bronze selber herstellen!?

The-Blacksmith

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ahoi, ich möchte selber bronze legieren!
jetzt hab ich ein paar fragen:

1. welche mischung von kupfer & zinn ist die beste für parierelemente?
85/15?

2. kann ich es zusammen in einem einseitig zugeschweißtem stahlrohr im glühofen schmelzen, oder nacheinander erst kupfer und dann zinn dazu!?

3.ich wollte es dann in eine form von ca. rund 30mm x 100mm gießen um es dann abdrehen zu können. woraus mach ich am besten die gießform?? ton?? oder kann ich es auch in ein einseitig zugeschweißtes stahlrohr gießen??

hmm sind doch ne menge fragen, ich hoffe das ihr mir ein paar tips geben könnt.


gruß
blacksmith
 
hallo blacksmith,

zu 1:
was die beste mischung für parierelemente ist kann ich dir jetzt so aus dem bauch nicht sagen.

es ist aber die frage ob es eine Legierung werden soll, die noch etwas umformbar sein soll (=Knetlegierung) oder nicht, dann also Gusslegierung.

die Knetlegierungen haben niedrigere Sn- Gehalte ~5-8 % und die Gusslegierungen eher höhere bis ~12%.

meist ist noch etwas blei zulegiert um die Zerspanbarkeit zu fördern.
allgemein steigt die zerspanbarkeit der Bronzen mit steigendem Zinngehalt und das umforvermögen sinkt oder wird gar unmöglich(sowohl kalt als auch warm, daher spricht man hier dann von Gusslegierungen).

was hier hilfreich ist sind die datenblätter zu den Werkkstoffen auf
http://www.wieland.de

von der startseite auf produkte gehen von dort press- und ziebereich
gehen und dort produktkatalog anwählen und dann auf werkstoffe liefer- und lagerprogramm. hier gibt es dann die entsprechenden datenblätter.
diese informieren grob über die grundlegenden eigenschaften. siegeben also eine hilfe für die legierungsauswahl. bronzen sind die B -legierungen bei den Knetlegierungen und die gusslegierungen sind eh alle zinnhaltig.

zu 2:
das kupfer sollte auf jeden fall zuerst geschmolzen werden und dan das zinn zugeben, da zinn einen niedrigeren schmelzpunkt hat und sonst vorher wohlt abraucht bevor das cu flüssig ist, wäre jetzt meine ansicht. in gießereien für Ne-metalle werden die kokillen auch mit ruß, gießsalz oder kohle abgedeckt um den abbrand der legierungselemente zu veringern. ich würde auch noch ein kleines bischen blei zugeben um die zerspanbarkeit zu fördern.
die abkühlung sollte auf jeden fall relativ schnell gehen (ich denke ds geht in der kokille, sie muß dann am besten konisch sein damit das ding nacher rausgeht) um ein feineres gefüge zu erzielen - auch das fördert die zerspanbarkeit, da das feinkorn fester ist und die späne somit günstiger brechen. außerdem seigert (=erstarrungsbedingte teilentmischung der Legierung) das ganze dann bei der erstarrung nicht so stark.
ob man das ganze im glühofen schmelzen sollte weiß ich nicht, da ich keinen habe. es wird aber auf jeden fall ein teil des zinns ausdampfen und sich irgendwo im ofen niederschlagen - weiß ich jetzt nicht ab das dann schlimm oder nicht ist - für den ofen. bleidämpfe sind auf jeden fall nicht gesund also hier ist gute lüftung von nöten.

da geschmolzenes kupfer etwas sprizig ist brauch mann in jedem fall einen gesichtsschutz.

hoffe ich konnte etwas helfen
gruß
secutor

p.s.
da das ganze schon seit der bronzezeit teilweise mit minimaler ausrüstung praktiziert wurde denke ist es auf jeden fall für jeden realisierbar und einen versuch wert.
 
Wie wäre es mit Glockenbronze?

