Boll Bad Bone - Ein subtiler Backenknochen

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.....huuuu, duenn.....jetzt hat sie 0,14mm und nimmt den Bambus.....


Moin,

im Sommer 2018 - nach meiner OP - war ich auf der Suche nach einem Freudenspender. Und geriet an ein Bild eines Boll-Klappers mit einem Griffmaterial, das mich spontan ansprach: Ahorn. Das helle Holz stellte einen schönen Kontrast dar zu dem dunklen Padouk, Ceylon-Eisenholz oder Wüsteneisenholz meiner bisherigen Messer von Daniel. Ich habe Kontakt aufgenommen und meinen Wunsch mit dem an einen bestimmten Stahl verknüpft: Niedrig legierten Wolframstahl 1.2552.

Neben 1.2516 gehört er mittlerweile zu meinen ausgesprochenen Favoriten. Beide lassen sich auf das Allerfeinste ausschleifen, der 1.2552 ist der zähere von beiden. Das Drama - Daniel hatte derzeit keinen zur Verfügung. Und bemühte sich um eine Alternative, die er nach einiger Zeit in Gestalt einer Saarstahl-Sonderlegierung bei einem Kollegen auftreiben konnte. Es stellte sich jedoch heraus, daß es sich um einen Damast handelte. Und ich wollte Monostahl.

Die Zeit verging und ich stieß derweil beim Mäandern durch die Foren auf einen anderen Boll-Klapper mit Eisenbacken und Griffschalen aus Knochen. Und war ihm spontan verfallen! Also alles auf Anfang und wieder von vorn. Aber was nun mit dem Stahl. Ich will es mal nicht in die Länge ziehen - Daniel gelang es schließlich, ein Stück 1.2552 aufzutreiben. Manche Dinge brauchen halt ihre Zeit. Und einen Messerbauer mit Goodwill und guten Nerven ;)


First Impressions …


Die habe ich - was Customs angeht - mittlerweile auch entwickelt. Und ergehe mich in Vorfreude. Gut anderthalb Jahre hatte ich dafür Zeit und war natürlich sehr gespannt, was ich nach dem Auspacken in der Hand halten würde.

Als erstes fiel mir das Gewicht von 132 Gramm des mit 105 mm im geschlossenen Zustand nicht allzu großen Messerchens auf. Lediglich mein gleich großes Copperhead von Gerd Haslauer mit der Kupferplatine ist mit 145 Gramm etwas schwerer, Daniels ebenfalls gleich großer Fischhautklapper mit Wüsteneisenholzgriff schlägt mit lediglich 86 Gramm zu Buche.

Die stahlgrauen Eisenbacken nebst Klemmer fordern halt ihren Tribut. Was dem Messer ein solides Gefühl in der Hand verleiht und mir in Verbund mit der deutlichen Hecklastigkeit gut gefällt, da es der Führigkeit der Klinge förderlich ist. Die eigentlichen Griffschalen bestehen aus haptisch sehr angenehmem Wasserbüffelknochen, dessen dezent graue Strukturen perfekt mit Backen und Klemmer harmonieren. Die hitzeanodisierten Titanliner setzen der Schlichtheit einen kleinen farblichen Akzent entgegen.

Nahezu gleichzeitig springen einem die Kurven ins Gesicht. Spannungsbögen bester Bollscher Provenienz. Geschlossen aufrecht stehend erinnert der weit ausladende Hintern an den Bug eines alten Wikingerschiffs oder einer chinesischen Dschunke. Stellt man das geöffnete Messer mit der Schneide nach unten auf den Tisch, gleicht es einer venezianischen Brücke. Die Hand findet wie automatisch zu einer äußerst bequemen Vierfinger-Haltung mit Daumencouch. Mir kommt der Gedanke an den Griff einer alten Duellpistole. Das Messer paßt wie angegossen!

Die 80 mm lange Klinge ist in Ricassonähe mit Gun Blue von Birchwood and Casey brüniert und sitzt präzise mittig, der Klingengang ist wunderbar smooth. Detent und Klingenheber sind hinsichtlich der Funktionalität so aufeinander abgestimmt, daß Spielfreude aufkommt.

