. Die Verarbeitung ist tadellos, die Klinge steht mittig, Kugellager kugelt, Mechanik funktioniert vorbildlich.
Als Größenvergleich muss mein Knockout herhalten:
Mein Review habe ich nach ein paar Stichpunkten gegliedert. Fangen wir an mit dem
[Stahl]
Der Nitrobe77 ist mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Soweit, dass das Wort Stickstoff eine Rolle spielt, war mir durch den Namen schon klar und das reichte, mein Interesse zu wecken. Der Nitrobe77 ist ein PM-Stahl mit der Zusammensetzung:
C 0,10
CR 14,5
Mo 3,0
V 0,1
N 0,9
Nb 0,5
Man erkennt, dass der Kohlenstoffanteil mit Stickstoff substituiert wurde, ein bisschen Niob macht sich in einem Messerstahl auch ganz gut, wie zb SB1/Niolox und Konsorten zeigen. Ich habe mich für eine Beurteilung an Berufenere als mich gewandt, in dem Fall an Herbert hier aus dem Forum. Ich gebe hier also nicht mit meinem Wissen an.
Durch die Substitution des Kohlenstoffes durch Stickstoff wird zum einen die Korrosionsbeständigkeit enorm erhöht und zum Anderen können dadurch auch höchste Härtewerte erreicht werden. Da Stickstoff massiv Austenit stabilisiert, ist Tiefkühlen obligat. Angelassen wird im Sekundärhärtemaximum bei 500°C, damit sich die Sonderkarbide/nitride ausscheiden. Sonderkarbide versucht man normalerweise zu vermeiden, weil Kohlenstoff für Schneidzwecke ungünstige Karbide ausscheidet. Hier fehlt der Kohlenstoff und es bleiben die kleinen und feinen, vor allem die vom Niob gebildeten Nitride.
Dass Realsteel die Wärmebehandlung im Griff hat, wenn sie so einen Stahl nehmen, davon gehen wir mal aus. Wir hätten hier also einen höchst korrosionsbeständigen, zähen, wegen dem geringen C-Gehalt und hoch härtbaren Stahl. Überzeugt mich.
Weiter geht es mit der
[Klinge]
Hochgezogener Flachschliff. Spitze Spitze. Daumenriffelung an der richtigen Stelle.
Mehr gibt es für mich nicht zu sagen, das Ding hat alles, was es für den feinen Schnitt braucht, so liebe ich das. Zur "Riesenschleifkerbe" komme ich später.
Nun kommen der
[Verschluss und das Kugellager]
Das Messer arretiert im geöffneten Zustand zuverlässig mit einem button lock. Ich habe allerdings auch nicht auf Tischkanten gekloppt oder Bäume gefällt, um die Grenzen des "zuverlässig" zu erforschen. Das überlasse ich gerne Anderen.
Beim Öffnen sorgt der Verschluss für einen angenehmen und vernünftigen Anfangswiderstand, welcher bei liner locks vom Detendball übernommen wird. Die Klinge sollte eigentlich nicht aus Versehen aufgehen, nur mit ordnentlich Schlacks aus dem Handgelenk schwingt sie auf.
Zusätzlich gibt es noch einen Schieberegler, der die Klinge in geöffnetem und auch in geschlossenem Zustand sichert. Den zu überwinden würde auf jeden Fall eher die Zerstörung des Messer nach sich ziehen, als dass der Riegel nachgibt. Das Material, aus der Verriegelungsbolzen besteht, scheint ziemlich weich zu sein, wie man auf dem nächsten Bild vielleicht erkennen kann. Keine Ahnung, ob das irgendwann die Funktion beeinträchtigt.
Wie lässt sich das Griffin denn nun öffnen, wie ist die user experience?
