Chambriard Le Thiers Grand Cru

porcupine

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Hallo Freunde französischer Schneidwarenkultur,
hier mal wieder ein kleines Review: Das Le Thiers Grand Cru von Chambriard. Aus Thiers natürlich.

Zum Design
Laguiole habe ich schon einige. Ein zeitlos elegantes Messerdesign, längst ein Stück Messerkultur, und euch sicherlich wohlbekannt. Daneben gibt es ja eine ganze Reihe regionaler französischer Messer, deren ich auch schon ein paar meiner Sammlung zugefügt habe.
Die Messerschmiede und –macher von Thiers, der Klingenhauptstadt von Belle France, stellten irgendwann fest, dass sie Messer aus allen möglichen Regionen bauten, aber keins aus Thiers. So entstand das Le Thiers. Laut interner Satzung der Bruderschaft der Messermacher dürfen es nur ihre Mitglieder bauen. Das Design ist registriert, also dürfte wohl auch künftig nicht so ein Desaster wie mit dem Laguiole drohen.
Ich mag das Design. Es ist deutlich moderner als die Klassiker, kommt aber mindestens ebenso elegant daher. Habe auch bereits eins mit Carbongriffschalen in der Sammlung, da wird das Moderne noch deutlicher.

Dieses hier hat einen Griff aus Bruyére-Holz, Stahlbacken, und mit dem Korkenzieher heißt es eben Grand Cru, was soviel wie edler Tropfen bedeutet. Nun denn…hier erst mal Länge, Breite, Höhe usw.:
Klingenlänge knapp 9 cm, offen 20,5 cm. Klingenstärke knapp 3 mm, kontinuierlich verjüngend, Flachschliff mit ganz schmaler Schneidfase. Gewicht 90 g, Preis 115 € bei Brandner‘s Homestyle.

Der Klingenstahl
Der schwedische 13C26 ist mir schon bekannt, habe ein Custom aus diesem Stahl und in manchen 3-Lagen-Konstruktionen der Nordländer kommt er wohl ebenfalls als Mittellage vor. Chambriard prägt „Acier Rasoire“ auf die Klinge. Sollte schnitthaltig und bei der nicht zu dicken Klinge hoffentlich auch bruchfest genug sein. Ich werde damit aber eh nichts hebeln. Das ist ein Feiertags-/Feierabend-Genussmesser.

Der Griff
Er ist elegant geformt mit markanten Ecken vorn und hinten. Hinten können die tatsächlich ein bisschen im Handballen stören, ist aber ganz undramatisch. Die schöne Linie macht das mehr als wett.
(Es gibt dieses Messer bei Chambriard in einer Kompaktversion, als Companion ohne Korkenzieher, als Grand Cru mit Korkenzieherr, und in einer deutlich fetteren Lockback –Outdoor - Version namens Trappeur mit und ohne Korkenzieher. Das Ganze mit unterschiedlichen Holz- und Horn-Beschalungen sowie – selten – Carbon. Beachtenswert ist, dass die Carbonbeschalungen nur einen minimalen Aufpreis kosten, im unterschied zu anderen französischen Herstellern)

Das Holz
Bruyére ist die Wurzelknolle der Baumheide. Wächst in südlichen Ländern, wird bis 6 m hoch, die Knollen haben bis zu Fußballgröße. Sie werden ausgebuddelt, stundenlang gekocht, getrocknet und vorzugsweise zu Pfeifenköpfen und Messergriffen verarbeitet. Ich kannte es bisher tatsächlich nur von Tabakspfeifen.
Das Holz duftet, und zwar, wie soll ich‘s beschreiben … leicht herb-seifig. Männlich, sag ich mal. Nicht ganz so locker-angenehm wie Wacholder, und auch schwächer.
Die Maserung ist nicht stark ausgeprägt; Bruyére hat eher eine leicht flockig-unregelmäßige Tönung, und zwar in einem wunderbaren Cognac-Farbton.

Das Finish
Im Prinzip gibt’s nichts zu meckern. Keine scharfen Grate, alles sauber und angenehm. Mit etwas bösem Willen kann man winzigste Ungenauigkeiten erkennen wie z.B. einen kleinen Spalt hinten zwischen Platine und Ressort. Und beim langsamen Öffnen spürt man kurz ein ganz leichtes Schaben, ehe es glatt und seidig weitergeht.
Zum Kontrast: mein Händler hatte am gleichen Tag, als ich es erwarb, dasselbe Modell in gleicher Ausstattung zum gleichen Preis von Le Fidele zur Ansicht da. Das ist um Längen schlechter verarbeitet: Dicker, ungleichmäßiger Klingenschliff, deutliche Spalte, ein schier nicht aufzukriegender Korkenzieher und eine viel zu schwache Klingenfeder.
Das Filework auf Feder und dem Fuß des Korkenziehers ist sehr schön handgemacht. Die Feder ist vorn zu einem kleinen Rechteck verbreitert und trägt eingeprägtes T für Thiers.

Funktion
Die Feder hat genau die richtige Spannung, die Klinge klappt leicht aus und wird sehr fest gehalten – man muss keine Bange vor versehentlichem Einklappen haben. Einen Half-Stop gibt es nicht, aber im halboffenen Bereich läuft die Klinge neutral ohne Zug in irgendeine Richtung. Man kann also seine Finger in Sicherheit bringen. Erst wenn die klinge auf rund 35° geschlossen ist, wird sie in den Klingenschacht gezogen.
Der 5fach gewendelte Korkenzierher läßt sich gut öffnen und wird anständig festgehalten. Er passt sich gut der gekrümmten Form des Messerrückens an und ist einseitig angebracht, was der Linie sehr zugute kommt.

Ein schwarzes Lederstecketui als Hosentaschenschoner wird zum Messer mitgeliefert.
 

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Herrlich..eines der wenigen Messer mit Korkenzieher und Backen
das mir wirklich wirklich gefällt....einfach ein schönes Messer.
Danke für`s vorstellen.

Gruß
Tino
 
Ein sehr schöner Franzose, gefällt mir ausgesprochen gut.
Ein alltagstauglicher Begleiter.

Danke fürs zeigen.

Gruß
Iron
 
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