Rock'n'Roll
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“My inspiration continues to come from frontier America - a time when the equipment a person carried meant sustenance and survival. I strive to be innovative, while maintaining a recognizable style. My goal is to make tools of uncompromising quality that will last a lifetime and survive as heirlooms for future generations.”
Daniel Winkler
Boas,
„Been There and Back“ steht auf Daniel Winklers Pappschachteln, in denen seine Messer kommen. Er meint das wohl eher martialisch, werden seine Messer doch in Zusammenarbeit mit Kriegern („warriors“) für Eliteteams (z.B. Navy Seals) gebaut.
Wir verstehen den Begriff anders. Wir waren nicht da - wo immer das auch sein mag - und sind (heile) zurückgekommen. Wir waren da (auf Daniel Winklers und Rheinleders Webseite) und sind dorthin zurückgekehrt. Um ein zweites Messer zu kaufen. Das erste - das Blue Ridge Hunter - gefällt uns nämlich nach wie vor ausgesprochen gut :adoration: …
Als wir den Operator entdeckt haben, waren wir sofort „habgierig“ ! Auch wenn er mit 21,7 cm Gesamtlänge 1,4 cm länger ist als der Blue Ridge Hunter, geht er für uns noch als klein durch. Die 23,3 cm inkl. Kydex kriegen wir noch ohne großes Theater in Jacken- oder Hosentasche / Beintasche untergebracht. Bei unseren üblichen Ausflügen ans Meer oder die umliegenden Wälder. Zudem er noch schlanker daherkommt als der Blue Ridge. Und nur magere 116 Gramm wiegt (167 Gramm mit Kydex). Das Messer besteht aus unmodernen Materialien Die Klinge aus seit rund 100 Jahren bewährtem Carbonstahl der Güte 80CrV2 aka 1.2235 und der Griff aus Walnußholz.
Die Klinge
80CrV2 / 1.2235: C:0,8 Cr:0,5 Si:0,3 Mn:0,5 V:0,15%
Der Stahl steht im Ruf, sehr tough zu sein, ist leicht schärfbar und nimmt eine feine Schneide an. Er hat eine Vielzahl von Befürwortern, wenn es um belastbare Messer geht. Umfassendere Informationen finden sich hier im Review zum Winkler WK II Blue Ridge Hunter.
Die Form der Klinge hat es in sich. Basierend auf dem Rat und der Erfahrung eines Veteranen ist sie in den Händen von Daniel Winkler ein Biest geworden. “Designed for quick action and deep penetration ….”. So sieht er auch aus, der Operator! Man kann ihn aber auch einfach nur zum Schneiden benutzen . Und das tut er ausgezeichnet. Die vor dem knappen Ricasso maximal 21,5 mm hohe, 5 mm dicke Klinge ist ballig und hat eine etwa 1 mm breite Schneidfase. Der Gesamtschneidenwinkel liegt bei schneidfreudigen 30 Grad. Die vorderen zwei Drittel ziert eine swedge.
Waren wir der fetten schmalen Klinge wegen etwas skeptisch ob der Eignung zum Schnitzen - unserem Haupteinsatzgebiet für Messer aller Art (außer Küchenmesser ...) - wurden wir zügig eines Besseren belehrt. Von kräftigem Biß hin zu feinem Abtrag deckt der Operator das gesamte Spektrum ab, was wir von einem ordentlich funktionierenden Schneidwerkzeug erwarten.
Der Schwerpunkt liegt wie beim Blue Ridge Hunter knapp hinter dem vorderen Niet. Der Operator ruht einsatzfreudig in der Hand. “The knife features a tapered tang and a 4 inch blade with a distal taper.”. Eine Tatsache, die uns sehr entgegenkommt.
Tapered - what does that mean?
taper = verjüngen
Wir finden zwei potentielle „taper“ an einem Messer - tapered tang und distal tapered blade:
A) Tapered tang (kontinuierliche Verschlankung der Klinge vom Ricasso zum Messerende)
Dient der Gewichtsreduzierung/Balance, aber auch der Ästethik und dem Anspruch.
