Bowie oder Fahrtenmesser?

Leoganger

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Servus!

Mitte der 60er Jahre habe ich ein ähnliches Messer beim Indianerspielen durch den Wald geschleppt -
ich glaube, es war ein Puma.
Vor ein paar Monaten hatte ich Glück und konnte dieses Böker-Messer aufgabeln.

Klinge: 26 cm
Gesamt: 39 cm
Stärke der Klinge: 6,3 mm
Wahrlich ein imposantes Stück!

Die Klinge ist hochglanz poliert und hat so gut wie keine Gebrauchsspuren - sie ist gestempelt
mit BOKER & CO SOLINGEN und natürlich mit dem Baum.

Der geschraubte Knauf ist aus Aluminium, das Parierstück aus Neusilber - nehme ich
jedenfalls an, weil Grünspan dran war.

Der Griff aus Hirschhorn ist kurioserweise in der Mitte geteilt (also 2 Schalen) und
wieder spaltfrei zusammengenietet.

Ach ja, die Scheide - die originale ist nicht zu gebrauchen,
weder zum tragen noch zum vorzeigen.
Aber Leder ist mein Hobby.......

Gruß aus Österreich, wo ich das Ding auch tragen darf:D


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Hallo Leoganger,

Glückwunsch zu diesem Kracher in ungewöhnlich gutem Zustand.:super:
Da nichts gestempelt, dürfte das Karbonstahl sein!? Der Stempel ist jedenfalls auch ungewöhnlich, BOker ohne Ö wurde in dieser Form vor dem 2. WK verwendet, nur der füllige Baum daneben irritiert mich.... Naja, ist nicht so einfach mit der Bökerhistorie.

Dass Du in den 60ern bereits so etwas von Puma hattest, Glücklicher! Für mich / uns waren Pumas damals noch unerreichbare Träume.
Bei uns in D darfst Du so etwas übrigens auch tragen....., aber nur schön verschlossen.:irre:

Viel Spaß daran.
Abu
 
Hallo Leoganger,

das macht Freude, solch ein schönes Stück in diesem tollen Zustand zu sehen! Und deine selbstgemachte Scheide ist auch super, sie wertet es zusätzlich noch einmal auf und passt herrlich zu der Art des Messers, das -meiner Meinung nach- eindeutig ein Bowie ist (manche würden vielleicht auch Camp Knife sagen). Ganz ähnliche Modelle gab es auch von Puma und von Othello, sie waren einst recht verbreitet, obwohl die lange Klinge sicherlich viele vom ständigen Führen abgeschreckt hat.
Schick, halte es bitte in Ehren!

Beste Grüße
lvk

P.S.: Nach einer kurzen Sichtung im BOKER - Buch glaube ich, dass die Stempelung auf eine Herstellung vor 1944 schließen lässt. Bin aber kein Experte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin

Die Messerform wird bei den Solinger Herstellern als "Remington-Bowie" bezeichnet.

Gab und gibt es von Wingen, Hubertus usw.

Hier ein nettes Video mit Exemplaren von Monarch und Puma:

https://www.youtube.com/watch?v=mFrAgifTh2o


Gruß
chamenos

P.S. die Scheiden waren schon immer Mist bei diesen Messern ;)
 
Da nichts gestempelt, dürfte das Karbonstahl sein!?

Dass Du in den 60ern bereits so etwas von Puma hattest, Glücklicher! Für mich / uns waren Pumas damals noch unerreichbare Träume.

Abu

Karbonstahl? Ich kann es mir fast nicht vorstellen - eine Klinge, die über 75 Jahre alt ist, (wenn es stimmt)
müßte doch irgendwelche Verfärbungen haben, oder nicht? Aber die ist so blank, fast wie verchromt:confused:


Ein Puma in der 60ern? Ja, aber damals konnte ich nicht abschätzen, was ich da am Gürtel hängen hatte;
ich weiß nur noch, daß mir die Messerspitze bis zum Knie reichte......::p

Gruß
 
Was den Stahl angeht:
Puma hat früher Messer aus nicht-rostfreiem Stahl hartverchromt, die Klingen sind dann spiegelblank.
Ich habe ein Puma Trapper-Messer, das ist so beschichtet.
Das mit den Scheiden ist so ein Ding. Wenig Aufmerksamkeit für dieses wichtige Bauteil. Und in der Tat, zusammengenäht und durchgenietet. OK, durch den Handschutz sitzt das Messer immer fest auf und bewegt sich nicht in der Scheide hin und her, aber schön ist das nicht.
Ich habe ein Puma "Fahrtenmesser", das mir eigentlich gut gefällt, aber auch diese merkwürdige Scheide hat. Nicht mehr lange.
Hier passt einfach die Qualität des Messers nicht mit der der Scheide zusammen, und soviel Aufwand ist das doch wirklich nicht.

