Brotzeitmesser. Damit schmeckts noch besser.

derPeter

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Es ist schon etwas her, da kam mir der Gedanke, mir mal ein Brotzeitbesteck
mit mittelalterlichem Charakter selbst zu machen.
Das Brotzeitmesser ist heute fertig geworden. (Die Gabel muß noch entworfen werden)
und dürfte damaligen, gehobeneren Ansprüchen genügt haben.

Klinge aus 1.2842, differenziell gehärtet, aber nicht poliert
Griff aus Ebenholz mit 3mm Stahlringen und Stahlabschluß, mit dem Erl vernietet.
Gesamtlänge 210mm Klinge 100mm x 28mm x 3,6mm
Anschliff nur bis ca. 30mm vor Zwinge

Wenn es interessiert.... ein paar Worte , wie ich es gemacht habe.

Auf dem ersten Bild ist zu erkennen, daß ich den Griff in „Schaschliktechnik“ gebaut habe.
Der Steckerl ist quadratisch (8x8) mit 30 umlaufenden Kleberillen.
jedes Ebenholzstück und jedes Blech habe ich gebohrt, die Bohrung ausgefeilt und jede
Schräge genau angepaßt. (eine sch...arbeit:glgl:)
In Längsrichtung sind die einzelnen Stücke noch mit je 2 Stahldübeln (Durchm. 3mm)
miteinander verbunden, um größtmögliche Stabilität zu erreichen.
Verklebt ist alles mit 2-K Epoxidharz.

Auf dem 2. Bild ahnt man schon, daß ich faul bin und den Griff am Bandschleifer vorschleifen wollte.
Das habe ich aber schnell aufgegeben, da die Zwischenringe beim Schleifen so heiß wurden, daß ich die Befürchtung hatte, das Holz könnte ankokeln.

Also knurrend zum Schraubstock und alles in guter alter Feil- und Schleifarbeit geformt. Das hat immerhin den Vorteil, daß man zwar langsamer, aber sicherer arbeitet.

Ein großes Problem war, daß Holz schneller abgeschliffen wird als Stahl, was sich in Vertiefungen zwischen den Stahlschichten bemerkbar machte.
Die Schleifmethode „Schmirgel um die Kanten ziehen“ funktionierte hier nicht.
Ich mußte die Rundungen mit Schleifbrettchen+Schmirgel längsschleifen, damit der Abtrag gleichmäßig war.

Ansonsten war es eine schöne und entspannende Zeit in der Werkstatt.
Gruß , Peter
 

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Das Design und insbesondere die Idee mit den Metallzwischenlagen im Ebenholz finde ich einfach nur genial. Tolles Messer kann ich da nur sagen. :super:

mfg Ulrik
 
Hallo,
Hat man im Mittelalter eigentlich schon mit Messer und Gabel gegessen? :confused:
 
Super Griff, gefällt mir.
Nur die Klinge ist nicht nach meinem Geschmack, sieht (für mich) irgendwie "ausgelutscht" aus :D
 
@arnstein
ab dem 14 oder 15. Jahrhundert wurden an den italienischen und französischen Höfen bereits 2-zinkige Gabeln benutzt. Vorwiegen um Obst zu servieren und um keinen Saft an die Finger zu bekommen (das Obst war damals mitunter "sehr reif")
Bei den unteren Schichten gab es nach wie vor bis ins 19.JH nur Messer zum Zerteilen und Holzlöffel.
Das ist mir aber wurscht :hmpf:ich brauch ne Gabel dazu:)

@klausevert
kritik finde ich gut, aber was heißt in dem Fall ausgelutscht? Die Form oder die Oberflächenstruktur?
Gruß, Peter
 
Also mir gefällt gerade die Klinge sowohl von ihrer Form als auch von ihrer Bearbeitung her hervorragend. Da passt m.E. alles an ihr doch prima zu dem Hintergrund eines mittelalterlichen, sehr rustikalen Messers.
Ich freue mich richtig drauf, bald die passende Gabel zu sehen.

Und beim Gedanken daran, dieses Messer zum Verzehr eines am Spieß gegrillten Ochsen einzusetzen, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
Hoffentlich gibt´s noch mehr dieser originellen Sachen in der Galerie zu sehen.

Klasse, Peter:super:

carrot
 
@klausevert
kritik finde ich gut, aber was heißt in dem Fall ausgelutscht? Die Form oder die Oberflächenstruktur?
Gruß, Peter

Mir gefällt die Form der Klinge in Relation zum Griff nicht.
Aber das ist - wie so vieles reine Gescmackssache.

Wichtig ist, das du mit dem Messer zufrieden bist, und nicht was ich dazu schreibe.
 
"mittelalterliches" Brotzeitmesser

@arnstein
ab dem 14. oder 15. Jahrhundert wurden an den italienischen und französischen Höfen bereits 2-zinkige Gabeln benutzt. Vorwiegend um Obst zu servieren und um keinen Saft an die Finger zu bekommen (das Obst war damals mitunter "sehr reif"). Bei den unteren Schichten gab es nach wie vor bis ins 19. Jhdt. nur Messer zum Zerteilen und Holzlöffel. Das ist mir aber wurscht, ich brauch ne Gabel dazu.....
Wenn Du weder die Form noch das Material noch die Verarbeitung nach mittelalterlichen Vorbildern wählst, und wenn es Dir "wurscht" ist, ob die Gabel dazu zeitlich belegt ist, warum muss das dann "mittelalterlich" heißen? Es würde doch völlig reichen, es als individuelles Brotzeitmesser zu bezeichnen!