B) Distal taper (kontinuierliche Verschlankung der Klinge vom Ricasso zur Messerspitze)
Ed Caffey hat das so erklärt:
“The majority of bladesmiths I know incorporate distal tapers for three reasons
1. weight reduction
2. balance
3. (a bit more complex reason): a distal taper will allow a blade to endure more stress, while enhancing flexibility for a given design over a blade of the same material, without a distal taper. Heres how it works:
A blade that maintains the same thickness throughout most of it's length, when stressed/bent, will concentrate the stress into one general location. Whereas a blade which is tapered from ricasso to point will evenly distribute the stress throughout the entire arc of the blade's length. Imagine a leaf spring on a car. It is tapered from the center out. This design even distributes stress thoughtout the spring, otherwise the spring would routinely break in the center since thats where the stresses would normally be the greatest. Kind of long winded, but thats the idea.”
Hinzu kommt, daß der vordere Bereich der Klinge feinere Arbeiten ermöglicht, während der hintere Bereich auch größeren Herausforderungen gewachsen ist. Überspitzt ausgedrückt hat man zwei Messer in einer Klinge. Auch bei Kochmessern ist diese Geometrie beliebt.
Wir sehen zwei Varianten der Verschlankung. Linear oder ballig abnehmend. Die Klinge eines Spyderco Military oder Para Mili 2 z.B. verschlankt zur Spitze hin linear. Beim Spyderco Techno dagegen verläuft die Verjüngung ballig in einer eleganten Kurve. So auch - etwas weniger stark ausgeprägt - beim Caly 3.5 ZDP189. Das sieht wirklich gut aus ! Weitere Klingen mit balligem „distal taper“ sehen wir beispielsweise (ausgeprägt) bei Uli Hennickes Taschen-Klapp-Jäger, dem Zsolt Silverstar Kompakt und unseren beiden Boll-Klappern.
Die meisten unserer Fixed weisen keine Klinge dieser Art auf. Bei allen BRKTs z.B. (Gunny, Kephart, ULB …) wie bei fast allen übrigen bleibt die Klinge bis etwa 2 cm vor der Spitze gleich stark. Erst ab da läuft sie gegen Null. Ausnahme beide Winkler-Messer, die sich kontinuierlich vom Griff Richtung Spitze ballig verschlanken. Und Uli Hennickes Kleiner Jäger. Leicht getapert ist die Klinge des Fällkniven F1 …
Während sich bei Winklers Blue Ridge Hunter nur vorn die Klinge verjüngt, hat der Operator beides - tapered tang und distal tapered blade (ballig). Noch EIN weiteres Messer haben wir mit derselben Eigenart: Ein älteres Fixed von Uli Hennicke. Very sexy …
Wir fanden es sehr interessant, unsere Klingen mal unter diesem Gesichtspunkt in Augenschein zu nehmen. Ein Klingenschliff der Art des Operator steht im Ruf, nicht sonderlich einfach zu sein. Betrachten wir dazu die perfekte Anpassung der Griffschalen wie die gesamte exzellente Verarbeitung überhaupt, ziehen wir mal den Hut ...
Zum Griff …
Womit wir uns kurz dem Griff zuwenden. Wir haben zuallererst eine sehr angenehme und bequeme Handlage. Das Walnußholz an unserem Exemplar sieht nicht nur klasse aus - es fühlt sich auch so an. Ermüdungsfreies Arbeiten über größere Zeiträume sind kein Problem. Wir haben es diverse Stunden lang ausprobiert.
Drehen und Wenden des Messers in alle Richtungen ohne störende Ecken oder Kanten. Das Holz ist nicht ganz glatt auspoliert, so daß ein abrutschsicheres Feeling entsteht. Klingenrücken und Jimpings bilden eine solide Daumencouch, der Zeigefinger liegt gut geschützt in der Kuhle hinter dem kleinen Guard am Fuß des Ricassos.
Die Verarbeitung ist absolut tadellos. Griffschalen und Klinge gehen in ihrer Gesamtheit perfekt spaltfrei ineinander über. Auch die beiden Nieten und der Übergang zum Lanyardhole sind mit den Fingern nicht zu erspüren. Hier wurde ganze Arbeit geleistet.
