güNef
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Servus,
ab und an schreib ich hier noch über Messer die mich besonders und nachhaltig beeindruckt haben. Sei es das Messer selbst oder das dahinterstehende Konzept.
Dieses Bericht handelt von einem besonderen Gyuto das es aus meiner Sicht mehr als verdient hat, einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt zu werden, weil es optisch mit einem ungewöhnlich rauen und harten industriellen Look daherkommt und als funktionelles Feature einen doppelt eingeschliffener S-Grind mit Pfeilspitze hat, der das Messer mit einer geometrischen Qualität ausstattet, dass ein konventionelles Serienmesser nicht bieten kann.
Bei diesem Messer geht es um die max. Reduktion auf Funktion und Gebrauchstüchtigkeit. Radikal reduzierter Aufwand in der Herstellung zugunsten eines wirklich attraktiven Einstiegspreises in das Kamonsche Portfolio. Da gibt's kein High-End-Finish und keine edle Anmutung. Da gibt's kein Schmieden und keine getaperte Klinge, keine exotischen Griffmaterialien und keine Monturen.
Hier einige Customs von Kamon:
SANTOKU CLEAVER
Ein großes Gyuto als Einzelanfertigung mit gebläuten Titanmonturen und Ebenholzgriff:
Was dieses Konzept aber so besonders reizvoll macht ist eben genau diese harte Kalkulation. Es gibt diese Kleinserie zu einem Preis von unter 300,- Euro. Wer ein bissl Ahnung von guten Kochmessern hat, weiß das dieser Preis für ein 250er Gyuto aus 1.2067 mit Doppel-S-Grind eine preisliche Schallmauer knackt. Ort der Herstellung ist eine gewerbliche Schmiede im malerischen Weinviertel/Österreich und nicht Fernost.
Da Kamon-Knives sein täglich Brot mit Kochmesserherstellung verdient und seine Messer daher nicht verschenken kann, hat sich der Ein-Mann-Betrieb eine ausgeklügelte Prozessoptimierung ausgedacht, dass Projekt mehrfach durchgerechnet und kann jetzt ein Kochmesser der absoluten Spitzenklasse bezogen auf rein funktionelle Attribute anbieten.
Der Doppel-S-Grind wird Stockremoval mit eigens angefertigten Klammern reproduzierbar eingeschliffen, der Griff ist aus unverwüstlicher P.O.M. Stangenware und wird abgelängt und überschliffen. Schmieden, Monturen und exotische Griffmaterialien, wie bei seinen bereits international bekannten Einzelanfertigungen ist bei diesem Preis nicht drinnen, dass bleibt seinen Custom’s vorbehalten. Alle Arbeitsschritte sind straff optimiert.
Für eine Einzelperson ohne industriellen Standard so eine hohe Reproduktionsrate zu erreichen ist schon sensationell. Die Serienstreuung liegt pro Messer sicher bei unter 10% Unterscheidung. Die "optische" Gleichheit der schwarzen HK lässt sich mit seinen Mitteln nicht steuern und der aufgepfropfte Erl, der im Griff verklebt wird, hat leichte Toleranzen, was den kreisrunden Spalt betrifft, ist aber vergossen und somit funktionell über jeden Zweifel erhaben. Die Geometrie befriedigt selbst einen Dünnschlifffanatiker wie mich zu 100%. Das schneidet leicht und wiegt mit 230gr deutlich mehr als ein Japanlaser und deutlich weniger wie ein wuchtiges WH-Gyuto.
Die Schneide ist nagelgängig, ohne Millimeterhoch zu buckeln. Die Spitze ist wunderbar fein und der Taper beginnt erst kurz davor. Das Profil hat einen kurzen Flatspot und zieht zum Griff hoch, da knallt nix aufs Brett. Ich würde sagen ein großer Wurf ist da gelungen und wenn einem der harte, industrielle Look gefällt und vor allem die aggressive Formgebung, an dem Messer ist ja kein Gramm zu viel Fett dran, das ist ein professionell austrainierter Zehnkämpfer, dann führt um diesen Preis kaum ein Weg daran vorbei.
Ansonsten eine steife Klinge ohne Verzug, leicht flext nur die dünne Spitze, der Griff liegt durch das Rundmaterial und dem konischen Anschliff wohl in jeder Handgröße gleich gut, wie ein Besenstiel eben, dass greift sich wie selbstverständlich unauffällig. Der Rücken ist gerundet, bis zu der Stelle wo der Rücken dann zur Spitze hin abfällt, dann wird sie kantig was sie zum Abschaben tauglich macht.