Die Freude hält an, wenn man das Messerchen auseinander nimmt. Mit Torx T10 und T6 ist das fix und problemlos erledigt. Und es wird deutlich, daß es unter der Oberfläche genauso aufgeräumt weitergeht.

Die Backen sitzen nicht nur einfach so mit einer Schraube befestigt auf den Linern, sondern sind mit jeweils einer Konterschraube von innen gegen Verdrehen gesichert. Bei 3 mm Backenstärke wohl kein leichtes Unterfangen, was die erforderlichen Gewindegänge anbetrifft.

Der Backenknochen hat ein glutrotes Herz - der in der Feder sitzende Detent besteht aus synthetischem Korund (Aluminiumoxid) aka Sinter-Rubin. Ein harter Hund! Es gibt hier im Forum eine Diskussion zum Thema Härte eines Detents. Irgendetwas nutzt halt zuerst ab - je nach Härte von Detent und Klinge, möglicherweise beides gleichmäßig. Ich mache mir da keine Sorgen, einen derartigen Dauerbetrieb, daß es - egal in welche Richtung - zu einem Problem werden könnte, erfährt bei mir kein Messer. Die Auswahl ist einfach zu groß :)

Die Griffschale auf der Klemmerseite hat eine zusätzliche Bohrung für eine einzelne Schraube, damit sich das Messer auch ohne Klemmer tragen läßt. Der Zusammenbau erfolgt ebenso problemlos wie die Demontage. Alle Schrauben fest anziehen und alles arbeitet wieder geschmeidig wie zuvor. Alle Ecken und Kanten - soweit überhaupt vorhanden - sind abgerundet und /oder leicht gefast. Eine Suche nach Hotspots bleibt erfolglos.


Die Klinge


Die Klinge besteht aus dem niedriglegierten - und schön zähen - Wolframstahl 1.2552, der sich bei mir mittlerweile an Daniels Tommi Puukko und zwei Froberg-Messerchen (Practical Dagger & Strict Machine) bestens bewährt hat. Er nimmt auf konventionelle Weise eine fabelhafte Schärfe an und hält die sehr feinen Schneiden beeindruckend gut.

Zusammen mit dem ebenfalls exzellenten 1.2516 hat er sich zu meinem rostfähigen Favoriten gemausert. Der Zähigkeit wegen, der ich bei meiner Vorliebe für schlanke Klingen mit kleinem Schneidenwinkel gegenüber der Schnitthaltigkeit den Vorzug gebe. Potentielle plastische Verformung bei Überbeanspruchung ist Mikroausbrüchen - die dennoch vorkommen können - vorzuziehen, da sie sich problemloser beheben läßt und die Klinge nicht grundlegend beschädigt.

Wenn wir uns die folgenden niedrig legierten Wolframstähle und ihre Bestandteile ansehen, steht dem mehr auf Verschleißfestigkeit ausgelegten 1.2562 auf der einen Seite auf der anderen der schön zähe 1.2552 gegenüber (noch ein gutes Stück zäher ist der 1.2550). 1.2519, 1.2516 und 1.2442 liegen in der Mitte.

1.2562 - C: 1,40-1,43 Cr: 0,30-0,35 Mn: 0,30 Si: 0,20-0,23 V: 0,25 W: 3,00-3,05
1.2519 - C: 1,10 Si: 0,15 Mn: 0,30 Cr: 1,20 V: 0,20 W: 1,30
1.2442 - C: 1,15 Cr: 0,2 Mn: 0,35 Si: 0,25 W: 1,8-2,1
1.2516 - C: 1,20 Cr: 0,20 Mn: 0,30 Si: 0,20 V: 0,10 W: 1,00 (Silberstahl)
1.2552 - C: 0,75-0,85 Cr: 1,00-1,20 Mn: 0,30-0,50 Si: 0,40-0,60 V: 0,25-0,35 W: 1,80-2,10

Sehen wir uns die Zähigkeitswerte genauer an:

2,8 ft-lbs: 1.2562 (65,5 HRC)
08 ft-lbs: 1.2442 (63,6 HRC), Niolox (60 HRC)
10 ft-lbs: O1 (58,5 HRC)
15 ft-lbs: A2 (60 HRC), 10 bei 62 HRC

1.2442 zeigt bei einer Härte von 63,6 HRC 8 ft-lbs. Daniel härtet ihn auf 62 HRC. Was heißt, daß seine Klingen zäher sind. Sagen wir mal, um 4 ft-lbs., wenn wir uns an A2 orientieren, der bei 60 HRC 15 ft-lbs zeigt und bei 62 HRC 10. Wir sind dann bezüglich 1.2442 bei 12 ft-lbs.