Es sei denn, es geht dir um die Technologie und es soll eigene Bronze sein. Dann ist Selbermachen nicht zu toppen!
 
super, schon mal danke für die antworten,

@secutor: danke für die infos, spricht denn was gegen den schmelztiegel aus stahl ich weiß ja nicht wegen der verzunderung!? und eine gießform aus einem rohr?? beim erkalten müsste es sich ja etwas zusammenziehen, so das ich es aus einem rohr ohne innere schweißnaht herauskriegen müsste!.

@paulus: ja genau es geht um das selbst gemachte! nicht einfach nur messing und co...


gruß
blacksmith
 
kann mir denn einer weiterhelfen bezüglich der farbe der bronze? es ist ja klar je mehr zinn desto heller, wie mischt man denn um einen satten bronze ton zu erhalten??
da dürfte der zinn anteil ja so hoch garnicht sein, ist die bronze bei weniger zinn dann sehr weich??


gruß
blacksmith
 
hallo blacksmith,

zum gusstiegel aus stahl:
mir ist gerade eingefallen, daß er innen wohl nicht verzundern kann, da hier ja die schmelze ist (und flüssiges kupfer ist schon recht sauuerstoffaffin- ich denke eine abdeckung der schmelze ist auch deshalb zu empfehlen) sicher am anfang schon, aber wenn man es solange abgedeckt hält wird es wohl schon gehen. außen verzundert es sicher aber wäre ja wohl egal solange es keine serienproduktion ist. bei einer nicht oxidierenden ofenatmosphäre fällt die verzunderung wohl gering aus. ein graphittiegel wäre sicher ideal (weiß aber keine bezugsquelle, oder einen aus ton selber machen).
ich habe mal ein titanrohr als tiegel für silber genommen.- das ist vorallem aussen furchtbar verzundert, liegt halt an der eigenschaft des titans, hat aber für die wenigen schmelzversuche nicht viel ausgemacht und dem silber hat es jetzt auch nicht übermäßig geschadet, es gab allerdings hier auch verluste durch verzunderung.

ob das mit dem rohr als gussform geht und der bolzen dann wieder rausgeht, weiß ich nicht, aber die schmelze schwindet auf jeden Fall beim erstarren und beim abkühlen schrumpft es dann noch, könnte also gehen. was sicher auch geht: ein übermassiges rohr nehmen innen eine papphülse im gewünschten durchmesser einstellen und dann zwischen papphülse und rohr mit gips ausgiesen. wenn der gips dann beim giessen nicht mürbe wird, löst ihn essigessenz sicher auf und der bolzen ist raus.

zur festigkeit der legierungen: müßten in den bereits erwähnten datenblättern angegeben sein, natürlich kein vergleich zu stahl vor allem nicht im gußzustand.

zur farbe:
je höher der Cu-gehalt umso rötlicher
je mehr Zn (also bei messing) umso gelblicher
je mehr Ni (neusilberlegierungen umso heller, bis eben zum silberton
je mehr Sn (bronze) -- umso äh (bronziger) weiß ich jetzt nicht. aber die legierungen laufen eh immer etwas an der athmosphäre an und das verändert den farbton. es gibt auch zinnbronzen, also cu+sn+zn die sind sicher etwas gelblich, normale bronzen haben mehr einen rotstich wegen dem hohen cu-anteil.

hier noch ein link wo viel über kupfer und seine legierungen zu finden ist
http://www.kupfer-institut.de

über bronze (pdf):
http://www.kupfer-institut.de/front_frame/pdf/Bronze_040122_screen.pdf

wegen der farbe kann man auf chemischem wege viel machen (erzeugen von patina)
auch hier ein dki-link:
http://www.kupfer-institut.de/front_frame/frameset.php3?client=1&lang=1&idcat=85&parent=19

ist halt ein bischen sucharbeit bei der dki-seite aber wahrscheinlich lassen sich da viele antworten finden. oder einfach mal anrufen, bzw das kontktformular benutzen, vielleicht antworten sie ja.

gruß
secutor
 
und eine gießform aus einem rohr?? beim erkalten müsste es sich ja etwas zusammenziehen, so das ich es aus einem rohr ohne innere schweißnaht herauskriegen müsste!.

Wenn sich die Bronze nicht mit dem Stahl an der Kontaktoberfläche verbindet ja.
Sonst bleibt sie aussen haften und die Schwindung sorgt nur für einen Lunker.