Ich hatte das Vergnügen ihn in seiner Werkstatt besuchen zu dürfen um mir vor Ort ein Bild zu machen. Die aufgeräumte Schmiede und die Detaillösungen überraschen. Das hat nichts mehr mir dunklen verrußten Räumlichkeiten zu tun, sondern so baut man heute überragende Kochmesser. Hell, sauber, sicher, geräumig und prozessoptimiert.
Ben Kamon ist da sehr penibel und bemüht sich um einen hohen Standard. Alleine die Holzleiste mit der Griffaufnahme die er sich extra angefertigt hat, damit die Messer nicht lose am Tisch liegen und so nicht beschädigt werden, zeigt schon, mit wieviel Genauigkeit, Sauberkeit und Hirn dort gearbeitet wird.
Bei einem solchen Preis für das Gebotene darf man kein perfektes Finish erwarten, keine getaperte Klinge, die bei sperrigem Schnittgut im Schubschnitt nicht verklemmt und keine optischen Höhepunkte. Wer perfekt homogen getaperte Geometrien oder extrem dünne Laser gewohnt ist, wird den erhöhten Widerstand beim Schneiden ( z.B. ein großer knackiger Apfel ) bei Schnittgut das die Klingenhöhe erreicht oder übersteigt merken. Jemand dem dieser Vergleich fehlt, bekommt eine wuchtige Schnittgutfreisetzung, wenn er mit Schmackes und Schub arbeitet.
Der Käufer bekommt ein in mattschwarz gehaltenes Messer, mit allroundtauglichem Profil und Klingenlänge mit absolut reduziertem Finish und voll auf Funktion ausgelegt. Kehl und Rücken sind gerundet und ergonomisch über jeden Zweifel erhaben. Foot Release und gute Schneidfähigkeit ist Programm und Konzept zugleich.
Fazit:
Wer noch kein gutes Kochmesser hat, oder mal in die funktionelle Oberklasse einsteigen will und der mit der harten, fast räudigen Industrieoptik leben kann, oder dem das so wie mir voll taugt, findet hier ein herausragende Alternative und ein ungewöhnliches Konzept zu japanischen oder deutschen Serienmesser der Klasse ab 300,- Euro.
Die erste Charge von 27 Stück war in 6 Stunden ausverkauft, die Nächste ist in Planung und wenn sie fertig gestellt ist, gibt’s wie immer Info auf seinen bevorzugten Plattformen.
Gruß, güNef
ab und an schreib ich hier noch über Messer die mich besonders und nachhaltig beeindruckt haben. Sei es das Messer selbst oder das dahinterstehende Konzept.
Dieses Bericht handelt von einem besonderen Gyuto das es aus meiner Sicht mehr als verdient hat, einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt zu werden, weil es optisch mit einem ungewöhnlich rauen und harten industriellen Look daherkommt und als funktionelles Feature einen doppelt eingeschliffener S-Grind mit Pfeilspitze hat, der das Messer mit einer geometrischen Qualität ausstattet, dass ein konventionelles Serienmesser nicht bieten kann.
Bei diesem Messer geht es um die max. Reduktion auf Funktion und Gebrauchstüchtigkeit. Radikal reduzierter Aufwand in der Herstellung zugunsten eines wirklich attraktiven Einstiegspreises in das Kamonsche Portfolio. Da gibt's kein High-End-Finish und keine edle Anmutung. Da gibt's kein Schmieden und keine getaperte Klinge, keine exotischen Griffmaterialien und keine Monturen.
Hier einige Customs von Kamon:
SANTOKU CLEAVER
Ein großes Gyuto als Einzelanfertigung mit gebläuten Titanmonturen und Ebenholzgriff:
Was dieses Konzept aber so besonders reizvoll macht ist eben genau diese harte Kalkulation. Es gibt diese Kleinserie zu einem Preis von unter 300,- Euro. Wer ein bissl Ahnung von guten Kochmessern hat, weiß das dieser Preis für ein 250er Gyuto aus 1.2067 mit Doppel-S-Grind eine preisliche Schallmauer knackt. Ort der Herstellung ist eine gewerbliche Schmiede im malerischen Weinviertel/Österreich und nicht Fernost.
Da Kamon-Knives sein täglich Brot mit Kochmesserherstellung verdient und seine Messer daher nicht verschenken kann, hat sich der Ein-Mann-Betrieb eine ausgeklügelte Prozessoptimierung ausgedacht, dass Projekt mehrfach durchgerechnet und kann jetzt ein Kochmesser der absoluten Spitzenklasse bezogen auf rein funktionelle Attribute anbieten.