Wir wissen, daß sinkender C-Anteil und kleineres Korn die Zähigkeit positiv beeinflussen. Daraus läßt sich auf 1.2552 wie folgt schließen. Bei im wesentlichen gleichen Bestandteilen wie 1.2442 enthält der 1.2552 etwas Vanadium, was der Kornverfeinerung dient. Zudem ist der Kohlenstoffanteil bei identischem Wolframgehalt deutlich geringer. Bei gleicher Härte von 62 HRC können wir folglich den 12 ft-lbs von 1.2442 weitere hinzurechnen. Und erreichen damit für 1.2552 sicher den Zähigkeitswert von 15 ft-lbs (A2 bei 60 HRC) oder mehr. Damit läßt sich arbeiten!

Nicht zu unterschätzen ist der unterschiedliche Aufwand beim Schärfen. Den 1.2552 zum Strahlen zu bringen ist keine Herausforderung. Mit wenigen Zügen über Schleifleinen läßt er sich nach getaner Arbeit wieder auf Vordermann bringen. Wobei er überhaupt auf diese einfache Weise eine absolut fabelhafte Schärfe annimmt. Wer auf Curling Hair steht, wird bestens bedient …


Im Verlauf der Fertigstellung des Backenknochens (kurz Backe) erhielt ich von Daniel eine Mail mit folgendem Inhalt:
.....huuuu, duenn.....jetzt hat sie 0,14mm und nimmt den Bambus.....

Verbunden mit der Frage, ob er das so lassen solle. Er sollte!

Die 80-mm-Klinge ist insgesamt leicht ballig ausgeschliffen und mit einer winzigen Mikrofase auf Null abgezogen. Direkt hinter der Wate sehen wir 0,14 mm, der Gesamtschneidenwinkel beträgt +/-20 Grad (sie schneidet in eine liegende Plastikflasche ein, wenn man sie um +/-10 Grad anhebt).

Die maximale Klingenstärke am Ricasso beträgt 2,65 mm (2,5 mm in der Klingenmitte), auf 1 cm Höhe ist sie 1,3 mm stark. Ein Opinel No.08 hat vergleichsweise 0,3 mm hinter Wate und ist bei einer Gesamtstärke von maximal 1,75 mm auf 1 cm 1,45 mm stark.

Bedingt durch das ausgeprägte „Brückendesign“ des Messerchens ist die Klinge im Verhältnis zum Griff deutlich nach unten geneigt, was beim Schnitzen / Schneiden zu einer besseren Kraftentfaltung bei gleichzeitig entspannterer Handhaltung führt.


Der Spaß kann beginnen …

Die Klinge tanzt durch Papier, erlaubt feinste parallele Schnitte und hebt kleinste Löckchen von einem Holz. Und - Curling Hair out of the box (Bild 10). Ein Zustand, der sich auch nach Gebrauch und darauf folgendem Abzug auf Schleifleinen (Stroppen) problemlos wieder herstellen läßt.

Mit der scharfen Spitze versinkt die Klinge ohne Druck in einer Plastikflasche. Das ist Daniel grundsätzlich wichtig. Die Spitze einer Klinge muß in der Lage sein, gegebenenfalls unterwegs einen Stachel oder Holzsplitter aus dem Finger zu entfernen.

Nach dem Vorgeplänkel habe ich mich auf den Weg gemacht.