Aber ein schönes Messer ist es.
 
Ja, die Scheide ist Mist.
Wird auch erst seit 120 Jahren so gebaut.
120 Jahre Deppenbau? Wohl kaum.
Um was für ein Messer handelt es sich?
Leoganger fragt zu Recht: Bowie oder Fahrtenmesser?
Wozu kann man diesen Prügel brauchen? Mit recht filigraner Griffkonstruktion.
Darf ich abkürzen?
Das ist ein Show-Messer. Zum Spielen. Für BoyScouts. Für Karl May Fans. Etc....
Das Messer sollte beeindrucken. Die Scheide war nur zum aufbewahren.
Leoganger, jetzt hast Du ein tolles Messer, zusätzlich mit einer handwerklich gut ausgeführten Scheide.
Halte auch die originale Scheide in Ehren.
Den Sammler wird es freuen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@fshamburg: klar, die Scheide auf jeden Fall aufbewahren, gehört historisch natürlich dazu. Egal, wie gut oder schlecht.
Und was das Imponieren mit dem Messer angeht, so steht man ja in einer internationalen Tradition quer durch die Jahrhunderte und Länder.
 
@fshamburg: Ich glaube, da wirst du dem schönen und guten Messer nicht gerecht. Diese Griffkonstruktion findet sich bei vielen Firmen, Modellen und ihren Varianten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle verkauften Exemplare nur zum "Posen" und "an die Wand hängen" oder "in die Vitrine stellen" genutzt wurden und werden. Da hätte es sicherlich viele Beschwerden gegeben, falls die Konstruktion nichts taugt. Im Vergleich mit heutigen Messerkonstruktionen mag der Griff des "Remington-Bowies" filigran wirken, aber bei sachgemäßem Gebrauch hält er sicherlich länger als der Käufer. Ähnliches gilt bestimmt auch für die Scheiden, die funktional und ökonomisch gemacht sind und durchaus auch für kleines Geld nachgekauft werden konnten.

Alles Gute
lvk
 
Moin


Amüsant.

Dass deine traditionsbegründete Argumentation kompletter Mist ist, solltest du eigentlich selber merken.

Wird auch erst seit 120 Jahren so gebaut.
120 Jahre Deppenbau? Wohl kaum.

Wozu kann man diesen Prügel brauchen? Mit recht filigraner Griffkonstruktion.
Darf ich abkürzen?
Das ist ein Show-Messer. Zum Spielen.

Diese Form der Griffkonstruktion hat sich über nahezu 2000 Jahre bei tatsächlich benutzten Hieb und Stichwaffen bewährt und bewährt sich auch heute noch.

Solingen war berühmt für seine Schneidwaren.... aber bestimmt nicht für die grottigen mitgelieferten Scheiden der Messer, die nicht speziell für den jagdlichen Gebrauch bestimmt waren. .... da wurden die Scheiden in der Regel nämlich besser gemacht.
 
Ich gebe Dein Kompliment gerne zurück. Die Abkürzung hätte ich wohl lassen sollen.
Ich schrieb doch „ein tolles Messer“; würde sich gut in meiner Sammlung machen :hehe:
Aber: 2000 Jahre geschraubter Knauf aus Aluminium? Bist Du sicher? Konstruktion, nicht Form!
Ich habe vor Jahren ein Fällkniven Odin zum Entasten einer gefällten Tanne benutzt. Nachdem sich die Schraube am Erl binnen kurzem löste, habe ich ein kleines Beil genommen.
Hieb- und Stichwaffe ist eben genau richtig. Bis zur Entwicklung mehrschüssiger Hinterlader- bzw. Patronenwaffen. Da wurden die Bowies kleiner und auch kunstvoller.
Hier geht es aber um ein großes Bowie des 20. Jahrhunderts.
Da kaufte dann ein Waldarbeiter, ein Förster oder ein Soldat dieses Bowie, ging in den Keller oder zum Sattler seines Vertrauens zur Herstellung einer zum Führen geeigneten Scheide? Dann ging es munter zur Arbeit in Wald und Flur oder zur Vaterlandsverteidigung?
Die Begeisterung für den amerikanischen Wilden Westen hat schon begonnen, als der Westen noch wild war. Auch in Deutschland. Bestes Beispiel ist die Show von Buffalo Bill, Tournee auch in Deutschland.
Ich bleibe dabei: Ein cooles großes Bowie. Zum Vorzeigen, sich wie ein Cowboy fühlen.
Warum wohl waren die tatsächlich benutzten Messer der Zeit mit tauglichen Scheiden ausgestattet, vom Jagdmesser, Fischermesser bis zum raffinierten System des Puma Automessers?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ivk, doch genau: Posen nannte man das nur damals nicht.
Ich bin, wie Du bekennender Bowie- Fan.
Schau Dir den tollen Bowie-Thread nochmal an. Die meisten sind unter 30Jahre alt. Viele Repliken.
Welche der Exponate wurden oder werden wofür genutzt?
Wofür benutzt Du Deine Bowies?
Das bedeutet ja nicht, dass sie nicht funktionieren würden.
Aber schon bei dem gezeigten Messer ging es in erster Linie um den Zeigeeffekt.
Ist ja nichts Verwerfliches. Macht eben Spaß.
 
