Ich habe 2 davon, eins seit 22 Jahren (mit Hirschornschalen) und eins mit den schwarzen Nylonschalen, etwa 10 Jahre. Das schwarze ist mein edc. Ich finde, es ist ein besonderes Messerchen, und zwar weil es gegenüber einem Schweizer Messer viel mehr "Seele" hat. Es strahlt ein Gefühl von Werkbank aus und nicht von vollautomatischer Fertigungsstrasse. Auf Grund der vielen kleinen Unregelmäßigkeiten wirkt es individuell und nicht beliebig.
Freilich benutze ich auch Schweizer Messer in verschiedenster Bestückung. Aber die sind für mich immer irgendwie austauschbar. Keine Persönlichkeit.
Das Böker ist etwas schwerer als ein vergleichbares Victorinox. Es hat keinen Kreuzschlitzschraubendreher - schade, gab's schon mal! - und die Ahle habe ich bei meinen beiden vorn etwas angespitzt. Die kurze Klinge des Dosenöffners habe ich scharf gefeilt, das läßt sich prima zum Auftrennen von Nähten oder gefahrlosen Öffnen von Paketen nutzen. Dosen öffenen kommt bei mir so gut wie nie außerhalb der Küche vor.
Erlaubt mir noch ein paar Sätze zum Stahl: Ich war irgendwann auch mal der Meinung, die viele haben, daß 4034 ein "schlechter" Stahl sei. Das ist jedoch m.M.n. Quatsch. 4034 ist ein weit verbreiteter Stahl und preiswert. Soweit ok. Aber für solche Art Messer ist er ideal, denn sie werden ja meist unterwegs und für alles Mögliche benutzt, nicht nur zum Äpfel schälen, sondern auch zum Eis- oder Farbe abkratzen, Hebeln, Draht kappen oder so. Jedenfalls bei mir. Da ist es erste Priorität, daß eine Klinge keine Klingenausbrüche kriegt oder zur Gänze abbricht, wenn sie mißbraucht wird. Lieber verbogen oder stumpf, das läßt sich richten. Und man soll sie schnell nachschärfen können. Und sie wird oft z.B. nach dem Apfelschneiden nicht gleich abgewaschen und getrocknet. Also sollte alles rostfrei sein. Ob es nun 1.4034 oder 1.4110 oder 12C27 ist, wäre mir egal, die haben für den Normalbenutzer ähnliche Eigenschaften. Victorinox nimmt 1.4110, soweit mir bekannt.
Alles in allem ist das Böker nicht besser als ein Schweizer Messer, aber ... siehe oben. Ich liebe es.
Diese Art Messer bekommt nach und nach eine Gebrauchspatina, indem das Messing und Neusilber anläuft und in der Hosentasche wieder poliert wird, die Federn ein paar Rostflecken bekommen, die dann wieder mit einem ölgetränkten Wattestäbchen entfernt werden, und Kratzer auf Neusilberbacken sind irgendwie anders als in Plasteschalen. (Um das zu mögen, muß man vielleicht erst ein gewisses Alter haben, vermute ich mal)
@ thehunt: Du mußt die Klinge kopfüber von oben in den Deckel stoßen und dann den Haken auf dem Rand ansetzen. Dann wird das Blech nach oben hebelnd aufgeschnitten.
Noch ein Bild von meinem Schwarzen: