Bestimmung eines historischen Klapptaschenmessers

Radegi

Mitglied
Beiträge
15
Hallo,

Ich habe vor ungefaehr 6 Monaten beim stoebern auf einem
Flohmarkt in einer Kiste voll Metallschrott ein kleines,
schwarzes, verdrecktes und tropfenfoermiges Objekt gefunden.

Schnell war mir klar das es sich um ein Taschenmesser handelt.

Durch Neugier getrieben putzte ich fleissig bis jedes Werkzeug
wieder ausklappbar war.

In den letzten Monaten habe ich nach und nach immer mehr
ueber die Funktionen und den Ursprung des Messers erfahren.

Fuer die Zuordnung der Funktion des Taschenuhrschluessel, Schnuersenkelhakens und Ohrenloeffels benoetigte ich
gute 2 Monate.


Bin fuer alle Hinweise bezueglich der Herkunft, des Herstellers,
der Zeit des Herstellung oder auch des Herstellugnsortes sehr
Dankbar.

Freue mich aber auch ueber jeglichen andren Kommentar.

lg
Radegi



nun aber zum eigentlichem :)


Herkunft: Auf Troedelmarkt gefunden, moeglicherweise ein Meisterstueck
Herstellungsdatum: ~1850 (Anfrage Dorotheum Militaria Abteilung)

Es besitzt keinerle Markierungen oder Praegungen auf den klingen und Griffschalen.

Laenge ungeoeffnet: 78mm
Breiteste Stelle: 21mm
Schalste Stelle: 10mm
Hoehe: 16mm

Griffschalen: Schildpatt (echte Karettschildkroete, ca 0,5m2 abgesplittert)

Hauptklinge 56mm lang
Mittlange Klinge 34mm lang
Kleine Klinge 26mm lang

Saege 52mm lang
Schere
Stichel 57mm
Kleiner
Korkenzieher
Schraubbithalter mit vierkanttaschenuhrschluesselbit
Schlichtfeile (flach + Rille) (3/5 vorhanden, Abgebrochen)
Schnuersenkelhaken (Schnuerhilfe)
Zahnstocher aus schildpatt (nur mehr 2/3 vorhanden, in der Griffschale versenkt)
Ohrenloeffel mit Pinzette und geringem Silberanteil


ein paar Bilder:
unfolded01.jpg

brokenend01.jpg

clockkey01.jpg

file01.jpg

mainblade.jpg

middleblade.jpg

piercer01.jpg

saw01.jpg

scissors01.jpg

showlace01.jpg

smallblade.jpg

unfolded01.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Radegi,

1850 halte ich für ein bischen zu früh, dafür ist Dein Messer zu "modern".
Meiner Ansicht nach würde ich das Messer eher in den Zeitraum um 1880 bis in die 20er Jahre de 20. Jh einordnen.
Danach wurde bei hochwertigen Taschenmessern vermehrt rostträger Stahl verwendet.
Die Vielzahl und Art der Werkzeuge und das hochwertige und teure Griffmaterial zeugen von einem hochwertigen Klappmesser.
Allerdings gab es in dieser Zeit viele gute Messermanufakturen in verschiedenen Ländern und der Stil war sehr ähnlich.
Aufgrund u.A. des Fehlens einer Herstellermarkierung würde ich England bzw. Sheffield erst einmal ausschließen.
Kämen immer noch Deutschland (z.B. Solingen, Tuttlingen oder Sachsen), Frankreich (vor allem Nogent) oder Tschechien (Nixdorf) in Frage.
Ein in Qualität und Stil ähnliches Messer der Fa. Dittert, wenn auch mit anderen Werkzeugen, ist im Post #202 in folgendem Thread über Taschenmesser der DDR abgebildet:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=12393&page=7

Gruß, Helge
 
"historisches Klapptaschenmesser"

:super:, Helge!

