Hm, ich hatte nicht den Eindruck, hier irgendetwas nicht gesagt oder beantwortet zu haben. Aber gut, ich versuch das mal zu kramen.
Bisher ist mir immer noch nicht klar, ob es sich um 1.1221 oder 1.1740 handelt. Die Aussage zum 1.1221 kam von Koraat während in Deinem Startbericht sowohl von C60 als auch von CK60 die Rede ist.
Wie auch immer, für beide Stähle wird an mehr als einer Literaturstelle sowohl die Möglichkeit der Wasserhärtung als auch die der Ölhärtung genannt. Allerdings sind alle Härtediagramme für beide Stähle, die ich gefunden habe und die Härtewerte ausweisen, immer mit dem Hinweis "Wasser" oder "Wasserhärtung" ausgewiesen. Das macht auch Sinn, denn der Stahl wird vornehmlich in dickeren Abmessungen im Maschinenbau eingesetzt und die bekommt man mit Öl überhaupt nicht gehärtet. Uns allerdings hilft das nicht weiter weil wir ja mit recht dünnen Abmessungen arbeiten. Dazu finden sich aber keine Daten.
Ergo können wir nur auf die Erfahrung von Leuten zurückgreifen, die mit diesen oder ähnlichen Materialien gearbeitet haben. Und ich denke, dass an dem Punkt Deine Frage ansetzt. Du willst wissen, ob ich mit den Stählen gearbeitet habe, was ich daraus gemacht habe und welche Resultate das gezeitigt hat.
Aufgrund des "schlechten" Einflusses

solcher Leute wie Ulrich Gerfin, Roman Landes und ein paar Anderen hab ich vor Jahren zeitweilig ziemlich viel mit Stählen herumprobiert, Klingen oder Prüfstücke gemacht und die auf Härte geprüft und zerbrochen. Unter Anderem habe ich dabei auch Klingen aus C60 gefertigt. In Öl gehärtet und angelassen wurden die Klingen zwar schön zäh und feinkörnig, aber weder so hart noch so schnitthaltig wie ich es für ein vernünftiges Gebrauchsmesser erwartet habe. Zumindest in Puncto Härte hat dabei das Härten in Wasser Abhilfe geschaffen. Die Probleme mit der Rissgefahr kann man sehr leicht umgehen, indem man 1. warmes Wasser verwendet, 2. die oberflächenspannung reduziert und 3. bei Bedarf gebrochen härtet, also relativ warm in ein anderes Medium wechselt. Im Moment härte ich relativ viele Klingen aus meinem C145 und die härte ich alle so. Ein Riss ist dabei bisher nicht aufgetreten. Kurz, in Sachen Wasserhärtung bin ich etwas anderer Meinung als Ulrich, aber darin sehe ich weder Widerspruch noch ein Problem.
Bleiben Deine Fragen zur Geometrie und zu den Testmethoden. Meine Klingen werden quasi ausnahmslos flach-konvex geschliffen. Ich bringe also erst mal einen Flachschliff an, den ich am freien Band konvex fertig schleife. Wie stark dabei konvex geschliffen wird hängt weitgehend vom Einsatzzweck des Messers ab. Bei einem Haumesser lasse ich recht viel Material hinter der Schneide stehen, bei einem Küchenmesser wird lediglich beim Schärfen ein fließender Übergang zur Schneide geschaffen.
Schneidetests mache ich normalerweise mit Sisalseil (15 mm, quer zu schneiden), Buchen- oder Eichenholz für's Schnitzen und Nadelholz für's Hacken sowie 20 x 3 mm Flacheisen S235 im Schraubstock hochkant für die groben Hacktests. Dazu kommen Versuche in "freier Wildbahn", also vornehmlich in Küche und/oder Garten je nach Messer. Auch an befreundete Jäger habe ich immer wieder Messer abgegeben um die zu testen. Biegetests gibt's natürlich auch. Bei so großen Teilen wie Deinem geht das eben genau so, also Schraubstock, Rohr über'n Griff und zerren.
Für das Testen der Härte wird eine übliche Prüfmaschine für Härte Rockwell C verwendet. Des weiteren kann ich auch flächig die Vickers-Härte von Werkstücken prüfen lassen. Bei Bedarf stehen aber auch noch andere Testverfahren zur Verfügung.
Woran ich mich nun in Sachen C60 konkret erinnere, ist schon einige Jahre her, sind zwei kleine Jagdmesser mit ca. 10 cm Klingenlänge und Geometrie zum Schneiden und ein großes Haumesser, das relativ ballig geschliffen war. Die Jagdmesser waren jeweils eines in Öl gehärtet und eines in Wasser. Das in Wasser gehärtete war in Sachen Schnitthaltigkeit nicht doll. Das in Öl gehärtete war noch merklich schlechter. Das Haumesser war in Öl gehärtet, hatte eine Klinge von 250 x 45 mm, war nicht kaputt zu bekommen, auch bei mehrfachen Biege- und Zurückbiegeübungen hielt die (selektiv gehärtete) Klinge. Allerdings war die Klinge auch nach dem zweimaligen Durchhacken eines 10 x 5 cm Kiefernbalkens stumpf. Selbst meine Klingen aus 51CrV4 schlugen sich da deutlich besser und rasierten noch problemlos nach einer solchen Übung.