Chambriard Le Thiers Compact, Kurzreview

Goldfinger

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Chambriard, Le Thiers Compact


Technische Daten:

Länge geschlossen = 96mm
Klingenlänge = 69mm
Gesamtlänge = 164mm
Griffstärke = 14mm
Klingenstärke = 2,37mm

Gewicht = 48g
Klingenstahl = 12C27
Griffmaterial = Wachholder


Preis = ca. 80,- Euro

Hersteller:www.coutellerie-chambriard.com

Händler: z.B. Schneidwarenkontor oder Coutellerie cisellerie d'art


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Die Form des "Thiers" wurde erst 1995 von Robert Beillonnet entworfen, ist rechtlich geschützt und darf nur von Schmieden der Messergilde Thiers hergestellt werden.

Das Compact ist der kleine Bruder vom bekannteren Compagnon. Ausschlaggebend für den Kauf war, ich bin oft in Dänemark unterwegs und suchte ein EDC, dass dort ohne Legal Reason geführt werden darf. Die Voraussetzungen dafür sind streng:
- Klingenlänge maximal 7cm
- Keine Klingenarretierung
- Keine Einhandbedienung
(Bei Zuwiderhandlung drohen 7 Tage Gefängnis)


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Die Verarbeitung lässt, auch unter dem Aspekt der Handarbeit, zu wünschen übrig. Die Feder liegt bei geschlossener Klinge etwas zu tief. Leichtes horizontales Klingenspiel und eingeklappt liegt die Klinge schief im Griff. Zusätzlich sind die Backen ungleichmäßig geschliffen.
Positiv zu erwähnen ist, dass alle Fugen bündig und dicht sind. Bei geöffneter Klinge ist die Feder bündig mit den Platinen und auch der Übergang zur Klinge verläuft stufenlos. Das Oberflächenfinish ist abgesehen von den üblichen scharfen Kanten, sauber ausgeführt.
Zuerst wollte ich es umtauschen, aber nach Rücksprache mit meinem Händler war klar, es ist kein Einzelfall und auf die Schnelle war kein Besseres zu bekommen. Inzwischen habe ich mich mit den kleinen Mängeln weitestgehend abgefunden.


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Die Handlage, die bei kleinen Messern von Natur aus problematisch ist, wurde hier dem Design geopfert. Für längere Arbeiten ist der Griff zu dünn und jegliche Abgrenzung zur Klinge fehlt. Soweit es mich angeht, ist das kein Problem, da ich Folder der Gentleman-Klasse i.d.R nur kurz und für leichte Arbeiten einsetze.
Die geschlossene Klinge schaut nur wenig aus dem Griff heraus, so dass man zum Öffnen auf den einseitigen Nagelhau angewiesen ist. Dieser liegt aber sehr nahe am Griff, weshalb er mit kurzen Fingernägeln schlecht erreichbar ist. Die Spannung der Rückenfeder ist m.E. optimal, d.h. eher weniger stramm, damit sich das Messer komfortabel schließen lässt, was auch erforderlich ist. Ansonsten würde die Schneide auf die Rückenfeder schlagen.


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Die knapp 2,4mm starke Klinge ist auf 0,21mm :super: ausgeschliffen und der Keilwinkel des Anschliffs liegt bei 8°. Für mich hätte eine Klingenstärke von 1,75mm ausgereicht, woraus sich ein schneidfreudigerer Keilwinkel ergeben hätte. Aber auch so ist das Messer ein Killer wenn es um Äpfel geht und die schmale Klinge ist wie gemacht für das runde Herausschneiden von Kerngehäusen.


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Ein schöner Rücken kann auch entzücken.


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Erfreulicherweise hat sich die Klinge nach ein paar Wochen Benutzung eingelaufen und liegt jetzt zentriert. Auf dem Foto gerade noch zu erahnen, am Griffende ist das Herstellungsjahr eingraviert. Ab diesem Datum werden von Chambriard 5 Jahre Garantie gewährt.


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Das beiliegende Ledermäppchen ist das i-Tüpfelchen zur Sozialverträglichkeit.


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Grössenvergleich mit Benchmade Mini-Griptilian und 91mm SAK



Fazit:

Feines Gentlemenknife mit kleinen Mängeln, das sich speziell für Reisen im Ausland eignet. Mir fällt gerade kein Land ein, in dem dieses Messer illegal wäre, abgesehen von Länder in denen das öffentliche Führen generell verboten ist.

Tip: Besser nicht per Versand, sondern möglichst am Tresen kaufen.



Andreas
 
Kleinere Mängel an den netten Franzosen sind ja fast schon die Regel, aber in den meisten Fällen hinnehmbar, da es in der Regel handgemachte Messer sind.
In letzter Zeit kann ich mich immer mehr für die Messer aus Frankreich begeistern und seltsamerweise werden es immer mehr.
Gruß
Iron0808
 
Ich hab eine ganze Reihe von französischen Klassikern im Einsatz und an jedem ist irgendwas nicht perfekt (mal abgesehen vom Percecal Le Français :)).
Anfangs schaut man auf jedes noch so kleine Detail; aber wenn man die kleinen Freunde zum Benutzen kauft, relativiert sich das schnell. Mir persönlich macht das inzwischen nichts mehr aus, aber es stimmt schon was Goldfinger schreibt: Besser selbst am Tresen aussuchen als bestellen (soweit dies denn möglich ist...). Ich habe ein Chambriard Compagnon und habe ein fehlerfreies Exemplar erwischt, trotz Bestellung (vielleicht geht auch nur zweite Wahl über den Rhein :))
Jedenfalls vielen Dank für die ausführliche Betrachtung, auch in Hinscht auf die Gesetzgebung in den Nachbarländern.
 
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