Insgesamt zählt der Operator bezüglich der Handlage und Haptik zum Besten, was wir verfügbar haben. Nicht vergessen wollen wir die Kydex, die - wie bereits beim Blue Ridge Hunter - keine Wünsche offen läßt. Multifunktional bei exzellentem Sitz des Messers.
Der Operator im Gebrauch
Gebraucht haben wir ihn auch. An Holz unterschiedlicher Güte. Und es hat eine Menge Spaß gemacht, damit zu arbeiten. Wie schon beim Blue Ridge Hunter beißt der Operator gut zu, gestattet aber - und das hatten wir der schmalen Klinge wegen eher nicht so erwartet - auch sehr feines Arbeiten. Ein Holz von Rinde zu befreien und dann auf’s Äußerste handschmeichlerisch zu polieren ist kein Problem.
Was die Standzeit angeht, sind wir ebenfalls sehr zufrieden. Ausgehend von einer Ausgangsschärfe der Güte „Papierkurven-Armhaar-Rasur“ - unserem Standardkriterium - haben wir das Messer mehrere Tage hintereinander jeweils etwa 2 Stunden benutzt ohne nachzuschärfen. Nach vier Tagen noch kein Bedarf.
Am fünften Tag fanden wir im Bereich der aufgegebenen Beach Bar ein ordentliches Stück Manila-Tau. Eher ungewöhnlich hier, da im Prinzip alle Taue der Fischer aus Kunststoff sind. Obwohl Seilchenschnippeln nicht zu unseren Leidenschaften zählt, haben wir die Gelegenheit genutzt und zugelangt. Was wir dabei ignoriert haben - das Seil hat seit eh und je im feuchten salzigen Sand gelegen. Und wir hatten abends die Quittung. Keine Serrations - doch nix mehr Armhaare, nix Papierkurven …
Aber - und das ist die gute Nachricht - einige Züge über den Sinterrubin (nach wie vor unser einfaches Mittel für mittelschwere Fälle) und Leder mit Diamantpaste und alles war wieder schön!! Im Ergebnis ist die Schärfbarkeit von 80CrV2 absolut kein Problem, die Standzeit für unsere Verhältnisse mehr als ausreichend.
Nur, um es mal auszuprobieren, haben wir an einem Abend die üblichen Knoblauchzehen mit dem Operator geschnibbelt. Geht! Und Knoblauch-Nuß wollten wir immer schon mal probieren …
Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen, wenn ein erfahrener Master-Bladesmith sich „veteranen“ Rat einholt und unter Zuhilfenahme althergebrachter Materialien ein Messerchen „zusammendengelt“. Es ist etwas dabei herausgekommen, das wir nicht wirklich gebraucht hätten, es aber unbedingt haben wollten, eine deutlich bessere Performance an den Tag legt, als wir angenommen hatten - und das wir ganz sicher nicht wieder rausrücken :love_heart: …
Daniel Winkler WK II Operator 80CrV2
80CrV2 / 1.2235: C:0,8 Cr:0,5 Si:0,3 Mn:0,5 V:0,15%
Fixed
Gesamtlänge: 217 mm (233 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 105 mm (98 mm scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 21,5 mm max. vor dem Ricasso, langsam auf Null auslaufend
Klinge: 5 mm 80CrV2 (rostfähig), No Glare Caswell Finish, Dezent konvex mit Fase von etwa 1mm, Gesamtschneidenwinkel 30 Grad, Tapered Tang & Distal Tapered Blade (die Klingenstärke beträgt nach den Jimpings am Rücken noch 4,85, in der Mitte noch 3,45 und 1 cm vor der Spitze noch 2,4 mm)
Griff: Walnußholz, 112 mm lang, verklebt und je Seite 2 Pins
Griffdicke: zwischen 14 und 16 mm
Griffhöhe: zwischen 18,5 (Zeigefingerkuhle) und 28,5 am Griffende
Lanyardhole: 5 mm
Gewicht: 116 Gramm (mit Scheide 167 Gramm)
Sehr solide anthrazitfarbene Kydexscheide mit variabel montierbarer Gürtelschlaufe und Metall-Clip (etwa 4 cm) für festen Sitz, max. Breite 70,5 mm, max. Dicke inkl. Messer 22 mm
Carbon-Nuß 116 Gramm …
Die Jukebox mit Slash “Been there lately …”
Aus sunny Monte Gordo
Johnny & R’n’R
Daniel Winkler
Boas,
„Been There and Back“ steht auf Daniel Winklers Pappschachteln, in denen seine Messer kommen. Er meint das wohl eher martialisch, werden seine Messer doch in Zusammenarbeit mit Kriegern („warriors“) für Eliteteams (z.B. Navy Seals) gebaut.