Ich habe mal Blei in einem Stahlrohr gegossen, da hats funktioniert. Ob wohl es sich um ein geschweisstes Quadratrohr handelte.
 
@secutor:
ja man, vielen dank für die infos..
hab jetzt nen graphittiegel bestellt der in unseren glühofen passt.das problem wäre gelöst.

jetzt nur noch das problem mit der gussform! würde es denn gehen ein rohr in ton zu packen und dann vor dem gießen rausnehmen und die bronze in das reine ton zu gießen ohne das großartige lunker auf der außenseite entstehen??

und noch was, wenn das kupfer flüssig ist dann schöpfe ich die schlacke ab und gebe das zinn dazu muss ich die brühe dann umrühren?? oder kann ich wenn das zinn geschmolzen ist sofort loslegen mit dem gießen??

vielen dank für die bemühungen

blacksmith
 
In dem Buch "Mokume Gane" von Steve Midgett ist eine klassische Japanische Methode beschrieben wie Barren gegossen werden.

Man nehme einen großen Wasserbehälter, stelle dort einen Rahmen für die Barrenform hinein (Stück Kaminrohr oä.).
Fülle Wasser hinein bis der Rahmen bedeckt ist und lege ein Tuch über den Rahmen (locker mit Mulde).
Das flüssige Metall wird dann auf das Tuch gegossen. Durch die schnelle Abkühlung verbrennt dieses nicht.

Ciao Sven
 
Ich habe erst vor kurzem einen "Barren" (es ist eher eine halbe Nuss) Shiro Shibuichi (60% Ag, sehr schöne Farbe) so hergestellt.
Das ganze ist denkbar einfach und nur zu empfehlen.
Natürlich braucht es dannach schon etwas Zeit bis man aus dieser "halben Nuss" ein brauchbares Blech geschmiedet und gewalzt hat.
Ich fand es sehr Interessant dass auf dem Tuch wirklich keinerlei Spuren zu sehen sind (es ist wie neu).
Dafür sieht man auf dem Barren einen Abdruck des Gewebes.
 
Wer sich für Kupfer interessiert sollte mal auf die Seite des Deutschen Kupfer-Institutes (DKI) schauen.
Unter Verlag kann man sich sehr viele Datenblätter und anderes downloaden oder gratis :super: schicken lassen (auch nach Österreich, nicht einmal das Porto mußte ich bezahlen!)
 
Hallo zusammen,

interessante Sache hier.

Da ich ab und an mit Goldlegierungen und Silber arbeite, stellt sich für mich hier die Frage, ob der eine oder andere schon mal Erfahrungen mit Luftblasen in einem Gussstrang gemacht hat. Bei Gold und Silber kommt es nämlich öfter vor, dass selbst bei hoher Gießgeschwindigkeit Lufeinschlüsse entstehen die nachher beim Ausschmieden sehr hinderlich sind.

Es kann natürlich daran liegen, dass die die kleinen Mengen, die ich gegossen habe (20 bis 40 Gramm) zu schnell erkalten und deshalb z.B. im Golschmiedebereich oder auch im Dentalbereich meines Wissens nach im Vakuum gegossen wird.

Aber ich gehe auch bei Bronze davon aus, dass eine gewisse Gießgescheindigkeit eingehalten werden muss und der Guss in einem Rutsch erfolgen muss.

Grüße
Jörg
 
@takata
was hast du als gussform genommen???
ich will ja rundmaterial ca. 32x 100mm gießen das ich hinterher auf mein maß drehen kann so wie ich es grade brauche. über einschlüsse hab ich mir auch schon gedanken gemacht, viel. liegt es an dem material der gussform, ich bin am grübeln wass ich als formmaterial nehmen kann.....



gruß
blacksmith
 
Hallo Leute,

Ich lese seit einiger Zeit mit. Interessantes Thema, ich habe selbst schon einigemale Bronce gegossen, und umlegiert .
Dafür habe ich allerdings immer nur Formsand benutzt.