Natürlich kannst Du das nennen, wie Du magst, aber ich verstehe es nicht ganz.

Gruß

sanjuro
 
AW: "mittelalterliches" Brotzeitmesser

Wenn Du weder die Form noch das Material noch die Verarbeitung nach mittelalterlichen Vorbildern wählst, und wenn es Dir "wurscht" ist, ob die Gabel dazu zeitlich belegt ist, warum muss das dann "mittelalterlich" heißen? Es würde doch völlig reichen, es als individuelles Brotzeitmesser zu bezeichnen!

Natürlich kannst Du das nennen, wie Du magst, aber ich verstehe es nicht ganz.

Gruß

sanjuro

Hallo sanjuro
:super:hab schon auf deinen Komentar gewartet:super:
Habe mich schon gewundert, daß es so lange gedauert hat.
Das Messer entspricht selbstverständlich, weder in Machart noch Materialauswahl, irgendeinem bekannten historischen Messermodell. Weder aus dem frühen, dem mittleren oder späten Mittelalter.
(aber wer weiß schon wirklich, was die alles in ihren Hinterhofschmieden zusammengebaut haben?)
Es erinnert mich lediglich in seiner Optik an Gebrauchsgegenstände aus dieser Zeit. (Eisen, schwarzer Griff, kein Highendfinish schwarzer Essbesteckköcher kommt noch)

Gruß, Peter
 
"mittelalterliches" Brotzeitmesser

....Das Messer entspricht selbstverständlich weder in Machart noch Materialauswahl irgendeinem bekannten historischen Messermodell. Weder aus dem frühen, dem mittleren oder späten Mittelalter (aber wer weiß schon wirklich, was die alles in ihren Hinterhofschmieden zusammengebaut haben?). Es erinnert mich lediglich in seiner Optik an Gebrauchsgegenstände aus dieser Zeit. (Eisen, schwarzer Griff, kein Highend finish.....)....
Das, was wir heute im Museum als verrostetes Relikt aus dem Mittelalter zu sehen bekommen (Eisen, schwarzer Griff, kein Highend finish), ist dem wohl nicht ähnlich, was man damals neu aus der Schmiede bekam. Auch die Erzeugnisse der heutigen Mittelaltermärkte sind wohl nicht immer belegte Museumsreplikate...... Das Schmieden als Handwerk war damals in einer Blüte, an die wir mit aller Technik heute nicht heranreichen - Ausnahmen sind z.B. das Finish, also Hochglanzpolitur, Lasercut, exotische Griffmaterialien, PM-Damast usw.

Der Schmied war in der mittelalterlichen Gesellschaft ein hoch angesehener und oft sogar wohlhabender Handwerker, der wohl eher in großzügigen Baulichkeiten seiner Tätigkeit nachging - allein wegen der Gespanne und Pferde, die in ländlichen Schmieden ja auch versorgt wurden.

Die Vorstellung, dass die "doofen", rückständigen Schmiede von "anno dunnemals" das nicht besser konnten, sollten wir schnell revidieren, denn man hatte damals ganz sicher mehr praktische Erfahrung im Einsatz von Messern und ihrer Funktionalität. Sicher hat es aber auch große Unterschiede je nach Ursprung des Messers gegeben; höfische Waffen und Werkzeuge von Spitzen-Künstlern konnten natürlich feiner und prunkvoller aussehen als Bauernmesser vom Dorfschmied.

Die HOLTMANN-Dissertation bietet bei aller Trockenheit eine Menge Informationen über authentische Messerformen, wenn Dich das interessiert.

Gruß

sanjuro
 
Hallo Peter
Ein wunderschöner Griff mit einem ganz eigenwilligen Klingendesign.
Ich dachte zuerst das sei ne alte Klinge die einfach einen neuen Griff bekommen hat.
Also mir gefällt das eigenwillige Design.

OT: Sanjuro macht mir irgendwie Angst, soviel kann doch einer gar nicht wissen:argw:

Gruess Feldmaus
 
Hallo Peter,
ein interesantes Messer der Griff gefällt mir sehr gut.Den könnte ich mir
mit Damastzwischenlagen auch gut vorstellen.Wenn Du das nächste mal am Bandschleifer arbeitest stell Dir einfach einen Eimer mit Wasser zum
zwischenkühlen daneben.
Gruß Chris
 
AW: "mittelalterliches" Brotzeitmesser

Die HOLTMANN-Dissertation bietet bei aller Trockenheit eine Menge Informationen über authentische Messerformen, wenn Dich das interessiert.

Gruß

sanjuro

Hallo Sanjuro
Selbstverständlich interessiert mich das. Im übrigen bin ich auch der Meinung, daß die alten Schmiede wahrscheinlich über Wissen verfügten, zu dem wir heutzutage keinen Zugang mehr haben oder und dieses mittlerweile wieder mühsam erarbeiten.
Habe mal bei Wikipedia gesucht und bin fündig geworden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Messer
Wen es auch noch interessiert, einfach mal anklicken.
Gruß, Peter
 
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