Wir verstehen den Begriff anders. Wir waren nicht da - wo immer das auch sein mag - und sind (heile) zurückgekommen. Wir waren da (auf Daniel Winklers und Rheinleders Webseite) und sind dorthin zurückgekehrt. Um ein zweites Messer zu kaufen. Das erste - das Blue Ridge Hunter - gefällt uns nämlich nach wie vor ausgesprochen gut :adoration: …
Als wir den Operator entdeckt haben, waren wir sofort „habgierig“ ! Auch wenn er mit 21,7 cm Gesamtlänge 1,4 cm länger ist als der Blue Ridge Hunter, geht er für uns noch als klein durch. Die 23,3 cm inkl. Kydex kriegen wir noch ohne großes Theater in Jacken- oder Hosentasche / Beintasche untergebracht. Bei unseren üblichen Ausflügen ans Meer oder die umliegenden Wälder. Zudem er noch schlanker daherkommt als der Blue Ridge. Und nur magere 116 Gramm wiegt (167 Gramm mit Kydex). Das Messer besteht aus unmodernen Materialien Die Klinge aus seit rund 100 Jahren bewährtem Carbonstahl der Güte 80CrV2 aka 1.2235 und der Griff aus Walnußholz.
Die Klinge
80CrV2 / 1.2235: C:0,8 Cr:0,5 Si:0,3 Mn:0,5 V:0,15%
Der Stahl steht im Ruf, sehr tough zu sein, ist leicht schärfbar und nimmt eine feine Schneide an. Er hat eine Vielzahl von Befürwortern, wenn es um belastbare Messer geht. Umfassendere Informationen finden sich hier im Review zum Winkler WK II Blue Ridge Hunter.
Die Form der Klinge hat es in sich. Basierend auf dem Rat und der Erfahrung eines Veteranen ist sie in den Händen von Daniel Winkler ein Biest geworden. “Designed for quick action and deep penetration ….”. So sieht er auch aus, der Operator! Man kann ihn aber auch einfach nur zum Schneiden benutzen . Und das tut er ausgezeichnet. Die vor dem knappen Ricasso maximal 21,5 mm hohe, 5 mm dicke Klinge ist ballig und hat eine etwa 1 mm breite Schneidfase. Der Gesamtschneidenwinkel liegt bei schneidfreudigen 30 Grad. Die vorderen zwei Drittel ziert eine swedge.
Waren wir der fetten schmalen Klinge wegen etwas skeptisch ob der Eignung zum Schnitzen - unserem Haupteinsatzgebiet für Messer aller Art (außer Küchenmesser ...) - wurden wir zügig eines Besseren belehrt. Von kräftigem Biß hin zu feinem Abtrag deckt der Operator das gesamte Spektrum ab, was wir von einem ordentlich funktionierenden Schneidwerkzeug erwarten.
Der Schwerpunkt liegt wie beim Blue Ridge Hunter knapp hinter dem vorderen Niet. Der Operator ruht einsatzfreudig in der Hand. “The knife features a tapered tang and a 4 inch blade with a distal taper.”. Eine Tatsache, die uns sehr entgegenkommt.
Tapered - what does that mean?
taper = verjüngen
Wir finden zwei potentielle „taper“ an einem Messer - tapered tang und distal tapered blade:
A) Tapered tang (kontinuierliche Verschlankung der Klinge vom Ricasso zum Messerende)
Dient der Gewichtsreduzierung/Balance, aber auch der Ästethik und dem Anspruch.