...
moeglicherweise ein Meisterstück Herstellungsdatum:~1850 (Anfrage Dorotheum Militaria Abteilung) ...
Wohl kaum ein (als Einzelstück gefertigtes) "Meisterstück", da es Abbildungen von vergleichbaren vielteiligen und in Serie gefertigten Taschenmessern in einschlägigen historischen Herstellerkatalogen gibt.
Auch nicht ~1850 sondern sicherlich erst nach 1900.


... Bin fuer alle Hinweise bezueglich der Herkunft, des Herstellers, der Zeit des Herstellung oder auch des Herstellugnsortes sehr dankbar ...
1. Böhmen
2. F. Frenzel
3. ca. 1900 ... 1940
4. Nixdorf

...
Funktion des ... Ohrenloeffels ...
Dazu hatten wir hier im Messerforum noch kürzlich einen thread mit dieser Abbildung aus einem Verkaufskatalog, der dem gleichen Zeitraum wie Dein Messer zuzuordnen ist:
Ohrlffel.jpg


Grüße cut

... übrigens: was ist ein "Klapptaschenmesser"? ... kennst du Tschenmesser, deren Klingen nicht einklappen?
 
hallo helge,

Na das ist mal ein Haufen Information. Vielen Danke dafuer!

Bezueglich der aehnlichkeit mit Dittert Messer das ulli im von
dir genanntem thread praesentiert muss ich gestehen das ich
abgesehen von der Aussenformform keine erkennen kann die
ueber die Aehnlichkeit xbeliebiger Taschenmesser zu einander
hinausgehen. Bin allerdings absolut kein Messerkenner und
lasse mich diesbezueglich gerne bekehren.

Ich folge mal der Faehrte nach Nixdorf.

kurz, buendig : Cut :)

Hab mir die archivierten Katalogbildchen auf http://www.nixdorf2.estranky.cz/fotoalbum/franz-frenzel/
angesehen.

Die aehnlichkeit vieler Werkzeuge auf meinem Messer zu
den Abgebildeten ist schon sehr eklatant.

Das Frenzelmesser mit der Nummer 352.10 wurde bereits von andrer
Seite auf mich zugetragen.

Die Feile konnte ich aber zum Beispiel nirgendwo finden,
ebenso wie den Uhrenschluessel mit wechselbit.

Der Ohrenloeffel :) ein Klassiker. Von einer Dosierhilfe fuer
Medikamente bis zu Schnupftabakloeffelchen hatte ich da
auch schon alles moegliche Ausgeschlossen bevor mir die
tatsaechliche Funktion erklaert wurde.

Der Taschenuhrschluessel war noch einwenig kniffliger :)


Taschenklappmesser sind natuerlich redundanter Unfug.

Bin morgen mit einem befreundetem hobbyfotografen verabredet
und werde, wenns stimmt, abends ein paar brauchbare Bilder einstellen.

lg
Radegi
 
... und werde, wenns stimmt, abends ein paar brauchbare Bilder einstellen.

lg
Radegi

@ Radegi,

es wäre sicherlich hilfreich, die einzelnen Werkzeugteile an deinem Messer auf den avisierten Fotos mit Beschriftungen (Beschreibungen) kennenzulernen, es sind ja mit "Taschenuhrschlüssel, Schnuersenkelhaken und Ohrenloeffel ", schon recht ungewöhnliche Funktionsteile vorhanden!
twins
 
Hallo,

Wie angekuendigt ein Paar "bessere Fotos". Twins Vorschlag folgend
auch eine Messeruebersichtskarte.

Bezueglich der Namensgebung der Werkzeuge bin ich offen fuer
Korreturen. Stichel, Mittlere Klinge und co. sind sicher nicht der
Weisheit letzter Schluss.

Falls jemand eine Idee zu den Kerben in der Mittlelangen Klinge
hat immer raus damit!

lg
Radegi


Uebersicht:
unfolded01lb.jpg


Feile:
feile.jpg


Korkenzieher:
korkenzieher.jpg


Saege:
saege.jpg


Kleine Klinge:
kleineklinge.jpg


Mittlere Klinge:
mittlereklinge.jpg


Grosse Klinge:
grosseklinge.jpg


Taschenuhrschluessel:
taschenuhrschluessel.jpg


Kleiner Stichel:
stichelk.jpg


Grosser Stichel:
stichelg.jpg


Schnuersenkelhaken:
schnuersenkelhaken.jpg


Schere:
schere.jpg


....

closedknife.jpg
 
Zur Namensgebung: Üblich sind heutzutage ja eher die Begriffe Ahle statt Stichel bzw. Dorn für das lange Exemplar. Ich denke, der lange Dorn ist zum Knotenlösen wie bei den Seglermessern. Bei Laguioles diente der lange Dorn zur Nothilfe (Aufstechen) bei Schafskoliken.
Die Klingen werden bei den Mehrteilern oft nach der Form benannt. Also hier wäre das "mittelspitz".
Nun hat dieses Messer aber schon eine mittelspitze Hauptklinge. Auch der Begriff Federmesser ist mir für diese Art kleiner mittelspitzer Klingen geläufig.
Die Kerben scheinen mir frühere Ausbrüche zu sein, und der Besitzer wollte vielleicht nicht so viel Material abschleifen, um sie zu begradigen. So hat er sie nur geschärft. Ähnliches habe ich aus genau demselben Grund auch schon gemacht.
Wenn sie zum Kabelabisolieren gedacht wären, sollten sie eher hinten am Klingenfuß sein (und wären vermutlich ein Anachronismus).
Zu dem Haken kam mir zuallererst der bei Jagdklappmessern oft vorhandene Ausziehhaken für Flugwild in den Sinn.
Tolles altes Messer übrigens!

edit: Der begriff Taschenklappmesser ist zwar unüblich, aber verkehrt ist er nicht. Es gibt schließlich feststehende Taschenmesser, angefangen vom bayrischen Nicker bis hin zu vielen modernen City knifes oder Pocket fixblades in handlicher Größe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die große Taschenmesser-Klinge hieß in der Solinger Tradition "Kniep", aber da es sich wahrscheinlich um kein Solinger Messer handelt ist "große Klinge" auch gut.

Die Schlichtfeile ist schlicht (Achtung Wortspiel ; ) eine abgebrochene Nagelfeile, wie an der schiefen Bruchkante und dem ungenutzten Auflage-Bereich auf dem Taschenmesserrücken deutlich wird.

Die "kleine Klinge" scheint in die Kategorie Rosenklinge zu fallen, die hier diskutiert wurde: http://www.messerforum.net/showthread.php?t=102208

Die "mittlere Klinge" würde ich auch als Federmesser bezeichnen, da sich dies für die kleinen Taschenmesser-Klingen mal eingebürgert hatte (aufgrund der früheren Funktion der kleinen Klinge zum Beschneiden der Schreibfedern).

Der "kleine Stichel" scheint mir nach einer schärfbaren Klinge auszusehen, auch wenn die Form bzw. der Querschnitt eher ungewöhnlich sind.

Beim "langen Stichel" handelt es sich m. E. um einen Pfeifenreiniger. Das Pfeifenrauchen war damals sehr verbreitet, und die Funktion passt zu einem Gentlemen Multitool bzw. vielseitigem Herrenmesser eher (wie auch Nagelfeile statt Schlichtfeile). Jedenfalls sieht man die schmalen runden "Stichel" an den alten "Rauchermessern".

Zum Thema "Meisterstück": Es war meines Wissens früher (in der guten alten Zeit;) nicht unüblich, dass einzelne selbständige Messerschmiedemeister auch außerhalb der bedeutenden Schneidwarenzentren wie Nixdorf oder Solingen solche vielteiligen Taschenmesser hergestellt haben.

Ein überlebendes Relikt ist wohl der Herr Kneissler mit seinen vielteiligen "Bauernmessern".