Belastungstest:

Durch frisches Schilfrohr geht die schlanke Klinge wie erwartet smooth und straight geradeaus. Bei einer alten - bereits verholzten - Stange hatte ich leichte Bedenken. Anschließend habe ich noch Eukalyptus geschält (ein perfekter und superschneller Patinabildner) und an einem Olivenholz geschnitzt, einige harte Verästelungen entfernt.

Es war am Ende keine Beeinträchtigung auf dem Daumennagel spürbar, aber winzige Spuren an der Schneide unter dem Mikro nach insgesamt etwa 2 Stunden sichtbar, was ich gewohnt bin und erwartet hatte bei einer nagelneuen Klinge und dieser Belastung. Kurze und problemlose Revision auf Micro Cloth.

Am nächsten Tag wieder an die Arbeit - Eukalyptusknüppel und Olive. An dem abgelegenen Ort, an den ich mich für die kleine Holz-Meditation begeben hatte, fand ich zufällig in einem alten verfallenen Bauernhaus einen betagten Wirbelknochen. Und - obwohl ich es normalerweise nicht mit Knochen habe - mußte das Messerchen dran glauben (Bild 15) :p ...

Es war mir klar, daß das nicht gut gehen konnte, war aber erstaunt, daß sich unter dem Mikro anschließend nur relativ moderate Spuren fanden.

Nach der kurzen Revision habe ich ein drittes Mal den Knochen zur Hand genommen. Mit erneut etwas besserem Ergebnis als zuvor. Ich habe ihn danach aber Knochen sein lassen, weil das weder grundsätzlich meine Sache, noch die eines solch filigranen Messerchens ist. Und die Schneide ein wenig zurückgesetzt. Sie hat nun 0,18 mm hinter der Wate.

Die Klinge bewältigt jetzt anstandslos konzentriertes Bearbeiten auch gut abgehangener Hölzer, die keine sichtbaren Spuren mehr an der Schneide hinterlassen, wie das unbestechliche Lichtmikroskop zeigt. Das Messer ist auch nach 2 Stunden Eukalyptus-Meditation noch rasurscharf, produziert beliebig Kurven oder feinste parallele Schnitte in Papier und poppt Häärchen vom Handrücken.

In diversen Aktionen hat sich das Bild mittlerweile auf das Erfreulichste bestätigt. Abschlagen kleiner Verästelungen eines frisch vom Baum geschnittenen 2 Meter langen 2-cm-Asts, Entrinden und weiteres Ablängen lassen die Klinge genauso unbeeindruckt wie das Anspitzen von der Sonne getrockneter Knüppel. A real Bad Bone!


Das Letzte …

Nach dem Entfernen des „schlechten“ Fleischs, das ich von allen neuen Messern mit ähnlich filigraner Geometrie kenne, habe ich mit dem Backenknochen einen weiteren hochexzellenten Klapper von Daniel zur Hand, der - nicht nur im Feinschnitt - reinste Schneidfreude bereitet.

Der Hammer einer solchen Geometrie ist das Grinsen, das sie auf das Gesicht zu projizieren vermag. Bzw. die Ernüchterung, wenn man parallel Holz mit z.B. einem Hinderer XM-18 zu bearbeiten versucht. Da klappt einem glatt die Kinnlade runter, was für ein vergleichsweise unbrauchbarer Hobel so ein 40-Grad-Werkzeug mit 0,9 mm hinter der Wate ist.

Mit einem Messerchen wie dem Backenknochen kann man nicht sorglos und unbedarft rumwursteln. Man muß es sorgfältig einschneiden, sich an das Machbare heranarbeiten und mit Bedacht zu Werke gehen. Dann allerdings kommt maximale Schneidfreude auf.