Der Doppel-S-Grind wird Stockremoval mit eigens angefertigten Klammern reproduzierbar eingeschliffen, der Griff ist aus unverwüstlicher P.O.M. Stangenware und wird abgelängt und überschliffen. Schmieden, Monturen und exotische Griffmaterialien, wie bei seinen bereits international bekannten Einzelanfertigungen ist bei diesem Preis nicht drinnen, dass bleibt seinen Custom’s vorbehalten. Alle Arbeitsschritte sind straff optimiert.
Für eine Einzelperson ohne industriellen Standard so eine hohe Reproduktionsrate zu erreichen ist schon sensationell. Die Serienstreuung liegt pro Messer sicher bei unter 10% Unterscheidung. Die "optische" Gleichheit der schwarzen HK lässt sich mit seinen Mitteln nicht steuern und der aufgepfropfte Erl, der im Griff verklebt wird, hat leichte Toleranzen, was den kreisrunden Spalt betrifft, ist aber vergossen und somit funktionell über jeden Zweifel erhaben. Die Geometrie befriedigt selbst einen Dünnschlifffanatiker wie mich zu 100%. Das schneidet leicht und wiegt mit 230gr deutlich mehr als ein Japanlaser und deutlich weniger wie ein wuchtiges WH-Gyuto.
Die Schneide ist nagelgängig, ohne Millimeterhoch zu buckeln. Die Spitze ist wunderbar fein und der Taper beginnt erst kurz davor. Das Profil hat einen kurzen Flatspot und zieht zum Griff hoch, da knallt nix aufs Brett. Ich würde sagen ein großer Wurf ist da gelungen und wenn einem der harte, industrielle Look gefällt und vor allem die aggressive Formgebung, an dem Messer ist ja kein Gramm zu viel Fett dran, das ist ein professionell austrainierter Zehnkämpfer, dann führt um diesen Preis kaum ein Weg daran vorbei.
Ansonsten eine steife Klinge ohne Verzug, leicht flext nur die dünne Spitze, der Griff liegt durch das Rundmaterial und dem konischen Anschliff wohl in jeder Handgröße gleich gut, wie ein Besenstiel eben, dass greift sich wie selbstverständlich unauffällig. Der Rücken ist gerundet, bis zu der Stelle wo der Rücken dann zur Spitze hin abfällt, dann wird sie kantig was sie zum Abschaben tauglich macht.
Ich hatte das Vergnügen ihn in seiner Werkstatt besuchen zu dürfen um mir vor Ort ein Bild zu machen. Die aufgeräumte Schmiede und die Detaillösungen überraschen. Das hat nichts mehr mir dunklen verrußten Räumlichkeiten zu tun, sondern so baut man heute überragende Kochmesser. Hell, sauber, sicher, geräumig und prozessoptimiert.
Ben Kamon ist da sehr penibel und bemüht sich um einen hohen Standard. Alleine die Holzleiste mit der Griffaufnahme die er sich extra angefertigt hat, damit die Messer nicht lose am Tisch liegen und so nicht beschädigt werden, zeigt schon, mit wieviel Genauigkeit, Sauberkeit und Hirn dort gearbeitet wird.
Bei einem solchen Preis für das Gebotene darf man kein perfektes Finish erwarten, keine getaperte Klinge, die bei sperrigem Schnittgut im Schubschnitt nicht verklemmt und keine optischen Höhepunkte. Wer perfekt homogen getaperte Geometrien oder extrem dünne Laser gewohnt ist, wird den erhöhten Widerstand beim Schneiden ( z.B. ein großer knackiger Apfel ) bei Schnittgut das die Klingenhöhe erreicht oder übersteigt merken. Jemand dem dieser Vergleich fehlt, bekommt eine wuchtige Schnittgutfreisetzung, wenn er mit Schmackes und Schub arbeitet.
Der Käufer bekommt ein in mattschwarz gehaltenes Messer, mit allroundtauglichem Profil und Klingenlänge mit absolut reduziertem Finish und voll auf Funktion ausgelegt. Kehl und Rücken sind gerundet und ergonomisch über jeden Zweifel erhaben. Foot Release und gute Schneidfähigkeit ist Programm und Konzept zugleich.
Fazit:
Wer noch kein gutes Kochmesser hat, oder mal in die funktionelle Oberklasse einsteigen will und der mit der harten, fast räudigen Industrieoptik leben kann, oder dem das so wie mir voll taugt, findet hier ein herausragende Alternative und ein ungewöhnliches Konzept zu japanischen oder deutschen Serienmesser der Klasse ab 300,- Euro.
Die erste Charge von 27 Stück war in 6 Stunden ausverkauft, die Nächste ist in Planung und wenn sie fertig gestellt ist, gibt’s wie immer Info auf seinen bevorzugten Plattformen.
Gruß, güNef