Moin,
es kommt natürlich immer darauf an, welche Ansprüche man hat.
Dass ein in industrieller Massenfertigung produziertes kleines Messerchen zum günstigen Preis (US) nicht den selben Qualitätsstandarts entspricht, wie die Einzelanfertigung eines Messermachers, liegt auf der Hand.
Aber bei Case hat sich da anscheinend in letzter Zeit einiges zum Positiven gewendet.
Ich war auf der Suche nach einem schicken klassischen Slipjoint aus Amerika mit Wharncliffeklinge und da stößt man wegen der dortigen Verbreitung automatisch auf die Messer von Case.
Vorsichtshalber habe ich mich dann mal bei Userdisskusionen eingelesen (das MF gibt ja hierzu nicht allzuviel her
) und mein Eindruck war, dass die leidigen Qualitätsprobleme (Klingenspiel, große Spaltmaße insbesondere am Übergang Bolster/Griffmaterial, lose Plaketten, unsaubere Auswahl/Bearbeitung insbesondere bei Hirschhorn usw.) aktuell weitestgehend abgestellt sind. Die Wärmebehandlung der Kohlenstoffklingen soll gut sein; die Härte der rostträgen Klingen so "naja".
Geworden sind es dann (aus oben verlinktem Laden) ein Case Swayback Gent in Premium Stag und ein Case Mini Trapper Wharncliffe in Jigged Bone 2nd Cut.
Beide Messer sind (bis auf einen Punkt) völlig fehlerfrei gearbeitet. Der eine Punkt ist der schon erwähnte Übergang des Klingenrückens zur Rückenfeder, da zeigt sich (beim Mini Trapper mehr) ein sicht- und fühlbarer Spalt.
Allerdings nehmen sich die amerikanischen Produzenten da wenig. Ich habe noch ein Schatt & Morgan Swayback und ein GEC Mini Lockback, bei denen der Klingenrücken jeweils ca. 1/2 mm über der Feder steht. Unschöne Spalten zeigen an dieser Stelle auch die Mehrzahl meiner Messer von Canal Street und Queen.
Quasi in Custom Knifemaker Qualität und (zumindestens bei meinem) völlig fehlerfrei sind dann aber die Case Jahreseditionen aus der Case/Bose Collaboration.
Aus dieser Reihe jährlich wechselnder Modelle (die von Tony Bose entworfen werden, von denen er zwei Modelle für die Case Produktion baut, die dann in stark limitierter Anzahl von einer speziellen Abteilung bei Case 1:1 in weitestgehender Handarbeit unter Qualitätssicherung von Tony Bose hergestellt werden) konnte ich mein Lieblingsstück, das 2004er Hawbaker (oder auch Improved) Muskrat mit antique Chestnut Jigged Bone ergattern.
Bei so einem Teil bleiben auch bei hohen Anforderungen und pingeliger Betrachtung jeden Details (ich nehm eine Uhrmacherlupe!) keine Wünsche offen
(Und ich gebe zu bedenken: man kann durchaus auch ein Messer direkt bei Tony Bose bestellen, zahlt dafür aber einen exorbitanten Preis und nimmt eine Wartezeit von mehreren Jahren in Kauf ... was u.a. auch dazu geführt hat, dass man den Platz auf der Warteliste käuflich erwerben kann
)
Nach meiner Erfahrung kann man es also durchaus mal mit einem Case aus Serienfertigung z.B. als EDC versuchen, zumal wenn es mehrere Teile werden sollen (werden es bestimmt).
Wird allerdings DAS EINE klassische Taschenmesser von Case gesucht, empfehle ich klar eines aus der Case/Bose Jahresedition.
Grüße Renegade