In Sachen Broncelegierungen, gibt es Mr. De Voer in Brüssel, er stellt Bronce nach Künstlerwunsch individuell zusammen, ein wahrer Virtuose,Tel.nr. 003225349292

Für alles andere gibt es M.C. TECHNICS s.p.r.l in Vise Belgien
E.mail:m.c.technics s.com
Tel. 0032 4 3795101

Ich denke die sprechen auch Deutsch, jedenfalls liefern die 2 supergratis
Kataloge in mehreren Sprachen, die alles nötige enthalten.

mfg unsel
 
Hallo blacksmith,

wie gesagt habe ich nur mit Silber und Gold Gießerfahrung. Dabei habe ich festgestellt, dass Eingüsse aus Stahl (gibt es im Goldschmiedbedarf für Barren und Blech ca 4mm sowie Draht bis 8mm) selbst bei anheizen mit Bunzenbrenner, das schnelle Erkalten des Materials fördern. Bei Abguß in Formsand mit entsprechenden Entlüftungskanälen geht es einfacher, wobei ich dazu sagen muss, dass ich die Abgüsse in Formsand danach nicht weiterverarbeitet habe, was Schmieden oder Walzen anbelangt. Deshalb kann ich betreffend Formsand nicht wirklich sagen ob dabei weniger Einschlüss, die man äußerlich nicht sieht, entstehen.
Interessant erscheint mir die oben angesprochene Methode mit dem Tuch, ggf. könnte man das Wasser auch gut vorwärmen. Ist aber vielleicht für Dich nicht so brauchbar, weil Du ja offensichtlich- wenn ich es richtig verstanden habe - Pins drehen willst (?) und du dafür ja wohl die Grundform als Draht haben willst.

Habe ganz am Anfang einen Versuch mit einem Alurohr unternommen aber dabei den Gussstrang nicht merh vernünftig herausbekommen.

Du kannst aber vielleicht auch einen Versuch mit 2 Rohrhälften starten, die Du mit einem Draht miteinander verzwirbelst. Die Eingüsse im Goldschmiedebedarf bestehen auch aus 2 Hälften.

Gruß
Jörg
 
Sorry, das mit den Pins ist wohl Quatsch bei den Abmessungen von 32x100mm.

Aber das mit den 2 Rohrhälften sollte funktionieren.

Noch was, als "Trennmittel" nehmen Golschmiede einfach Kerzenwachs (einfach eine Kerze an die angewärmte Form halten, die weicht auf und verteilt sich in der Form, wenn die warm ist). Könnte bei Bronze auch funktionieren.
 
morgen!

mit dem wax als trennmittel hört sich gut an!
ich denke ich werd es so machen das ich ein rohr läng auftrenne und dann die rohrhälften und grundplatte zusammenhefte.dann das ganze ding in ton packen damit es dicht wird. nach dem guss klopp ich den ton ab und trenn das rohr auf...

@takata
also die form for dem guss erwärmen und dann mit einer kerze von inne das rohr einstreichen!??


blacksmith
 
Ich verwende beim Gießen von Silber in den Barren oder Drahteinguß immer Ruß als Trennmittel (brennende Kerze sehr dicht darunterhalten). Das funktioniert super.

viele Grüße, Jan.
 
soo!
habe grade meine erstes stück bronze gegossen!
der graphittiegel ist die woche angekommen, und dann hab ich grade losgelegt.

hab mir 900gr.cu und 100gr.sn abgewogen. das kupfer schmelzen hat 20min gedauert und dann einfach das zinn dazu.
als form hab ich ein rohr längs aufgetrennt und dann mit zwei punkten pro seite zusammengeheftet. dann das rohr auf eine blechplatte geschweißt!
als trennmittel hab ich es mit ruß probiert einfache acetylenflamme in das rohr gehalten und vollrußen lassen.
zu guterletzt hab ich das rohr von außen mit zement eingepackt damit die spalte gut abgedichtet sind.

ich bin sehr überrascht wie gut das geklappt hat, hab mir im vorfeld viele, fast zuviele gedanken gemacht.
ich würd sagen jeder der bock auf bronze hat sollte einfach mal loslegen.

gruß
the-blacksmith
 
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