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"Bowie-Fan" ist wohl die Untertreibung; ich möchte mich hineinlegen in die Dinger und wie Dagobert Duck in seinen Talern mich in Bowie-Klingen baden. Daher sind auch die meisten meiner Messer tatsächlich zu einem Vitrinendasein verdammt und sie dürfen nicht wirklich zeigen, was sie können. Auf der anderen Seite werden aber einige, nicht ganz so sammelwürdige Exemplare durchaus genutzt: Sie müssen Holz spalten, Grillgut zerteilen, Säcke schlitzen, Äste hacken, Brote schmieren, Kartons zerteilen, Geschosse aus dem Holz popeln und so weiter und so fort. Bowies werfe ich nicht, dazu gibt´s das Glock Feldmesser und da ich eine Axt habe, müssen die Klingen auch nicht durch ganz dicke Äste oder sogar ganze Bäumchen hacken. Bislang haben alle Griffe gut gehalten, es hat sich nichts gelöst, so dass ich befürchten musste, dass sich der Griff verabschiedet. Manche Klinge musste leiden, weil ein Nagel im Brett übersehen wurde oder weil der Kontakt mit dem sauren Erdboden seinen Tribut forderte, aber die Griffe hielten bislang immer stand.
Im Vergleich mit eher einfacheren Messern stehen die Fabrikate von Fällkniven oder Bark River oder Cold Steel oder auch Linder und Böker -wie ich finde- deutlich stabiler da und machen einer viel robusteren Eindruck als ein 20-30 Dollar/Euro-Bowie, so dass ich ihnen durchaus zutraue, in der Benutzung gut dazustehen und nicht auseinander zu fallen, wenn einmal ein paar Äste gehackt werden müssten, aber das müsste ich dann tatsächlich einmal überprüfen (gruselige Vorstellung). Auf der anderen Seite sehen auch historische Originale nicht immer wirklich super stabil konstruiert aus, so dass ich damit Holz hacken wollte, aber das war sicherlich auch nicht deren Hauptaufgabe.
Wahrscheinlich muss man bedenken, zu welcher Zeit ein Messer entstanden ist und welchen Zwecken es dienen sollte, ob als tägliches Werkzeug oder Ultima Ratio, nachdem der eine Schuss den Lauf des Vorderladers verlassen hatte oder als Status Symbol passend zum Sonntagsanzug. Das Tolle ist, dass ein wirklich gutes Bowie das alles kann und keine Wünsche offen lässt und seinen Besitzer nicht im Stich lässt.
Um letztlich sicher bewerten zu können, was solch ein Griff leisten kann, müssten wir eventuell tatsächlich einen Feldversuch starten und diese Bauart harten Tests unterziehen. Ich sag`s aber gleich: Von mir gibt´s kein Test-Exemplar!

Liebe Grüße
lvk
 
Ivk, toll Deine Begeisterung für diesen Messertyp :super:
Kann ich bestens nachvollziehen. Von einem Bad in Bowieklingen sollte man vielleicht Abstand nehmen. Dagoberts Taler sind viel runder.
Zur Benutzung von Bowies habe ich ja bereits etwas geschrieben.
Ich kenne keine großen Bowies mit diesem dünnen verschraubten Erl vor 1890.
Belehrt mich eines Besseren falls ich irre.
Mich nerven hier die Äußerungen von Dir, chamenos.
Als Beleg für das sogenannte Remington-Bowie führst Du lustige Videos auf YouTube von jemandem auf.
Ich hab den Begriff noch nie gelesen. Das hat ja nichts zu sagen. Bitte wieder um Belehrung, aber bitte mit Belegen, also Nachweisen.
Dann bezeichnest Du meine Argumentation als „kompletten Mist“. Verwechselst Griffform und - Konstruktion und widersprichst Dir selbst zum Thema Hieb- und Stichwaffe im Zusammenhang mit der Scheide. Habe ich alles schon geschrieben. Aber dann kommt nix mehr von Dir. Anderweitig schätze ich Deine Expertise :)
 