Auch die Handlage hat - nach mittlerweile stundenlanger Erfahrung damit - ihre Exzellenz nachdrücklich unter Beweis gestellt. Und 1.2552 wird nach jedem Stroppen einfach immer nur schärfer :super:


Boll Bad Bone


1.2552 - C: 0,75-0,85 Cr: 1,00-1,20 Mn: 0,30-0,50 Si: 0,40-0,60 V: 0,25-0,35 W: 1,80-2,10

Länge geöffnet: 185 mm
Länge geschlossen: 105 mm
Klinge: 1.2552, angelassen auf 62 HRC +/-1 (Finish: dezent längssatiniert, brüniert in Griffnähe mit Gun Blue von Birchwood and Casey), Klingenheber aus Ck101/1.1274, Bussard auf dem Ricasso
Klingenlänge: 80 mm (80 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 23,4 mm maximal am Ricasso
Klingenstärke: 2,65 mm an der Wurzel, Klingenmitte 2,55 mm, 1 cm vor der Spitze 1,85 mm Klingenschliff: dezent ballig mit Mikrofase, Gesamtschneidenwinkel +/-20 Grad (0,18 mm hinter der Wate)
Die Schrauben sind aus gehärtetem, nicht rostfreiem C-Stahl (ähnlich C45) und industriell brüniert
Klemmfeder (Clip), Verschlussfeder und die mechanischen Teile aus Ck 101/1.1274
Die Titanplatinen aus federhartem 6Al4V ruhen auf 1 Stand-Off (Abstandhalter) hinten oben, dem Stoppin und der Achsschraube
Arretierung: Auswechselbare Verschlußfeder mit integriertem (ebenfalls wechselbarem) Detent aus Sinter-Rubin
Griffschalen aus Wasserbüffelknochen, Backen aus ungehärtetem C70
Griffstärke: 13,5 mm über die gesamte Länge (19 mm max. inkl. Clip)
Griffhöhe: 24 mm an der Achsschraube, ansteigend auf 33,4 mm am Griffende
Gewicht: 132 Gramm
Kein Lanyardhole
Dem geschwungenen Griffverlauf folgender Clip mit Bussard


Director’s Cut ...


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Die Jukebox mit John Hiatt - Paper Thin

Aus sunny Monte Gordo

R’n‘R
 
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Hallo R'n'R,

herzlichen Glückwunsch zu diesem Messer! Es strahlt, trotz der sehr fein ausgeschliffenen Klinge, in außergewöhnlichem Maße Robustheit, Solidität und Zuverlässigkeit, in Verbindung mit toller Verarbeitung aus. Dein Review ist toll gemacht, sehr informativ und gut geschrieben. Das Lesen hat mir Freude bereitet und macht mir richtig Lust, mich auch einmal an niedrig legierten Wolframstählen zu versuchen. Dass das Schneiden und Schnitzen damit Freude macht, sieht man deutlich :) (Bild 20). Mir gefällt besonders gut, dass bei deinem Review auch der Test zur Leistungsfähigkeit des Messers im praktischen Einsatz nicht zu kurz kommt und nicht nur die Theorie hierzu abgehandelt wird. Bisher war ich immer großer Fan von rostträgen Stählen (die natürlich auch ihre Vorteile haben) aber solch packende Reviews führen dazu, sich auch mal näher mit der rostenden "Fraktion" zu beschäftigen. Danke dafür.

Gruß

Matthias
 
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Die unbestechlichen Microbilder:

Bild 01: Die neue Klinge OTB
Bild 02: Abzug mit Micro Cloth von 1.500 bis 6.000
Bild 03: Nach 2 Stunden hartem Holz nach erstem Abzug
Bild 04: Extrembelastung nach zweitem Abzug
Bild 05: Abzug mit Micro Cloth bis 8.000
Bild 06: Abzug mit Micro Cloth bis 12.000

Wie man gut sehen kann, geht der ballige Schliff mittlerweile fast übergangslos von oben bis zur scharfen Schneide.

01 202004020052_04 OTB.jpg 02 202005181513_49 6.000 Grit.jpg 03 202004241520_43 Hard work.jpg 04 202004241521_11 Hard work.jpg 05 202004230948_54 8.000 Grit.jpg 06 202004230052_13 12.000 Grit.jpg

Stroppin' it ...

R’n‘R
 
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Moin,

mal wieder ein Highlight , sowohl das Review, wie auch das Messer.
Daniel schafft es doch immer, noch mal ne Schüppe draufzulegen.

Und dann sofort an‘s Holz, das gefällt mir sehr. Habe ich mir auch angewöhnt. Neues Messer, ab in den Wald und Probeschnitte

Da merkst du sofort ob‘s taugt oder nicht.
Meinen Glückwunsch zu einem weiteren, hervorragenden, neuen Mitglied deiner Bollfamilie!