Von daher halte ich ein Meisterstück nicht für ausgeschlossen. Die Anlehung an Muster aus Nixdorf spricht meines Erachtens nicht dagegen, da auch damals niemand das Rad immer neu erfunden hat und es eine Orientierung an hergebrachten bzw. verbreiteten Mustern gab.
 
Hallo

porcupine:

Danke fuer die Ausfuehrungen. Ich kommentiere mal frei dahin...

Der kleine Stichel, nicht ganz einfach, Ahlen konnte ich einige finden, hier waere dann
Aufgrund der Ermangelung eines Loches eine Stechahle die passenden Bezeichnung waere da
nicht der Buckel der die Haelfte der Ahle Unbrauchbar macht. Kurzum ich glaube mittlerweile
nichtmehr das der kleine Stichel/die Stechahle eine solche ist.

Nach einwenig Bilderrecherche habe ich einige laengere Dorne gefunden. Der Seglermesserdorn
scheidet meiner Meinung nach Aufgrund der Materialstaerke und Form aus diese sind ueblicherweise
weniger Graziel angelegt. Als Werkzeug zur Pansennotoeffnung bei Koliken kann ich mir den
Dorn als Werkzeug gut vorstellen. Was ich mir allerdings nicht vorstellen kann ist das der
ehemalige Besitzer des Messers dies getan haette. (Feiner Herr Theorie)

Mittelspitze Hauptklinge und Federmesser gefaellt mir sehr gut!

Bezueglich der Kerben im Federmesser hast du vermutlich Recht, es faellt mir nur schwer
mir Vorzustellen das alle andren Klingen noch so gut erhalten sind und die eine so
demoliert. Das Federmesser muss wohl fuer ganz harte Faelle hergehalten haben waehrend
die Hauptklinge zum Butterbrotschmieren verwendet wurde :)

Nach einwenig Umsehen habe ich einige Haken an Jagdklappmessern gefunden. Diese sind aber
entweder laenger, was nichts heissen muss, oder geschaerft (Aufbrechhaken?). Hast du ein
beispiel fuer einen aehnlichen Haken an einem Jagdmesser bei der Hand?

> Tolles altes Messer übrigens!
Aufjedenfall! Und ein nettes Hobby mit sehr vielen Farcetten :)
Eine kleine Zeitmaschine mit integriertem Bildungsauftrag :)

Deutsch machts einem eben leicht :) Taschenklappmesserschalenmaterialeigenschaften

Ich moechte aber dennoch versuchen nicht so verschwenderisch mit Buchstaben umzugehen.
Stromsparen, Redundanz vermeiden! Bayrische Nicker kannte ich bisher nur vom sehen :)


torel:

Kniep ist mir dann doch zu kryptisch :) "Mittelspitze Hauptklinge" oder "Mittelspitze Grosse Klinge"
sind die Anvisierten Kandidaten fuer eine Neubeschriftung der Messeruebersichtskarte.

Die Feile eignet sich auch sehr gut zum Nagelfeilen. Wie die fehlende Spitze aussah
kann ich leider nur vermuten. Die Bruchstelle folgt im uebrigen genau der Riffelung
der Feile. Eine Nagelfeile sie ist. :)

der kleine Stichel...
Ich bin mittlerweile auch schon nicht mehr so ganz ueberzeugt davon das es sich hier um etwas zum
durchstechen handelt kennst du Beispiele von Taschenmessern mit Klingen zum selbstschaerfen?
(die also im Auslieferungszustand stumpf sind)

der lange Stichel...
Pfeifenreiniger kann sehr gut sein!


Die Wurzel des Designs wird wohl Nixdorf sein. Die Frenzel Messer sind dem hier einfach zu aehnlich.
Da bisher kein Bild eines Ursprungslokalisierten, identen Messers aufgetaucht ist wird
wohl ohne Kohlenstoffanalyse nichtmehr viel herauszufinden sein.

Bin jedenfalls sehr zufrieden mit der Verarbeitung, alles klickt und klackt.
Die Werkzeuge sind allesamt sehr "schwer" zu oeffen dafuer dann aber sehr gut Arretiert.

Wer auch immer dieses Messer gebaut hatte wusste was er tat. Wers dannach Benutzt hat hat sehr
gut darauf aufgepasst. Ich werde versuchen es noch ein paar Jahrzente zu verwenden und zusehen
das es Erhalten bleibt.


Falls jemand einen Rat fuer das Flicken der Griffschale hat bin ich sehr Dankbar. Meine herangehensweise
diesbezueglich waere einwenig Epoxy, schleifpapier und klarlack.


Gruesse
Radegi
 
Nun will ich mich auch mal einmischen. Von der Form her auf Frenix zu schliessen, halte ich für zu einfach gedacht. Hier mal ein Messer von Dittert&Co in Neustadt in Sachsen, das ebenso für Ähnlichkeit herhalten kann.

Messer dieser Art wurden also nicht nur bei Frenzel hergestellt.

Was Du als Aufbrechhaken bezeichnest, ist nach meiner Meinung ein Entenhaken. Der dient zum Rausziehen der Gedärme und darf keinesfalls geschärft sein. Dann kannst Du das Federvieh nämlich wegschmeissen.Was sollte man mit so einem kleinen Haken den aufbrechen?Ich habe ein Jagdmesser mit Aufbrechhaken, der ist wesentlich größer.
Gruß Ingo
 
… abgebrochene Nagelfeile …
… Rosenklinge …
… Federmesser …
… Pfeifenreiniger.
:super:, torel!

Schnuersenkelhaken

Eindeutig KEIN „Ausziehhaken für Flugwild“oder „Entenhaken“,
die übliche Bezeichnung ist „Knopfhaken“ (englisch „button hook“).

KnopfhakenklingeJ.jpg


Grüße
cut

P.S.
… Der begriff Taschenklappmesser ist zwar unüblich, aber verkehrt ist er nicht. Es gibt schließlich feststehende Taschenmesser, angefangen vom bayrischen Nicker bis hin zu vielen modernen City knifes oder Pocket fixblades in handlicher Größe.

Einen „bayerischen Nicker“ als „feststehendes Taschenmesser“ zu bezeichnen ist sicherlich möglich, passt aber keinesfalls in irgendeine bisher übliche Terminologie, nach der Taschenmesser im Gegensatz zu einem feststehenden Messer mit klappbarer/klappbaren Klinge/n ausgestattet ist.
 
Ihr habt sicher recht: Flugwildhaken sind üblicherweise viel länger und gehören nicht an ein Gentleman knife :p Welche Art Knöpfe hat man damit wohl ins Knopfloch gezogen?
Markspieker hat es vermutlich auch nicht an einem Herrenmesser :rolleyes:
Die kleine "Ahle" ist keine, weil sie so nicht funktionieren kann.(ich habs nur erwähnt, weil heutzutage die Dinger zum Stechen meist so bezeichnet werden) Könnte es sich um ein Hilfsmittel zum Auskratzen einer Tabakpfeife handeln? (Das braucht der Gentleman doch wohl :ahaa:)
Und ja, der Begriff Taschenmesser beinhaltet i.d.R. klappbar und nicht feststehend.
 
hallo,

Dann lege ich mal los :)

ingoweimar: Die Aehnlichkeit ist auch nicht zu uebersehen.
Nungut, bleibt der Ursprung des Designs ebenso ein Raetsel
wie der Ursprung des Messers selbst.

Ich bleibe aber dabei das es ein Schnuersenkelhaken ist
weil ich keinen haken auf jagdmessern finden konnte der
dem hier auch nur aehnelt.


cut: Mein Haken hat eine Spitze. Diese stelle ich mir einwenig
unpraktisch beim Knopfeinfaedeln vor. Die Knopfhaken die
ich finden konnte sind laenger, meist abgerudet, und nie spitz.
lasse mich aber gerne vom gegenteil Ueberzeugen.