B) Distal taper (kontinuierliche Verschlankung der Klinge vom Ricasso zur Messerspitze)
Ed Caffey hat das so erklärt:
“The majority of bladesmiths I know incorporate distal tapers for three reasons
1. weight reduction
2. balance
3. (a bit more complex reason): a distal taper will allow a blade to endure more stress, while enhancing flexibility for a given design over a blade of the same material, without a distal taper. Heres how it works:
A blade that maintains the same thickness throughout most of it's length, when stressed/bent, will concentrate the stress into one general location. Whereas a blade which is tapered from ricasso to point will evenly distribute the stress throughout the entire arc of the blade's length. Imagine a leaf spring on a car. It is tapered from the center out. This design even distributes stress thoughtout the spring, otherwise the spring would routinely break in the center since thats where the stresses would normally be the greatest. Kind of long winded, but thats the idea.”
Hinzu kommt, daß der vordere Bereich der Klinge feinere Arbeiten ermöglicht, während der hintere Bereich auch größeren Herausforderungen gewachsen ist. Überspitzt ausgedrückt hat man zwei Messer in einer Klinge. Auch bei Kochmessern ist diese Geometrie beliebt.
Wir sehen zwei Varianten der Verschlankung. Linear oder ballig abnehmend. Die Klinge eines Spyderco Military oder Para Mili 2 z.B. verschlankt zur Spitze hin linear. Beim Spyderco Techno dagegen verläuft die Verjüngung ballig in einer eleganten Kurve. So auch - etwas weniger stark ausgeprägt - beim Caly 3.5 ZDP189. Das sieht wirklich gut aus ! Weitere Klingen mit balligem „distal taper“ sehen wir beispielsweise (ausgeprägt) bei Uli Hennickes Taschen-Klapp-Jäger, dem Zsolt Silverstar Kompakt und unseren beiden Boll-Klappern.
Die meisten unserer Fixed weisen keine Klinge dieser Art auf. Bei allen BRKTs z.B. (Gunny, Kephart, ULB …) wie bei fast allen übrigen bleibt die Klinge bis etwa 2 cm vor der Spitze gleich stark. Erst ab da läuft sie gegen Null. Ausnahme beide Winkler-Messer, die sich kontinuierlich vom Griff Richtung Spitze ballig verschlanken. Und Uli Hennickes Kleiner Jäger. Leicht getapert ist die Klinge des Fällkniven F1 …
Während sich bei Winklers Blue Ridge Hunter nur vorn die Klinge verjüngt, hat der Operator beides - tapered tang und distal tapered blade (ballig). Noch EIN weiteres Messer haben wir mit derselben Eigenart: Ein älteres Fixed von Uli Hennicke. Very sexy …
Wir fanden es sehr interessant, unsere Klingen mal unter diesem Gesichtspunkt in Augenschein zu nehmen. Ein Klingenschliff der Art des Operator steht im Ruf, nicht sonderlich einfach zu sein. Betrachten wir dazu die perfekte Anpassung der Griffschalen wie die gesamte exzellente Verarbeitung überhaupt, ziehen wir mal den Hut ...
Zum Griff …
Womit wir uns kurz dem Griff zuwenden. Wir haben zuallererst eine sehr angenehme und bequeme Handlage. Das Walnußholz an unserem Exemplar sieht nicht nur klasse aus - es fühlt sich auch so an. Ermüdungsfreies Arbeiten über größere Zeiträume sind kein Problem. Wir haben es diverse Stunden lang ausprobiert.
Drehen und Wenden des Messers in alle Richtungen ohne störende Ecken oder Kanten. Das Holz ist nicht ganz glatt auspoliert, so daß ein abrutschsicheres Feeling entsteht. Klingenrücken und Jimpings bilden eine solide Daumencouch, der Zeigefinger liegt gut geschützt in der Kuhle hinter dem kleinen Guard am Fuß des Ricassos.
Die Verarbeitung ist absolut tadellos. Griffschalen und Klinge gehen in ihrer Gesamtheit perfekt spaltfrei ineinander über. Auch die beiden Nieten und der Übergang zum Lanyardhole sind mit den Fingern nicht zu erspüren. Hier wurde ganze Arbeit geleistet.
Insgesamt zählt der Operator bezüglich der Handlage und Haptik zum Besten, was wir verfügbar haben. Nicht vergessen wollen wir die Kydex, die - wie bereits beim Blue Ridge Hunter - keine Wünsche offen läßt. Multifunktional bei exzellentem Sitz des Messers.