Gruß Olli
 
Oh Mann-o-Mann, jetzt auch noch in Edelversion. Rundum schön und gelungen, dass es nützlich ist, muss ich nicht erwähnen. Super Folder.:super::super::super:

Gruß
Abu
 
Moin zusammen,

zunächst einmal ein Dankeschön für die Kommentare! Dann ein paar Inhandbilder und im Anschluß ein Blick unter die Haube. Auf No. 08 ist gut der rote Rubin-Detent zu erkennen.

Den Abschluß macht die „venezianische Brücke“ ;)

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R’n‘R
 
Sehr schöne Bilder! Das Bild des komplett zerlegten Messers macht deutlich, wie aufwendig ein gut gemachtes Klappmesser gefertigt ist. Nur jemand der selbst Messer baut kann erahnen wieviele Stunden konzentrierter Arbeit erforderlich sind, um ein so sauber verarbeitetes Messer zu fertigen. Das Bild der "venizianischen Brücke" gefällt mir übrigens am besten. :)

Gruß

Matthias
 
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Fünfe auf einen Streich - meine Boll-Klapper

Dann der Fischhautklapper mit dem Backenknochen - 132 Gramm Wasserbüffelbacke versus 86 Gramm Wüsteneisenholz

Auf den Bildern 06 bis 12 der Backenknochen und das Bauhausblatt

Die beiden letzten Bilder zeigen meine Messer mit Klinge aus 1.2552 - die Backe, Daniels Custom Tommi Puukko und zwei Walroßzähne von Thomas Froberg …

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R’n‘R
 
Boas,

ein paar Dinge noch …

Die Gegenüberstellung des Backenknochens mit einem Haslauer-Custom zeigt die - im Verhältnis zum Griff - deutlich geneigte Klinge der Backe. Im Gegensatz zum Drop Point ist hier die gesamte Klinge gedroppt. Was im Ergebnis beim Schnitzen zu einem verstärkten Druck auf das Schnittgut bei gleichzeitig entspannterer Handhaltung führt.

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Die Gegenüberstellung vom Backenknochen und einem Hinderer XM-18 3.0 Spanto bei der Arbeit veranschaulicht sehr schön die Wesensunterschiede dieser beiden Boliden. Die Einschnitt-Tiefe in frischen Eukalyptus ist beim Backenknochen - bei einem mit aller Kraft ausgeführten Schnitt - mehr als deutlich größer.

Backe: 2,65 mm Klinge - 0,18 mm hinter der Wate - 1,3 mm auf 1 cm Klingenhöhe - 20 Grad gesamt
XM-18: 3,5 mm Klinge - 0,9 mm hinter der Wate - 2,9 mm auf 1 cm Klingenhöhe - 40 Grad gesamt

02 DSC06206.jpg 03 DSC06209.jpg


Während die Backe frischen Eukalyptus sauberst in einem geraden Schnitt durchtrennt, wird das Hinderer mit seiner fetten Geometrie abgelenkt.

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Will man einen durchgetrockneten alten Eukalyptus ablängen, läßt sich das mit der Backe vermittels einer größeren Anzahl rundum schräg ausgeführter Schnitte gut erledigen.

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Die gleiche Prozedur wird mit dem Hinderer - der geringen möglichen Einschnitt-Tiefe zufolge - zum Gewürge.

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Was die grundsätzliche Leistungsfähigkeit einer filigranen Klinge à la Backenknochen anbetrifft, stellen harte Hölzer - auch im trockenen Zustand - wie Eukalyptus (Brinell 34) oder auch Olive (Brinell 55) kein Problem dar.

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Der in meinem Beispiel beschnitzte Knochen stellt die Grenze der Belastbarkeit dar. Was vermutlich darauf zurückzuführen ist, daß er uralt und von der Sonne ausgedörrt war. Seine Konsistenz ähnelte eher einem Stein. Und Knochen ist auch nicht Knochen. Alt oder frisch, Rind, Schaf oder Ziege bzw. Bein, Wirbel etc. Ich werde das Thema nicht vertiefen und es bei dem Zufallsfund belassen.

