Wenn‘s denn doch ernst gemein ist..
Stahlqualitäten. Ausgangsmaterial und Wärmebehandlung.
Einer der Gründe, weshalb meine Ritterrunde aus etablierten Firmen mit Reputation besteht - es ist eine Vertrauenfrage.
Es gibt keine 100% Gewährleistung für Qualität, das ist auch klar. Probleme gibt es immer wieder mal, selbst extrem stahlaffine Hersteller wie Spyderco kommen da, zwar sehr selten, aber doch auch in Verlegenheit. Bleibt aber bei solchen Firmen nicht unentdeckt und wird korrigiert.
Hingegen, was juckt es den chinesischen Vertreiber, wenn die Einmalcharge Kochmesser für 28 Euro beim Endkunden nur 57 statt 61 HRC hat? Eben.
Bei den einfacheren und günstigeren Stählen auch noch die optimierte Wärmebehandlung zu untersuchen, wäre mir zuviel der Anstrengung. Von den Etablierten weiß man, wessen Handhabung auch hier zuverlässig funktioniert und wo man bei Bedarf reklamieren kann - bei allen anderen eben nicht.
Ich persönlich habe ehrlich gesagt auch wenig Mitleid mit den Schnäppchenjägern, die über den Wundertüteneffekt erstaunt sind.
Händlerfrage?
Da hilft es, nicht bei dem ominösen Händler zu kaufen, der mit Preisen wirbt, die zu schön sind um wahr zu sein oder der im Schatten der längsten Mauer haust.
Ich komme sicherlich auf deutlich über 300 Messer in den letzten 12 Jahren, viele, wenngleich nicht alle, von gut einem Dutzend verschiedener Händlern. Gab nicht ein einziges Mal ein Problem - wenn mir der Liefertermin zu lange dauerte und ich mein Geld zurück wollte. Die haben auch alle paypal - musste ich nie bemühen, wäre aber damit auch kein Thema.
Yup. Die ominösen von Oben kaufen gerne auch mal B-Chargen, gesammelte Restbestände etc. in überschaubarer Anzahl an und verticken die ganz normal ohne Hinweis. Dann bekommt man eben B-Ware geliefert, weil eben doch zu schön um wahr zu sein oder man rennt seinem Geld hinterher - nicht jeder Kunde macht tatsächlich Stress oder kommt mit dem Rad an besagter Mauer vorbei. Kann man ausreizen.
Und ja, es gibt auch hier schwierige Kandidaten. Lernt man im MF alles kennen.
Ich bin jetzt doch schon recht lange dabei. Es gibt freaks, die deklarieren schmerzfrei ein Gebrauchtmesser aus zwölfter Hand als neuwertig - wenn aus der Klinge oder dem Griff keine ganzen Stücke fehlen.
Andere untersuchen Neuware mit der Lupe und bekommen einen Heulkrampf, wenn die Lasermessung die Klinge 0,01 offcenter sieht oder mit der Nase dran durch die Lupe einen Mikrokratzer auf dem Pivot entdeckt wird.
Der Rest bleibt statistisch gesehen im bauchigen Normalbereich der Gaußschen Glockenkurve und passt die Erwartungshaltung Qualität unabhängig beschönender Beschreibung an den Preis an. Neu wie Gebraucht.
Und nein. Für gut 100 Euro sollte man generell abseits vom milionenfachen Vic nicht zuviel erwarten - auch wenn das im Einzelfall schon mal das Taschengeld einiger Wochen ist.
Es gibt diese seltenen Trüffeln, die das Preis-/Leistungs-/Vergnügungsverhältnis immer wieder mal auf den Kopf stellen - das MF ist dank einiger erfahrener wie rühriger Trüffelnasen ein sehr guter Ort diese zu entdecken.
Ende Grundlagenkurs Messerhobby.
Euch allen ein sonniges Wochenende
pebe