Hier war ich auf meine erste kugelgelagerte Erfahrung gespannt. Was soll ich sagen, das macht Spass. Die Klinge pendelt nach Knopfdruck, brav der Schwerkraft gehorchend. Das Geräusch unterscheidet sich natürlich gegenüber einem Messer mit Bronzescheiben. Man hört etwas Kratzendes, hervorgerufen von dem Kugelkontakt mit Klinge und Griff, während Scheiben etwas mehr flüstern(wenn denn mal kein Dreck drin ist).
Da das Kugellager von Realsteel besonders beworben wird, war ich natürlich neugierig und hab es mal geöffnet, von der Clipseite her, um bei dem Zusammenbau wegen den 2 kleinen Federn weniger Stress zu haben:
Die Aussenringe haben mehrere Funktionen. Sie halten Dreck von aussen fern. Sie halten die Pomade innen drin. Sie geben der Klinge mehr Stabilität gegen Klingenspiel. Auf der von Facebookseite von Realsteel gibt es noch ein paar erläuternde CAD-Skizzen von Verschluss und Kugellager, falls es jemand interessiert.
[Clip]
Ist da. Sitz stramm. Ziemlich stramm. Spielt sich das noch ein? Keine Ahnung, habe mit Titan noch keine Erfahrungswerte. Sitzt soweit ganz gut in der Tasche, gerne noch ein Bild dazu.
Das Wichtigste dann zum Schluss, die
[Handlage]
Mein Fazit dazu vorweg. Ich hätte das Griffin, wäre es meines gewesen, bestimmt ein paar Mal in die Ecke gepfeffert. Und das, obwohl die Adjektive, für meinen Charakter von Anderen beschrieben, eher phlegmatisch und ausgeglichen wären. Dieser Klapper wollte einfach nicht in meine Hand!
Aber der Reihe nach.
Die meisten Griffarten, wie sie auch alle heissen mögen, waren ok.
- Ich halte ein Messer entweder zum Weg-vom-Körper-Schnitzen im Hebelgriff vor der Brust, kein Problem mit dem Griffin
- Geführtes normales Schneiden, Zeigefinger auf der Klinge, kein Problem, läuft.
- Weg vom Körper, Daumen auf der Klinge, geht.
- Weg vom Körper, Faustgriff: Stell ich mich zu doof an? Übersehe ich irgendeine designtechnische Finesse?
Der Griff ist durch die geschwungene Mulde so gestaltet, dass meine Hand beim Faustgriff weit nach hinten rutscht. Einmal in Bild festgehalten:
Abstand Finger zu Beginn vom scharfen Teil der Klinge sind ca 4cm! Das ist ein viel zu großer Hebel, um es noch kompfortabel nennen zu können. Zum Vergleich mal wieder mein Kershaw, da sind es deutlich unter 2cm. Sind meine Hände zu groß mit ca 9.5 Handschuhgröße? Ich bin gespannt, was meine Mittester zu berichten wissen werden.
Beim Thema Schneidhebel angekommen, und weil ich gerade beim Meckern bin: Die Riesenschleifkerbe. Ist das ein Choil?
Mein Finger passt da auf jeden Fall nicht rein, ohne dass ich mich schneide. Also alleine dem Designkonzept geschuldet? Mein erster Gedanke war, dass die Verschlusssicherung so viel Platz einnimmt und im geschlossenem Zustand die Klinge sonst aufschlagen würde. Aber das kann eigentlich nicht sein, so wie ich das sehe, wäre da noch genug Gestaltungsspielraum. Oder?
Ich schließe damit meinen Bericht. Das Realsteel Griffin hat eigentlich alle Zutaten, die nötig wären, um Spaß zu machen. Mir hat die Handlage zu schaffen gemacht, das hat mir den Spass deutlich gemindert. Zu Gunsten des Griffin und zur Abminderung meines harten Urteils will ich meine Unerfahrenheit mit Klappmessern anführen und bin gespannt, was die Tester nach mir zu sagen haben werden.
Ich bin um eine gute Erfahrung reicher, danke nochmal für die Möglichkeit zum Testen.
alex