Was ebenfalls nicht mehr unbeschadet machbar war, war der Knüppel eines Eukalyptus, den ich in einem Waldbrandgebiet aufgetan hatte. Das Feuer entzieht dem Holz jegliche Feuchtigkeit, Harz dringt nach außen in die massive Rinde und verhärtet diese infolge der großen Hitze. Es fühlt sich beim Runterschneiden des kleinen Asts in feinsten Scheibchen an, als schneide man durch Acryl. Auf dem letzten Bild ist das recht gut links an der Schnittkante am Glanz der Rinde zu erkennen.

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Trotz dieser Herausforderung blieben die "Schäden" an der Schneide überschaubar und ließen sich ohne großen Aufwand wegstroppen. Alles in allem ein großartiges Messer!!

R’n‘R
 
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Servus,

egal ob man den Folder zerlegt oder zusammengebaut betrachtet, man sieht darin die Meisterhand, die hier Metall und Knochen zusammengeführt hat. Boll ist ein Meister seiner Zunft. Ich folge den Linien seiner feststehenden Messer mit Genuss, nur die Linien seiner Folder schaffen es nicht, mich mit der gleichen Kraft und Wucht zu fesseln obgleich sie deiner Aussagen nach ganz wunderbar funktionell sind. Besonders gekonnt ausgeführt sind alle seine Messer und die vielen einzelnen Details fügen sich immer zu einem handwerklich grandiosen Werk.

Ich kann mich nur für deine Vorstellungen bedanken, sie sind von überbordender Fülle und unbändigem Willen zum Detail beseelt. Unfassbar, was da an Leidenschaft durchscheint. Hierzu braucht man die Zeit und Muse eines stillen und ruhigen Lebensabend ohne anderweitige Verpflichtungen. Ich hoffe mich auch eines Tages in so einer Blase entfalten zu können, wenn das Rauschen der Verpflichtungen leiser wird, bis es ganz abebbt.

Da klappt einem glatt die Kinnlade runter, was für ein vergleichsweise unbrauchbarer Hobel so ein 40-Grad-Werkzeug mit 0,9 mm hinter der Wate ist.

Alle diese fetten und riesigen Folder bringen ihre Qualitäten über andere Zugänge und Wege zu ihren Besitzern, aber bestimmt nicht über die Urfunktion eines Messer, den Schnitt. Wer so wie du und ich, den größten Teil einer Faszination über die Geometrie bezieht ( bei dir mittlerweile auch über den Stahl, der bei mir wieder uninteressanter geworden ist ) leidet immer ein wenig, wenn dieses Kriterium nicht bedient wird.

Du kommst damit erstaunlich gut zurecht, sonst hättest du dich von den vielen deiner Brecher schon getrennt. Ich habe im Laufe der Jahre viele Messer wieder abgestreift und hinter mir gelassen, du aber alle behalten.

Ich muss aber gestehen, dass es ein epochales Ereignis für mich wäre, mir ein paar Stücke aus deinem über Jahre zusammengetragenen Fundus rauspflücken zu dürfen. Da gibt es ein paar Juwelen, die selbst meine völlig verdorbene Messerseele noch in Verzückung versetzen und so zu retten vermögen. :haemisch:

In diesem Sinne, hol dir von den Meisterstücken was du stemmen kannst und stell sie uns vor, wie bisher. :super:

Gruß, güNef
 
Wirklich sehr sehr schön....Messer und Bericht dazu gleichermaßen.
Einzig den Clip hätte es nicht gebraucht, ich muss aber, und das sehr gerne,
zugestehen das er hier unglaublich gut in die Linie des Messer eingefügt ist.
Gerade auf dem Bild mit dem Haslauer auf dem Rücken liegend sieht man das
gut....das ist schon großartig.

Gruß Tino
 
Moin Tino,

Autor und Messer bedanken sich für Dein Lob :super:! Und Daniels Clips - hmmh nun ja - sie sind einfach dermaßen zweckmäßig (und gut aussehend), daß ich es nicht lassen kann ;) ...

R'n'R
 
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