UPDATE: Frenzel 1021 S hat einen "ziemlich Identen" Haken.


Porcupine: Im Zweifelsfall muss also der Tobak zur Rettung eilen :)
Kann ich mir auch gut vorstellen. Der Dorn fuer die Tieferen Gefilde
und die "falsche Ahle" zum Pfeifenkopfauskratzen. Nur... Wo ist der
Stopfer geblieben? :)

Radegi
 
Zuletzt bearbeitet:
ingoweimar: Die Aehnlichkeit ist auch nicht zu uebersehen.
Nungut, bleibt der Ursprung des Designs ebenso ein Raetsel
wie der Ursprung des Messers selbst.

Der Ursprung dürfte tatsächlich schwer zu ermitteln sein. Das Grundmuster wurde in verschiedenen Varianten in Sheffield, Nogent (Frankreich), Solingen, Nixdorf usw. gefertigt.

Hier drei Beispiele von Friedrich Herder, solingen:

9710510eig.jpg


Die "technische" Grundlage, die gespaltene Feder, soll vom Sheffielder James Crawshaw in den 1820er Jahren entwickelt worden sein.

Die (an einem Ende) gespaltene Feder ist eine mögliche Methode, auf einer Feder drei Klingen "laufen" zu lassen.

9710614wyz.jpg


Ist die Feder an beiden Enden gespalten, können vier Klingen auf einer Feder laufen.

Die Form des Griffes mit der zur Hauptklinge hin zulaufenden Verjüngung ist eine der zahlreichen Standardformen bei traditionellen Taschenmessern, in der englischsprachigen Messerwelt auch "Sleeveboard" genannt wegen der Ähnlichkeit zum Bügelbrett für Hemdärmel.
 
Der Ursprung dürfte tatsächlich schwer zu ermitteln sein. Das Grundmuster wurde in verschiedenen Varianten in Sheffield, Nogent (Frankreich), Solingen, Nixdorf usw. gefertigt.

Hier drei Beispiele von Friedrich Herder, solingen: ....

Ich stimme zu, dass der Ursprung eines Messers schwierig zu ermitteln ist, wenn keinerlei Markierungen auf dem Messer vorzufinden sind.

Allerdings zeigen mehrere Besonderheiten des von Radegi vorgestellten Messers frappierende Übereinstimmungen mit historischen Abbildungen in Fabrikkatalogen von F. Frenzel und eben nichtbei anderen Messerherstellern. Neben Griffform und Vielteiligkeit z.B. auch die Ausführung des Knopfhaken

… UPDATE: Frenzel 1021 S hat einen "ziemlich Identen" Haken. ...
Radegi
.

Ungewöhnlich ist ebenfalls an dem von Radegi vorgestellten Messer die Positionierung des Korkenziehers die -abweichend zum üblichen Anschlag mittig am Griffrücken- am Griffende angeschlagen ist, dort findet sie sich mehrfach bei vielteiligen Frenzel Messern.

Aber insbesondere das Vorhandensein und die identische Positionierung des ungewöhnlichen Funktionsteils mit „erhöhtem Nagelhieb“ zum Aufklappen an mehreren ähnlichen Frenzel-Messern sind weitere Indizien, die in Richtung Frenzel führen:

FFrenzelungewhnlichesFunktionsteil.jpg


Grüße
cut
 
Zuletzt bearbeitet:
Bestimmung eines historischen Taschenmessers

......Flugwildhaken sind üblicherweise viel länger und gehören nicht an ein Gentleman's knife.... Welche Art Knöpfe hat man damit wohl ins Knopfloch gezogen?.....Die kleine "Ahle" ist keine, weil sie so nicht funktionieren kann....... Könnte es sich um ein Hilfsmittel zum Auskratzen einer Tabakpfeife handeln?.....
Ausziehhaken sind länger und nie spitz, sondern haben oft eine kleine Kugel statt einer Sptze, damit der Darm nicht zerrissen wird, sondern intakt ausgezogen werden kann.

