Böker Plus SOB Kurz-Review

Tom61

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So, nun mein erster eigener Versuch eines kleinen Reviews (nachdem mir hier schon so viele andere als Leser bei meinen Entscheidungen geholfen haben!). Gegenstand ist das Böker Plus SOB, über das es mWn noch sehr wenig hier gibt. Eigentlich schade, denn das Messer ist..... aber lest selbst!

Im Sommerurlaub hatte ich die Chance, einen seit längerem gehegten Wunsch in die Praxis umzusetzen. Im Rahmen eines Kurzurlaubs habe ich den Böker Messershop in Solingen besucht.
Endlich gabs die Möglichkeit, all die Messer, die ich im Katalog angeschaut hatte, einmal richtig in die Hand zu nehmen. Das befriedigt nicht nur den Spieltrieb sondern ich habe auch bemerkt, dass ich mir von vielen Messern (trotz ausführlicher Längen und Gewichtsangaben) ein falsches Bild gemacht hatte. Das "Anfassen" hat da vieles zurecht gerückt (in die eine, wie in die andere Richtung).

Das SOB hatte ich schon länger als "kleines" Fixed zum täglichen Tragen im Auge. Die hauseigene Konkurrenz war für mich das Böker Amico, das zumindest in der Länge mit dem SOB vergleichbar ist. Beide Messer habe ich im Messershop ausführlichst befingert. Die Entscheidung für das SOB war dann eine erstaunlich klare Sache.
Das Amico ist ein tolles Messer, es liegt mir jedoch aufgrund seiner sehr schmalen Bauweise nicht gut in der Hand. Ich hatte immer das Gefühl, dass beim festeren Zupacken etwas fehlt, bzw der Griff in der Hand drückt.
Das SOB ist da ganz anders. Obwohl es in der Grifflänge nahezu identisch ist, liegt es mir aufgrund der dickeren Griffschalen sehr viel besser in der Hand. Also fiel die Kaufentscheidung zugunsten des SOB.

Nun trage ich das Messer seit ca 4 Wochen in meiner EDC Rotation. Ich habe einen Beltloop montiert und trage das SOB bevorzugt schräg hinten (zwischen 4 und 5 Uhr). Dort trägt es nicht auf und stört mich auch beim Sitzen oder Autofahren nicht. Wenns doch mal kneift, ist es leicht in eine andere Position geschoben und schon is gut.

Die leicht abgewinkelte Klinge war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Irgendwie habe ich unbewußt immer versucht, das Messer so zu halten, das die Klinge gerade erscheint - was natürlich nur mit einer verkrampften Handhaltung geht. Das hat sich aber mittlerweile gelegt, und ich nutze das SOB in seiner "vorgesehenen" Form.
Für ziehende Schnitte (etwa beim Karton zerlegen) ist die Klingenform wirklich super. Aber auch in der Küche oder als Frühstücksmesser schlägt sich das SOB aufgrund der breiten Klinge gut. Erst wenn die obere Hälfte der Klinge zum Schnittgut durchdringt, setzt eine leichte Spaltwirkung ein. Die ist aber zu vernachlässigen.
Die Gebrauchsschärfe hält der Stahl sehr gut und ist mit wenigen Strichen übers Leder auch wieder bissig. Die Beschichtung ist ordentlich, zeigt mittlerweile einige Spuren (vermutlich von der Kydex). Ansonsten fiel mir auf, dass sie gerne Farbe aufnimmt. Beim Schneiden durch bedruckte Pappe hatte ich auf einmal rote und blaue Streifen auf der Klinge, die sich aber selbstverständlich ohne Probleme abwischen ließen. Ist mir trotzdem bei keiner anderen Klingenbeschichtung bislang so ergangen.

Die Griffschalen aus grünem Micarta gefallen mir auch sehr gut. Zwischenzeitlich sind sie durch den Gebrauch etwas nachgedunkelt. Wie auf den Bilder hoffentlich zu erkennen ist, sind die Schalen mit einem minimalen Versatz montiert. Sie schließen also nicht ganz bündig mit dem Stahl ab. Da dies rundherum der Fall ist, gehe ich von einem gewollten Designmerkmal aus. Beim ersten Exemplar, das ich ausgesucht hatte, waren die Schalen leicht asymetrisch verschliffen, was ich blöderweise erst in der Ferienwohnung bemerkt habe. Aber das war ein schöner Grund für einen zweiten Besuch im Messershop und beim jetzigen Exemplar ist alles paletti.

Die Kydexscheide passt auch gut. Das Messer hält absolut fest und sicher und ist unter geringen Kraftaufwand zu ziehen.
Im Katalog und auch im Internet steht, das Messer würde mit einem Beltloop ausgeliefert. Das trifft nicht zu. Stattdessen liegt ein (großer) Teclok bei.

Mein Fazit: Ein für diesen Preis hervorragendes kleines, stabiles Fixed. Es liegt kräftig genug in der Hand (zum Einschätzen: ich habe Handschuhgröße 8,5) um auch mal für Gröberes gebraucht zu werden. Gleichzeitig sind auch feinere Arbeiten jederzeit möglich. Das ganze noch dazu mit einem außergewöhnlichen Design, so dass das Auge sich auch dran freuen darf.

Für die Spezifikationen gibt es bei Böker alles zum Nachlesen:
http://www.boker.de/fahrtenmesser/boeker-plus/outdoormesser/02BO400.html

Der große Fotograf bin ich nicht, hoffe trotzdem, dass die Bilder ein bißchen was rüberbringen.
 

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Schönes Review, danke.

Nur zwei kleine Korrekturen/Ergänzungen:

Die Schalen sind nicht mit "Versatz" montiert, sondern rundum etwas zurückgezogen vom Erl, was einerseits eine Designvorgabe von Jim Burke ist, und andererseits das Messer etwas schlanker macht.

Und die Klinge ist nicht beschichtet, sondern fein gestrahlt.
Daß Kydex (oder auch bestimmtes Schnittgut) darin Spuren hinterlassen können, ist normal.
 
Ahoi Tom,
gelungene Review-Premiere:super:
Danke für die Mühe, über dieses Messer wollte ich schon immer mehr wissen.
LG aus Berlin, der Hauptstadt des Dauerregens-seufz Excalibur
 
Wow.... das ging ja schnell mit den Antworten. Danke für die schönen Rückmeldungen. Macht mir Mut, dass es nicht das letzte Review meinerseits gewesen sein muss.

Das Messer ist auf jeden Fall einen Passaround wert. Vielleicht wirds so aus seinem Dornröschenschlaf geweckt ;).

@beagleboy: Danke für Deine Korrekturen. Ich konnte das mit den Schalen nicht besser beschreiben (zugegeben: "Versatz" klingt irgendwie nach Fehler, und das soll nicht sein!).
Die Kratzer auf der gestrahlten (!) Klinge sind in meinen Augen bei einem User kein Makel. Das gehört dazu. Wen das stört, der brauch halt ein anderes Klingenfinish.
 
So wie ich das sehe Hohlschliff. Sicher bin ich mir aber nicht. Das kann Beagleboy sicherlich abschließend klären.
 
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