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Danke, lieber fshamburg, für deinen letzten Beitrag, ich finde es klasse, dass die Diskussion weitergeht; ich dachte schon, es gäbe keine weitere Aufhellung eines anscheinend etwas nebulösen Begriffs. Selbstverständlich waren meine Äußerungen in Bezug auf das "Baden in Bowie-Klingen" nur sprichwörtlich gemeint, meine Frau hätte sicherlich etwas dagegen, da die Badewanne litte.
In der Tat habe ich einige Seiten in Büchern gesichtet, um bei wirklich alten Bowie-Konstruktionen etwas Ähnliches wie bei den sog. "Remington-Style" Messern zu finden. Wirklich erfolgreich war meine Suche nicht, allerdings waren viele der abgebildeten Typen aber auch nicht super stabil mit klassischem Flacherl und aufgelegten Griffschalen, so dass im Grunde gar nichts kaputtgehen kann. Etliche waren recht filigran, viele zeigen Rahmengriff-Konstruktionen, die ich ebenfalls nicht übermässig belasten wollte, um die Messer nicht zu gefährden. Recht ähnlich wie das ursprünglich gezeigte Exemplar von Leoganger sind die alten Klassiker von Marble´s aufgebaut, aber die sind eben auch nicht über 200 Jahre alt. Zur Klärung des Begriffs "Remington Knife" half mir persönlich am besten ein Beitrag hier aus dem Forum, der einige gut nachvollziehbare Ansätze liefert. Ich verlinke einmal hier!
Ist es nicht total klasse, dass man hier auf dieser altmodischen, im aktuellen Vergleich nahezu analogen Plattform, soviel Expertise zu einem sehr interessanten Thema finden kann?
Im Messerforum tummelten und tummeln sich immer noch Liebhaber, Sammler, Macher und weitere Freaks, die allesamt die gleiche Leidenschaft teilen - daher zucke ich auch immer etwas zusammen, wenn ich merke, dass in Kommentaren nicht immer ein passender Ton gewählt wird, so dass sehr geschätzte Beitrag-Steller diskreditiert werden. Ich schätze und giere nach fachlich, konstruktiver Kritik, denn nur so kann ja Progression entstehen, eine wertschätzende Ausdrucksweise in dieser wäre aber meiner Meinung nach sicherlich zielführender.
Ich hoffe, die Diskussion geht erfolgreich weiter und führt zu einer befriedigenden Klärung der gestellten Fragen.

Alles Gute und ein schönes, Husten freies Wochenende
lvk
 
Danke Ivk, Du schreibst mir aus der Seele. Beim Baden hatte ich natürlich auch nur an die Wanne und nicht an Geschnetzeltes gedacht.
Nun weiß ich auch was ein Remington-Bowie ist. Erstaunlich, dass Solinger Hersteller so einen Namen wählen? Amerikanischer (u.v.m) Waffenhersteller: Cowboyland mit den entsprechenden Assoziationen!
Die Werbestrategie Schusswaffe/Messer verfolgten und verfolgen auch Colt, Winchester, S&W, sogar ein Sharps-Bowie habe ich gesehen, in Deutschland Walther und H&K usw., wäre ja schon fast ein Sammelgebiet, könnte man mit Bajonetten ergänzen.
273008F3-50AD-4FCA-A784-A6946BB6FF16.jpg Hier ein Winchester.
Ich schweife ab. Ursprünglich geht es um ein Solinger. Zur Blütezeit bis heute ist Sheffield die Bowie-Stadt.
The Sheffield Knife Book, Geoffrey Tweedale, 1996, Seite 89:
„Bowie knives continued to be produced by Sheffield makers up to 1911-indeed, the trade continued well in the twentieth centurury and even in Sheffield in the 1990s Bowie knives can still be bought in the city. This is perhaps surprising, given that Bowies do not make particularly useful hunting—knives: for skinning game, they are to thick and clumsy, and for chopping wood and brush they are to small. No doubt, many Bowies were (and are) bought by youngsters fed on its folklore appeal (not yet dimmed, even by Rambo) as a machismo weapon.“
Besser kann ich es auch nicht ausdrücken.
 
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