Hier mal meine Gedanken zum Thema:
Zuerst, auch wenn in meinem Benutzerprofil „gewerbliches Mitglied“ steht, sehe ich mich selbst natürlich nicht als beruflicher Messermacher, sondern als stark motivierter Hobbymessermacher. Ich verkaufe halt Messer und versteuere die Gewinne brav wie es sich gehört. Mein Hauptjob als (wie weiter oben im Nebensatz schon beschrieben) überbezahlter Mediziner lässt leider nicht zu, mich soviel mit dem Messermachen zu beschäftigen wie ich gern würde. Das Messermachen macht mir höllischen Spaß, aber mein Hauptberuf eben manchmal auch.
Alle Messermacher die ich kenne kommen aus anderen Berufen, die sie entweder parallel noch ausüben oder die sie eben aufgegeben haben, um sich ihren berufliche Traum zu erfüllen. So wie du ja auch, Heiko. Diese Leute haben oft aber noch ein zweites oder sogar drittes Standbein, jobben irgendwo anders noch, oder verkaufen zusätzlich Messermacherbedarf, geben Kurse etc. Ganz wenige zumindest soweit ich weiß leben ausschließlich vom Messermachen und haben Auftragsbücher, die für die nächsten Jahre voll sind. Das sind die o.g. Künstler, wo nicht gefragt wird was das Messer kostest sondern ob man denn mal irgendwann eines kaufen könne. Und selbst diese Leute glaube ich haben aus ihrem alten Leben ein ausreichendes Polster und dieses Leben entspannt führen zu können.
Und dann gibt’s noch den Surf / Ski / Tauchlehrertyp, den „Ich-hab-die-Nase-voll-von-dem-ganzen-Kram-Mensch, der aus seinem alten Leben flüchtet, alles hinter sich lässt und eine neue Chance sucht. Diese Leute scheitern allerdings sehr oft im neuen Leben genau wie im alten, und das hat IMHO nicht mit ihrem Können zu tun sondern mit ihren ganz individuellen Problemen. Hiermit meine ich niemanden konkret hier im Forum oder aus meinem Bekanntenkreis! Aber diese Leute sind mir schon oft begegnet und sie tun mir meist einfach nur leid.
Sicher sind nicht alle Jobs toll, und nicht jeder ist mit dem Silberlöffel im Mund geboren. Aber ich z.B. beurteile niemanden danach, was er macht sondern eher wie er es macht. Und für mich ist der Müllwerker, der meinen Dreck wegholt, damit er mir nicht aus den Fenstern quillt genauso viel wert wie der Gehirnchirurg, der mir mein Blutgerinsel aus der Birne popelt. Wenn beide ihren Job gut machen…
Und dann kann ich mir natürlich nicht verkneifen noch mal was zu meinem Lieblingsthema zu schreiben: Es gibt Leute, die finden prinzipiell das Geld, das andere verdienen zu viel und das was sie selbst bekommen zu wenig. Das ist so was von leidig, das glaubt man kaum. Wir leben nun mal im Kapitalismus, da nimmt jeder soviel man bereit ist ihm zu zahlen. Mich nervt es auch, das der Beulendoktor 5 Minuten auf dem Dach meines Polos (!!!) rumrubbelt, weil mir da ne Kastanie draufgefallen ist und dann der Spaß 100 Euro kostet. Aber ICH kann das nicht, darum muss ich es ihm zahlen. Ob das vom Preis/Leitungsverhältnis gerechtfertigt ist oder nicht. Und wenn jemand zu mir kommt und eine Keramikkrone habe will und die kostet 700 Euro, das ist das eben so. Der Kunde sieht nie, was an so einem Endpreis alles dranhängt, Miete, Energiekosten, Material, Löhne für Mitarbeiter, Steuern etc. Und letztlich die Fertigkeiten und die Sachkenntnis des Dienstleisters. Und das betrifft alle beruflichen Bereiche.
Ich finde es jedenfalls toll, dass es Messer, Messermacher und Messerliebhaber gibt!
Love it or leave it! Hugh, ich habe gesprochen...