Die Knopfhaken wurden am Anfang des Jahrhunderts bis in die 30er Jahre noch häufig gebraucht, um Knöpfgamaschen zu öffnen und zu schließen. Das war noch vor der Erfindung des Reißverschlusses!

Ein Standardkombiwerkzeug für den Pfeiferaucher enthielt früher den Stopfer, einen langen Löffel zum Auskratzen des Pfeifenkopfes und eine Art dünner Ahle (oft nicht einmal konisch), um das Pfeifenrohr nach Entfernung des Mundstücks zu reinigen. Das hier auch anzunehmen, liegt nahe.

Gruß

sanjuro
 
@cut
Ungewöhnlich ist ebenfalls an dem von Radegi vorgestellten Messer die Positionierung des Korkenziehers die -abweichend zum üblichen Anschlag mittig am Griffrücken- am Griffende angeschlagen ist, dort findet sie sich mehrfach bei vielteiligen Frenzel Messern.

Hallo cut,

die von Dir angesprochenen Merkmale gibt es nicht nur bei Franz Frenzel.
Was den Korkenzieher angeht, diese Anordnung gibt es auch bei Taschenmessern aus Sheffield.
Ich möchte diesbezüglich auf das Buch

Sheffield Exhibition Knives

herausgegeben 1999 bei

Old World Publishing

verweisen.
Unter Anderem ist im Inneneinband eine Messer aus einem Katalog von Joseph Rodgers, Musternummer P. 477 mit dieser Anordnung des Korkenziehers abgebildet.
Weiterhin sind noch zwei Messer auf Seite 147, hergestellt von George Wostenholm, ebenfalls mit am Griffende angeschlagenem Korkenzieher abgebildet.
Daher möchte ich Deine so eindeutige Zuordnung wieder relativieren.
Eventuell kann man auch bei entsprechender Suche einen ähnlichen Klopfhaken bei anderen Herstellern als bei Franz Frenzel finden.

Gruß, Helge
 
Hallo,

Dann fasse ich mal wieder kurz Zusammen.

Der Haken (Knopfhaken/Gamaschenhaken/Stiefelhaken)

Ist wohl ein solcher auch wenn ich beim Testen mit
Hemd und Hosenknoefen immer wieder mit der Spitze an
der Knopflochnaht haengen blieb.

Fuer Moderne Knoepfe und Knopfloecher ist dieses
Werkzeug eher ungeignet.


Die falsche (kurze) Ahle

Habe ich bisher in Dieser Form nur bei Frenzel gesehen.
Frenzel 316.6 und 317.7 sind nahezu Ident Aufgebaut.

Bezueglich der Funktionalitaet moechte ich eine neue
Moeglichkeit zur Diskussion stellen.

Es handelt sich hier womoeglich um einen einfachen Briefoeffner.


Der Korkenzieher

Hier Gibt es abgesehen von der Anzahl der Windungen
und der Anschlagposition auch noch die Form des
Korkenziehers selbst die einen Hinweis geben kann.
In diesem Fall Schraube ohne Seele mit 4 1/2 Windungen.

Dies alles Zusammengenommen deutet auf einen
Parfum bzw. Medizinflaschenkorkenzieher hin.


Radegi
 
Also das Spezielle an diesem Messer finde ich den aufdrehbaren Uhrenschlüssel. Offenbar gab es mal mehrere Aufsätze, oder weshalb sollte man sonst dieses Gewinde haben? Ansonsten scheint es für mich ein "normales" altes Multifunktionstaschenmesser zu sein, leider in etwas lädiertem Zustand und ohne Herstellerangabe. Dass der Korkenzieher am Ende angebracht ist, scheint für mich nicht aussergewöhnlich, obwohl es eher die Ausnahme ist.
 
Zurück