Der Operator im Gebrauch
Gebraucht haben wir ihn auch. An Holz unterschiedlicher Güte. Und es hat eine Menge Spaß gemacht, damit zu arbeiten. Wie schon beim Blue Ridge Hunter beißt der Operator gut zu, gestattet aber - und das hatten wir der schmalen Klinge wegen eher nicht so erwartet - auch sehr feines Arbeiten. Ein Holz von Rinde zu befreien und dann auf’s Äußerste handschmeichlerisch zu polieren ist kein Problem.
Was die Standzeit angeht, sind wir ebenfalls sehr zufrieden. Ausgehend von einer Ausgangsschärfe der Güte „Papierkurven-Armhaar-Rasur“ - unserem Standardkriterium - haben wir das Messer mehrere Tage hintereinander jeweils etwa 2 Stunden benutzt ohne nachzuschärfen. Nach vier Tagen noch kein Bedarf.
Am fünften Tag fanden wir im Bereich der aufgegebenen Beach Bar ein ordentliches Stück Manila-Tau. Eher ungewöhnlich hier, da im Prinzip alle Taue der Fischer aus Kunststoff sind. Obwohl Seilchenschnippeln nicht zu unseren Leidenschaften zählt, haben wir die Gelegenheit genutzt und zugelangt. Was wir dabei ignoriert haben - das Seil hat seit eh und je im feuchten salzigen Sand gelegen. Und wir hatten abends die Quittung. Keine Serrations - doch nix mehr Armhaare, nix Papierkurven …
Aber - und das ist die gute Nachricht - einige Züge über den Sinterrubin (nach wie vor unser einfaches Mittel für mittelschwere Fälle) und Leder mit Diamantpaste und alles war wieder schön!! Im Ergebnis ist die Schärfbarkeit von 80CrV2 absolut kein Problem, die Standzeit für unsere Verhältnisse mehr als ausreichend.
Nur, um es mal auszuprobieren, haben wir an einem Abend die üblichen Knoblauchzehen mit dem Operator geschnibbelt. Geht! Und Knoblauch-Nuß wollten wir immer schon mal probieren …
Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen, wenn ein erfahrener Master-Bladesmith sich „veteranen“ Rat einholt und unter Zuhilfenahme althergebrachter Materialien ein Messerchen „zusammendengelt“. Es ist etwas dabei herausgekommen, das wir nicht wirklich gebraucht hätten, es aber unbedingt haben wollten, eine deutlich bessere Performance an den Tag legt, als wir angenommen hatten - und das wir ganz sicher nicht wieder rausrücken :love_heart: …
Daniel Winkler WK II Operator 80CrV2
80CrV2 / 1.2235: C:0,8 Cr:0,5 Si:0,3 Mn:0,5 V:0,15%
Fixed
Gesamtlänge: 217 mm (233 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 105 mm (98 mm scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 21,5 mm max. vor dem Ricasso, langsam auf Null auslaufend
Klinge: 5 mm 80CrV2 (rostfähig), No Glare Caswell Finish, Dezent konvex mit Fase von etwa 1mm, Gesamtschneidenwinkel 30 Grad, Tapered Tang & Distal Tapered Blade (die Klingenstärke beträgt nach den Jimpings am Rücken noch 4,85, in der Mitte noch 3,45 und 1 cm vor der Spitze noch 2,4 mm)
Griff: Walnußholz, 112 mm lang, verklebt und je Seite 2 Pins
Griffdicke: zwischen 14 und 16 mm
Griffhöhe: zwischen 18,5 (Zeigefingerkuhle) und 28,5 am Griffende
Lanyardhole: 5 mm
Gewicht: 116 Gramm (mit Scheide 167 Gramm)
Sehr solide anthrazitfarbene Kydexscheide mit variabel montierbarer Gürtelschlaufe und Metall-Clip (etwa 4 cm) für festen Sitz, max. Breite 70,5 mm, max. Dicke inkl. Messer 22 mm
Carbon-Nuß 116 Gramm …
Die Jukebox mit Slash “Been there lately …”
Aus sunny Monte Gordo
Johnny & R’n’R
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